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 Lukas
 

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Lukas, die Never Ending Story...

Es war einer der Spätsommertage im August.Die Sonne meinte es gut mit den Sonnenhungrigen und tauchte die Landschaft in ein warmes, nachmittägliches Licht.Die Bäume, die die Wiese am See im Auwald umgaben, warfen schon lange Schatten und die Wolkenwattebäusche am blauen Himmel erschienen schon nicht mehr ganz so weiß. Vielleicht bald, würden sie zu schweren, dunklen Regenwolken des Herbstes werden.Kein Vogel war zu hören, sie hatten wohl zu tun, den fast flügge gewordenen Nachwuchs zu versorgen und keine Lust zum Singen. Nur ein paar Libellen mit in der warmen Sonne schimmernden Körpern und Flügeln schwebten über die die Wiese.

Lukas Wolf hatte sein Fahrrad und die Badesachen genommen, um nochmal einen seiner Lieblingsplätze zu genießen.Auf dem Weg hierher, hatte er, hohe, wunderschön blühende Disteln gesehen und die wilden Heckenrosen verströmten einen betörenden Duft. Die duftenden Blüten lockten die "Gesellen des Sommers" an, die Schmetterlinge. Mit ihren bunten Flügeln strichen sie im Fluge sanft über die Blüten, als wollten sie die Rosen verführen, noch mehr süßen Nektar herzugeben.Eine Weile war er stehengeblieben, um sie zu betrachten.

Er hatte in der Stadt endlich eine Stelle gefunden, dorthin wollte er, in der nächsten Woche umziehen. Dann würde er das alles wohl eine ganze Weile nicht sehen. Bei der neuen Wohnung war auch ein kleiner Garten dabei, für ein paar Blumen. Aber der weite Blick über das Tal , das kleine Dorf, seine Kirche, die Bauernhöfe und auf die Weinberge auf der anderen Seite des Flusses würden ihm sicher fehlen. Wiederum freute er sich auf das ungezwungenere Leben in der Stadt, in der immer etwas los war. Hier auf dem Dorf konnte man eigentlich nichts tun, ohne das es am nächsten Tag gleich das ganze Dorf wußte.

Von fern war Hundegebell zu hören. Die Kinder hatten noch Schulferien und waren wohl im nahen Freibad oder mit in den Weinbergen, wo es bald viel Arbeit mit der Lese geben würde.Der Sommer war schön und das versprach eine gut Ernte und einen guten Wein zu geben.

Lukas hatte eine Decke ausgebreitet, sich daraufgelegt ,ließ sich die Sonne auf den braunen Bauch scheinen und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Seit er regelmäßig Sport trieb, zeichnete sich immer stärker ein Sixpack darauf ab, dafür erntete er oft anerkennende Blicke. Was ihn freute, aber wirklich wichtig war es ihm nicht. Er wollte sich erst eine Lebensgrundlage aufbauen und genoss sein Singleleben.

Eigentlich hätte er gern gewollt, daß sein bester Freund mit an den See kommt. Aber der hatte letztes Jahr seine Freundin, deren Familie ein Weingut besaß, geheiratet und war vor kurzem Vater eines kleinen Sohnes gewworden.Wenn Patrick nicht am Weinberg zu tun hatte, war er meist mit seiner jungen Familie beschäftigt.

Lukas und Patrick kannten sich schon, als sie noch ganz klein waren. Lukas Mutter arbeitete auf dem Bauernhof von Patricks Eltern und nahm Lukas oft mit dorthin. Wenn Lukas dort war, durfte er oft mit dem Traktor mit auf`s Feld fahren. Hin und wieder durfte auch Lukas mal lenken, aber während Patrick fuhr wie ein "Alter", tat sich Lukas schwer damit. Einmal war er sogar gegen eine der großen Säulen mit der großen Steinkugel obendrauf gefahren, die die Hofeinfahrt begrenzten.Dafür bekam Patrick eine Standpauke und eine Woche Hausarrest, weil er Lukas hatte fahren lassen und Lukas durfte in der Zeit nicht zu ihm. Lukas Mutter war das alles sehr peinlich und sie entschuldigte sich wohl tausendmal für ihren Sohn. Die zwei fanden trotzdem einen Weg, wie sie sich sehen konnten. Vor Patricks Fenster stand ein riesiger Kirschbaum, auf den sie schon oft geklettert waren, um an die leckeren Kirschen zu kommen. Warum nicht auch, um Patrick zu besuchen. Nur einmal wäre es fast schief gegangen, da konnte Lukas gerade noch unters Bett verschwinden, während Patrick den "Braven" spielte. Am schönsten fand es Lukas, wenn sie ausreiten durften. Vom Rücken der Pferde ließ sich in ihrer kleinen Welt noch viel mehr entdecken und sie fühlten sich manchmal wie Winnetou und Old Shatterhand. Zu Pferden hatte Lukas einen ganz besondern Draht. Selbst die nervöse Stute Lisa, in deren Nähe kaum jemand kommen durfte, war bei ihm zahm wie ein Lamm. Er revanchierte sich dafür manchmal mit einem Apfel oder einer Karotte aus Mutters Speisekammer bei ihr. Leider hat alles schöne im Leben auch mal ein Ende. Als Patrick 13 war, stürzte sein Vater beim Heu einbringen von der Tenne, brach sich einen Wirbel und saß seitdem im Rollstuhl. Da Patrick noch zu jung war und seine Mutter den großen Hof nicht allein bewirtschaften konnte, waren sie gezwungen, ihn zu verkaufen.Sie kauften sich eine behindertengerechte Wohnung und Patricks Vater arbeite jetzt als Vertreter für Landmaschinen.

Patrick und Lukas blieben weiterhin beste Freunde. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein konnten, hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.Patrick war groß und kräftig, hatte strohblonde Haare, blaue Augen und im Sommer hob sich ein blonder Flaum von seiner, von der Sonne gebräunten Haut ab. Lukas hatte dunkle Haare, haselnussbraune Augen und die helle Haut und die zarte Statur seiner Mutter geerbt. Trotzdem er so zerbrechlich aussah, war er aber immer zäh und sehr beweglich In der Schule interessierten ihn Mathematik, Geographie-ferne Länder verzauberten ihn- und Zeichnen. Dort konnte er seine Phantasien zu Papier bringen. Patrick hatte es wie die andern Jungs eher mit Sport, Physik oder Chemie, wo man es auch mal so richtig "krachen" lassen konnte. Daß Lukas das weniger interessierte, konnten sie nicht verstehen und zogen ihn manchmal damit auf. Da Lukas eher seine Ruhe haben wollte und sich ihre Hänseleien gefallen ließ, sprang manchmal Patrick ein und gab ihnen anstelle von Lukas eins drüber.

Über die Wiese flog ein gelber Rettungshubschrauber vom ADAC. Ob auf der nahen Autobahn wieder ein Unfall geschehen war? Vor einer Weile war eine junge Frau mit ihren zwei Kindern gekommen. Einem Jungen und einem Mädchen. Die tobten jetzt im Wasser herum und bespritzten sich und ihren Hund mit Wasser, was ihn aber nicht zu stören schien, im Gegenteil.
Lukas nahm noch einen Schluck vom mitgebrachten Eistee und aß ein Stück Marmorkuchen, den Juliane, die Frau von Patrick gebacken hatte. Der war wie immer klasse, was auch die Wespen zu merken schienen und anscheinend verbreitete "Radio Wespe FM" wo es was Gutes gab, denn es wurden immer mehr. Also beeilte er sich, ihn aufzuessen und schaute nebenbei den Kindern im Wasser zu.
Schließlich legte er sich wieder hin und überlegte, an was er vor und beim Umzug alles zu denken hatte.Und wie es am günstigsten zu bewerkstelligen ist. Patrick wollte ihm helfen und von ihm sollte er auch den Transporter bekommen. Ein paar Leute vom Weingut wollte Patrick auch mitbringen.

Auf einmal wurde Lukas jäh aus seinen Gedanken gerissen. Er hörte die junge Frau schreien, Moritz, Moritz.... Hilfe...! Lukas sah gerade noch einen kleinen Kopf und ein Kinderärmchen unter der Wasseroberfläche verschwinden. Die junge Frau war schon auf dem Weg dorthin, hatte die Stelle aber lange noch nicht erreicht. Lukas rannte zum Wasser, sprang hinein und erreichte fast gleichzeitig mit ihr, die Stelle, wo Moritz untergegangen war. Nach mehreren Tauchversuchen gelang es ihm schließlich, den Jungen zu finden und aus dem Wasser zu ziehen. Moritz war bewußtlos und während Lukas versuchte, das Kind wiederzubeleben, rief die junge Frau den Rettungsdienst an, der Dank des vorherigen Unfalls auf der Autobahn, auch ziemlich schnell da war. Dem Notarzt gelang es schließlich, Moritz zurückzuholen, aber die Lage war sehr kritisch. Er mußte schnellstens in ein Krankenhaus. Ratlosigkeit bei der jungen Frau, sie wollte ja mit den Kindern mitfahren, aber wohin mit dem Hund? Lukas bot schließlich an, wenn sie mir ihre Adresse geben, bringe ich ihn heute abend bei ihnen vorbei. "Das würden sie tun? Danke!Mein Name ist Stefanie Bolt, ich wohne aber nicht hier, sondern in Waldburg". "Macht nichts, ich muß sowieso dorthin." Sie gab ihm noch schnell Handynummer und ihre Adresse, Luisenstraße 2, dann mahnte der Notarzt zum Aufbruch. Lukas rief ihnen noch alles Gute nach und "wir werden schon klar kommen." dann waren sie mit einer großen Staubwolke verschwunden.Der Hund schaute dem Auto nach und wie es Lukas schien, ihn skeptisch an. Lukas sagte zu ihm:" Und nun? Ich weiß noch nicht ein mal, wie du heißt? Ich nenn dich einfach Schnuffel, ok? "Vielleicht ließ sich der Hund ja bestechen? Lukas gab ihm den letzten Rest vom Kuchen als Trost. Er wußte, daß man das nicht soll, aber irgendwie mußte er das Vertrauen des Hundes ja gewinnen. Der Hund nahm gierig den Kuchen und kam danach bereitwillig mit zu Lukas Decke. Lukas sagte "Platz", was der Hund auch sofort tat. Hmmm, wohlerzogen, dachte er sich so im Stillen. An ausspannen war jetzt nicht mehr zu denken. Er machte sich erst mal daran, die Sachen von Stefanie Bolt und ihren Kindern zusammenzupacken.Zumindest die Spielsachen würden die Kinder vermissen und über den Rest würde Stefanie sich freuen. Schnuffel sah der ganzen Aktion zu. Lukas hatte sich überlegt, gleich aufzubrechen und lieber mit dem Hund noch ein Stück zu gehen. Gegen abend wollte er sich dann erkundigen, ob Stefanie Bolt schon wieder zu Hause ist und wie es dem kleinen Moritz ging.

Auf einmal hörte er ein schnüffeln hiter sich und er wollte gerade sagen "Schnuffel was ist", als er aus den Augenwimkeln sah, daß neben dem braunen Fell von Schnuffel, noch ein "schwarzes Fell" umherwuselte. Schnuffel schien erfreut zu sein, ah ein Hundemädchen. Aus dem nahen Wäldchen war ein Pfiff zu hören, "Bella..".Kurz darauf tauchte ein junger Mann aus den Bäumen auf. "Ach hier bist du.." Lukas sagte hallo und sah in zwei tiefblaue Augen und ein strahlendes Lächeln. Die Ärmel seines T-Shirts hatte er aufgekrempelt und am Arm konnte man eine Tätowierung erkennen. Selbst durch das T-Shirt war zu sehen, daß er gut trainiert war, breite Schultern und aus den engen Jeansshorts schauten braungebrannte Beine. Über dem Auge hatte er eine kleine Narbe, die aber nicht störte, sondern sein Gesicht eher interessant machte. Jetzt im Sommer hob sie sich von der braunen Haut noch mehr ab. Die dunkelblonden Haare hatte er ganz kurz geschnitten, mit einer kleinen, "stehenden" Locke vorn, was ihm zusammen mit der Narbe irgendwie den Ausdruck eines Lausbuben velieh. "Hi", sagte der junge Mann, ich bin Thomas, die meisten nennen mich aber einfach Tom. Sorry für Bella, die sucht immer Abenteuer und einen Spielkameraden. Die Hunde schienen sich blendend zu verstehen und tobten jetzt zusammen auf der Wiese. Macht nichts, sagte Lukas, ich wußte im ersten Moment nur nicht, wie sich Schnuffel verhält, ich habe ihn nur für heute Nachmittag und gerade erst auf`s Auge gedrückt bekommen.Ich bin übrigens Lukas.. Er erzählte Tom in Kurzfassung was vorher passiert war "Hmmm", sagte der,"manchmal gibt es schon verrückte Sachen" und zwinkerte Lukas zu. Irgendwie machte Lukas das verlegen. "Aber mein Hund und ich halten euch auf, ihr wolltet doch schon vorhin los, wenn ich das richtig gesehen habe.Bist du von hier? Ich bin erst vor drei Wochen hergezogen und kenne noch niemanden. Vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder." "Ja, ich bin hier aus Weinbach, ziehe aber nächste Woche nach Waldburg." "Hmmm,schade,aber nicht zu ändern." Jetzt wäre Lukas eigentlich gern noch geblieben, ihm wollte aber kein rechter Vorwand einfallen, um noch länger zu bleiben. Und einfach so länger bleiben, war ihm irgendwie zu dumm. Also sagte er:"Ja wir ziehen jetzt los, aber vielleicht sehen wir uns trotzdem irgendwann mal wieder." Lukas mußte jetzt schnell weg. Das seltsame Kribbeln in seiner Magengrube wurde immer schlimmer....

 

 

 
   
   
   
   
 

 

 

 
     

 

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