Gallipoli-Kampagne

 

Gallipoli-Kampagne (25. April 1915 bis 8. Januar 1916), größere militärische Operation zu Lande und zu Wasser im 1. Weltkrieg, in der britische, französische, australische und neuseeländische Streitkräfte den vergeblichen Versuch einer Invasion in der Türkei unternahmen. Die Kämpfe beschränkten sich auf die Dardanellen und die Spitze der Halbinsel Gallipoli (Gelibolu) bei Istanbul. Die Kampagne war vom britischen Kriegsminister David Lloyd George, vom Marineminister Winston Churchill, von General Herbert H. Kitchener und Admiral Sackville H. Carden geplant worden und hatte zum Ziel, als Alternative zu der Pattsituation in Frankreich einen neuen Kriegsschauplatz zu eröffnen; außerdem sollten die russischen Streitkräfte im Kaukasus entlastet und schließlich durch die Einnahme von Istanbul und der Dardanellen über das Schwarze Meer eine direkte Verbindung zu Russland hergestellt werden. Was ursprünglich als reine Marineoperation gedacht war, scheiterte im Februar 1915, als mehrere britische und französische Schiffe durch Seeminen beschädigt wurden. Man beschloss daraufhin eine Landinvasion, die Ende April beginnen sollte. Die Landung der Alliierten mit Amphibienfahrzeugen traf auf heftigen Widerstand seitens der Türken, und übermäßige Vorsicht und die zaghafte Führung durch den britischen Kommandeur Sir Ian Hamilton ließ mehrere Vorstöße scheitern. Anfang August, nach drei Monaten der Stagnation, begann ein neuer Großangriff, der jedoch wieder auf Grund der unentschlossenen britischen Führung scheiterte. Die türkischen Streitkräfte auf der anderen Seite wurden von ihrem Führer Mustafa Kemal (Kemal Atatürk, später Staatspräsident der Türkei) und dem Geschick ihres deutschen Kommandeurs, Otto Liman von Sanders, zu Höchstleistungen angespornt. Die australischen, neuseeländischen und anderen Commonwealth-Truppen, die Kemal gegenüberstanden, erlitten besonders schwere Verluste. Nach weiteren Monaten des Stillstandes wurde Hamilton durch Sir Charles Monro abgelöst, der entsandt worden war, um sich ein Urteil über die Situation zu bilden. Monro empfahl schließlich die Evakuierung der Truppen, und im Dezember und Januar zogen sich die Alliierten zurück.

Große Verluste der Alliierten, vor allem Großbritanniens und der Commonwealth-Länder, fügten dem Ruf von Churchill, Hamilton und Kitchener schweren Schaden zu und verfestigten in Australien und Neuseeland die Auffassung, dass es Großbritannien an Einfühlungsvermögen und Kompetenz mangelte. Trotz des Scheiterns der Gallipoli-Kampagne schwächte sie die Türken, die ebenfalls große Verluste erlitten hatten, doch so sehr, dass die Briten 1917 Palästina besetzen konnten. Die Operation brachte außerdem die Deutschen von dem Plan einer weiteren Offensive in Frankreich ab.

 


 

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