Anfänglich wollte Hitler in Zentralpolen einen Marionettenstaat einrichten, unterstellte aber schlussendlich auch dieses Gebiet direkt den NS-Organen, und zwar einer SS-Verwaltung. Es wurde aber nicht zu einem integralen Bestandteil des Großdeutschen Reichs, sondern am 12. Oktober 1939 zum Generalgouvernement (GG) zusammengefasst, das aus vier Distrikten (Warschau, Radom, Krakau, Lublin) bestand. [1] Die Hauptstadt des GG war Krakau, und in der Krakauer Burg (Wawel) residierte der Generalgouverneur, Dr. Hans Frank, der sofort nach seiner Ernennung am 26. Oktober Folgendes proklamierte:
"Proklamation des Generalgouverneurs
Der Führer und Kanzler des Deutschen Reiches, Adolf Hitler, hat mir durch Erlass vom 12. Oktober 1939 die Regierung des Generalgouvernements in den besetzten polnischen Gebieten übertragen.
Mit der Errichtung des Generalgouvernements hat nunmehr... eine geschichtliche Episode ihren Abschluss gefunden, für die die Verantwortung ebenso von der verblendeten Regierungsclique des ehemaligen Landes Polen wie von den heuchlerischen Kriegstreibern in England getragen werden muss. Der Vormarsch der deutschen Truppen hat in den polnischen Gebieten die Ordnung wiederhergestellt...
Polnische Männer und Frauen!
Ich habe vom Führer den Auftrag erhalten,... dafür zu sorgen, dass in alle Zukunft ein friedlicher Zustand in diesem Lande gewährleistet bleibt und dass die nachbarlichen Beziehungen der Polen zu dem mächtigen Weltreich der deutschen Nation sich organisch entwickeln..." [2]
Anders als in den angegliederten Gebieten [3] sollten im GG die Polen, Juden und Zigeuner langsam liquidiert werden. Solange die Deportationen aus den neuen Gauen liefen, sollten hier die "minderwertigen Rassen" wie in ein Reservat zusammengetrieben werden. Gleichzeitig sollte das GG zu einem wirtschaftlichen "Hinterhof" des Dritten Reichs umfunktioniert werden. [4]
Als im Juni 1941 die Wehrmacht die Sowjetunion angriff, wurde die deutsche Ostgrenze erneut nach Osten verlegt: Der Bezirk Białystok wurde ans Deutsche Reich angegliedert, und Ostgalizien wurde als Distrikt Galizien Teil des GG. Als "Prämie" für die Teilnahme am Polenfeldzug erhielt die Slowakei [5] am 1. November 1939 Teile des polnischen Karpatenlandes (Orawka westlich von Zakopane und das Pieniny-Massiv östlich von Zakopane).
1) siehe Karte 2 im Anhang [¶]
2) zit. in: Wrzos-Glinka, 1939-1945, S. 33. [¶]
3) siehe Abschnitt 4.1.2 [¶]
4) siehe Abschnitt 4.2.3 [¶]
5) siehe Abschnitt 3.2.2 [¶]
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