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vom 11. Mai 2001

Regenwald und...

...Kakteen

Zuhause in Humahuaca

Ölwechsel in Humahuaca

der Friedhof von Maimara

Nach fast einer Woche ist es heute wieder soweit, es kann weitergehen. Doch was ist das da draussen vor dem Fenster?! Das darf ja wohl nicht wahr sein, es regnet!! Nein, bei dem Wetter fahren wir natürlich nicht! Also lassen wir uns erstmal Zeit, frühstücken genüsslich in aller Ruhe, und schauen dabei dem Nieselregen zu. Der lässt auch irgendwann wieder nach, sodass wir am späten Vormittag beschliessen, doch loszufahren. Bis Humahuaca sind es nur ca. 200 km, die können wir immer noch leicht schaffen.
Wir holen die Moppeds aus der Werkstatt, wo sie derweil sicher untergestellt waren, denn die Jugendherberge verfügt nicht über einen Innenhof mit Stellplätzen.
Nun bin ich ja schon mal gespannt, wie sich Violeta nach dieser schweren Operation anwerfen lässt. Ich trete also kräftig durch, und, ups, was war denn das nun wieder?! Der Kickstarter fällt ohne jeden Gegendruck meist einfach nach unten durch! Oder? Vielleicht liegt es ja auch nur an den Stiefeln, mit denen ich immer schon abrutsche, wenn sie nass sind. Alfredo jedenfalls, Sergios Assistent, tritt sie problemlos an. Ausserdem müsse sie erst wieder eine Weile fahren, damit sich alles wieder normalisieren kann, meint Sergio. Na gut, er ist der Profi, er muss es wissen. Er hat ja auch sonst alles wieder super hingekriegt. Überhaupt sind sie im allgemeinen wohl recht fit, die argentinischen Mechaniker.
Es nieselt schon wieder, als wir endlich losfahren. Aber es besteht durchaus Grund zur Hoffnung, dass wir der Sonne entgegenfahren, schliesslich liegt Humahuaca auf fast 3.000 m.
Aber von wegen! Kaum lassen wir Salta hinter uns, stecken wir schon bald im tiefsten, dunstigen und nasskalten Regenwald. In wilden Schlangenlinien führt die Strasse durch die Berge. Nur bei dem Wetter macht die Kurverei nicht wirklich Spass. Ausserdem klettert Violetas Temperaturanzeige schon wieder besorgniserregend hoch, während der Drehzahlmesser weit unter den normalen Werten bleibt. Seltsam. Da soll sich noch einer auskennen! Die Ölkontrolle ergibt: ekliges, rosafarbenes Zeug im Deckel, das bedeutet soviel wie: Wasser im Öl!! Schon wieder??! Kann ja wohl nicht sein! Scheisse!! Aber der Wasserstand ist noch nicht gesunken, das ist gut, arg schlimm kann es ja demnach dann nicht sein.
Trotzdem, wir wollen sowieso in San Salvador de Jujuy übernachten, von hier aus telefoniere ich lieber mal mit Sergio, horchen, was der dazu meint. Er beruhigt mich aber, nachdem das Wasser nicht weniger geworden ist, könne es sich nur um von vorher übriggebliebenes Wasser handeln, das sich an den Stellen im Motor gesammelt hatte, an die man zum Waschen nicht hinkommt. Es wäre nicht dramatisch, ich könne ruhig weiterfahren. Fein!

12.05.2001
Das Wetter ist zwar immer noch ziemlich bescheiden und kühl, aber immerhin trocken. Die Landschaft hält allerdings bei weitem nicht, was der Reiseführer verspricht. Oder ich kann sie nicht richtig geniessen, weil ich nur noch auf die schon wieder viel zu hohe Temperaturanzeige fixiert bin. Insgeheim hoffe ich, dass vielleicht nur die Anzeige spinnt, so wie gestern der Drehzahlmesser, der heute wieder ganz normal funktioniert.
Darauf will ich mich aber lieber nicht verlassen, und auch nicht mehr auf Michis Beteuerungen, dass der Motor eh nicht zu heiss würde, weil er sich viel kühler anfühlt als seiner. Lieber halte ich öfter mal an und lasse Violeta verschnaufen und abkühlen. Das gibt mir auch immer kurz Gelegenheit, die total veränderte Landschaft wahrzunehmen. Gestern noch grünster Regenwald, heute trockene, kahle Felsen in den verschiedensten Farbtönen, und bewachsen von riesigen Kakteen.
Fast unmerklich steigen wir immer noch höher, und tatsächlich taucht bald der blaue Himmel vor uns auf. Sobald wir die Wolken hinter uns lassen, wird es schlagartig heisser. Wir kommen vorbei am Abzweig zum Paso de Jama nach Chile, den ich eigentlich morgen fahren möchte, falls Violeta mir keinen Strich durch die Rechnung macht. Kurz darauf erreichen wir Tilcara, ein netter kleiner Ort, wo wir kurz Siesta machen und uns auf einer Parkbank an der Plaza von der Sonne wieder aufwärmen lassen.
Auch Humahuaca ist bald erreicht. In dem überschaubaren, kleinen Dorf ist die Orientierung kein Problem, und die Jugendherberge ist schnell gefunden. Nun interessiert mich doch, was wohl in Violeta vorgeht. Nachdem sie abgekühlt ist, lasse ich das Wasser ab. Weia, da kommt aber gar nicht mehr viel, und noch dazu ist das wenige mehr schwarz als grün!! Also doch: Öl im Wasser, und Wasser im Öl. So eine Sauerei!! Das sieht gar nicht gut aus, und statt über den Pass nach Chile weiterzufahren, wird mir morgen nichts anderes übrigbleiben, als nach Salta zurückzufahren. Mir graut jetzt schon davor, wieder durch den Regen im Dschungel zu müssen.
Bloss heute will ich davon jetzt nichts mehr wissen. Zu Fuss drehen wir eine Runde durch den Ort, und schon beim Aufstieg über die Treppen zum Unabhängigkeitsmonument kommen wir arg aus der Puste. Die Höhenluft macht sich auch hier auf knapp 3.000 m schon wieder bemerkbar. Ausserdem wird es schlagartig wieder schweinekalt, sobald die Sonne hinter den Bergen verschwindet.
In dem verschlafenen Nest ist ohnehin selbst heute am Samstag Abend nicht viel los, und in dem riesigen Restaurant kommen wir uns als einzige Gäste fast etwas verloren vor. So machen wir uns bald schon auf den Weg zurück zur Herberge, durch die einsamen, kopfsteingepflasterten Gassen.

13.05.2001
Ok, ich muss also zurück. Michi hilft mir noch, Violeta zur Tankstelle zu schieben, wo ich hoffe, eine Mitfahrgelegenheit auf einem Pick-Up zu finden. Aber die wenigen Autos, die vorbeikommen, fahren alle nicht weit. Das macht wohl nicht viel Sinn, hier werde ich vermutlich noch tagelang sitzen und vergeblich warten. Ich komme nicht darum herum, ich muss es riskieren und die 200 km selber zurückfahren. Ein weiterer Ölwechsel (der wievielte war das jetzt nochmal??) ist schnell erledigt, denn das kleine Lubricentro hat selbst heute am Sonntag geöffnet. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: ist es nun besser mit oder ohne Wasser?
Ich fahr erst mal ohne, nehme aber welches mit, um es im Notfall nachfüllen zu können. Etwas mulmig ist mir schon, mit kaputtem Mopped alleine durch die teilweise doch recht einsame Gegend zu fahren, aber was soll's, es wird schon gehen, so wie bisher ja auch. Michi jedenfalls will sich derweil ein paar Tage in den Bergen vergnügen. Soll er ruhig, ich komme auch alleine zurecht. Ich schone Violeta, so gut es geht, mache alle 20 km eine Abkühlpause, und fahre nicht schneller als 65 km/h. Das ist am Anfang zwar noch etwas nervig, aber schon bald sehe ich wieder die dichten Wolken unter mir. Und im Regenwald wäre ich froh, wenn ich überhaupt so schnell vorankäme, denn da herrscht heute ein Nebel, der einen kaum die Hand vor Augen erkennen lässt. Ziemlich unangenehm.
Auf einmal taucht ein riesiger Pick-Up vor mir auf, der junge Fahrer traut sich wohl nicht, mir Platz zu machen und zwingt mich zum Anhalten. Der Platz reicht wirklich nicht ganz aus, ich schramme ihn beim Passieren leicht mit den Taschen. Was macht er wohl erst, wenn er einem Auto Platz machen muss? Das frägt er sich vermutlich selber gerade, denn er will von mir wissen, ob noch mehr Autos hinter mir ihm entgegenkommen.
Obwohl es hier deutlich kälter ist, wird Violeta nur noch heisser, wohl durch das ständige Auf und Ab. Ich gebe ihr lieber wieder etwas Wasser, denn ich hab hier nun wirlich keinen Nerv, auch noch ständig auf die Temperatur achten zu müssen, und die letzten 50 km wird das Öl das wohl noch abkönnen. Jedenfalls bleibt die Temperatur nun schön konstant weit unter dem roten Bereich. Im Tal unten, wo es auch wieder trocken ist, kann ich sogar wieder etwas mehr Gas geben. Trotzdem ziehen sich die letzten km schier endlos hin, und gegen 17.30 erreiche ich endlich die Herberge, die ich vor 2 Tagen zu verlassen geglaubt hatte. Momentan will ich nichts weiter mehr als eine heisse Dusche.

14.05.2001
Gegen 8.30 öffnet Sergio gewöhnlich die Tore seiner Werkstatt. Zur gleichen Zeit krieche ich heute aus den Federn, und um 9.00 stehe ich mit Violeta vor seiner Tür. Von Sergio weit und breit keine Spur. Ich warte eine Weile, aber nichts rührt sich. Was mag passiert sein? Ob er montags erst später anfängt? Oder wahrscheinlich hat er sich an mir schon genug Geld für den Rest des Monats verdient, und macht nun Urlaub. Jede Menge Ideen fallen mir ein, bis er schliesslich um 9.30 doch noch daherkommt.
Bis Mittag will er herausgefunden haben, was los ist. Er vermutet, dass der gesamte Kupplungsdeckel, in dem die Wasserpumpe schon mit integriert ist, ausgetauscht werden muss.
Das hat er dann auch schon erledigt, als ich wieder vorbeischaue. Angeblich wäre nun damit endgültig der Schaden behoben. Am Nachmittag wollen sie sie noch testen und probefahren. Ich hoffe, dass ich damit nun in nächster Zeit Ruhe habe, und mir um den ganzen technischen Krempel keine weiteren Gedanken mehr machen muss. Vor allem, weil Sergio mir morgen früh auch nochmal die Steuerkette gegen eine neue austauschen, und den Ventilen noch n bissl mehr Spiel geben wird, damit Violeta leichter anspringt. Und das alles, ohne seine Arbeitszeit zu berechnen!!
Am Abend ruft Michi an. Er ist nicht in Susques geblieben, sondern weitergefahren nach San Antonio de los Cobres. Na gut, wenn dem so ist, dann soll er auch da mal nicht lange auf mich warten, sondern erst auf chilenischer Seite in San Pedro. Denn ich will nach wie vor eigentlich lieber über den Paso de Jama fahren, und will mir eine anderweitige Entscheidung lieber noch überlegen, statt mich gleich hier am Telefon festzulegen. Ich bin es eh langsam leid, dass wir immer nur nach seinem Kopf fahren sollen, und bin ausserdem auch gerade nicht sonderlich gut drauf.
Daher bin ich diesmal ganz froh um die Leute, die ich hier in der Herberge treffe. Im Gespräch mit anderen fällt es leicht, sich abzulenken, und bald schon bin ich wieder versöhnt mit der Welt. So reift im Lauf des Abends dann auch irgendwann der Entschluss, bei meiner ursprünglichen Route zu bleiben: ich fahre über den Paso de Jama!

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