Mumia Abu-Jamal - Eine Analyse
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Mumia Abu-Jamal - eidesstattliche Erklärung

Mumia Abu-Jamals eidesstattliche Erklärung stammt vom 3.5.2001.[1] Dies ist nicht nur seine erste Aussage zu den Geschehnissen vom 9.12.1981, sondern tatsächlich das erste Mal, daß er abstreitet Daniel Faulkner getötet zu haben. Auch Personen, die ihn im Gefängnis besucht haben, durften ihn niemals zur Tat befragen.
Zunächst erklärt er, daß er aufgrund der Ungerechtigkeiten während des Prozesses und seines Mißtrauens gegenüber seinem Pflichtverteidiger nicht ausgesagt hat, um dem Verfahren nicht den Anschein der Rechtmäßigkeit zu geben. Er kritisiert Anthony Jackson dafür, daß er ihn niemals gefragt hat was in jener Nacht geschehen ist. Während der PCRA-Anhörungen hat er auf Anraten seines Anwalts Leonard Weinglass nicht ausgesagt.
Am 9.12.1981 wartete er neben der Locust-Straße, weil diese Gegend am frühen Morgen wegen der vielen Clubs ein belebter Stadtteil war. Er füllte gerade sein Logbuch aus als er zuerst einen Streit und danach Schüsse hörte. Als er noch einmal genauer hinsah, bemerkte er seinen Bruder, der stolpernd und benommen auf der Straße stand, und er rannte sofort zu ihm hin. Während er über die Straße rannte sah er wie ein uniformierter Polizist eine Waffe auf ihn richtete, er sah einen Blitz und er ging in die Knie. Er schloß seine Augen und versuchte zu atmen. Das Nächste an das er sich erinnern kann, sind die Tritte und Schläge der Polizisten die ihn aus der Erstarrung aufweckten. Er sah noch seinen blutenden Bruder und er sah einen Polizisten auf dem Gehsteig liegen. Danach wurde er in einen Telefonmasten gerammt, geschlagen, beleidigt und schließlich in ein Krankenhaus gebracht. Im Jefferson Krankenhaus wurde er erneut geschlagen. Er bestreitet jemals ein Geständnis abgelegt zu haben und er behauptet auch, er würde niemals sagen ein Polizist solle sterben.
Zunächst einmal ist seine Kritik an Anthony Jackson bezüglich der nicht gestellten Frage, was am Tatort geschehen ist, unbegründet. Solange ihn sein Anwalt nicht danach fragt, kann dieser von seiner Unschuld ausgehen. Sollte ein Anwalt seinen Mandanten danach fragen und dieser gibt seine Schuld zu, kann er ihn später nicht mehr in den Zeugenstand rufen. Es wäre illegal einen Angeklagten im Zeugenstand zu befragen, wenn klar ist, daß Unschuldsbeteuerungen gelogen sind. Anthony Jackson hätte mit einer solchen Frage seine Möglichkeiten zur Verteidigung selbst eingeschränkt. Wenn Mumia Abu-Jamal dies für so wichtig gehalten hat, dann hätte er selbst die Initiative ergreifen und es seinem Anwalt sagen müssen.
Abu-Jamals Aussage zu den Geschehnissen am Tatort ist ebenso unklar wie die Aussage seines Bruders. Gerade zum Tatzeitpunkt hat er nichts gesehen. Sie widerspricht auch teilweise der Aussage William Cooks. William Cook behauptet, am Beginn der Schießerei im Wagen gewesen zu sein. Als Mumia Abu-Jamal nach den Schüssen die Gegend absuchte, sah er seinen Bruder jedoch auf der Straße stehen. Sollte dieser so schnell seinen Volkswagen verlassen haben? Selbst William Cook widerspricht dieser Darstellung. Laut Cooks Erklärung sah er zunächst Abu-Jamal über die Straße laufen, hörte einen Schuß, sah wie Abu-Jamal in die Knie ging und verließ erst danach den Volkswagen.[2] Vollends unmöglich wird die Darstellung der Schießerei. Laut Mumia Abu-Jamals Erklärung hörte er zunächst Schüsse, lief über die Straße und sah dann wie sich ein uniformierter Polizist mit der Waffe in der Hand zu ihm umdrehte und auf ihn schoß. Danach hörte keiner von den beiden einen weiteren Schuß. Die Beschreibung Mumia Abu-Jamals läßt eindeutig darauf schließen, daß der Polizist der ihn angeschossen hat zu diesem Zeitpunkt stand. Der einzige uniformierte Polizist am Tatort war Daniel Faulkner. Dieser war aber nach dem Ende der Schießerei bereits tot, und deshalb kann der Schuß auf Abu-Jamal nicht der letzte Schuß gewesen sein. Keiner der Zeugen, nicht einmal William Cook und Mumia Abu-Jamal, hat einen zweiten Polizisten erwähnt, und dank der Uniform wäre ein zweiter Polizist mit Sicherheit aufgefallen. Außerdem ging Mumia Abu-Jamal offensichtlich noch auf der Straße in die Knie. Wie ist er zum Randstein neben dem Vorderrad des Volkswagens gelangt, wo er später aufgefunden wurde?
Er hat in seiner Erklärung auch nichts über seine Waffe ausgesagt. Hat er die Waffe dabeigehabt oder nicht? Sie wurde mit 5 abgefeuerten Patronenhülsen am Tatort vorgefunden und Abu-Jamal hat ein leeres Schulterhalfter getragen. Wenn er sie dabei hatte müßte er erklären wann er die Waffe abgefeuert hat. Sollte er tatsächlich eine leere Waffe mit sich herumgetragen haben, oder hat er zum Spaß fünfmal in die Luft geschossen? Wenn er sie nicht dabei hatte, müßte er erklären, wo er sie gehabt hat oder eventuell wem er sie gegeben hat. Und es wäre in diesem Fall auch interessant zu erfahren, warum er ein leeres Schulterhalfter getragen hat.
Die eidesstattliche Erklärung sagt praktisch nichts über die Geschehnisse aus. Indirekt erklärt sie aber, warum Leonard Weinglass ihm von einer Aussage vor Gericht abgeraten hat. Seine Geschichte ist einfach zu verworren um glaubwürdig zu sein. Die Löcher in dieser Geschichte sind so groß, daß sie einem Kreuzverhör durch einen Staatsanwalt niemals standgehalten hätte.


[1] Eidesstattliche Erklärung von Mumia Abu-Jamal; Quelle: mindfully.org; (deutsche Übersetzung vom Mumia Solidaritäts Index MSI)
[2] Siehe Eidesstattliche Erklärung von William Cook, Absatz 22 und 27


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