19.3.2001

 

Nachdenken - über eine Neubewertung von Arbeit und Meditation

Was ist das Bedeutungsvollste, was sich täglich, über alle Zeiten hinweg wiederholt und zwar allen Personen gegenüber? Warum kennt und macht dieses eine Geschehen, das hier angesprochen wird, keine Unterschiede? Warum ist es von keinen Bedingungen abhängig, weder von Geburt und Tod des Körpers, noch von einem psychischen oder mentalen Zustand des Betreffenden? Und warum bleibt dieses Aussergewöhnlichste, was es gibt, weshalb es nur gegenüber der Person wirksam ist, frei einer jeglichen Bewertung? Warum aber wird es erst verstehbar, wenn die Begegnung mit dem wirklichen, dem todlosen Menschen stattfindet? Was aber ist das Besondere an einer solchen Begegnung? Sie hat zur Folge, dass das Fehlende in der Geschichte der Menschheit, weil sie durch die sterbliche Person, nicht aber durch den Menschen geschrieben wird, auf das hingewiesen zu werden, was durch die Meditation angestrebt wird, jedoch ein durchgreifender Erfolg immer noch ausbleibt.

Warum nimmt Swami Omkarananda folgende Klarstellung in bezug auf die Meditation vor? Er sagt - es wird weltweit meditiert, ohne zu wissen, was Meditation in Wahrheit und Wirklichkeit ist. Warum habe ich bereits bei einer solchen Information eine weitere, die Swami Omkarananda entstammt zu berücksichtigen, die lautet - solange die Person die Urbedeutung ihrer gebrauchten Worte nicht kennt, weiss sie nicht, von was sie spricht? Deshalb die Frage - kann ein Wort, das durch das Verhalten wirksam zu werden hat, seine Aufgabe erfüllen, ohne seine Urbedeutung zu kennen? Heisst dies, dass erst jetzt durch die Anwesenheit Swami Omkaranandas, das Übel an der Wurzel angefasst wird, begonnen beim bedeutungsvollsten Wort, beim Wort Mensch?

Eingangs nahm ich nur auf die Person Bezug, deshalb auch die Frage - in was unterscheidet sich die Person vom Menschen? Eine solche Frage und die von ihr erwartete Antwort wird erst dann zu einer Notwendigkeit, wenn, wie bereits erwähnt, die Begegnung mit dem todlosen Menschen, ausgehend von der sterblichen Person eine solche Unterscheidung sinnvoll erscheinen lässt. Was also kann durch die Anerkennung der Todlosigkeit und der Sterblichkeit bestimmt werden? Die Antwort lautet - alles Gewordene und Geborene, einfach alles, was in dem, zuvor als das Bedeutungsvollste erwähnte wirksam wird und zwar die Bewusstmachung alles Erfahrbaren, was die Trennung von Schlaf und Wachsein verursacht, erlaubt die Darstellung der Todlosigkeit des Menschen und nicht nur die Sterblichkeit der Person, sondern ebenso das Vergängliche ihrer Individualität.

Person ist, wer in dem Moment, wo ihm bewusst gemacht wird, dass es ihn gibt, sich mit dem Erlebten identifiziert, was durch ihn die Bedeutung des Erwachens erhält. Im selben Moment ist die Todlosigkeit des Menschen verlassen und die Sterblichkeit der Person betreten. Obwohl es das Einfachste ist, was sich beweisen und deshalb nie widerlegen lässt, ist es für die Person das Schwerste, diesen Wechsel vom Schlaf ins Wachsein, diesen Wechsel vom Nichtwissen, dass man ist, ins Wissen, dass man existiert und nun durch das Erwachen den Beweis zu akzeptieren, zuvor erfahrungsfrei Existentsein zu sein und in diesem Existentsein seine eigene Todlosigkeit zu entdecken.

Was bleibt von jeder Person, wenn ihr durch den Entzug der Bewusstmachung des Erfahrbaren, in der Bedeutung des Wachseins, keine andere Möglichkeit mehr übrig bleibt, ohne irgend ein Dazutun, dorthin zurückzukehren, wo diese Wechselwirkungen von Erwachen und Einschlafen ihre Bestätigung finden, ohne je ein Anfangnehmen bestimmen zu können? Nicht die Geburt des Körpers oder die Bezugnahme auf die Mentalität der Person gestatten, auf ein Anfangnehmen der Bewusstmachung, dass man existiert, Bezug zu nehmen. Was daraus resultiert verursacht alles Wissen und vereint alles, was sich erwähnen, was sich in Worte fassen lässt, einbezogen die zahllosen Welten die es, analog zur physikalischen Erfahrungs-Unendlichkeit gibt.

Warum braucht es die tägliche Rückführung dorthin, wo man zuvor bereits existent sein musste, wo ein erfahrungsfreies Existentsein die Bestätigung erhält, dem sich weder ein Anfang noch ein Ende zugestehen lässt? Warum diese Wechselwirkungen, ohne sie selbst zu verursachen? Wer oder was ist es, das über die Person verfügt und ihr solange das Ergebnis der Bedeutung des Wachseins, in Gegenüberstellung zum nichterfahrbaren Existentsein vor Augen führt, ohne das die Person nicht existieren kann, weshalb sie ohne Schlaf sehr rasch ihrer Konzentrationsfähigkeit verlustig ginge?

Warum bringe ich die Anwesenheit der Person nur mit den erwähnten Wechselwirkungen in Verbindung? Der Grund ist folgender - durch die Erziehung wird der Person verstehbar gemacht, aus Leib, Seele und Geist geworden zu sein. Durch die Erforschung des Körpers, was fälschlicherweise als Menschforschung ausgegeben wird, braucht es weitere erfahrbare Eigenschaften des Menschen, deren Ursachen sich ergründen lassen. Aufgrund davon wurde aus der göttlichen Seele die Psyche, und aus dem Geist Gottes die gedanklich fundierte Mentalität. Und in dem Moment, wo die Person infolge der Bewusstmachung des Erfahrbaren das Wachsein betritt, ist sie von dem, was der Bewusstmachung entstammt, so beeindruckt, dass sie von diesem Augenblick an völlig vergisst, erst erfahrungsfrei existent zu sein, anstatt die täglich stattfindende Bestätigung eines erfahrungsfreien Existentsein unter Beweis zu stellen, um von einer solchen Einflussnahme unberührt zu bleiben, ohne auch nur einmal darauf zu reagieren.

Was also ist jede Person, bevor sie zu einem Individuum wird, das durch sie selbst erlebt und bewertet wird, jedoch nur während der Zeit des Wachseins, unter dem Einfluss der daraus entstehenden Folgen, gebunden an das, was daraus in Form von Freude und Leid, von Wohlergehen, von Not und Elend resultiert? Es ist Swami Omkarananda der der Person zu verstehen gibt, dass ihr Erdendasein aus viel Kummer und Sorgen, aus Not und Schmerz besteht, vermischt mit ein wenig Freude. Dass dem so ist, wird durch die Frage immer wieder bestätigt - ist das Erdenleben, ist das Dasein überhaupt noch erstrebenswert? Ist das, was sich aus der Geburt ergibt noch lebenswert?

Es braucht die zuvor erwähnte Standortbestimmung, um zu begreifen, warum eine solch grundlegende Veränderung notwendig wird, die aber erst in der Wirkung vorgelebt werden muss, um sie verstehen zu können. Wenn deshalb Swami Omkarananda eine Gleichstellung von Arbeit und Meditation vornimmt, dann wird die Urbedeutung jeglicher Aktivität ins richtige Licht gerückt, was notwendig ist, um jeder Person die Gelegenheit zu geben, ihre Daseinsaufgaben ohne jegliche Bewertung zu erfüllen. Es wäre ungerecht, wenn die einen die Möglichkeit hätten, ihr Dasein so zu gestalten, dass darin die Disziplinen der Meditation zum Mittelpunkt des Lebens würden und die anderen müssten womöglich die Verpflichtung übernehmen, um eine solche Gestaltung des Alltags aufrecht erhalten zu können.

Der physische Körper stellt seine Anforderungen. Er muss mit allem versorgt werden, was er braucht. Weil nun auf dem Planeten Erde ein Entlohnungsprinzip, wider das Gesetz, geschaffen wurde, das zur Ursache der grössten Ungerechtigkeiten führt, so muss das, was jeder Körper braucht, anstatt selbst erarbeitet, gegen Entgeld erworben werden. Ohne Fleiss, kein Preis - sagt der Volksmund. Ob aber Fleiss und Preis durch das Arbeiten, in Abhängigkeit einer Entlohnung stattfindet, ob das, was jedes Geschöpf der Person vorlebt, wieder Vorbildfunktion erhält, indem auch die Person ihren eigentlichen Auftrag von der derselben Instanz erhält, was durch alle und alles die Bestätigung findet, weshalb überall dort, wo die Person keinen Zugang hat oder nicht eingreift, die göttliche Perfektion noch verstehbar ist, der Wechsel, hin zur Rückkehr ins göttliche Gesetz, durch die Hingabe des Religiösen angestrebt oder ergänzt durch meditative Betrachtungen, kann und wird erst dann von Erfolg gekrönt sein, wenn zwischen Arbeit und Meditation nicht mehr unterschieden wird.

Jedes Geschöpf, einbezogen die Person hat ihren täglichen Pflichtenkreis, um unter dem Druck der Umstände auf dem Planeten Erde überleben zu können. Weil nun der Person ihr Dasein bewusst gemacht wird und sie auf diese Art ihr Dasein und somit ihre Handlungen durch das Denken vorbereiten und deshalb selbst gestalten kann, so sollte sie begreifen, dass ihr Leben erst dann wieder die Bestätigung einer Wirklichkeit ist, die als Gott oder als Gesetz verstehbar zu machen gesucht wird, wenn alles durch die Gottbezugnahme ausgeführt wird. Dies verdeutlicht, warum erst dann wieder göttliche Harmonie für alle und alles wirksam ist und bleibt, wenn vom Erwachen, bis zum Einschlafen, abgestimmt auf die Möglichkeiten einer jeden Person, das ganze Tun in göttlicher Harmonie stattfindet. Das Ergebnis ist dann der angestrebte, göttliche Friede, was zu verstehen gibt, warum alle Friedensverträge wirkungslos bleiben werden.

Solange die Person vom Erwachen bis zum Einschlafen nicht in Harmonie, nicht in Frieden mit allem, was sie zu vollbringen hat ist und bleibt, fehlt exakt das, was Swami Omkarananda jetzt der Menschheit anbietet und vorlebt. Sein Verhalten ist das Verhalten des todlosen Menschen. Und der todlose Mensch kann durch nichts berührt werden, was infolge der Bewusstmachung des Erfahrbaren stattfindet. Für die Person gibt es nur das Wachsein und das, was zuvor ist und hernach über alle Zeiten hinweg so sein und bleiben wird, missachtet sie und zwar deshalb, weil sie die Urbedeutung des Wortes Schlaf nicht kennt, was Swami Omkarananda durch folgende Aussage verstehbar macht, die lautet - wenn die Person erwacht, dann springt sie, ohne sich Gedanken über das zu machen, was sie im traumlosen Tiefschlaf ist und bleibt, dorthin zurück, wo sie vor dem Einschlafen war. Und der Mensch?

Warum kann Swami Omkarananda von sich sagen - würde ich nur einmal die Ebene der Person betreten, dann gebe es für mich kein Zurück? Und die Ebene der Person besteht aus dem Wachsein und das Wachsein hat nur eine einzige Funktion die darin besteht, das unter Beweis zu stellen und im Verhalten bewusst zu offenbaren, was zuvor ist und hernach über alle Zeiten hinweg unverändert so sein und bleiben wird. Statt nun das Wachsein so zu gestalten, dass alles in der Bestätigung von dem verbleibt, was alles Gewordene und Geborene in Wirklichkeit ist, nämlich - göttliches Bewusstsein, statt nun durch das Erwachen in dieses göttliche Bewusstsein, statt ins Körperbewusstsein, die Bestätigung von dem zu erbringen, was Swami Omkarananda durch die wenigen Worte erwähnt - alles ist Bewusstsein, alles ist Gott - schafft sich die Person eine individuelle Selbst-, Welt- und Gottdarstellung und unterschiebt ein solch begrenztes Werk, das voller Ungerechtigkeiten, voller Unvollkommenheiten ist, dem zeitlos allgegenwärtigen Gott, weshalb das Göttliche, das in allem das Wirkliche ist, durch das Begrenzte der Person überdeckt wird.

Was also würde sich auf dem Planeten Erde verändern, wenn die Person, vom Moment das Erwachens an, in der Bestätigung von dem verbleiben könnte, was sie zuvor, in der Bedeutung des göttlichen Bewusstsein ist? Das Ergebnis davon wäre, dass auf dem Planeten Erde der göttliche Friede, durch die Person wieder bestätigt würde, ein Friede, der sich nicht erschaffen lässt, der zu allen Zeiten überall anwesend ist, doch von der Person nie begriffen wird, weil sie ihre Vorstellungen, ihre Wortschöpfungen, abgestimmt auf die, durch die Bewusstmachung erlebte materielle Welt bewertet und einstuft, was gegen das göttliche Gesetz verstösst, das Swami Omkarananda durch die wenigen Worte verstehbar macht - alles ist Bewusstsein, alles ist Gott.

Wer erahnt jetzt, warum Swami Omkarananda zurecht sagt - es wird weltweit meditiert, ohne zu wissen, was Meditation in Wirklichkeit und Wahrheit ist. Ein solches Verstehen gibt es erst dann, wenn alles in derselben Einstellung ausgeführt wird, wenn zwischen Meditation und Arbeit nicht mehr unterschieden wird und ebensowenig zwischen dem traumlosen Tiefschlaf und dem Wachsein, was Swami Omkarananda durch folgende Gleichstellung nicht nur verstehbar macht, sondern sein Verhalten darauf abstimmt. Es geht um die Aussage - Existenz und Tiefschlaf sind dieselbe, erfahrungsfreie Wirklichkeit - was es ihm jetzt erlaubt, sein Verhalten durch die Worte verstehbar zu machen - ich unterscheide zwischen Tiefschlaf und Wachsein nicht.

Die Auswertung der elementaren Aussagen Swami Omkaranandas, durch die er seine Anwesenheit durch die Worte erwähnt - ich nehme keinen Raum ein - belässt er im Wachsein alles im göttlichen Bewusstsein, weshalb auf ihn nie etwas Einfluss gewinnen kann, was er durch folgende Worte bestätigt - man kann mich lebendigen Leibes begraben oder gar einmauern, ohne mich zu berühren, ohne über mich Macht zu gewinnen, ohne mich töten zu können. Würde nicht jede Person ein solches Unberührtbleiben gegenüber allem, was um sie herum geschieht, täglich im traumlosen Tiefschlaf unter Beweis stellen, dann könnte alles, was hier zur Sprache kommt widerlegt werden. Um eine solch gelebte Unwissenheit, Mithilfe entsprechender Disziplinen zu überwinden, macht Swami Omkarananda den geistig Strebenden auf folgende Bedingung aufmerksam - erwache hier und jetzt in das göttliche Bewusstsein und die Welt bestätigt sich als das, was sie immer war und sein wird, eine blosse Traumerfahrung. Dies verdeutlicht, warum jede Unterbrechung des erfahrungsfreien Existentsein nie eine andere Bedeutung erhalten wird und kann, als eine Traumerfahrung zu sein.

Um ein solch gesetzwidriges Verhalten wie es von der Person praktiziert wird, zu beenden, verweist Swami Omkarananda auf die Entpersonifizierung und um sie zu erreichen ist es Bedingung, zwischen Arbeit und Meditation nicht mehr zu unterscheiden.