3.10.93 abends

 

Für Buch - Mensch

Der Mensch ist - ob es die Wissenden, die Gelehrten wahrhaben wollen oder nicht - die Bestätigung seiner Ursache. Um aber Klarheit zu erhalten, um mit dem Gesetz etwas anfangen zu können, genügt es nicht mehr, den Menschen als Surrogat, als etwas, aus drei Ursachen Gewordenes darzustellen. Die Frage - was ist Mensch - verlangt nach einer Antwort, die zugleich den Beweis von dem erbringt, was sich durch den Menschen Ausdruck verschafft. Der Mensch ist erst dann erklärbar, wenn er als Ausdruckshilfe von einer Wirklichkeit anerkannt ist, die weiss, dass sie ist, weil das Phänomen, das den Menschen von allem Gewordenen unterscheidet, auch von seinem Körper und dessen Psyche und ebenso von seiner mentalen Individualität, sein Wissen über seine Anwesenheit, verursacht. Ursache und Wirkung als Ganzes erfasst, geben erst Einblick in das, was sich des Menschen, als Selbstbestätigung bedient. Der Mensch hat eine individuelle Aufgabe zu erfüllen, ob er darauf eingeht oder nicht. Er ist so festgelegt, dass es keine Kraft oder Macht gibt, die am Bild des Menschen je etwas ändern könnte. Dies verdeutlicht, warum wohl die Erfahrungs- und Ausdruckshilfen, von denen der Mensch Gebrauch macht, einer Entwicklung unterliegen, ebenso die Handhabung durch ihn selbst. Wer aber damit arbeitet, die Wirklichkeit, die sich auf diesem Weg bestätigt, nie zum Objekt der Erfahrung wird. Was der Mensch in Wahrheit ist, kann nicht getrennt von ihm erwähnt werden, weshalb es keine Selbstbeobachtung gibt. Wer von Selbstbeobachtung oder Selbsterkenntnis spricht, verwechselt sein eigenes, sein erfahrungsfreies Existentsein mit dem, was ihm als Hilfsmittel, als Prinzip zur Verfügung steht. Dieses Prinzip wird hier als Person angesprochen. Diese Person kann auf drei Ursachen zurückgeführt werden, weil es drei Erkenntnisbereiche gibt, durch die der Mensch seine Aktivitäten ausführt. Deshalb ist von Wissenschaft, Philosophie und Religion die Rede und zwar in Abhängigkeit der Bezugnahme auf den Körper, auf das Denken und eine unlösbare Rückbinung an einen, getrennt vom Menschen bejahten Gott.

Karl Friedrich Gauss