Mumia Abu-Jamal - Eine Analyse
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Was kann Cynthia White gesehen haben?

Wenn man ihre erste Stellungnahme liest, müßte die Antwort lauten: "nicht viel". Sie beschreibt den Anfang sehr genau, erklärt dann aber kurz und bündig, der Täter, welcher über die Straße gelaufen kam, schoß vier oder fünf Mal auf den Polizisten. Der Polizist fiel zu Boden, sie begann zu schreien und der Schütze saß auf dem Randstein. Von diesem Punkt an wird ihr Bericht wieder detaillierter, und sie ist auch in der Lage den Schützen eindeutig zu beschreiben.
In späteren Aussagen, so zum Beispiel vor Gericht, konnte sie auch den Ablauf der Schießerei beschreiben. Sie erklärte dies damit, daß sie anders befragt wurde. Dies kann tatsächlich der Grund gewesen sein. Es ist aber unklar, ob durch genauere Fragen ein genauerer Einblick in ihre Beobachtung möglich wurde, oder ob sie bei ins Detail gehenden Fragen versuchte die Ermittlungsbeamten zufrieden zu stellen. Mit einer geschickten Andeutung durch den fragenden Polizisten können auch die Antworten suggeriert werden. Ob die Antworten tatsächlich das Ergebnis von Beeinflussung waren, läßt sich nicht mehr feststellen. Erschwerend kommt hinzu, daß Cynthia White nicht gerade die Hellste war und als Prostituierte mit langem Vorstrafenregister (38 Festnahmen) einen guten Grund hatte, der Polizei dienlich zu sein. Wenn man ihre Vorstellungen vor Gericht an insgesamt 3 verschiedenen Tagen durchliest, erscheint es unwahrscheinlich, daß sie ohne zielgerichtete Fragen in der Lage gewesen sein soll ihre Beobachtungen detailliert zu schildern. Ein in ihren eigenen Worten abgefaßter Bericht sollte also zwangsweise die eine oder andere Lücke enthalten. Andererseits ist die Lücke in ihrem ersten Bericht sehr groß, so daß sie wahrscheinlich weniger gesehen hat als sie später vor Gericht erzählte.
Wenn man alle Aussagen zusammen betrachtet, erscheint es am wahrscheinlichsten, daß sie den Beginn der Schießerei sah, danach aber sofort in Deckung ging und erst wieder hinsah, als Mumia Abu-Jamal am Gehsteigrand saß und Daniel Faulkner tot am Boden lag. Ihre erste Aussage enthielt die auf Abu-Jamal bezogenen Worte "was sitting" (saß) und nicht "sat down" (setzte sich hin). Die letzten der von ihr beschriebenen vier oder fünf Schüsse hat sie nicht gesehen, sondern nur gehört. Die Änderungen in ihren Aussagen sehen sehr nach Beeinflussung aus, machen aber gleichzeitig eine umfassende Verschwörung gegen Mumia Abu-Jamal unwahrscheinlich. Eine auch nur halbwegs geplante Verschwörung hätte nicht vier Befragungen innerhalb von zwei Wochen benötigt um ihre Geschichte anzupassen. Noch weniger war ihre erste Aussage das Ergebnis einer Absprache. Den Beginn der Schießerei hat sie mit Sicherheit gesehen, wahrscheinlich aber nicht den letzten, tödlichen Schuß. Trotzdem ist dies eine schwerwiegende Aussage, da sie zumindest die ersten Schüsse unmittelbar Mumia Abu-Jamal zuordnen konnte. Sogar die Identifizierung Mumia Abu-Jamals durch sie hat Bestand. Sie kannte William Cook als Straßenhändler und hat ihn mit Sicherheit nicht mit seinem Bruder verwechselt. Nur die Tatsache, daß sie bereit war etwas zu erfinden - vielleicht um der Polizei zu gefallen - läßt an ihrer Ehrlichkeit zweifeln.



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