22.6.2000 Vortrag Winterthur geh. 24.6.2000

 

Nachdenken - über das Zeitlose in der Zeit

 

Was ist Zeit? Welche Aufgabe erfüllt sie, um ihr einen Wert, eine Bedeutung und daher eine Berechtigung in ihrer Einflussnahme auf die Person zu geben? Warum bringe ich die Zeit, wie alles Gewordene und Geborene nur mit der Person in Verbindung und schliesse den Menschen aus? Es bleibt übersehen, dass die Welt des Menschen erst durch die Anwesenheit Swami Omkaranandas verstehbar wird und zwar durch die wenigen Worte, die seiner elementaren Aussage entstammen - alles ist Bewusstsein, alles ist Gott. Ohne sich auf die Begegnung mit dem todlosen Menschen berufen zu können, bleibt die, von der Person geschaffene Selbst-, Welt- und Gottdarstellung eine der Erfahrung entstammende und deshalb unantastbare Erscheinung. Doch dann, wenn die Begegnung mit dem todlosen Menschen ihre Wirkungen zeigt, ist diese, durch die Person nach allen Zeiten abgesicherte Welt zu einer blossen Seifenblase geworden. Warum aber ein solch vernichtendes Urteil gegenüber einer Welt, in welcher die Person ihre Eigenschaften voll entfalten kann, Eigenschaften die in ihrer höchsten und reinsten Form, das Religiöse pflegen um es durch das philosophische Denkprinzip verstehbar zu machen, und letztlich durch die wissenschaftlich praktizierte Körperbezugnahme in eine Situation zu geraten, die in allen Richtungen die gelebte Unwissenheit der Person mit ihren verheerenden Folgen in Erscheinung treten lässt, was den Ruf nach der absoluten Gerechtigkeit fordert, die Begegnung mit dem todlosen Menschen in die Wege zu leiten?

Was resultiert aus der Begegnung mit dem todlosen Menschen, die dort stattfindet, wo die Bestätigung erfolgt, dass alles und warum alles erfahrungsfreies, gestaltloses und im weiteren raum- und zeitloses Bewusstsein ist, ein Bewusstsein, das durch den Menschen in allem bestätigt wird, weshalb erst jetzt die Unterscheidung von Mensch und Person nicht mehr vermieden werden kann? Die erwähnte Begegnung mit dem wirklichen, dem todlosen Menschen, also mit dem Menschen, der von sich sagt - wenn ich nur einmal die Ebene der Person betreten würde, dann gebe es für mich kein Zurück - verlangt nach entsprechenden Aufklärungen. Und warum wohl? Zuvor wurde bereits erwähnt, dass die Welt der Person unter dem Einfluss der drei, im Verhalten sich Ausdruck verschaffenden Eigenschaften steht, wie sie auf dem Planeten Erde nachweisbar sind, indem das Verhalten religiös, philosophisch und wissenschaftlich ist. Beweisbar in Erscheinungsformen, die sich nirgend überschneiden, weil die eine erst dann verlassen ist, wenn die Ursache der Bezugnahme nichts mehr vom zuvor Erlebten nachweisen kann. Am besten lässt sich dieser Wechsel von der wissenschaftlich fundierten Welt, hin zur philosophischen bestimmen, indem es für den Wissenschafter nur Materie gibt, doch dieser Begriff in der Sprache des wirklichen Philosophen nicht zu finden ist, weil für ihn alles aus Gedanken besteht. Und die Welt des Religiösen belässt alles in einer Hingabe, die sich von allem freihält, was eine Ablenkung von der Ausrichtung auf die anerkannte Gottvorstellung verursachen könnte. Was aber allen drei Bemühungen wesenseigen ist, lässt sich erst durch das Gesetzmässige von Ursache und Wirkung bestimmen, indem die Wirkung immer als Objekt vor der Ursache erscheint. Und als letztendliche Ursache innerhalb dieses Vorgehens kommt nie etwas anderes in Frage als die Person, denn ihr gegenüber, d.h. in Front von ihr erscheint alles als Objekt, als Gegenstand, als Bild, was sie im Moment, wo sie aus dem traumlosen Tiefschlaf in die Erfahrungswelt geholt wird und zwar infolge der Bewusstmachung des Erfahrbaren, unter dem Einfluss dieses Wechsels - durch die Person selbst alles geschaffen wird, was durch die Geschichte der Menschheit, die als Erkenntniswerk der sterblichen Person zu werten ist, entstammt.

Die Suche nach der Ursache der Zeit, die Suche nach der Bedeutung des Raumes, die Suche nach der Ursache der Welt endet immer dort, wenn sie durch das Gesetzmässige von Ursache und Wirkung vorgenommen wird, wo der beweisbare Anfang ist. Und diesen beweisbaren Anfang entdecke ich erst dann, wenn die Begegnung mit dem todlosen Menschen dort stattfindet, wo er zeitlos, gestalt- und formlos anwesend ist, erwähnt durch die Hl. Schrift, die dem Menschen zugesteht - Ebenbild Gottes zu sein - weil sich auf diesen Menschen nie etwas von dem übertragen lässt, was der Welt der Person entstammt, weshalb sich die Aussage Swami Omkarananda bestätigt, indem er diese Ebene der Person, festgeschrieben in der Zeit des Wachseins, nie betritt.

 
Wie ist es möglich, dass jemand, dessen Anwesenheit sich oberflächlich betrachtet, nicht von den Anderen unterscheiden lässt, folgendes über sich sagen kann - ich nehme keinen Raum ein - um den Beweis zu erbringen, nie die Ebene der Person, nie das Vergängliche einer Welt betreten zu haben, wie sie durch die Geschichte der Menschheit ausgewiesen ist? Besteht die Möglichkeit, eine solche, erfahrungsfrei und deshalb gestaltlos ausgewiesene Darstellung des Menschen nachzuvollziehen? Wäre das Wirkliche der Person nicht das, was der todlose Mensch über sich aussagt, würde die Person nicht ausgehend von dem, was der Mensch über sein erfahrungsfreies Existentsein verstehbar macht, das Wirkliche der Person bestätigen, von der aus sie die religiösen Eigenschaften, das philosophische Denken und das wissenschaftliche Arbeiten so perfekt beherrschen lernt, eins mit dem, was der Mensch ist, dann könnte doch die Person nie über ihre eigene Sterblichkeit, über ihre eigene Vergänglichkeit Erfahrungen sammeln. Verstehbar wird dies erst dann, wenn die Unterscheidung zwischen Mensch und Person der eigenen Bestätigung entstammt, die durch Swami Omkarananda durch die Worte angesprochen ist - der Gedanke, d.h. das Erleben kann überschritten und das Denken verlassen werden, ohne auf die Bestätigung, dass man ist, verzichten zu müssen. Hier wird jeder Person die Hand geboten, um Mithilfe der Entpersonifizierung diese Bedingungen zu erfüllen, denn es darf nie übersehen werden, dass die Ursache der Personifizierung das ist, was durch Swami Omkaranandas Anwesenheit erst verstehbar wird, weil er sich dem Einfluss von dem entzieht, was durch alle Personen im Moment, wo ihnen bewusst gemacht wird, dass es sie gibt, zur Anwendung gelangt. Sie alle betreten die Ebene des Wachseins, sie alle verlassen, wenn auch nur vorstellungsmässig möglich das, was sie in Wirklichkeit sind, sie alle lassen sich von den, ihnen bewusst gemachten Erfahrungen blenden und beginnen unter ihrem Einfluss, letztlich jeder auf sich gestellt, an einer Selbst-, Welt- und Gottvorstellung zu arbeiten. Und dies alles wird sicht- und verstehbar, wenn die Bestätigung von dem erfolgt, was jede Person in Wirklichkeit und Wahrheit, als der eine Mensch ist, der durch die Hl. Schrift, ohne Wenn und Aber, als Ebenbild Gottes erwähnt wird, als ein Ebenbild, dass erst durch die Begegnung mit dem todlosen Menschen die Bestätigung findet, weil sich bei diesem Menschen weder Gewordenes noch Geborenes finden lässt, was Bedingung ist, indem sich auf den zeitlos allgegenwärtigen Gott, auf die Bedeutung eines solchen Gesetzes nie etwas Vergängliches übertragen lässt, ansonsten es um eine Gott- oder Gesetzesvorstellung geht, denen sich eine Ursache zugestehen lässt. Wer erahnt jetzt, warum dann, wenn die letztendliche Ursache zur Sprache kommt, sie nur noch über die Bestätigung, nie aber über die Erfahrung erwähnt werden kann, was gegenüber dem traumlosen Tiefschlaf täglich geschieht, bewiesen durch jede Person, jedoch aufgrund des erfahrungsfreien Geschehens, durch sie nicht mehr in Worte fassbar ist?

Wie sich zeigt, geht es hier ebenso um die Unterscheidung zwischen der Sprache der Wahrheit und der Sprache der Person. Die Worte der Sprache der Wahrheit sind und bleiben erfahrungsfrei, weil sie alle im erfahrungsfreien Existentsein fundiert sind, weshalb sie nichts beinhalten was erst infolge des Wachseins, wie es nur durch die Person erlebt wird, entsteht. Und die Sprache der Person? Ihre Worte entstammen alle den Erfahrungen, die ihr im Wachsein zur Verfügung stehen, Erfahrungen, deren Ursache die körperlichen Sinne oder die mentale Wahrnehmung sind, weshalb eine Trennung zwischen dem materiellen Diesseits und dem mentalen Jenseits, unter dem Druck der Bewertung der gewordenen Erfahrungen und Wahrnehmungen unausweichlich ist. Diese Situation erwähnt Swami Omkarananda dann, wenn er vom geistig Strebenden fordert - erst die Urbedeutung der Worte kennen zu lernen, vorab dann, wenn es um den Menschen, um Gott und die Welt geht, um überhaupt zu wissen, von was gesprochen wird. Wie dies zu erreichen ist, ergibt sich aus der Unterscheidung zwischen dem, was dem Wachsein entstammt und dem, was vor dem Wachsein und unverändert nach dem Wachsein, über alle Zeiten hinweg so sein und so bleiben wird.

Wie stellt sich der Mensch der Person vor, um ihr die gelebte Unwissenheit verstehbar zu machen, die es nur im Wachsein gibt? Solange keine Klarheit herrscht und zwar über die beiden Extreme, die durch jede Person täglich durchlaufen werden, ohne sie aus der Gegenüberstellung heraus verstehen zu lernen, die Extreme Wachsein und Schlaf, indem ausgerechnet dort, wo die Unterscheidung Klarheit schaffen würde, darauf verzichtet wird und zwar nur deshalb, weil die Erfahrung durch die Bestätigung zu ersetzen ist, braucht es die Aussagen des Menschen, braucht es Informationen, die nur über die Sprache der Wahrheit erreichbar wird. Weil aber die Person die Worte der Sprache der Wahrheit sich ebenso angeeignet hat, jedoch in Abhängigkeit ihrer Erfahrungen, so täuscht sie dort ein Verstehen vor, wo es keines gibt.

 
Warum kann Swami Omkarananda seine Anwesenheit durch folgende Autobiographie durch die Worte erwähnen - ich nehme keinen Raum ein? Wer ist bereit, sich die Bedeutung der Sinneserfahrungen absprechen zu lassen, indem der Referent mit den Augen gesehen und den Ohren gehört wird, er aber nichts mit der Ursache solcher Erfahrungen zu tun haben will, weil er klar zu verstehen gibt, dass dies, was andere von ihm in Erfahrung bringen, lediglich die Hilfsmittel darstellen, die er benutzt, um mit der Person dort Kontakt aufnehmen zu können, wo sie sich befindet, ohne der Vorstellung zum Opfer zu fallen, wie dies durch die Person praktiziert wird und zwar nur deshalb, weil sie über zahllose Reinkarnierungen hinweg, stattgefunden in zahllosen Welten, dieses Erkenntnisprinzip so perfekt beherrscht, dass sie davon überzeugt ist, dies zu sein. Doch aus dieser Unwissenheit herauszufinden, obwohl täglich, wenn auch unbewusst der Beweis erbracht wird, dass dem so ist, was die Trennung von Mensch und Person verursacht, dann hellhörig und hellsichtig zu werden, wenn sich der todlose Mensch der Person zu erkennen gibt, indem eine weitere Aussage, in der Bedeutung einer Gleichstellung folgendes Ergebnis verstehbar macht, das lautet - Existenz und Tiefschlaf sind dieselbe, erfahrungsfreie Wirklichkeit - von der aus es Swami Omkarananda erst möglich wird, sein Verhalten durch die Worte zu erwähnen - ich unterscheide zwischen Tiefschlaf und Wachsein nicht - all diese elementaren Aussagen sich anzueignen, um durch sie sich dem Einfluss des erwähnten Erkenntnisprinzips wieder zu entziehen, d.h. es bewusst und richtig dort zu gebrauchen, wo es im Alltag eine Notwendigkeit ist, Schritt um Schritt den Nachvollzug ins Auge zu fassen, was eine Umschulung verursacht, die nicht erlernbar ist, weil es nicht mehr um das Übernehmen von Wissen geht, sich aber bewusst diesem Reifeprozess zu stellen, im Wissen, dass das Ergebnis nur verstehbar ist, wenn das akzeptiert wird, was jede Person täglich durchläuft nämlich - durch das Einschlafen die Welt, wie sie durch die Person im Wachsein als eine unantastbare Wirklichkeit eingestuft wird, rückstandslos in sich zurückzunehmen, im Wissen, dass nur das erfahrungsfreie Existentsein, das einzig und allein durch den Vergleich mit dem traumlosen Tiefschlaf verstehbar wird, sofern keine Verbindung mehr zur anerkannten Bedeutung des Schlafens hergestellt wird, verweist auf folgende Aussage Swami Omkaranandas die lautet - erst wenn die Person bewusst den traumlosen Tiefschlaf betritt ist sie göttliche Glückseligkeit, ohne das Verlangen, diese Glückseligkeit erleben zu wollen - was eine weitere Aufklärung verstehbar macht, die er gegenüber dem geistig Strebenden erwähnt - erwache hier und jetzt in das göttliche Bewusstsein und die Welt bestätigt sich als das, was sie immer war und sein wird - eine blosse Traumerfahrung.

Wer kann sich die Freiheit vorstellen, in die jede Person dann bewusst zurückgeholt wird, ob sie nun will oder nicht, wenn die Bewusstmachung des Erfahrbaren ihr entzogen wird, um dann, wenn sie im Wachsein ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht hat, solange dorthin zurückgeführt zu werden, bis ihr die Begegnung mit dem todlosen Menschen das Auge öffnet, das alles so sieht wie es ist? Die nicht zu widerlegenden Wechselwirkungen durch welche jeder Tag in die beiden Extreme, in das Wachsein und den traumlosen Tiefschlaf unterteilt wird, bleiben im materiellen Diesseits wie auch im mentalen Jenseits solange bestehen, bis die Person, durch die Begegnung mit dem todlosen Menschen möglich geworden, in der Entpersonifizierung die Möglichkeit sieht, wieder das im Wachsein bleiben zu dürfen, was sie im traumlosen Tiefschlaf ist nämlich - der Mensch, der durch die Hl. Schrift, frei alles Gewordenen und Geboren erwähnt ist, jedoch solange von all dem Wissen überdeckt bleibt, was durch die Geschichte zur Bedeutung von Leib, Seele und Geist oder gar Körper, Psyche und einer mentalen Individualität wurde, was zur Beschreibung der Person führt, die eine Werteskala aufweist, die von den primitivsten, körperbezogenen Handlungen reicht, bis hin zu den reinsten, göttlichen Persönlichkeiten, doch dies alles noch nicht genügt, den Menschen zu erwähnen, der seine Anwesenheit durch die Aussage verstehbar macht - ich unterscheide zwischen Tiefschlaf und Wachsein nicht - und durch diese wenigen Worte der Person jede Möglichkeit entzieht, aus ihm etwas Gewordenes, etwas Vergängliches zu machen.