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Michael Scanlan war etwa 35 Meter vom Tatort entfernt, und seine Sicht wurde teilweise durch die entlang der Locust-Straße geparkten Autos blockiert. Vor Gericht beschrieb er zunächst die Auseinandersetzung zwischen Daniel Faulkner und William Cook. Später sah er eine Person über die Straße laufen und auf den Polizisten schießen. Am Ende der Schießerei stand der Schütze über dem am Boden liegenden Daniel Faulkner und schoß zwei- oder dreimal aus nächster Nähe. Er konnte sich darin erinnern, zweimal Mündungsfeuer gesehen zu haben und einmal zuckte der ganze Körper des Polizisten infolge des Einschusses.
Beide eingezeichneten Sichtlinien - Scanlans und Choberts - sind sowohl von der Lage der Autos als auch von der Lage der Personen im Auto abhängig. Wenn sich der Fahrer zur Seite gebeugt hat, kann er sein Blickfeld noch merklich vergrößert haben. Eine Person, die einem Geschehen interessiert folgt, wird dies zumeist automatisch tun. Gleichzeitig habe ich angenommen, daß die beiden Männer das Geschehen am Gehsteig über das Heck des davorstehenden Fahrzeugs hinweg sehen konnten, nicht aber über das Dach. Es wäre unvernünftig anzunehmen, daß einer der beiden Zeugen durch die Scheiben der vor ihm stehenden Autos hindurch sehen konnte. Die Lichtverhältnisse hätten dies verhindert, die Türrahmen deckten einen entscheidenden Bereich ab, und die Aussagen deuten ebenfalls nicht darauf hin. Wo Michael Scanlan wirklich stand wurde niemals genau festgestellt. Am Ende seiner Beobachtung bog er nach links in die 13. Straße ein um Hilfe zu holen. Das bedeutet aber keinesfalls, daß er sich links eingereiht hat. Es ist nicht klar, ob er von Anfang an nach links abbiegen wollte oder ob er nur deshalb abbog, weil er nicht am Tatort vorbeifahren wollte. Selbst wenn er von Anfang an abbiegen wollte, mußte er sich deshalb nicht links eingereiht haben. Es war vier Uhr morgens und die Straßen waren einigermaßen leer, so daß dies nicht notwendig war. Außerdem hat er ein derartiges Manöver mit keinem Wort angedeutet. Da er grundsätzlich in der Lage gewesen sein konnte die von ihm beschriebenen Ereignisse tatsächlich zu beobachten, gibt es damit auch keinen Hinweis darauf, daß er etwas erfunden hat. Ihm eine solche Lüge zu unterstellen ist genauso unsinnig wie die Behauptung, er wäre betrunken gewesen. Er hat erklärt, in den Stunden zuvor einige Cocktails getrunken zu haben. Dies macht aus ihm noch keinen Betrunkenen, dessen Aussage anzuzweifeln ist. Durch seine eigene Aussage wird er nicht widerlegt. Es gibt einen weiteren Beweis dafür, daß Michael Scanlan den gesamten Mord gesehen hat. Zunächst sah er nur einen Mann über die Straße laufen und hörte Schüsse, welche er in einer früheren Aussage als „Cracks“ bezeichnete. In diesem Augenblick konnte er noch nicht wissen, daß ein Polizist ermordet werden sollte. Erst als er den tödlichen Schuß auf dem Gehsteig sah, wußte er daß ein Polizist erschossen wurde. Nur deshalb war er in der Lage, die Polizisten bereits um 3:52:27 über den Mord zu informieren. Interessant ist auch, was er nicht gesehen hat. Als Täter und Opfer von der Straße auf den Gehsteig wechselten, verschwanden Sie kurzzeitig aus seinem Blickfeld. Das von Robert Harkins beschriebene Gerangel macht es wahrscheinlich, daß Faulkner und Abu-Jamal nicht aufrecht standen und daher vollständig hinter den Autos verschwanden. Die beiden wurden erst wieder sichtbar, als sie aus der Sicht Scanlans weit genug rechts waren. Dort ging Daniel Faulkner an seiner endgültigen Position zu Boden. Die kurze Strecke dazwischen war für Michael Scanlan nicht einsehbar, und er hat auch nicht versucht etwas zu erfinden. Er hat auch keinen der anderen Zeugen bemerkt, obwohl Robert Chobert, Cynthia White und Albert Magilton in seinem Blickfeld waren und ihm die Anwesenheit weiterer Personen bewußt war. Albert Magilton überquerte sogar vor seinem Auto die Straße. In seiner Aussage erklärte er ausdrücklich, nur auf das sich vor seinen Augen entfaltende Drama geachtet zu haben. Seine vorsichtige Wortwahl im Zeugenstand deutet an, daß er von der Existenz weiterer Zeugen wußte. Sogar in Zeitungsberichten wurden diese Zeugen erwähnt, und sowohl er als auch Cynthia White sagten in Vorverhandlungen aus. In seiner Aussage gegenüber der Polizei erwähnte er weitere Personen, konnte diese aber nicht näher beschreiben. Seine vorsichtige Antwort weist auf zwei Dinge hin. Zunächst hat er nichts erfunden um besser dazustehen. Ihm wurde aber auch nichts suggeriert um ihn besser dastehen zu lassen. Eine in verschwörerischer Weise beeinflußte Zeugenaussage hätte dieses Manko mit Leichtigkeit behoben. |
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