Anfang Juli 1944 fasste Gen. "Bór"-Komorowski den Entschluss zum Aufstand in Warschau: Er vermutete, dass die Rote Armee, die zu jener Zeit schon an der Weichsel stand, [1] in Warschau einmarschieren würde, und befürchtete, dass es zu schweren deutsch-sowjetischen Kämpfen kommen könnte. Deshalb wollte er zuerst die Hauptstadt mit eigener Kraft befreien, damit ein vernichtender Endkampf der Wehrmacht vermieden werde. Der Aufstand war aber auch als Prestigemaßnahme gedacht: Er wollte vor allem den Sowjets zeigen, dass die AK zum selbständigen Befreiungskampf fähig ist.
Der Oberbefehlshaber der polnischen Exilstreitkräfte, Gen. Kazimierz Sosnkowski, war zwar gegen einen Aufstand, lenkte aber am 25. Juli ein; die AL wollte daran nicht teilnehmen. Zu jener Zeit disponierte die AK im Raum Warschau über 44.200 Soldaten (davon 4.200 Frauen), [2] doch die Bewaffnung reichte nur für eine siebentägige Revolte, und sie hatte keinen Kontakt zur Roten Armee. So begann unter strengster Geheimhaltung im Untergrund die Mobilisierung:
"Zur Aufnahme des offenen Kampfes entschlossen, standen wir vor einem Versuch, der in der Geschichte keine Vorbilder hatte: der Durchführung einer Mobilisierung in einer vom Feind besetzten Stadt.
[...]
Diese Leute [die AK-Soldaten; J.R.] mussten mit einem mündlichen Befehl über Ort, Datum und Stunde der Versammlung verständigt werden.
[...]
Aber... das war noch nicht alles. Man musste noch die Verbindungen für den Kampf in Betrieb nehmen... Alle diese Aufgaben erfüllten die Botinnen. Vom frühen Morgen bis in die Nacht durchliefen sie die Stadt kreuz und quer... und wiederholten die Befehle - fast nur mündlich." [3]
Nun arbeitete der Generalstab der AK die genauen Einsatzpläne aus: Die strategisch wichtigsten Positionen (Kreuzungen, Großbetriebe) mussten binnen weniger Minuten eingenommen werden. Doch da die Rote Armee am 28. Juli die Warschauer Vororte am rechten Weichselufer besetzt hatte, zogen die Deutschen am anderen Ufer Truppen zusammen, was die Aufständischen vor zusätzliche Probleme stellte. Trotzdem erteilte "Bór"-Komorowski am 31. Juli den endgültigen Befehl zum Aufstand, der am nächsten Tag um 17 Uhr (Stunde "W") ausbrechen sollte.
1) siehe Abschnitt 8.1.1 [¶]
2) vgl. "Bór"-Komorowski, "Powstanie Warszawskie", Folge 4. [¶]
3) "Bór"-Komorowski, "Powstanie Warszawskie", Folge 4. [¶]
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