Beck musste in Europa einen Bündnispartner suchen, um im Falle eines deutschen Angriffs militärische Hilfe zu erhalten. Daraufhin verkündete die britische Regierung am 31. März 1939 eine Garantieerklärung: Sollte Polen überfallen werden, werde Großbritannien militärische Hilfe leisten. Da Chamberlain jedoch vor militärischen Aktionen zurück schreckte und trotz seines Misserfolges in der Sudetenkrise seine Appeasement-Politik weiter verfolgte, wollte er den deutsch-polnischen Konflikt diplomatisch lösen.
Im Frühjahr 1939 bemühten sich die Westmächte um den Abschluss eines Bündnisvertrags mit der Sowjetunion, um ein Gegenstück zu Hitlers Bündnissystem zu bilden. Dabei sollten die Staaten des östlichen Mitteleuropa quasi unter sowjetischen Schutz gestellt werden. Doch am 17. April 1939 wurde der sowjetische Außenminister Maxim Litwinow, der für ein Zusammengehen mit dem Westen gegen Hitler eintrat, von Josef Stalin abgesetzt; [1] sein Nachfolger wurde Wjatscheslaw Molotow. Dieser schlug am 7. Mai 1939 Polen den Abschluss eines Militärpakts vor; Voraussetzungen dafür seien aber die Kündigung des Vertrags mit Rumänien sowie die Gewährung des Durchmarschrechts für die Rote Armee. Die polnische Regierung befürchtete jedoch, eine vorüber gehende Stationierung sowjetischer Truppen in Polen könnte zu einer dauerhaften Besatzung werden. Deshalb lehnte Beck auch eine Annäherung an Stalin ab.
Im Mai 1939 begannen Verhandlungen der polnischen Regierung mit dem französischen Generalstab über gegenseitige Militärhilfe im Kriegsfall. Frankreich verpflichtete sich zu Hilfeleistungen an Polen. Am 25. August wurde schließlich die britische Garantieerklärung zu einem britisch-polnischen Beistandsvertrag erweitert. Somit entstand eine Anti-Hitler-Koalition, und die Achsenmächte waren jetzt politisch völlig isoliert; diese Isolation wurde aber mit dem Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts beendet. [2] Die Entstehung der Koalition war ein diplomatischer Sieg Becks. [3]
Die Westmächte versuchten aber auch, Stalin zum Beitritt zur Anti-Hitler-Koalition zu bewegen. Die Verhandlungen einer britisch-französischen Militärmission mit der sowjetischen Regierung am 12. August scheiterten jedoch; noch wusste der Westen nichts von Stalins Plänen, mit Hitler einen Nichtangriffspakt zu schließen. [4] Edouard Daladier, der Ministerpräsident Frankreichs, bestand auf einem polnisch-sowjetischen Pakt, doch Beck reagierte nicht. So entwickelte sich eine problematische Dreiecksbeziehung Westmächte - Sowjetunion - Polen.
1) Ein Grund für Litwinows Absetzung dürfte dessen jüdische Abstammung gewesen sein. Hitler interpretierte dies als Kurswechsel Stalins. (vgl. Piekałkiewicz, Der Zweite Weltkrieg, S. 40-41) [¶]
2) siehe Abschnitt 2.3.2 [¶]
3) vgl. Obidniak, "O wrześniu 1939 r. inaczej", S. 2. [¶]
4) siehe Abschnitt 2.3.2 [¶]
© 1997-2002 by Jacek Rużyczka. Alle Rechte vorbehalten.