Mumia Abu-Jamal - Eine Analyse
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Ein alternativer Täter

Alle bekannten Fakten über den Tatablauf deuten auf die Täterschaft Mumia Abu-Jamals hin. Ich möchte dies gleich am Anfang eindeutig festhalten. Es gibt Lücken in der Darstellung der Staatsanwaltschaft. Der Prozeß hat nicht alle Einzelheiten geklärt. Es gibt auch berechtigte Kritik an Richter, Staatsanwalt und Anwalt. Trotzdem wiegt die Last der Beweise schwer. Es existieren auch keine offensichtlichen Unschuldsbeweise. Manche Behauptungen könnten als Unschuldsbeweise dienen wenn sie der Wirklichkeit entsprächen. Wäre z.B. das tödliche Projektil vom Kaliber .44 hätte man einen solchen Unschuldsbeweis. Aber wie so viele der Mythen ist auch diese Behauptung schon längst widerlegt. Am Ende gab auch der Ballistikexperte der Verteidigung, Georg Fassnacht, zu, daß sogar die Messung des Gerichtsmediziners auf ein Kaliber .38 bis .40 schließen läßt. Dies kann aber die Erkenntnisse des Ballistikexperten der Polizei nicht entwerten, welcher das tödliche Projektil eindeutig als Kaliber .38 bestimmt hat (Schiffmann verwendet die Light-Version des 44er-Mythos - diese ist genauso dumm wie die Vollversion). Anderen behaupteten Gegenbeweisen erging es nicht besser. Es ist auch kein eindeutiger Gegenbeweis in Sicht. Wenn es überhaupt möglich sein sollte, können Gegenbeweise nur durch eine umfassende Analyse der Fakten und der dadurch möglichen Kombinationen gewonnen werden.
So unvollständig die bekannten Fakten auch sind, ergeben sie doch ein in sich zusammenhängendes Szenario, welches an keinerlei unüberwindlichem Hindernis scheitert. Das Bild hat Lücken, namentlich die wenigen Sekunden bevor Daniel Faulkner am Boden liegend von der tödlichen Kugel getroffen wurde. Der Kopf des tödlich getroffenen Polizisten war etwa vier oder fünf Meter vom Zwischenraum zwischen Polizeiauto und Volkswagen entfernt. Opfer und Täter mußten dorthin gelangt sein. Sowohl die Fotos als auch der Polizeibericht zeigen Blutspuren entlang des Weges an. Von Robert Harkins einmal abgesehen versuchte kein Zeuge diese Sekunden zu beschreiben. Was ist in diesen Sekunden geschehen? Diese Lücken beweisen aber nicht, daß Mumia Abu-Jamal unschuldig ist. Können sie überhaupt nahelegen, daß eine andere Person der wahrscheinliche Täter war?
In den folgenden Abschnitten gehe ich dieser Frage nach. Kann Kenneth Freeman der Täter gewesen sein? Diese Mutmaßung ist schon mehrere Jahre alt, wurde aber niemals konsequent untersucht. Der letzte in einer Reihe von Autoren, der diese Frage in seinem Buch Wettlauf gegen den Tod behandelt, ist Michael Schiffmann. Er kommt zum eindeutigen Schluß, daß Kenneth Freeman der Täter war. Andere Autoren vor ihm wie z.B. David Lindorff in Killing Time haben diese Idee verworfen. Im folgenden werde ich beschreiben, wie Schiffmann seine Behauptung begründet, und ich werde diese Behauptung mit anderen Aspekten des Falles vergleichen.
Der Umfang dieser Arbeit ergab sich aus der Natur der Beweisführung. Diese bestand nicht in einer Aufzählung der Beweise gegen Freeman, da keine solche Beweise vorhanden sind, sondern in der Ansammlung an Beweisen für Abu-Jamals Unschuld. Erst als Schiffmann seiner Ansicht nach die Unschuld Abu-Jamals zweifelsfrei bewiesen hat, stellte er die Frage wer dann der Täter sein könnte und kam auf Kenneth Freeman, welcher laut William Cook im Volkswagen saß. Es war erforderlich zu überprüfen, ob die Beweismittel dem Tatablauf tatsächlich in der beschriebenen Weise widersprechen. Und nachdem laut Schiffmann praktisch alle belastenden Zeugenaussagen erlogen waren, habe ich versucht deren Wahrheitsgehalt einzugrenzen. Bei der auf den folgenden Seiten durchgeführten Untersuchung handelt es sich daher nicht nur um die Frage ob Kenneth Freeman der Täter sein kann. Ich versuche auch aufzuzeigen wie leichtfertig Wettlauf gegen den Tod mit Fakten umgeht.

Abschließend möchte ich noch um Mißverständnisse zu vermeiden hinzufügen, daß ich nur einmal kurz nach dem Erscheinen die Gelegenheit hatte, dieses Buch auf Deutsch zu lesen. Ich habe es zurückgegeben und beabsichtige nicht es zu kaufen. Die hier angeführte Untersuchung habe ich auf der im Internet verfügbaren englischen Version aufgebaut. Soweit ich es aufgrund meiner Erinnerung nach mehr als einem halben Jahr noch sagen kann, ist der Inhalt beider Bücher gleich. Falls ein Unterschied in Details bestehen sollte, ändert dies aber nichts an meinen Behauptungen, da besagte Internetseite vom selben Autor betrieben wird.

Mittlerweile habe ich von mehreren Lesern erfahren, daß nicht nur eine englische Version, sondern mehrere englische Versionen und eine deutsche Version dieses Buches im Internet verfügbar sind. Tatsächlich gibt es einige kleinere Unterschiede zwischen diesen Versionen, wobei die unterschiedlichen Skizzen am auffälligsten sind.



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