Ankara

 

     Hauptstadt der Türkei, im nördlichen Zentralanatolien, von den Europäern bis 1930 als Angora bezeichnet. Die verwinkelten, engen Gassen der orientalischen Altstadt winden sich um einen steilen, von der Zitadelle gekrönten Felskegel. Von hier hat man einen Blick auf die vor allem im Norden der Stadt gelegenen Gecekondus, Armensiedlungen aus einfachen Hütten, die von Zuwanderern oft innerhalb weniger Tage gebaut werden. Hier leben weit mehr als die Hälfte aller Einwohner Ankaras. Südlich der Altstadt erstreckt sich die moderne Neustadt, deren Kennzeichen breite Boulevards, zahlreiche Regierungsgebäude und Botschaften sowie moderne Wohnviertel sind.

Ankara ist nicht nur Verwaltungszentrum der Türkei, sondern neben Istanbul und Izmir auch eines der größten Wirtschaftszentren des Landes. Arbeitsplätze bieten u. a. eine Zementfabrik, ein Traktorenwerk sowie Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, während die ehemals so bedeutende Ziegen- und Wollhaarverarbeitung nahezu keine Rolle mehr spielt. Die Industriebetriebe konzentrieren sich größtenteils im Westen der Stadt, entlang der Bahnlinie Ankara–Istanbul. Die heute stark wachsende Stadt leidet sehr an den durch Luftverschmutzung verursachten Problemen. Vor allem über den im Becken liegenden Stadtteilen entstehen bei Inversionswetterlagen dichte Dunstglocken, die mit Gift- und Schadstoffen angereichert sind. Auch die Wasserversorgung der in einer semiariden Region gelegenen Stadt stellt nicht zuletzt durch den ständigen Zuwandererstrom ein Problem dar.

In den Jahren 1946 bis 1982 wurden in Ankara vier Universitäten gegründet, darunter eine technische Universität. Neben der Nationalbibliothek, dem ethnographischen Museum und dem Naturkundemuseum beheimatet die Stadt ein archäologisches Museum, das weltweit die größte Sammlung hethitischer Kunst beherbergt. Die Oper, mehrere Theater und ein Konzerthaus ergänzen das kulturelle Angebot der Stadt. Erwähnenswert ist weiterhin das Atatürk-Mausoleum, das in den Jahren 1944 und 1953 entstand, sowie die Überreste eines römischen Tempels und römischer Thermen.

Das Gebiet der Stadt Ankara war bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. von Hethitern besiedelt. Am Kreuzungspunkt bedeutender Karawanenstraßen entstand eine Stadt, die zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. unter dem Namen Galatia Hauptstadt der Tektosagen (einem Stamm der Galater) war. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. wechselte die Herrschaft über die Stadt, die dann unter dem Namen Ankyra bekannt war, nacheinander von Rom über Pergamon zu Pontus und schließlich wieder zu Rom. Als Sebaste Tectosagum wurde sie 25 v. Chr. Hauptstadt der römischen Provinz Galatien und entwickelte sich in der Folgezeit zu einem kirchlichen Zentrum, in dem 314 und 358 Konzile abgehalten wurden. Vor der endgültigen Machtübernahme der Osmanen im Jahr 1361 durchlebte Ankara unruhige Zeiten durch die ständig wechselnden Herrschaftsverhältnisse: Ab der Mitte des 7. Jahrhunderts eroberten nacheinander Araber, Sassaniden, Seldschuken, Danischmediden, Kreuzfahrer und Mongolen die Stadt. 1923 erlebte sie einen Aufschwung, als Mustafa Kemal Atatürk den Regierungssitz von Istanbul hierher verlegte. Damals hatte Ankara als zentral gelegene Provinzstadt lediglich 30 000 Einwohner. Zahlreiche Industriebetriebe siedelten sich in der Folge an, und Ankara entwickelte sich rasch zu einer Metropole. Die Einwohnerzahl beträgt heute etwa 2,25 Millionen.

 

 

Ägäis ] Mittelmeer Region ] Ost Anatolien ] Schwarzmeer Region ] Süd Ost Anatolien ] Zentral Anatolien ] Marmara Region ]

Aksaray ] [ Ankara ] Konya ] Kayseri ] Çorum ] Sivas ] Çankiri ]

zurück ] vor ]