|
Hunger-
streik
Erklärung
AD
|
|
Inter-
nationale
Rote Hilfe
|
|
Freiheit
für die Gefange-
nen aus
der RAF
|
|
Am 18. März jährt sich wieder der
Internationale Tag der politischen Gefangenen. Zu diesem Anlass veröffentlichen
wir zum einen eine Hungerstreikerklärung von Joëlle Aubron,
einer Gefangenen aus der französischen Action Directe, und eine Plattform,
die die Gefangenen aus den belgischen Celulles Comunistes Combattantes
verfasst haben. Diese Plattform wurde mittlerweile von Gefan genen aus
zahlreichen Ländern unterschrieben, unter anderem aus Italien,
Frankreich, Belgien, der Türkei und Russland. In Deutschland
sind zum 18. März in vielen Städten Aktionen geplant, ob
eine bundesweite Mobilisierung zu Stande kommt, steht zurzeit noch
nicht fest. Aus Berlin wissen wir, dass eine Kundgebung oder Demonstration
geplant ist. Wir bitten Euch, auf die bekannten Veröffentlichungen zu
achten und an den Aktionen teilzu nehmen.
Solidarität
ist eine Waffe!
(Rückseite der Initial
Nr. 01)
-zur Vergrößerung
auf Bild klicken-
|
Adressen
der Gefangenen:
Joëlle Aubron, 2174 K Quartier
Femmes, Chemin des Anzacs, 62451 Bapaume
Georges Cipriani, Maison Centrale,
49, rue de la 1ère Armée
68190 Ensisheim
Nathalie Ménigon, 2173 J Quartier Femmes,
Chemin des Anzacs, 62451Bapaume
Jean Marc Rouillan, 3663 Maison Centrale Bel Air,
36250 Saint Maur
Plakat:
Gegen Imperialismus, gegen
Reagan,
action directe!
|
Hungerstreikerklärung
von Joëlle Aubron,
Gefangene aus Action Directe
8. Januar 2001 - Mit dem Beginn eines unbefristeten Hungerstreiks
schließe ich mich heute dem Kampf unseres Genossen Jean-Marc Rouillan
an, für unsere Zusammenlegung und für die Freilassung unserer
Genossen, Georges Cipriani und Nathalie Ménigon, die haftunfähig
sind. Am 14. Dezember wurde Jean-Marc nach St. Maur verlegt. Am gleichen
Tag trat er in den Hungerstreik.
Im Laufe von bald 14 Jahren ist es nicht unser erster Kampf für
die Zusammenlegung. Als Ergebnis des Kampfes von 1989 sagte uns der Justizminister
einer sozialistischen Regierung Besuche untereinander zu. Seitdem sind
diese Besuche niemals umgesetzt worden, ministerielle Widerrufe unter dem
Vorwand der Sicherheit. Diese Ausflüchte müssen aufhören.
Ab dem Moment, als Jean-Marc willkürlich aus der Centrale von Lannemezan
verlegt wurde, wo ihn die ihm nahe Stehenden leicht besuchen konnten, ist
die einzig akzeptable Zuweisung das Gefängnis von Bapaume. Nach mehr
als zwölf Jahren in Untersuchungshaftgefängnissen und unter Spezialregimes,
deren Kunstgriffe der Strafvollzug kennt, wurden Nathalie und ich im Oktober
1999 dorthin verlegt.
Mehr als elf Jahre ist es her, dass die Richter der so berühmten
XIVième Section du Parquet de Paris die Erlaubnisse für diese
Besuche unter uns mit ihrer Unterschrift genehmigt haben. Wir haben darüber
hinaus auch die "bösartigen" Spielchen mit den Anträgen für
Besuchserlaubnisse unserer FreundInnen und GenossInnen satt. Ya Basta!
In der Zwischenzeit verschlechtert sich die Situation von Georges
unerbittlich. Seine Befürchtungen einer Psychiatrisierung innerhalb
des Strafvollzugs benutzt die Macht als Argument, um ihn unter schäbigen
Bedingungen verkommen zu lassen. Aus unserer Sicht muss seine Strafe revidiert
werden, denn genau die lang andauernde Isolationshaft ist für seine
psychischen Probleme verantwortlich. Es ist nicht länger tragbar,
dass eine Strafe, die von einem Sondergericht für die Verurteilung
politischer Taten verhängt wurde, als Vorwand für die Untätigkeit
dient.
Genauso ist es mit der Situation von Nathalie. Seit sie in Bapaume
ist, hat das Fehlen einer medizinischen Nachsorge eine Verschlechterung
ihres Zustands zur Folge. Indem selbst Untersuchungen verweigert werden,
erweisen sich die medizinisch Verantwortlichen immer mehr als vollkommen
unfähig, den Folgen ihres Schlaganfalls zu begegnen, geschweige denn
einen erneuten zu verhindern, obwohl Symptome ihn ankündigen können.
Die Sicherheitsstrafen sind nicht nur eine Verletzung der Empfehlungen
des Europarates und anderer Instanzen, die sich mit der Strafvollzugspolitik
entsprechend der demokratischen Ansprüche der Staaten beschäftigen.
Im Rahmen der Sondergesetze, die 1986 in Kraft traten, verstärken
sie die eiserne Logik, die politische Natur der verhängten Strafen
auszuradieren.
Im November 1999 begann Jean-Marc einen Beitrag für eine öffentliche
Veranstaltung mit einer Würdigung von Varouj Garbidjan. Dieser armenische
Militante, seit 1983 in Gefangenschaft, sah sich zu diesem Zeitpunkt zum
dritten Mal mit der Ablehnung seines Rechts auf Rückkehr in sein Land
konfrontiert. Heute ist Varouj immer noch inhaftiert, wie Georges Ibrahim
Abdallah und Régis Schleicher. Sie alle haben ihre Sicherheitsstrafe
beendet.
An diesen Beispielen zeigt sich der tatsächliche Zustand der
politischen Repression in diesem Land: die Praxis der Folter in den Isolationsabteilungen,
die Erniedri-gungen, die Schläge, die Nichtan-wendung des Rechts,
die Massenrazzien, die von der XIVième Section durchgeführt
werden, und die Urteile der Sondergerichte wie der "langsame Tod" im Knast
und die Abschiebung von Militanten in Länder, wo die Folter alltäglich
ist. All dies ergibt ein Ganzes. Darin offenbart sich die Repression gegen
die Widerstandskämpfe und gegen alle, die die Grenzen der Reservate
nicht akzeptieren, die den Protestierenden überlassen sind, solange
sie nicht das Regime aufs Spiel setzen, das System der Parteien und die Verwaltung
der präventiven Konterrevolution.
Die politische Haft in einem Land kennzeichnet den realen Zustand
des Kampfes für demokratische Rechte, des Kampfes für die Befreiung
der unterdrückten Nationen, des Kampfes gegen die imperialistische
Unterdrückung, des Kampfes für eine revolutionäre Umwälzung,
die fähig ist, die politische und soziale Demokratie in Übereinstimmung
zu bringen.
Diese Realität ist der Kern der Forderung des Statuts für
politische Gefangene. Es geht nicht darum und es ging nie darum, vom Staat
anerkannt zu werden. Stattdessen ist das politische Statut ein Anzeichen
des Momentes, wo der Apparat (Repressionskräfte und Institutio-nen
der "demokratischen" Insze-nierung) die politischen Kämpfe nicht
mehr als Kriminalität behandeln kann, als terroristisch oder mit
einem anderen Etikett, das die Macht gegen ihre Gegner braucht und missbraucht.
Ich kämpfe, wir kämpfen:
Für das Statut für politische Gefangene!
Für die sofortige Freilassung der kranken Gefangenen!
Für die sofortige Freilassung der Gefangenen, die ihre Sicherheitsstrafe
vollendet haben!
Joëlle Aubron,
Gefangene aus Action Directe
Anmerkung der Übersetzung:
Joëlle Aubron hat mittlerweile ihren Hungerstreik beendet ebenso
wie Jean-Marc Rouillan, da das Justiz-ministerium zugesichert hat, einige
der Forderungen zu erfüllen. Die Gefangenen rufen aber dazu
auf, wachsam zu sein.
Sicherheitsstrafe:
Eine mit dem Urteil festgelegte
Mindesthaftzeit. Für diese Zeit sind alle rechtlichen Möglichkeiten
auf vorzeitige Haftentlassung, bedingte Freilassung aus gesundheitlichen
oder anderen Gründen aufgehoben. Für die Gefangenen aus AD beträgt
diese Sicherheitsstrafe 18 Jahre.
XIVième Section du Parquet de Paris:
14. Abteilung der Pariser Staats-anwaltschaft.
Seit Einführung der Sondergesetze von 1986 sind alle Ermittlungen
in politischen Verfahren hier konzentriert.
Erklärung von Jean-Marc:
Für eine Veranstaltung zu den politischen
Gefangenen im Novem-ber 1999 verfasst - veröffentlicht im "Angehörigen-Info"
(Nr. 228).
Politisches Statut:
Der Kampf um ein Statut für die politischen
Gefangenen hat in Frankreich eine lange Tradition und konnte in den sechziger
und siebziger Jahren erfolgreich geführt werden. Immer wieder haben
sich Gefangene aus den verschiedenen nationalen Befreiungs-kämpfen
und auch die Gefangenen aus AD auf das Statut oder seine Inhalte bezogen.
Es umfasst elementare Rechte der politischen Gefangenen, zum Schutz ihrer
politischen und persönlichen Integrität: unter anderem Zusammenlegung,
Aufhebung der politischen und sprachlichen Zensur, ungehinderte Besuche,
keine Trennung von den anderen Gefangenen.
|
e-mail
an IRH:
secourrouge@gmx.net
|
Internationale Rote Hilfe
wieder gegründet
Am 11. November 2000 entwarfen die Delegationen
des Revolutionä-ren Aufbaus (Schweiz), der Asso-ciazione Solidarietà
Proletaria (Ita-lien), des Collectif pour un Secours Rouge (Frankreich)
und der Association des Parents et Amis des Prisonniers Communistes (Belgien)
die Grundzüge einer Internationalen Roten Hilfe, mit dem Ziel, zusammen
die revolutionären, kommunistischen, anarchistischen, antifaschistischen
und antiimperialistischen Gefangenen zu unterstützen und gegen alle
Art Klassenrepression und Konterrevolution vorzugehen.
Die Fähigkeit, koordiniert in verschiedenen
Ländern am gleichen Thema zu arbeiten, gibt jeder und jedem mehr
Macht und Kraft in seiner besonderen Situation. Sie schafft mehr politische
Schlagkraft und Aussichten gegenüber dem Imperialismus, der ja nicht
auf uns gewartet hat, um über die nationalen Grenzen hinaus tätig
zu sein.
Es geht auch darum, eine Antwort auf die Initiative
von Dutzenden und Aberdutzenden revolutionären, kommunistischen,
anarchistischen, antifaschistischen und antiimperialistischen Gefangenen
zu geben, die an ihrer "Plateforme du 19 juin" eine Kampfgemeinschaft innerhalb
und gegen das imperialistische Gefängnis gebildet haben.
Es geht endlich darum, mit einer der schönsten
und erfolgreichsten Traditionen der internationalen kommunistischen Bewegung
wieder anzuknüpfen, indem der Wiederaufbau dieses Secours Rouge International
angestrebt wird, der bei allen proletarischen und antifaschistischen Kämpfen
der zwanziger und dreißiger Jahre dabei gewesen ist.
Die Organisationen, aus welcher sich die Kommission
für den Auf-bau eines Secours Rouge Interna-tional zusammensetzt,
sind sich bewusst, dass ihr Vorgehen nur ein erster Schritt in diese Richtung
ist, und sie rufen die revolutionären und progressistischen Organisatio-nen
und Militanten auf, dieses Bestreben zu unterstützen.
Natürlich freuen wir uns sehr auf eine gemeinsame
Zusammenarbeit.
|
|
Plattform des Gefangenenkollektivs der Cellules Communistes Combattantes
Vom Gefangenenkollektiv der Cellules Communistes
Combat-tantes (CCC - Kämpfende Kommunistische Zellen, Belgien) an alle
revolutionären, kommunistischen, anarchistischen, antifaschistischen
oder antiimperialistischen Gefangenen.
Liebe Genossinnen und Genossen,
Initiativen wie "internationale Tage des revolutionären Gefangenen"
oder die jüngsten Berliner Tage der Initiative Libertad! prallen,
wie es uns scheint, mit sich wiederholenden Grenzen aufeinander. Jede Unterstützungskraft
stellt sich dort mit dem Gedanken vor, "ihre" eigenen Gefangenen zu unterstützen,
was die Begegnung lediglich auf eine Informationsaustausch und auf gegenseitige
Sympathie begrenzt. Bündnisversuche stießen immer auf Misstrauen
oder auf manchmal berechtigte Vorbehalte ideologischer Art.
Seit mehreren Jahren dauert diese Blockierung schon an, und wir halten
es für möglich, diese Blockierung der Situation aus den Knästen
heraus aufzuheben. Aus-gangspunkt wäre eine gemeinsame klärende
Plattform, die eine breite, aber konsequente Kampf-gemeinschaft definieren
würde - im imperialistischen Gefängnis und gegen das imperialistische
Ge-fängnis. Die Zustimmung oder Nichtzustimmung zu dieser Platt-form
(und eine konsequente Hal-tung bezüglich dieser Zustim-mung) könnte
für die Kräfte draußen als Bezugspunkt dienen.
Wir Gefangenen würden um diese Plattform herum unsere Unterstüt-zungskräfte
einladen, die Arbeit, die sie zu unseren Gunsten geleistet haben, auf
alle Gefangenen, die diese Plattform unterzeichnet haben, auszudehnen.
Gemeinsames Agitprop-Material könnte dann erstellt werden, tatsächlich
gemeinsame Initiativen (und nicht nur das einfache Nebeneinanderstellen
einzelner Initiativen) könnten ins Auge gefasst werden et cetera.
Fünf große praktische Forderun-gen, fünf konkrete und vorrangige
Ziele würden sich aus einer allgemeinen Unterstützung ergeben
(und aus der prinzipiellen Forde-rung der allgemeinen Freilassung der Gefangenen):
1. Schluss mit Folter und Isolation;
2. Freilassung der verwundeten und kranken Gefangenen und der Gefangenen,
deren Freilassung mittelfristig ansteht;
3. Information über die Gefangenen;
4. Materielle Unterstützung der Gefangenen;
5. Gegenseitige internationale Hilfe der Gefangenenunterstützungskräfte
(vor allem in Krisenzeiten: im Falle eines Hungerstreiks in den Gefängnissen
eines Landes zum Beispiel).
Es ist evident, dass nur die Sammlung einer repräsentativen Anzahl
von Gefangenen unter dieser Plattform eine klärende und verbinde Rolle
spielen wird. Die verschiedenen Unterstützungstage im Juni sind eine
erste Gelegenheit für die Kräfte draußen, um auf dieser
Grundlage zu diskutieren.
Wir laden Euch also ein, schnell auf diesen Vorschlag zu reagieren,
indem Ihr uns so schnell wie möglich Eure Position zu unserem Vor-schlag
wissen lasst und zum Pro-jekt der Plattform, indem Ihr uns schreibt (und
sicherheitshalber eine Sendung an: APAPC, BP 6, Saint Gilles 1, 1060 Bruxelles
schickt):
- Eure Namen und Vornamen;
- Eure Organisation oder Partei (mit den Präzisierungen,
die Ihr notwendig findet);
- der Tag Eurer Verhaftung;
- die Strafe, zu der Ihr verurteilt worden seid;
- Euer derzeitiger Knast.
Hier nun das Projekt der Plattform. Es ist natürlich nicht möglich,
für alle eine ideale Formulierung zu finden, und es wird auch nötig
sein, dass alle von uns etwas kompromissbereit sind. Selbstverständlich
bitten wir Euch, diese Plattform bei allen gefangenen Genoss/inn/en rundgehen
zu lassen.
Plattform vom 19. Juni 1999:
1. Die Unterzeichnenden dieser
Plattform sind alles revolutionäre, kommunistische, anarchistische
oder antiimperialistische Mili-tante, die in den Gefängnissen der imperialistischen
Bourgeoisie auf Grund ihrer politischen und oder politisch-militärischen
Aktivitäten einsitzen. Über ihre politischen und ideologischen
Unterschiede hinweg beabsichtigen sie, eine Kampfgemeinschaft aufzubauen
- im imperialistische Gefängnis und gegen das imperialistische Ge-fängnis.
Und sie gehen davon aus, dass die Initiative bei den Kräften außerhalb
der Gefängnisse ein Echo findet.
Solidarität ist eine Waffe !
2. Die Unterzeichnenden stellen
fest, dass die Gründe, die sie dazu geführt haben, gegen die imperialistischen
Bourgeoisie, ihre Staaten, Bündnisse, nationalen Fraktionen, ihre
Kompradoren, ihr Militär und ihre Polizei et cetera zu kämpfen,
bei weitem nicht verschwunden sind, sondern beherrschender sind als jemals
zuvor. Noch nie haben Ungerechtigkeit, Elend und Unterdrückung in dem
Ausmaß über die Menschheit geherrscht. Die Gesetze der Markt-wirtschaft
stürzen die Völker der Welt täglich tiefer ins Elend. Die
Negation der nationalen Rechte vieler Völker, Rassismus, Sexismus und
die Verwüstungen des Ökosystems sind Teil der allgemeinen Vernichtung
der Menschheit zu Gunsten einer Hand voll Rei-cher.
Man hat ein Recht zur Revolte!
3. Die Unterzeichnenden bestätigen
mit dieser Plattform erneut ihr Festhalten an der Sache der Völker
und am Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Ob die Organisation,
der sie im Augenblick ihrer Festnahme angehört haben, noch existiert
oder nicht, sie bekräftigen die Legitima-tion deren Kampfes. Jenseits
aller möglichen strategischen und taktischen Divergenzen, jenseits aller
Diskussionen über die Opportu-nität dieser oder jener Kampfform
zu diesem oder jenem Zeitpunkt, bekräftigen die Unterzeichnenden, dass
der Rückgriff auf die Gewalt im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung,
für die soziale Befreiung und die Befreiung des Volkes, für die
Erkämpfung eine gerechten und brüderlichen Gesellschaft legitim
ist:
"Ohne Gerechtigkeit kein Friede!"
4. Infolgedessen lehnen die UnterzeichnerInnen
jede Form der Erpressung ab und benennen sie als solche. Formen der Erpressung
wie "Freilassung gegen Reue", "Freilassung gegen Loslösung", "Freilassung
gegen Kollaboration" et cetera. Auch wenn die Unterzeichnenden eine kritische
Betrachtungsweise ihrer militanten Erfahrungen haben mögen, so kann
diese Betrachtungs-weise nur die Bewegung der sozialen und der Volksbefreiung
betreffen und muss dieser dienen. Die Unterzeichnenden weisen daher zurück,
dass diese eventuell kritische Betrachtungsweise zu einem Tauschobjekt mit
dem bourgeoisen Apparat gemacht wird, wo er diese Betrachtungsweise nur gegen
die Bewegung der sozialen und der Volksbefreiung benutzen kann.
Weder Reue noch Kapitulation!
5. Allen Unterzeichnern und Unterzeichnerinnen
wurde Unterstützung von draußen entgegengebracht, aktive Solidarität
in ihren Herkunftsländern und manchmal darüber hinaus. Sie rufen
alle solidarischen Kräfte und Personen auf, die Kampfgemein-schaft,
die die Unterzeichnenden gebildet haben, zur Kenntnis zu nehmen, diese Kampfgemein-schaft
in ihrer eigenen Unterstüt-zungsaktivität widerzuspiegeln und
die Kooperation und die Einheit zwischen ihnen zu entwickeln. Eine/n von
uns verteidigen heißt uns alle verteidigen!
Ein Angriff gegen eine/n von uns ist ein Angriff
gegen alle!
|
José María Sánchez Casas

Antorcha - Zeitschrift der PCE(r)
|
Am 28. Januar erreichte uns eine traurige Mitteilung der Organisation
der Angehörigen und der Freunde der politischen Gefangenen (AFAPP),
die wir in leicht veränderter Weise übersetzt haben:
In Memoriam José María Sánchez
Casas
José María Sánchez
Casas war Mitglied der PCE(r) und die historische Führungspersönlichkeit
der Grapo. Er starb am Morgen des 28. Januar 2001 auf Grund von Herzproblemen,
die er in seiner langen Haftzeit bekommen hatte.
In der Haft erlebte er die Zerstreuung,
die Folter, aber auch die Hunger-streiks, um die Regierung dazu zu zwingen,
die minimalsten Menschen-rechte anzuerkennen. Er wurde 55 Jahre alt.
In seiner Geburtsstadt Cadiz arbeitete er in den sechziger Jahren auf
den Werften und trat 1970 der klandestinen Organisation OMLE bei. Gleichzeitig
war er als Theaterleiter bekannt. 1975 kam er zur PCE(r), in der er bald
die Führung übernahm und die Zeitschrift "Popolo y Cultura" herausgab.
Im Juli 1976 wurde er das erste Mal verhaftet und gefoltert. 1978 kehrte
er in die Freiheit zurück, da er aber nicht gebrochen war, begann er
in den Grapo zu kämpfen. 1979 wurde er als maßgeblicher Leiter
dieser bewaffneten Organisation erneut verhaftet und zehn Tage lang schwer
gefoltert.
Die schrecklichen Zustände in den spanischen Gefängnissen
zwangen ihn und seine Genossen in diesen Jahren, an insgesamt 18 Hunger-streiks
teilzunehmen, von denen einer 435 Tage dauerte, von November 1989 bis Februar
1991. Wegen der Zerstreuungspolitik der Regierung musste er 15 Mal das Gefängnis
wechseln. Nach einem ersten Herzinfarkt am 10. April 1996 begann eine starke
Solidaritätskampagne für seine Freilassung. Da sein Gesundheitszustand
so schlecht war, kamen selbst die Gefängnisärzte zu der Einsicht,
dass er diesen harten Haftbedingungen nicht mehr unterworfen werden durfte.
Dank der breiten Unterstützungskämpfe kam er schließlich
am 20. Juli frei. Wegen seiner in der Presse veröffentlichten Erklärungen
ermittelte die Staatsanwaltschaft von Sevilla sofort gegen ihn, was seinen
Gesundheits-zustand wieder schwächte.
Er widmete sich nun zusehends einer umfangreichen politischen kulturellen
Arbeit, die auch das Theater und die Malerei umfasste. Seine Bilder wurden
in verschiedenen Teilen der Welt ausgestellt (in Berlin in der Roten Insel
Mansteinstraße). Vor einigen Monaten versuchte man ihm den ersten
Preis eines Malereiwettbewerbes zu verweigern mit dem Hinweis auf seine kommunistischen
Aktivitäten.
Im vergangenen Oktober begann sein Gesundheitszustand kritisch zu werden.
Im Dezember kam er auf die Warteliste für eine Herztransplanta-tion.
Er hinterlässt uns zwei Bücher ("Noveno circolo" und "La Mareña"),
die Leitung der Theatergruppe La Tralla, 20 Theaterwerke, 2000 Zeichnungen,
150 Bilder und eine Unzahl von Radio- und Theater-gruppenarbeiten. Und sein
Lebensbeispiel.
José María Sánchez Casas - "Vargas" - hatte Frau
und zwei Kinder.
José María Sánchez
Casas - presente!!
|
Heute sitzen noch mindestens
acht Menschen - nicht alle aus der RAF - als politische Gefangene in den
Knästen der BRD. Wer mit ihnen
Kontakt aufnehmen möchte, sollte sich an die unten stehenden Adressen
wenden. Es kann allerdings nicht garantiert werden,
dass die Adressen noch stimmen.
Rolf-Clemens Wagner
Paradeplatz 5
34613 Schwalmstadt
seit 1979 in Haft
Eva Haule
Obere Kreuzäckerstr. 4
60435 Frankfurt
seit 1986 in Haft
Brigitte Mohnhaupt
Münchenerstr. 33
86551 Aichach
seit 1982 in Haft
Rolf Heissler
Ludwigshafener
Str. 20
67227 Frankenthal
seit 1979 in Haft
Birgit Hogefeld
Obere Kreuz- äckerstr. 4
60435 Frankfurt
seit 1993 in Haft
Andrea Klump
Stammheim
Christian Klar
Schönbornstr. 32
76646 Bruchsal
seit 1982 in Haft
Rainer Dittrich
Marliring 41
23566 Lübeck
Seit 1987 in Haft
|
“Fingerabdrücke” - Austellung
bildender Kunst für die Freiheit
der
Gefangenen aus der RAF
Im April zeigen 20 bildende Künstlerinnen und Künstler in
einer gemeinsamen Ausstellung in der “Galerie im Pferdestall”
der Berliner Kulturbrauerei Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik, Skulptur,
Fotografie, Film und Installation. Die Künstlerinnen und Künstler
finden sich mit ihrer Arbeit in dieser Ausstellung zusammen, weil sie sich
mit ihren unterschiedlichen Lebens- und Gesellschafts-erfahrungen in einer
politischen Entscheidung treffen: mit ihren Arbeiten - Ausdruck ihres Blicks
auf die Welt - der Foderung nach Freiheit für die noch einsitzenden sechs
Gefangenen aus der RAF Nachdruck zu verleihen.
Die Ausstellung setzt ein Zeichen, sich der Exekution staatlicher Rache
an den Gefangenen entgegenzustellen.
Nahezu alle Gefangenen aus der RAF sind inzwischen seit 15 bis 22 Jahren
ununterbrochen inhaftiert. Alle waren in dieser Zeit den verschiedenen Formen
von Sonder-haft ausgesetzt. Alle haben Jahre schärfster Isolationshaft
hinter sich. Eine Form der Haft, die international als weiße Folter
geächtet ist, weil sie die psychische und physische Integrität
der Gefangenen zerstört.
Zwischen den gesellschaftlichen politischen Kräfteverhältnissen
der siebziger und achtiziger Jahre, der Zeit der Verhaftungen der heute
immer noch inhaftierten Gefange-nen, und den heutigen Zuständen liegen
Welten. Das wissen alle. Nach all dieser Zeit gibt es nur noch eins -
die Gefangenen müssen raus!
Darum geht es.
Weg mit dem Knastsystem!
|