Der polnische Widerstand gegen die Nazis bestand nicht nur aus Propaganda und Untergrundkultur sowie politischer Agitation, sondern hauptsächlich aus militärischen, also gewaltsamen Aktionen. Doch auch diese nahmen verschiedene Formen an: Hochkarätige Nazis wurden von Agenten der Widerstandsgruppen beobachtet und erhielten manchmal Drohbriefe:
"Wir beobachten Sie schon seit längerer Zeit. Wir kennen Ihre Lebensgewohnheiten genau. Wenn Sie Ihre Tätigkeit gegenüber der polnischen Bevölkerung wie bisher weiter führen, wird sich ein Gericht der polnischen Untergrundarmee mit Ihrem Vorgehen befassen. Sie haben sechs Wochen Bedenkzeit. Wir werden Ihre Schritte weiter genau beobachten." [1]
Die großen Widerstandsarmeen verfügten über eigene Spionagedienste, die das Vorgehen der NS-Behörden sowie der Wehrmacht und der SS beobachteten; dabei sorgten strenge Spionageschutz-Maßnahmen wie die Verwendung von Pseudonymen [2] dafür, daß die Widerstandskämpfer nicht selbst den Nazis in die Hände fielen. Die ausspionierten Fakten wurden vielfach den alliierten Geheimdiensten zur Verfügung gestellt.
Die Untergrundarmeen häuften mit der Zeit große Waffenarsenale an, die ihnen die Ausführung von Attentaten erlaubten. Die bevorzugten Ziele waren Bahnlinien, auf denen Verstärkung an die Ostfront oder Häftlinge in die KZ-Lager transportiert wurden, Industrieanlagen und auch Nazis. [3] Für solche Aktivitäten rächten sich die Nazis blutig mit Massenhinrichtungen. [4] Trotzdem nahmen die Anschläge zu und erreichten im ersten Halbjahr 1944 mit 18.116 Aktionen ihren Höhepunkt. [5]
Auch kleinere Gruppen erzielten beachtliche Erfolge: Im Mai 1940 befreite eine Partisanengruppe unter Maj. Henryk "Hubal"-Dobrzański Teile des St. Kreuz-Gebirges östlich von Kielce, bis sie von den Deutschen zerschlagen wurde. In die Tausende gehen die Einzelaktionen, bei denen Gefangene aus Transporten, Gefängnissen oder KZ-Lagern befreit wurden.
1) AK-Drohbrief; zit. in: Wiesenthal, Krystyna, S. 143. [¶]
2) Bei den meisten Partisanengruppen nahmen alle Kämpfer Pseudonyme an. [¶]
3) AK-Soldaten gelang ein Mordanschlag auf den SS-Führer Franz Kutschera, den "Henker von Warschau", worauf die SS 800 Häftlinge umbrachte. (vgl. Dybkowska / Żaryn / Żaryn, Polskie dzieje, S. 287.) [¶]
4) siehe auch das erste Zitat im Abschnitt 4.2.1 [¶]
5) Daten der NS-Behörden im GG; zit. in: Siergiejczyk, Historia 4, S. 170. [¶]
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