Nadelepilation

JOURNAL OF ELECTROLOGY

                                       The journal of the american electrology association
                                        Volume 12 Juli 1997 Nummer 2

EPILATION VON TRANSSEXUELLEN FRAUEN

Eine Retrospektive ¸ber die Behandlung von vier Patienten

Autoren
Dallas Denny, MA.
Psychotherapeut, Leitender Direktor des AEGIS, dem amerikanischen Informations- und Ausbildungsservice f¸r Transsexuelle

Ahoova Mishael, B.A., CPE
Praktizierender Arzt seit 18 Jahren, jahrelange Epilations-Erfahrung bei Transsexuellen

Die Aufgabe eines Elektrologisten besteht darin, unerw¸nschte Gesichts- und K–rperhaare zu entfernen. Viele Elektrologisten behandeln ausschlieþlich Frauen,
aber auch bei M”nnern besteht Behandlungsbedarf. M”nner wollen aus verschiedenen Gr¸nden epiliert werden:
Sie lieben es nicht, sich zu rasieren oder haben wegen einer empfindlichen Haut oder eingewachsenen Haaren Schwierigkeiten und Schmerzen beim Rasieren. M”nner wollen sich auch epilieren lassen, um einen gleichm”þigen Bart oder einen glatten Haaransatz zu bekommen oder sich von unerw¸nschten Haaren auf dem R¸cken oder besonders dicken Haaren befreien zu lassen. Manchmal liegt der Wunsch nach einer Epilation einfach darin begr¸ndet, daþ Haare auf bestimmten K–rperpartien nicht zum eigenen Selbstbildnis passen. In diese Kategorie fallen auch M”nner mit transsexueller Ausrichtung, die entweder ganz Frau oder mehr wie eine Frau werden wollen.
Transsexuelle k–nnen entweder urspr¸nglich m”nnlich oder weiblich sein. Der Bedarf f¸r eine Epilation ist bei Transsexuellen, die von der Frau zum Mann werden wollen, naturgem”þig limitiert, w”hrend bei Transsexuellen, die vom Mann zur Frau tendieren, eine umfassende Gesichtsepilation notwendig ist, um ein weibliches Aussehen zu erreichen. In diesem Artikel benutzen wir den Ausdruck transsexuelle Frau f¸r einen Mann, der eine Frau werden will oder der schon
Frau geworden ist. Wir werden auch die Belange transsexueller M”nnern ( Umwandlung Frau zu Mann) und von Transvestiten eingehen.

Erfordernisse bei der Epilation von transsexuellen Frauen
Obwohl sie sich innerlich als Frau f¸hlen, haben transsexuelle Frauen vor der Geschlechtsumwandlung und vor der Zugabe weiblicher Hormone, un¸bersehbare m”nnliche Attribute, n”mlich eine ausgepr”gte m”nnliche Schambehaarung mit Auswucherungen bis zum Nabel, verst”rkter Haarwuchs unter den Achseln, starkes Haarwachstum im Gesicht und dicke, schwarze Haare auf den Armen, Beinen und auf dem R¸cken (Dupertuis, Atkinson & Elftman, 1945; Montagna 1976). F¸r eine transsexuelle Frau, die in der Gesellschaft nicht auffallen m–chte, sind starke K–rperbehaarung, Bartwuchs und eine Glatze besonders stark belastend f¸r das Selbstbewuþtsein. (Finifter, 1963, Note 1, Seite 14). F¸r den individellen Plan, eine Frau zu werden, ist es enorm wichtig, die K–rper- und Gesichtsbehaarung unter Kontrolle zu bringen, wobei die Entfernung des m”nnlichen Bartes eine harte, konsequente Arbeit erfordert, die nicht immer zum
vollkommenen Erfolg f¸hrt. Im Prinzip hat die transsexuelle Frau, die auch in der Gesellschaft als Frau lebt, mit der unerw¸nschten Gesichtsbehaarung die gleichen Probleme wie eine "normale" genetische Frau mit Hirsutismus. Mit Hilfe der Hormontherapie, die ein wichtiger Bestandteil im Prozeþ der Geschlechtsumwandlung darstellt, verwandeln sich die biologischen Muster f¸r das
Haarwachstum langsam in immer weiblichere Formen, besonders wenn Antiandrogene gegeben werden ( Prior, Vigna & Watson . 1989). Dennoch ist abh”ngig von der Auspr”gung des Hirsutismus eine individelle Epilation auf R¸cken Hals, Beinen und Armen meist notwendig. Die Hormone Estrogen und Progesteron bewirken, daþ die Gesichtshaare langsamer wachsen und mit Antiandrogenen wie z.B. Spironolactone wird eine Verd¸nnung des Haares gef–rdert. Da aber bereits in der Pubertit”t die m”nnlichen Geschlechtsmerkmale festgelegt worden sind und so fest verhaftet sind, ist in den meisten F”llen auch eine umfassende Gesichtsepilationsbehandlung n–tig, auþer wenn von Natur aus ein sp”rlicher Bartwuchs angelegt ist. Die Geschlechtsumwandlung ist ein langj”hrige soziale und k–rperliche Entwicklung, an deren Endpunkt in einigen F”llen die endg¸ltige Operation steht. Diese Operation ist der Beweis und die Best”tigung f¸r das neue Geschlecht am Ende eines langen Weges, sie ist nicht der Ausl–ser f¸r den Prozeþ der Verwandlung. (Laub, Laub & Biber, 1988). Nach einheitlich akzeptierten Standards (Standards of Care of Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association, Inc. /Walker, et al. 1990) ist die wichtigste Bedingung f¸r diesen Eingriff, das Einf¸gen in die neue geschlechtliche Rolle sowohl im privaten Umfeld wie auch im Arbeitsleben. Das heiþt im einzelnen, daþ der betroffenen Transsexuelle seine Kompetenz im sozialen Leben im sogenannten "Real-Life" -Test unter Beweis stellen muþ, bevor er eine endg¸ltige Umwandlung seiner Geschlechtsorgane in Angriff nehmen kann.Da es sehr schwierig ist, die neue Lebensperiode als Frau mit einem Bart zu beginnen, sollte bereits im fr¸hen Stadion mit der Epilation begonnen werden, wenn der Transsexuelle noch in der m”nnlichen Rolle lebt. Gesichtsbehaarung bei einem Mann fordert keine unerw¸nschten Kommentar heraus, aber die gleiche Behaarung bei transsexuellen Frauen kann sehr stigmatisierend und unangenehm sein. Nichtsdestotrotz kann man registrieren, daþ viele transsexuelle Frauen nicht gen¸gend epiliert worden sind, bevor sie in den Real-Life-Test eintreten, manchmal ist selbst nicht genug vor einer endg¸ltigen Operation epiliert worden. F¸r den in der Real-Life-Testphase lebenden Transsexuellen besteht die Schwierigkeit, daþ er sich teilweise f¸r einen Tag oder zwei von seiner Umwelt isolieren muþ, damit die Haare vor der Behandlung angemessen wachsen k–nnen. In dieser Zeit m–chte er sich nicht in der ÷ffentlichkeit mit dem neuen Haarwuchs zeigen. Deshalb ist es bei der Behandlung von Transsexuellen im Real-Life-Test ratsam, eventuell Termine auf Samstage oder in den Abend zu verschieben, damit man dieser Schwierigkeit aus dem Weg geht.
Die Entfernung von Gesichtsbehaarung kann viele Stunden der Behandlung erfordern. Anne Bolin (In Search of Eve, 1988) sch”tzt, daþ durchschnittlich ca.
200 Epilations-Stunden notwendig sind, um das m”nnliche Gesicht von den unerw¸nschten Haaren zu befreien. Diese Sch”tzung wird von vielen Kommentaren
aus Magazinen und aus der transssexuellen Bewegung best”tigt. Wie bekannt, ist es schwierig die Haarwurzeln zu eliminieren. Es ist nicht ungew–hnlich, daþ
eine transsexuelle Frau sich mindestens hundert Stunden epilieren lassen muþ, um ¸berhaupt eine signifikante Minderung des Gesichtsbartes zu erreichen. Frau
Bolin gibt sogar das Beispiel einer Frau, die selbst nach 300 Stunden Epilation noch wachsende Barthaare aufzuweisen hatte. Wir kennen F”lle von
Transsexuellen, die ¸ber 10.000 Dollar ausgegeben haben, ohne eine nennenswerten Erfolg zu haben.
F¸r die transsexuelle Frau h”ngt die Gestaltung ihrer Zukunft daher sehr stark davon ab, ob sie eine Elektrologistin findet, die ihre Gesichtsbehaarung unter
Kontrolle bringt, dabei mit einem Minimum an Aufwand agiert und keine sichtbaren
Narben, Verletzungen oder Farbver”nderungen auf der Haut hinterl”þt. Weil die Epilation von m”nnlichen Haaren sehr viel schwieriger ist als die von
weiblichen, ist es sehr wichtig, daþ sich die transssexuelle Frau an eine Elektrologistin mit groþer Erfahrung auf diesem Gebiet wendet. Diese ist nicht immer
ganz einfach, auch aufgrund von geographischen Begrenzungen.
F¸r den Elektrologisten, der transsexuelle Frauen behandelt, ist es wichtig zu wissen, daþ man die Epilationstechnik f¸r diese Kundengruppe variieren muþ.
Aspen (1995) stellt fest, daþ er groþen Erfolg mit der manuellen Blendmethode hatte. Er benutzte duale Fuþpeaale, einen Galvanischen Strom von 4 bis 7
Milliampere (welcher bei Bedarf ge”ndert werden kann) und hochfrequenten Strom von 1.2 - 2.5 niedrige Intensit”t). Aspen variierte den Zeitfaktor mit der
Dicke des Haares: "Manchmal ist ein Gleichstrom von 8 oder weniger Sekunden ausreichend, bei anderen F”llen wiederum ist es notwendig, mit 5 Sekunden
galvanischen Stroms zu beginnen und dann 5 Sekunden Hochfrequenzstrom anzuschlieþen. Achten Sie auf die Zeit... und benutzen Sie gr–þere Nadeln, wann
immer m–glich."
Einige Elektrologisten haben Erfolge mit isolierten Nadeln erzielt. Der Strom wird hier nur an die Spitze der Nadeln geleitet. Dieses verursacht theoretisch
weniger Hautsch”den, in der Praxis liegen hier¸ber aber noch keine genaueren Daten und Untersuchungen vor. Andere Elektrologisten empfehlen in
transsexuellen Magazinen und Info-Bl”ttern Marathon-Epilations-Sitzungen. Man hat schon davon geh–rt, daþ ein Patient in einen anderen US-Bundesstaat
geflogen oder gefahren, um dort mehr als 40 Stunden in f¸nf oder sechs Tagen epiliert zu werden. Obwohl diese Form der Epilation sicherlich recht g¸nstig ist
(da einerseits Fahrkosten gespart werden k–nnen und andererseits Rabatte f¸r die Vielzahl der Behandlungen auf einmal in Anspruch genommen werden), kann
man davon ausgehen, daþ diese Art der Epilation sicherlich wesentlich sch”dlicher f¸r die Haut ist, als wenn man die Behandlungen ¸ber einen gr–þeren
Zeitraum von Monaten und Wochen verteilt, selbst wenn man isolierte Nadeln einsetzt.
W”hrend wir diesen Artikel vorbereiteten, herrschte in der transsexuellen Gemeinde groþe Aufregung angesichts der neuen Laser-Technik. Obwohl die
Vertreter des Laser-Verfahrens eine effektive, g¸nstige und schnelle Haarentfernung versprechen, m¸ssen wir uns vor Auge f¸hren, daþ in den letzten Jahren
viele Methoden der permanenten Haarentfernung auf den Markt gekommen sind, die niemals bewiesen und dann schnell wieder aufgegeben wurden. Die
individuellen Ÿngste, die gerade Transsexuelle w”hrend ihrer Umwandlungsphase durchmachen, kann man sicherlich besser mit bew”hrten Methoden
begegnen, als mit neuen technischen Errungenschaften, deren Erfolg noch nicht fest steht.
Thermolyse, galvanische Elektrolyse und die Blend-Methode haben ihre Verfechter sowohl im transsexuellen Umfeld als auch bei den Elektrologisten und die
Autoren haben sowohl von erfolgreichen als auch von weniger erfolgreichen Ergebnissen der jeweiligen Verfahren geh–rt.
Wir denken, daþ Technik und Erfahrung des Elektrologisten entscheidend f¸r den Erfolg einer Behandlung sind, egal ob es sich dabei um transsexuelle oder
nicht transsexuelle Patienten handelt.
Ungl¸cklicherweise kann eine transsexuelle Frau die Effektivit”t einer Epilationsbehandlung schlecht beurteilen, da selbst bei einer ”uþerlich sichtbaren
Entfernung aller Haare, die Haarwurzel erhalten geblieben sein kann. Hier kann es dazu kommen, daþ eine erst als erfolgreich begutachtete Behandlung in
wenigen Wochen nichtig ist, wenn es durch besondere Umst”nde z.B. nicht m–glich ist, die regelm”þige Epilation bei der Elektrologistin durchf¸hren zu lassen.
Pl–tzlich wird dann offensichtlich, daþ keine wesentliche Reduzierung des Bartwuchses erreicht wurde. Man braucht nicht zu sagen, daþ eine solche Situation
f¸r den Patienten sehr unbefriedigend ist.
Ein Weg, um die Effektivit”t der Epilation zu kontrollieren, ist, dem Patienten, das Zupfen von Haaren mit der Pinzette zu untersagen.
Nach einer Epilationsbebandlung sollte man das Haar leicht aus dem Follikel ziehen k–nnen. Wenn Sie einen Widerstand sp¸ren ist aller Voraussicht nach die
Haarwurzel nicht zerst–rt, und das Haar w”chst nach.
Aus Gespr”chen mit transsexuellen Frauen haben wir erfahren, daþ die Sch”tzung von Bolin richtig ist, daþ man ca. 200 Stunden epilieren muþ, um ein
m”nnliches Gesicht von Haaren zu befreien.
Die zweite Autorin dieses Artikels, Ahoova Mischel, epiliert bereits seit 18 Jahren und hat auch ¸ber 100 transsexuelle Frauen behandelt. Wenn man die
Behandlungsdaten ihrer Patienten untersucht, stellt man fest, daþ bei den meisten transsexuellen Frauen durch die Thermolyse-Epilation die Anzahl der
Sitzungen reduziert werden konnte. Auþerdem haben viele ihrer Patientinnen eine dramatische Pers–nlichkeitsentwicklung als Resultat aus Epilation und
Hormon-Behandlung durchgemacht.
Die Datenqualit”t bei unserer Untersuchung war leider nicht so hoch wie gew¸nscht, z.B. haben wir die Haardichte nicht kontrolliert und konnten nicht strikt
vorhergehende Epilationen erfassen. Trotzdem konnten wir subjektiv feststellen, daþ vor der Behandlung die Testpersonen einen normalen m”nnlichen
Bartwuchs hatten und daþ nachher Ihr Gesicht frei war von langen, dicken Haaren - wie es bei Frauen der Fall ist - und daþ sie viel femininer aussahen. Ein
Behandlungsfortschritt war immer dann sichtbar, wenn die Testpersonen begannen, in der weiblichen Rolle zu leben. Wir sind der Meinung, daþ die Epilationen
erheblich dazu beigetragen haben, daþ die Transsexuellen erfolgreich den Wechsel zum neuen Geschlecht geschafft haben. Trotz aller Beschr”nkungen denken
wir, daþ unsere Daten und Untersuchungsergebnisse die ersten dieser Art sind.

Methode
Die vier erwachsenen transsexuellen Testpersonen bei unserer Untersuchung sind aus ca. 100 Patienten aus der Epilations-Praxis von Frau Mishael als
repr”sentativ ausgesucht worden. Das Alter der Testpersonen befindet sich zwischen Anfang dreiþig und Mitte vierzig. Voraussetzung f¸r die Auswahl waren:

   1.Vor der Behandlung hatten die weiblichen Transsexuellen einen normalen m”nnlichen Bartwuchs, der es Ihnen schwer machen w¸rde, als Frau zu leben.
   2.Alle Testpersonen bekamen vorher noch keine Epilation oder hatten nur wenige Sitzungen.
   3.Die Teilnehmer muþten zusichern, daþ sie regelm”þig zu den Epilation-Sitzungen kommen, bis gemeinsam beschlossen wird, daþ keine Behandlung bzw.
     nur noch eine Behandlung von Zeit zu Zeit notwendig ist.

Wir haben vier Personen gefunden, die diese Kriterien erf¸llen. Eine Transsexuelle lebte bereits zu Beginn der Behandlung vollkommen als Frau, w”hrend die
anderen drei diesen Schritt bis zum Ende der Testphase vollzogen.

Behandlung
Die Behandlung wurde mit einem Instantron Modell SS69 im Thermolyse Verfahren durchgef¸hrt. Die Einstellung
der Zeit und der Intensit”t wurde individuell angepaþt auf die Bed¸rfnisse der einzelnen Personen. Die Transsexuellen muþten 1-2 mal w–chentlich zur
Epilations-Behandlung kommen, soweit dies die finanzielle Situation der Probanden zulieþ.
Dies war allerdings nicht immer m–glich. Die Behandlungen wurden alle durch Frau Mishael durchgef¸hrt, aushilfsweise teilweise von Frau Hanna Dalal, die
aber die gleiche Technik und die gleiche Ausr¸stung dann benutzte. Haupts”chlich wurde zun”chst im Gesicht gearbeitet, bis dieses sozusagen "gereinigt" war,
danach ging man zu anderen K–rperzonen ¸ber. F¸r die epilierten Transsexuellen war es w”hrend der Behandlung nicht notwendig, sich im Gesicht zu rasieren,
solange der w–chentliche Turnus durchgehalten wurde. Normalerweise wurde die Behandlung mit der Epilation der Wangen bzw. der unteren Halspartien
begonnen, wobei dieses je nach den W¸nschen der Patienten variiert wurde. Die Testpersonen wurden gebeten, die behandelten Stellen nicht zu rasieren oder
die Haar zu zupfen. Manchmal wurde es dennoch getan, besonders wenn der Zeitraum zwischen zwei Sitzungen zu groþ wurde.

Ergebnis
Die Anzahl der Stunden, die epiliert werden muþte, lag zwischen 48,5 Stunden bei Ann, die von Natur aus einen sp”rlichen Bartwuchs hatte, bis zu 105,25
Stunden bei Marti, die einen sehr starken Haarwuchs im Gesicht hatte. Die durchschnittliche Behandlungsdauer lag bei 67,3 Stunden. Die gesamte Anzahl der
Epilations-Stunden f¸r die einzelnen Testpersonen sehen Sie auf Grafik 1. Die genaue Aufschl¸sselung der Behandlungsdaten bei den vier Testpersonen finden
Sie auf den Grafiken 2, 3 und 4. Die L”nge der einzelnen Sitzungen nahm bei allen mit zunehmender Behandlungsdauer ab. Am Ende der Behandlung hatten
drei der epilierten Transsexuellen (Ann, Rachel und Candace) eine gew–hnliche Sitzungsdauer von 30 Minuten oder weniger erreicht. Bei Marti stieg die durchschnittliche Sitzungsdauer von 30 Minuten bis zum Ende eine Stunde, allerdings kam sie dann auch nur 2-3 mal pro Jahr zu diesem Zeitpunkt. Man sollte darauf hinweisen, daþ Marti im zweiten Behandlungsmonat bereits 25 StundenThermolyse-Epilation hinter sich gebracht hatte. Dieses geschah auf
ihren Wunsch hin, da Sie bereits vollst”ndig als Frau lebte und nicht gewillt war, sich mit unerw¸nschten Haaren im Gesicht zu pr”sentieren. Sie hatte gerade Urlaub nach Ihrer vollst”ndigen Geschlechtsoperation und wollte soviel wie m–glich epiliert werden, bevor sie zu ihrem Arbeitsplatz zur¸ckkehrte. Frau Mishael hatte zun”chst Bedenken, einen solchen schnellen Epilier-Rhythmus durchzuf¸hren, stimmte aber dann doch zu, weil Marti bereits als Frau –ffentlich lebte und nur unter dieser Bedingung beim Test weiter machen wollte.
 

Am Anfang hatten alle vier Probanden ein f¸r M”nner normales Gesichtshaar. Sp”ter rasierte sich keiner der vier, wodurch Vellus-Haar wuchs, das den Transsexuellen ein spezifisch weibliches Aussehen verlieh. Bei den Testpersonen wurden. keine sichtbaren Narben, Verletzungen oder Farbver”nderungen festgestellt, die auf die Epilation zur¸ckzuf¸hren w”ren.
 

Nach Ende des Testes haben die Patienten die Behandlung fortgesetzt, sie brauchten sich allerdings nur noch ab und zu epilieren zu lassen und dann auch nur relativ kurz. Der Haarwuchs war nur noch sehr sp”rlich.

Diskussion
 

Nach unserer Erfahrung ist es angebracht, nach 10 Stunden Epilation ohne eine nennenswerte Verminderung des Haarwachstums (besonders, wenn die L”nge der einzelnen Sitzungen, um eine bestimmte Region im Gesicht zu reinigen, nicht weniger wird) eine Behandlungspause einzulegen, wenn es die pers–nlichen Lebensumst”nde gestatten, um den Erfolg neu bewerten. Wenn Sie dann die Behandlung ineffektiv erscheint, sollte man entweder die Elektrologistin wechseln oder die das Behandlungsverfahren (z.B. Blend statt Thermolyse oder eine Ÿnderung der Intensit”tseinstellung oder der L”nge des Stromflusses). Zuk¸nftige Forschungen sollten daraufhin gerichtet sein, daþ man eine objektive Methode findet, um den Behandlungserfolg einer Epilation festzumachen, z.B.
durch eine Untersuchung der Haardichte vor und nach der Behandlung. Wir m¸ssen immer wieder die groþe Bedeutung der Gesichts-Epilation gerade f¸r transsexuelle Frauen hervorheben.
Wenn nicht epiliert wird, ist die transsexuelle Frau gezwungen, sich zu rasieren, wodurch es zu Hautirritationen kommen kann. Und egal, wie aufmerksam rasiert wird, wie blond das Gesichtshaar auch ist, wieviel Make-Up aufgetragen wird und wie sehr sich die Transsexuelle bem¸ht, den Bartwuchs zu verbergen, ein aufmerksamer Zuschauer wird merken, daþ es einen Zusammenhang gibt zwischen der Art, das Gesicht zu bedecken und der Art mit Kleidung, die neue weibliche Figur zu betonen. Transvestiten, d.h. M”nner, die sich wie Frauen kleiden, ben–tigen normalerweise zwei oder mehr Stunden, um sich f¸r's Ausgehen fertigzumachen. Die meiste Zeit davon wird daf¸r benutzt, auf die eine oder andere Weise unerw¸nschte Haare zu verdecken. Bis eine Transsexuelle ihr Haarwachstum unter Kontrolle gebracht hat, muþ sie den selben Aufwand wie ein Transvestit betreiben, um in der Gesellschaft nicht als Mann erkannt zu werden. Wenn man Per¸cken,
dickes Make-Up und Prothesen tragen muþ, ”hnelt dies mehr einem transvestiten Leben als einem transsexuellem. Aber Transsexualismus ist mehr ein Werden als ein Verkleiden. Die Kontrolle ¸ber unerw¸nschtes Haarwachstum ist ein wichtiger Bestandteil des Entwicklungsprozeþes. Nur ein paar transsexuelle Frauen k–nnen sich den Luxus leisten, sich zwei Stunden t”glich zu schminken etc., wenn sie sich in die neue Rolle eingef¸gt haben, wollen sie dies auch gar nicht. Ein glattes Gesicht ist ein typisches weibliches Geschlechtsmerkmal, aber ebenso ein zarter Flaum von Vellus-Haaren. Ein Gesicht mit diesen feinen, leichten Haaren, die nicht unbedingt wahrgenommen werden, tr”gt zu einem mehr weiblicheren Aussehen bei. Mit Rasieren werden diese Vellus-Haare genauso entfernt
wie dickere Barthaare. Vor der Behandlung trugen alle Teilnehmer der Untersuchung besonders dickes Make-up, um den Bart zu kaschieren. Alle haþten dieses, hielten es aber f¸r die ”uþerliche weibliche Erscheinung f¸r unentbehrlich. Nach Ende der Behandlung lieþen die Testpersonen dieses Make-Up weg, weil sie es einfach nicht mehr ben–tigten, so Ihre Aussagen. Sie hatten groþe Ÿngste davor, sich weiter rasieren zu m¸ssen und als dies nicht eintrat, wurde ihre pers–nliche Einstellung
zu sich selbst als Frau wesentlich gest”rkt. Einige sagten, daþ das morgentliche Rasier-Ritual sie besonders an ihre alte M”nnlichkeit erinnert h”tte. Mit dem Verlust der Gesichtsbehaarung ver”nderten sich der Lebensstil, Kleidung, Verhalten und Sprechgewohnheiten: Die Transsexuellen rutschen immer mehr vollst”ndig in die Frauenrolle hinein ( bis auf Marty, die nach Ansicht ihrer Selbsthilfegruppe schon vorher diesen Schritt vollzogen hatte) und wechselten Namen, Arbeitsplatz, gingen neue Beziehungen ein und gestalteten sich ein vollkommen neues Leben. Alle Testpersonen haben seitdem die endg¸ltige Geschlechtsumwandlungs-Operation vollzogen, obwohl wir hervorheben m–chten, daþ die Operation nicht unbedingt n–tig ist, um eine erfolgreiches und produktives Leben in der neuen Geschlechtsrolle zu f¸hren. Obwohl die Epilation sicherlich nicht der einzige Faktor war, der das Hineinrutschen in die weibliche Existenz erleichtert hat, ist es doch ein sehr kritischer, weil
ohne Epilation die sekund”ren m”nnlichen Geschlechtsmerkmale, wie Bartwuchs, erhalten bleiben. Ohne Epilation w”re die Chance groþ, weiterhin als Mann
angesehen zu werden.
 

Die Autorin

copyright 2001 by Stefani Lange e-mail: stefani_lange@web.de