28.1.2001

Nachdenken - über die geistige Aspiration

 

In was oder durch was unterscheidet sich die geistige Aspiration von der religiösen Hingabe, von den religiösen Bemühungen? Der Unterschied besteht darin, dass in der geistigen Aspiration die Hl. Schrift ihre Bestätigung findet, eine Schrift, die nicht durch das Wort überliefert werden kann, weil es um die Bestätigung der namenlosen Darstellung von Bild und Ebenbild geht. Es fehlen alle Möglichkeiten, etwas beim Namen zu nennen, um das Bild zu beschreiben, um so das Ebenbild zum Gegenüber des Bildes zu bestimmen. Die Bestätigung erhalte ich durch folgenden Hinweis Swami Omkaranandas der lautet - ich kann für die Umschreibung der göttlichen Wirklichkeit und Wahrheit, Millionen Bücher abfassen, ohne mit einer Beschreibung dieser Wirklichkeit begonnen haben. Warum dem so ist, entdeckte ich durch den Hinweis auf die Omkarananda-Upanishad. Über sie sagte Swami Omkarananda, dass es die einzige geistige Schrift ist, die weder Anfang noch Ende hat und zwar aus folgendem Grund - sie kann nicht in Worte gefasst, sie kann nicht erlebt werden, die einzige Möglichkeit ergibt sich aus dem Vergleich - Existenz und Tiefschlaf sind dieselbe, erfahrungsfreie Wirklichkeit, was besagt, dass diese Upanishad identisch mit dem erfahrungsfreien Existentsein ist, das erst jetzt durch die Anwesenheit Swami Omkaranandas, durch seine Aussage - ich unterscheide zwischen Tiefschlaf und Wachsein nicht - in erfahrungsfrei bleibenden Worten zur Sprache kommt.

Die Ursache der Religion ist durch die Einsicht der Person, aufgrund ihrer bewusst entdeckten Abkehr von der höchsten Wirklichkeit entstanden. Dies verdeutlicht, warum die Religion von Gott und Mensch redet, jedoch nicht mehr vom namenlosen Bild, bestätigt durch das Ebenbild, erst jetzt durch die Omkarananda-Upanishad fassbar geworden. Die Religion beruft sich auf göttliche Persönlichkeiten. Sie sind es, die die göttlichen Botschaften, aus dem mentalen Jenseits kommend, im Diesseits verstehbar zu machen suchten, was das Verlangen und die Hoffnung auf eine Wiederholung weckt.

Die geistige Wirklichkeit ist bestätigte, geistige Einheit. Wo nur eines ist, haben die Worte ihre Ursache die lauten - alles ist Bewusstsein, alles ist Gott. Diese Selbstbestätigung einer namenlosen Wirklichkeit, wie sie durch Swami Omkarananda, über die erwähnte Upanishad, in Verbindung mit dem erfahrungsfreien Existentsein in Worte zu fassen gesucht wird, verursacht eine Trennung zwischen der Sprache der Wahrheit, gesprochen durch den todlosen Menschen und der Erfahrungssprache der sterblichen Person. Bereits diese klare Trennung von Mensch und Person verdeutlicht, warum Swami Omkarananda von sich sagen kann - würde ich nur einmal die Ebene der Person betreten, dann gebe es für mich kein Zurück. Und warum wohl? Die Ebene der Person setzt sich aus der Faszination der Bewusstmachung des Erfahrbaren zusammen und konzentriert sich auf die Erfahrungshilfen, unterbricht aber, wenn auch nur vorstellungsmässig die Verbindung zu der Wirklichkeit, die Swami Omkarananda als das göttliche Bewusstsein verstehbar zu machen sucht. Aufgrund davon macht Swami Omkarananda den geistig Strebenden auf folgende Bedingung aufmerksam, wenn es um den Zutritt in das erfahrungsfrei bleibende Verstehen geht, das nur über die geistige Einheit erahnt werden kann. Die Aussage lautet - erwache hier und jetzt in das göttliche Bewusstsein und die Welt bestätigt sich als das, was sie immer war und sein wird, eine blosse Traumerfahrung.

Was sind Träume? Es geht, wie beim Erwachen, um die Bewusstmachung von Erfahrungen und deshalb um eine Unterbrechung des traumlosen Tiefschlafs. Weil jedoch durch die Bewusstmachung der verschiedenen, durchlaufenen Erfahrungen, Raum-Zeit-Dimensionen erlebt wurden, die nichts gemeinsames mit der momentan zur Verfügung Stehenden haben, von der aus der physische Körper zum dominierenden Faktor werden konnte, so sollte die Person begreifen, dass ihre Mentalität aus zahllosen Eindrücken, gespeichert in Form von Gedankenbildern sich formen konnte, gesammelt in zahllosen Reinkarnierungen, stattgefunden in zahllosen Welten. Und die im Moment, durch den Körper sich selbst geschaffene Welt, bleibt solange vorstellungsmässig die einzig wirkliche Welt, als das Erwachen die Rückkehr in den Gebrauch des geborenen, physischen Körpers möglich ist.

Welche Bedeutung hat nun das Erwachen ins Gottbewusstsein? Es geht um die Bestätigung, dieses eine, zeitlos allgegenwärtige Bewusstsein, nie verlassen zu können. Weil aber die Person ihr Wachsein nicht ausgehend von der Ursache versteht sondern sich auf die Wirkung beruft, die sich durch den Gebrauch des geborenen Körpers ergibt, so werden in der mentalen Individualität die Fähigkeiten und Bedürfnisse aktiviert, die sich in einer solchen Situation verwirklichen lassen. Wer dies begreift, macht vom Angebot Gebrauch, das die geistige Aspiration bietet, einem Angebot, das bereits bei allem Tun auf jegliche, individuelle Bewertung verzichtet, was Swami Omkarananda durch die Worte verstehbar macht - Arbeit ist Meditation und Meditation ist Arbeit - was besagt, dass alles Tun, vom Erwachen bis hin zum Einschlafen, abgestimmt auf die Möglichkeiten einer jeden Person, mit der richtigen, geistbezogenen Einstellung ausgeführt, das göttliche Ausgleichsgesetz verstehbar macht, weshalb eine weitere Aufforderung Swami Omkaranandas lautet und die Individualität der Person anspricht - arbeite wie ein Riese, denke wie ein Genie, lebe wie ein Heiliger - was auf die Individualität einer jeden Person Rücksicht nimmt.

Geistige Einheit hebt die mentale Vielheit auf. In der geistigen Einheit gibt es kein Erwachen, das die Trennung von dem Bewusstsein auslöst, das Swami Omkarananda durch die Worte anspricht - alles ist Bewusstsein, alles ist Gott. Es geht um Worte der Sprache der Wahrheit, die wohl von der Person auf ihre Wortvorstellung reduziert wird. Das Ergebnis aber ist, die Worte der Wahrheit verlieren ihre zeitlose, allgegenwärtige Kraft und Macht, was aufzeigt, warum die Erfahrungssprache der Person, gestützt auf Worte der Sprache der Wahrheit, wirkungslos bleibt. Daraus leitet sich auch die Bedeutung der Mantras ab. Die eigentliche Mantrawiederholung wäre spontan die Bestätigung des Erwachens ins Gottbewusstsein, was in der Wirkung das Verbleiben in der Bestätigung der Worte Swami Omkaranandas verursachen müsste die lauten - ich unterscheide zwischen Tiefschlaf und Wachsein nicht. Dies verdeutlicht, warum Swami Omkarananda jede Person, abgestimmt auf ihre Individualität erst darin bestätigt, um die notwendige Vertrauensbasis zu schaffen, die hin zur geistigen Einheit, hin zur Entpersonifizierung führt, weil hier kein Lehrer-Schüler-Prinzip die Verbindung zwischen Lehrer und Schüler mehr verursacht. Solange jedoch eine solche Trennung Bestand hat, bleiben die täglich sich wiederholenden Wechselwirkungen in Kraft, ohne ihre Bedeutung zu verstehen.

Die physische Anwesenheit Swami Omkaranandas war eine Notwendigkeit, um über die Nachahmung Einblick in etwas zu nehmen, das erst die Urbedeutung der Worte verstehbar macht, weshalb Swami Omkarananda sich zu folgender Aussage gezwungen sah - solange die Person die Urbedeutung ihrer gebrauchten Worte nicht kennt, weiss sie nicht, von was sie spricht, weshalb es erlernbares, wirkungsloses Wissen bleibt, das letztlich zur Belastung, nicht aber zur Befreiung wird. Daraus leitet sich ab, warum über die Erziehung, begonnen bei der Geburt mit der Nachahmung der Anwesenden, die Körperbezugnahme zum Mittelpunkt der Person wurde, jedoch aus der anerzogenen Vorstellung heraus, Mensch zu sein. Die Unterscheidung zwischen Mensch und Person bleibt solange bestehen, bis die Begegnung mit dem todlosen Menschen dort stattfindet, wo er immer ist und sein wird, in der geistigen Einheit. Solange die Person jedoch die tägliche Rückführung in ihr erfahrungsfreies Existentsein als Rückkehr in den Schlafzustand bewertet, weiss sie, wie zuvor durch Swami Omkarananda erwähnt, nicht, von was sie spricht.

Geistige Einheit hat nichts gemeinsames mit der mentalen Vielheit. Geistige Einheit ist erst erfahrungsfrei verstehbar, wenn die erwähnte Gleichstellung - Existenz und Tiefschlaf sind dieselbe, erfahrungsfreie Wirklichkeit - den Schleier der gelebten Unwissenheit vor dem Auge entfernt, das alles sieht, wie es ist. Und dieses Auge beendet die begonnene Trennung von Gott und Mensch. Die Bestätigung findet sich in der Aussage Swami Omkaranandas die folgenden Inhalt hat - der Gedanke, d.h. das Erleben kann überschritten und das Denken verlassen werden, ohne auf die Bestätigung, dass man ist, verzichten zu müssen. Was also wird bestätigt, ohne sich auf das Erleben und das Denken stützen zu müssen, was nur während der Zeit des Wachseins zur Verfügung steht?

Wer erahnt, warum die elementaren Aussagen Swami Omkaranandas die Hilfen der Zukunft sind, die die Person aus ihrer gelebten Unwissenheit herausführen, und die immer dann zur Verfügung stehen, wenn Unklarheiten alles in Frage stellen. Die Führung, die als das Gesetzmässige allem zugrunde liegt, um durch ihre Unfehlbarkeit darin das Gesetz am Werk zu sehen, die Rückführung in das Arbeiten mit den elementaren Aussagen Swami Omkaranandas, was nichts mehr mit dem, durch Vernunft und Verstand gelenkten Denken zu tun hat, das Freisein, das auf dem Weg der geistigen Aspiration zur Verfügung gestellt wird, macht Swami Omkarananda durch folgenden Hinweis verstehbar. Es geht um die Bedeutung der geistigen Aspiration, die erst dann ihre Bestätigung findet, wenn die allein erstrebenswerte Erfahrung, die Gotterfahrung den Beweis erbringt, dass jede Erfahrung Anfang und Ende hat. Nur das Anfanglose des erfahrungsfreien Existentsein, durch Swami Omkarananda als Weg der Entpersonifizierung erwähnt, lässt die Person das verstehen, was sie ist, bevor sie mit ihrer Personifizierung begonnen hat, an der sie täglich, ohne dies zu begreifen, arbeitet, bis sie entdeckt, dass alles, was sie ausführt, mit der richtigen Einstellung verwirklicht, ihr auf dem Weg der geistigen Aspiration dienlich ist, was besagt, dass es hier keine Zugehörigkeit zu irgend etwas Gewordenem mehr gibt.

Was wird der Person täglich, durch die Rückführung in den traumlosen Tiefschlaf bewiesen? Es geht um die Bestätigung des erfahrungsfreien Existentsein, das dann im Wachsein bestehen bleibt, wenn das Erwachen ins Körperbewusstsein, durch das Erwachen ins Gottbewusstsein abgelöst wird. Der Person stehen alle Möglichkeiten zur Verfügung. Die täglichen Wechselwirkungen beweisen ihr, dass alles, was sie zu erfüllen hat, sie täglich bereits auf sich nimmt, jedoch noch unbewusst, weshalb die allein in Frage kommende und Klarheit schaffende Wirkung noch ausbleibt.

Geistige Aspiration findet unter dem Einfluss der Wirkung des erfahrungsfreien Existentsein statt, einer Wirkung, die das Gegenteil von dem auslöst, was sonst der Fall ist. Es geht um die Wirkung, die alles in der Ursache belässt, was an den Platz der Schlafvorstellung das Wirkliche des erfahrungsfreien Existentsein treten lässt. Und wenn die Vorarbeiten gelingen, dann findet die Begegnung mit dem todlosen Menschen statt, der sich ausgehend vom erfahrungsfreien Existentsein der Person, aufgrund ihrer Bemühungen dann über die Selbstbestätigung zu erkennen gibt, wenn ihre Zeit gekommen ist.

Jede Person ist und bleibt ins göttliche Bewusstsein einbezogen, weil es nur davon ausgehend die Bewusstmachung, dass man ist, gibt. Und die Folgen der Bewusstmachung und aufgrund davon die Wirkung des Wissens, dass man ist, ermöglicht der Person, in Ausrichtung auf die Wirklichkeit ihre Handlungen auszuführen, was erst die wahre Bedeutung der Meditation wirksam werden lässt. Es geht um die Aussage Swami Omkaranandas die lautet - erst wenn die Person bewusst den traumlosen Tiefschlaf betritt, ist sie göttliche Glückseligkeit, ohne das Verlangen, diese Glückseligkeit erleben zu wollen. Dies verdeutlicht, warum die Gott zuerkannten Eigenschaften, aufgrund ihrer zeitlosen Allgegenwart nicht in Erfahrung gebracht werden können, ansonsten sie sich zu kraftlosen Gedankenbildern verändern.

Geistige Aspiration wird in ihrer zeitlosen Urbedeutung dann bestätigt, wenn die erwähnte Gleichstellung - Existenz und Tiefschlaf sind dieselbe, erfahrungsfreie Wirklichkeit - der Person das Auge öffnet, das alles so schauen lässt, wie es zeitlos ist, verstehbar durch die Worte Swami Omkaranandas - alles ist Bewusstsein, alles ist Gott.