Die Pflege
Im Jahre 529 n. Chr. gründete Benedikt von Nursia auf dem Berg Monte Cassino in Italien die erste Benediktinerabtei. Ein Jahr später schrieb er die Ordensregeln nieder die noch heute gültig sind. Diese besteht aus 73 Kapiteln, in denen die bekannteste wohl " Ora et labora " ( Bete und arbeite ) ist.
Mit der Gründung der ersten Abtei und der Regula Benedicti nahm im frühen Mittelalter die sogenannte Kloster- oder Mönchsmedizin ihren Anfang. Hier ist ein Auszug aus dem Kapitel 36 der Benediktinerregel zu lesen ...
Kapitel 36:
1 Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen: man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus;
2 hat er doch gesagt: " Ich war krank und ihr habt mich besucht",
3 und: Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan."
4 Aber auch die Kranken mögen bedenken, dass man ihnen dient, um Gott zu ehren, sie sollen ihre Brüder, die ihnen dienen, nicht durch übertriebene Ansprüche traurig machen.
5 Doch auch solche Kranke müssen in Geduld ertragen werden; denn durch sie erlangt man größeren Lohn.
6 Daher sei es die Hauptsorge des Abtes, dass sie unter keiner Vernachlässigung zu leiden haben
7 Die kranken Brüder sollen einen eigenen Raum haben und einen Pfleger, der Gott fürchtet und ihnen sorgfältig und eifrig dient.
8 Man biete dem Kranken sooft es guttut, ein Bad an; den Gesunden jedoch und vor allem den Jüngeren erlaube man es nicht so schnell.
9 Die ganz schwachen Kranken dürfen außerdem zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit Fleisch essen. Doch sobald es ihnen besser geht, sollen sie alle nach gleichem Brauch auf Fleisch verzichten.
10 Der Abt sehe es als Hauptsorge an, dass die Kranken weder vom Cellerar noch von den Pflegern vernachlässigt werden. Auf ihn fällt zurück, was immer die Jünger verschulden
Benedikt legte im Kapitel 36 der Regel genauestens fest, wie der Umgang mit Kranken und Gesunden auszusehen hatte. Im Vordergrund steht hier der Glaube, dass die Pflege ein Akt der Nächstenliebe und der Barmherzigkeit ist, denn wer dem Kranken diente, tat dieses, um Gott zu ehren. Wurden die Kranken vernachlässigt, war dies gleichzeitig eine Vernachlässigung des Glaubens an Gott. Je mehr aber den Kranken gedient werde desto größer wäre Gottes Lohn.
Benedikt beschrieb nicht nur wie die Pflege aussehen sollte, sondern ordnete auch an das in jedem Kloster das seiner Kongregation angehörte, zur Betreuung von Kranken, Fremden und Pilgern eine Unterkunft zu erbauen sei.
Dieses Bild zeigt wie Kranke besucht werden, Tote für das Begräbnis fertiggemacht werden.
" den hungrigen zu essen, den durstigen zu trinken geben "
Das Kloster war also in verschiedene Bereiche unterteilt. So gab es zum Beispiel das " infirmarium ", in dem ein bestimmter Mönch die Pflege von schwach erkrankten Mitordensbrüdern oder Angehörigen auferlegt war. Dieser Mönch wurde als " infirmarius " bezeichnet und hatte bestimmte Kenntnisse der Medizin. Zum infirmarium gehörten unter anderem ein Aderlass- und Laxierhaus, ebenso eine Apotheke, ein Kräutergarten in dem die verwendeten Arzneien selbst produziert wurden und eine eigene Küche.
Dann gab es noch das " Hospitium " in dem die Reichen versorgt wurden. Dort gab es ebenfalls eine Küche und einen Stall in dem die Pferde der Reichen versorgt wurden.
Als letzter Bereich des Klosters sei das " Hospitale pauperum " zu nennen. In diesem Bereich wurden die Pilger und die Armen versorgt, auch hier gab es eine angeschlossene Küche.
Außerhalb der Klostermauern gab es dann noch ein Leprahaus in dem die Mönche die Leprakranken versorgten.
Benedict von Nursia setzte durch die Verwirklichung seiner Regeln die Anfänge zu einem Organisationswesen, das die nächsten Jahrhunderte und für die Entwicklung der Krankenpflege richtungsweisend wurde.
Arzt und Pfleger waren damals noch eine Person, es gab noch keine Unterteilungen in den verschiedenen Berufsgruppen.
Dieses Bild zeigt das Schröpfen, auf dem Rücken der Frau rechts und den Aderlass.
Anwendung eines Klistiers
Die Herstellung von Medikamenten
In den Spitälern wurde nach den sieben Werken der Barmherzigkeit gearbeitet
- den Hungrigen Essen geben
- den Durstigen zu trinken geben
- die Nackten bekleiden
- die Fremden beherbergen
- die Kranken besuchen
- die Gefangenen besuchen
- die Toten begraben
Die Kenntnisse von Galen und anderer Mediziner der Antike galten im Mittelalter als Dogma.
Mit einem Edikt um 1130 von Clermont wurde die Pflege in den Klöstern immer mehr zur Laiensache. Die Kirche verlangte von den Mönchen das sie mehr geistige statt pflegende Tätigkeiten ausführten. So traten immer mehr Laienbrüder an die Stelle der Mönche.
Zu dieser Zeit gab es dann auch Frauen die sich in diesen Tätigkeiten bewiesen, Seit dem 11./12. Jahrhundert drängten immer mehr Frauen in die Klöster. Eine der wohl bekanntesten Frauen war im 12. Jahrhundert die Klosterfrau Hildegard von Bingen. Diese wurde durch verschiedene Schriften, naturheilkundliche und medizinische Texte, bekannt. Ebenso bekannt wurde Elisabeth von Thüringen, 1207 -1231, auch sie widmete ihr Leben der Pflege von Kranken. In zwei Hospitälern, die sie unterhalb ihrer Burg auf eigene Kosten hatte bauen lassen, pflegte sie Arme und Gebrechliche.
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Quelle: 3000 Jahre Pflege/Prodos/ISBN 3-9803168-07