Sofort nach der Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee [1] begann das NKWD mit politischen "Säuberungen". Zu den bevorzugten Opfern zählten Geistliche und Mitglieder von Rechts- und Zentrumsparteien, aber auch Kommunisten (!). Das NKWD bespitzelte die polnische Bevölkerung genauestens, und "Feinde des Proletariats" und "Verdächtige" wurden in die berüchtigten GULag- [2] Lager auf der Kola-Halbinsel, an der Petschora, in Kasachstan oder in Ostsibirien verschleppt, in denen vielfach schlechtere Bedingungen als in den Konzentrationslagern der Nazis herrschten. Etwa 1,5 Millionen Polen kamen in solche Lager; Insassen von Lagern im Westen der Sowjetunion wurden nach der Offensive der Deutschen 1941/42 vielfach in KZ-Lager "umgesiedelt". Die Zahlen derjenigen polnischen Zivilisten, die -wie viele andere Volksgruppen in der UdSSR- in Gegenden wie Kasachstan verschleppt oder vom NKWD ermordet wurden, sind heute nicht mehr exakt eruierbar.
Die Bevölkerung Ostpolens bekam zwar automatisch das sowjetische Bürgerrecht, war aber genauso rechtlos wie jede andere Minderheit in der UdSSR. Die Polen waren noch zusätzlich benachteiligt, weil ihnen keine eigene SSR zugewiesen wurde. Die Polen und auch die Juden (!) wurden nicht viel besser behandelt als von den Nazis, weil auch die UdSSR ein totalitärer Staat war.
1) siehe Abschnitte 3.4.1 und 3.4.2 [¶]
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