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Islamische Kunst und
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Islamische
Kunst und Architektur, die Kunst und Architektur derjenigen Länder, deren Kultur sich
unter dem Einfluss des Islam entwickelte. Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr.
verbreitete sich die islamische Kultur über weite Teile Europas, Asiens und Afrikas.
Kulturgeschichtliche Voraussetzungen
Schrift und Architektur waren für die Herausbildung
der sakralen und weltlichen Künste des Islam entscheidend. Da die Offenbarungen des
Propheten Mohammed im Koran niedergelegt sind, der das wichtigste literarische und
poetische Erbe der arabischen Sprache und des islamischen Glaubens darstellt, hat die
Verbreitung der Koransuren zu einer Vielfalt der Schriftstile und zu kalligraphischen (siehe
Kalligraphie) und ornamentalen Besonderheiten geführt. Der Grundriss des Privat- und
Gebetshauses Mohammeds in Medina wurde zum Grundmuster für alle Moscheen.
Die frühislamische Kunst nahm Einflüsse aus
römischen, byzantinischen und frühchristlichen Stilen auf. Vor allem der Einfluss des
Kunsthandwerks der Sassaniden war bedeutend. Zentralasiatische Stile wurden durch die
Einfälle der Türken und Mongolen nach Mesopotamien gebracht, und auch chinesische
Einflüsse hatten eine formbildende Wirkung besonders auf islamische Keramik,
Teppichweberei und Miniaturmalerei.
Geschichte
Die Entwicklung der islamischen
Kunst zwischen dem 7. und 18. Jahrhundert wird in drei Perioden eingeteilt. Jede Periode fällt
mit jeweiligen dynastischen und kulturellen Zentren in der islamischen Welt zusammen, in
denen sich bestimmte Stile und Ausprägungen in Architektur und Kunst herausgebildet
haben. Die erste Periode fiel zusammen mit dem Kalifat der Omaijaden (661-750). Während
dieser Zeit erstreckte sich der islamische Einflussbereich vom syrischen Damaskus bis nach
Spanien. Die mittlere Periode umfasst die Zeit der Abbasiden (750-1258), die 762 Bagdad
gründeten und sich nach Osten öffneten. Dieses Kalifat bestand bis zur Eroberung durch
die Mongolen (1258) und war für die besondere Förderung der Gelehrsamkeit und der Kultur
bekannt. In dieser mittleren Periode wurde der Einfluss iranischer Kunstformen bedeutsam.
Die dritte Periode ist die der Osmanen (um 1300 bis 1922), die von Anatolien ausging,
byzantinische Einflüsse (siehe byzantinische Kunst und Architektur) aufwies und in
ihrer Spätzeit vor allem durch europäische Einflüsse an Eigenständigkeit verlor.
Innerhalb dieser drei Perioden
existierten folgende für die Stilbildung bedeutende Herrschaftsbereiche: Die Fatimiden
(909-1171) herrschten in Kairouan (heute Tunesien). Unter ihrer Herrschaft wurde 970 der
Bau der Al-Azhar-Moschee in Kairo begonnen. Bedeutend war bei den Fatimiden die
Herstellung von Einrichtungsgegenständen. Mit den Seldschuken (1038-1307) drangen
türkische Elemente bis in den iranischen Bereich ein. Damaskus, Jerusalem und Aleppo
wurden befestigt und das Netz der Karawansereien entwickelt. Ilchane und Timuriden (13. Jahrhundert bis Anfang des 16. Jahrhunderts) beherrschten den Iran bis zur Invasion der Mongolen
und bauten Samarkand zu einem kulturellen und politischen Zentrum aus. Bedeutend waren die
Grabbauten von Timur und die Mosaiken aus glasierten Ziegeln. Die Aijubiden (1171-1250)
errichteten einen Militärstaat in Syrien, unter der Herrschaft von Saladin wurde die
Zitadelle von Kairo errichtet. Die Mamelucken (1250-1517), zunächst im Kriegsdienst unter
den Aijubiden, stellten seit 1250 die Sultane in Kairo. Unter ihrer Herrschaft kam es zu
einer Blüte der Teppichherstellung, der Felsendom in Jerusalem wurde errichtet, und die
Medrese (islamische Hochschule) wurde ins Leben gerufen. Die Invasion der Mongolen 1258 in
Bagdad bereitete der Herrschaft der Abbasiden in Bagdad ein Ende. Timur gründete 1369 aus
den zerfallenden Teilstaaten ein Großreich. In dieser Zeit wurde die Blaue Moschee in
Täbris vollendet. Die Safawiden, die von 1502 bis 1722 im Iran herrschten, leiteten eine
Periode der nationalen Rückbesinnung ein; es entstand die Schah-Moschee in der Hauptstadt
Isfahan. Sakralbauten wurden mit Keramikmosaiken überzogen. Bedeutend war die
Kalligraphie und Miniaturmalerei.
Architektur
Die Rituale des islamischen Glaubens
bestimmen die Struktur der Sakralarchitektur. Dazu gehören die Moschee (Masjid),
ein Platz zur Versammlung der Gemeinde und zum Gebet, und die Medrese, die
Theologenschule. Weitere Sakralbauten waren Mausoleum, Kloster, Versammlungshäuser der
Bruderschaften und Friedhöfe. Die Profanarchitektur hat vor allem Paläste, Bäder,
Handelshäuser, Karawansereien und Ingenieurbauten wie Aquädukte, Staudämme und
Befestigungsbauten aufzuweisen. Bis auf Privathäuser wurden diese Bauten fast
ausschließlich aus Staatsmitteln errichtet, erst im Mittelalter wurden private Stiftungen
häufiger, die für Baukosten aufkamen. Alle Bauformen haben gemeinsame strukturelle und
dekorative Elemente. Das florale Dekor und Ornament wird nur im Sakralbau eingehalten, bei
Profanbauten sind auch bildliche Darstellungen festzustellen. Jede Epoche bzw. Dynastie
schöpfte dabei aus einem ihr eigenen Formenvorrat.
Sakrale Architektur: Moschee und Medrese
Der erste Bau war das Wohnhaus Mohammeds in Medina
mit einem ummauerten, rechteckigen Hof, mit Hütten an einer Seitenwand, den Häusern von
Mohammeds Frauen an einer anderen, und einem überdachten Vorraum (Zulla) an der
dritten Seite. Fast alle Moscheen bestehen daher aus einem umschlossenen Hof (San),
der von Arkaden (Riwak) umgeben ist und an einem Ende einen Gebetsraum aufweist,
und bilden so den Grundriss von Mohammeds Haus nach.
Mihrab
Als die Muslime 636 Syrien eroberten, übernahmen
sie viele Kirchenbauten, die im Frühchristentum (siehe frühchristliche Kunst und
Architektur) errichtet worden waren und bauten sie in Moscheen um. Diese Basiliken waren
lang gestreckte, oft dreischiffige Gebäude mit geneigten Dächern und einem Altar an der
Ostseite. Die Mihrab (Gebetsnische), die die Kibla (Gebetsrichtung) anzeigt,
wurde an der Südwand eingerichtet. Eingänge wurden an der Nordseite geschaffen, so
saßen die Gläubigen beim Gebet quer zu den ursprünglichen Kirchenschiffen.
Hof
Wenn der so veränderten Basilika ein umgrenzter Hof
angeschlossen wurde, der an den Seiten von Arkaden flankiert war, dann waren alle
wichtigen Merkmale des Hauses des Propheten Mohammed in Medina vorhanden. Der erste Bau
der El-Aksa-Moschee in Jerusalem (vor 670) wurde auf diese Art aus der königlichen Stoa
(Säulenhalle) des Herodes, einer zerstörten Basilika, entwickelt.
Das Minarett
Zu Lebzeiten des Propheten rief der
Muezzin von einem Hausdach in Medina zum Gebet, später wurde dazu ein spezielles
Turmbauwerk, das Minarett, errichtet. Wahrscheinlich führte die syrische Tradition, die
vier Ecken eines Gebäudes mit kurzen Türmen zu kennzeichnen, zur Ausbildung des
Minaretts, von dem der Ruf zum Gebet erfolgen kann. Dieser Turm kann auch, wie im
irakischen Samarra, freistehend sein (siehe Campanile). Die omaijadische Moschee in
Damaskus (705-715), die um eine ältere Basilika gebaut ist, ist die besterhaltene frühe
Hofmoschee mit einem Minarett.
Die Kuppel
Kuppeln, die einen
wichtigen Bestandteil der islamischen Architektur darstellen, entwickelten sich aus der
sassanidischen und aus der frühchristlichen Bautradition. Die älteste erhaltene Moschee
mit Kuppel ist der Felsendom in Jerusalem, der aus dem späten 7. Jahrhundert stammt;
die Konstruktion geht auf den frühchristlichen Kuppelbau zurück.
Das Mausoleum, das zu Beginn des 10. Jahrhunderts für
den Herrscher von Bukhoro in Zentralasien (ein Seldschukenbau) erbaut wurde, ist ein
quadratischer Ziegelbau mit einer Kuppel, die auf Trompen (Gewölbe in den Ecken eines
quadratischen Grundrisses) ruhte. Die Trompenkonstruktion der islamischen Architektur
stammt aus dem sassanidischen Iran. Sie trug zur Ausbreitung von Moscheen, Mausoleen und
anderen überkuppelten Gebäuden in der islamischen Welt bei.
Unter den Osmanen wurden Moscheen
gebaut, die das byzantinische Erbe der Türkei widerspiegeln. So hat die Moschee Selims II. (1569-1574),
die von dem türkischen Architekten Sinan in Edirne in der Türkei erbaut wurde, eine
mächtige Kuppel mit einem Hof. Dieser ist von einer Arkade umgeben, auf der sich kleine
Kuppeln und Halbkuppeln befinden. Dieser Aufbau beeinflusste die Gestaltung von Moscheen
in der Türkei, Syrien, Ägypten, Arabien und Nordafrika.
Iwan
In den abbasidischen Moscheen des Irak wurde ein Iwan,
ein offener, gewölbter, zweistöckiger Wandelgang an jeder Seite der Arkaden angebracht,
die den Hof umgeben. Der Iwan stammt aus der sassanidischen Architektur des Iran.
Spitzbögen
Obwohl der runde, hufeisenförmige Bogen eine
charakteristische Form der islamischen Architektur ist, vor allem in den frühen
Beispielen, war daneben auch der Spitzbogen bekannt. Dieser ist wahrscheinlich syrischen
Ursprungs, wurde von den Omaijaden übernommen und war auch ein Kennzeichen der
abbasidischen Moscheen.
Mimbar und Maksura
Der erste bekannte Gebrauch eines Mimbar
(Predigtstuhl) ist aus der Moschee von Medina bekannt. Ursprünglich wurde er als Sitz
genutzt, entwickelte sich aber bald zur Predigtkanzel. Ein weiterer Innenbau, der für
einige Moscheen charakteristisch ist, ist die Maksura (Stellwand), die um die Mihrab
(Gebetsnische) gestellt wurde, um die Prediger während des Gottesdienstes zu schützen.
Medresen
Unter den Abbasiden
entstand im Osten des Iran eine neue Gebäudeart, die Medrese (Lehrgebäude).
Dieser Bautyp, der auf sassanidischer Architektur basiert, wurde zu einer neuen Art
Moschee weiterentwickelt, die sich in viele Länder verbreitete. Die Medrese und die Medresenmoschee
hatten Iwans (Wandelgänge) an vier Seiten, die durch zweistöckige Arkaden
verbunden waren. In der Medrese führten diese Arkaden zu Schlafräumen. Die
Freitagsmoschee (Gattungsbegriff für Moscheen, die vielen Menschen gleichzeitig Platz
bieten) in Isfahan im Iran (11. Jahrhundert) ist ein frühes Beispiel für die Medresenmoschee.
In dieser Moschee, wie auch in Grabbauten jener Zeit, wurde das Mukarna, ein
Schmuckglied aus Holz oder Stein, das stereometrische Formen verbindet (Stalaktitgewölbe),
entwickelt. Dieser typisch islamische Schmuckstil besteht aus einer Wabe von Nischen mit
kleinen Vorsprüngen, die in ein gewölbtes Dach oder eine Kuppel gesetzt ist.
Spätere Medresenmoscheen, die beide
in Isfahan stehen und aus dem 17. Jahrhundert stammen, sind die Schah-Moschee mit ihrer hohen,
zugespitzten, geneigten Kuppel hinter dem Hauptiwan und seinen gefliesten Innenwänden und
Stalaktiten sowie die Lotfollah-Moschee mit einer gefliesten Kuppel.
Weltliche Architektur
Zur Zeit der Omaijaden und der frühen Abbasiden
bauten die Prinzen der Kalifenfamilien Paläste in Syrien und im Irak. Einige wurden mit
Jagdgehegen und überkuppelten Bädern umgeben, die sich aus der spätrömischen
Architektur entwickelt hatten. Die Omaijadenpaläste waren mit Mosaiken, Wandgemälden und
Stuckarbeiten verziert, die Hofstaat, Tiere und den Kalifen selbst darstellten. Ein
Großteil dieser Malerei entwickelte sich aus der sassanidischen Kunst.
Unter den Abbasiden wurde in der
Wüste bei Bagdad die Verwaltungsstadt Samarra gegründet, aber niemals fertig gestellt.
Innerhalb von Samarra gab es ein riesiges, von Mauern umgebenes Gebäude, das 175 Hektar groß war,
viele Gärten enthielt und in sich eine Stadt darstellte. Es gab dort Verwaltungsbauten,
eine Moschee, Bäder und Wohnquartiere. Einige der Regierungsgebäude besaßen figürliche
Darstellungen, doch die kunstvollste Verzierung war ein mit geometrischen Mustern
beschnitzter Verputz, der sich an türkische und zentralasiatische Motive anlehnte.
Geplante Städte wie Samarra und Fustat (bei Kairo, durch Ausgrabungen bekannt) hatten
funktionierende Aquädukte und Abwassersysteme. Alle Häuser waren mit Bädern und
Toiletten ausgestattet.
Ein weiteres abassidisches Bauprojekt war die
Errichtung der Runden Stadt (762), deren Überreste unter dem heutigen Bagdad liegen. Die
Runde Stadt bestand aus einer Reihe konzentrischer Ringe, in deren Mitte der Palast des
Kalifen und die Moscheen lagen. Dieser Stadtentwurf hatte seinen Ursprung im
sassanidischen Iran.
Als Palast dienende
Gebäudekomplexe, die denen von Samarra gleichen, wurden später in Kairo, in Spanien, in
Nordafrika und in Istanbul errichtet, wo die Osmanen 1454 mit dem Bau des Topkapi-Palastes
(heute Topkapi-Palastmuseum) begannen. Diese Tradition setzte sich auch mit dem Bau der
Alhambra im 14. Jahrhundert fort.
Die letzten großen islamischen
Baumeister im Iran waren die Safawiden, die Brücken und Paläste bauten. Auch eine
Kunstgalerie, die Schah Abbas I. für seine Porzellansammlung errichten ließ, gehörte zum
Palast.
Die Karawansereien (Rasthäuser; türkisch han)
waren eine Entwicklung, die typisch für die Seldschuken war. Karawansereien entlang der
Karawanenstraßen hatten Säle mit Gängen und einen Hof für die Tiere.
Gräber und Mausoleen
Mausoleen wurden,
obwohl die islamischen Glaubensregeln den Bau kunstvoller Grabanlagen verbieten, als
Repräsentationsbauten errichtet. Sie stellen, neben Moscheen und Palästen, die
artifiziellsten Bauten des Islam dar. Zu ihnen gehört auch die Totenstadt, die aus
überkuppelten Gräbern besteht und von den mamelukischen Herrschern Ägyptens im 15. Jahrhundert vor den Toren Kairos gebaut
wurde. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde von den
Timuriden in Samarkand (heute Usbekistan) die Totenstadt Sah-i-Zindeh gebaut, die
gemustertes Mauerwerk besitzt und hoch gewölbte Kuppeln hat. Im Iran wurde unter den
Mongolen eine Grabstätte entwickelt, deren Besonderheit sich am Mausoleum von Sultaniye
zeigt. Dieses Mausoleum hat eine Doppelkuppel, die auf einer achteckigen Basis steht und
ursprünglich einen Turm an jeder Ecke hatte. Dieser Bautyp ist der Vorläufer des
berühmtesten aller islamischen Mausoleen, des Taj Mahal in Agra (Indien), das in der
Mitte des 17. Jahrhunderts
von zwei iranischen Architekten gebaut wurde.
Künstlerische Baugestaltung
In und an islamischen Gebäuden
wurden Stuck, gemustertes Mauerwerk und bemalte Fliesen zu dekorativen Zwecken eingesetzt.
Handwerker in der Stadt Kashan im Iran hatten sich auf die Herstellung bemalter Fliesen
spezialisiert. Moscheefassaden, die aus Säulenbändern mit Koraninschriften bestanden,
wurden aus bemalter Keramik geschaffen. Zierwandtafeln wurden mit Fliesen verkleidet, die
oft sternförmig vorgeformt waren und in der Zusammenfügung Muster bildeten. In der
timuridischen Architektur (13. Jahrhundert
bis 16. Jahrhundert im Iran) gab es
Mihrabbedeckungen aus glänzendem Fliesenmosaik, in dem die Farben getrennt gebrannt
wurden, um ihre stärkste Tönung zu erhalten. Im 15. Jahrhundert errichteten Keramiker aus dem Iran Werkstätten zur
Fliesenherstellung in der Türkei. Mit der Entwicklung von Werkstätten in Iznik hatten
die Türken später ihre eigene Bezugsquelle für Fliesen. Im safawidischen Iran wurde ein
Großteil der neuen öffentlichen Gebäude mit Fliesen verziert; viele ältere Gebäude
bekamen auf diese Weise neue Fassaden.
Holzschnitzereien und Gitterwerk, manchmal in
Verbindung mit Elfenbeinintarsien (siehe Elfenbeinschnitzereien), waren weitere
Formen der islamischen Baugestaltung. Sie fanden bei der Herstellung von Maksuras,
Mimbars, Zwischenwänden, Möbeln und Türen Verwendung. Steinreliefs und Marmorintarsien
gibt es in Gebäuden in Spanien, der Türkei und Ägypten (aus der mamelukischen Periode).
Obwohl sie nicht Teil des Gebäudes selbst sind, gelten auch Moscheeampeln
(Hängeleuchten) und bunte, hochwertige Gebetsteppiche als kunstvolle Dekorationen der
Gebäude.
Kunsthandwerk
Das islamische Verbot, in sakralen Zusammenhängen
Bilder von Tieren und Menschen darzustellen, geht nicht auf den Koran, sondern auf
Aussprüche Mohammeds (siehe Hadith) zurück. Das Erschaffen von solchen Bildern
würde demnach einen Eingriff in das Schöpfungsprivileg Allahs darstellen.
Im Wüstenpalast Mschatta in
Jordanien (Omajiaden-Periode), der aus dem frühen 8. Jahrhundert stammt und an dessen Wänden sich reich geschnitzte
Steinreliefs befinden, gibt es eine scharfe Unterscheidung zwischen weltlichen Gebäuden
und Sakralbauten. Die Reliefs im Teil des Gebäudekomplexes, zu dem auch die Moschee
gehört, sind abstrakt, diejenigen in anderen Bauten haben auch figürliche Abbildungen
von Tieren. Auch wenn Menschen- oder Tierdarstellungen geschaffen wurden, dienten diese
dekorativen Zwecken. Die muslimischen Künstler entwickelten daher keine anatomischen und
perspektivischen bildnerischen Kenntisse. Andererseits wurde durch diese thematische
Beschneidung eine komplexe Ornamentik entwickelt, die auf geometrischen Formen, der
arabischen Schrift und Blättermustern basiert. Ein solch ausgeprägtes ornamentales
Repertoire existiert nur in der islamischen Kunst.
Eine andere wichtige Vorschrift ist die verordnete
Geringschätzung wertvoller Materialien. Islamisches Kunsthandwerk beschränkt sich daher
in der Regel auf Keramik, Holz, Bronze und Elfenbein.
Keramik
Keramik ist einer der Bereiche
islamischen Kunsthandwerks, die höchstes Niveau erreicht haben.
Die erste Entwicklungsperiode der islamischen
Keramik kann aus den Funden der Ausgrabungen in Samarra erschlossen werden. Aus China
eingeführtes Porzellan rief in Bagdad das Interesse von abbasidischen Kunsthandwerkern
hervor, die versuchten, das asiatische Porzellan mit einheimischem Ton zu imitieren. Die
grüngelbe Tangkeramik wurde allerdings erfolgreich nachgebildet, und es gelang den
abbasidischen Töpfern, eine Zinnglasur zu entwickeln. Einige dieser Keramiken wurden mit
einer einfachen blauen Verzierung versehen, die meistens aus Inschriften bestand. Durch
diese neue Ware soll die früheste, blauweiße Porzellanmalerei in China inspiriert worden
sein. Bei dieser Technik wurde mit Metalllösungen auf ein bereits gebranntes Gefäß
gemalt. Dieses wurde dann bei geringer Hitze nochmals gebrannt, wodurch ein glänzendes
Metallmuster in Braun, in Grüntönen oder in Rot entstand, welches das Gefäß golden
glänzend erscheinen ließ.
Vom späten 8. bis zum 11. Jahrhundert wurde
eine andere Art von Keramik, die mit Schlickerfarben verziert war, in Nischapur und
Samarkand im Nordosten des Iran hergestellt. Schlicker ist eine dünne Lage flüssigen
Tons, die auf ein Gefäß aufgebracht wird, um einen Malgrund abzugeben. Einige dieser
Gefäße, die von der sassanidischen Tradition beeinflusst waren, wurden mit Reiterfiguren
und einem Feld von Ornamenten und Schriftzeichen bemalt. Auf anderen Gefäßen
beschränkte sich die Verzierung auf große kufische Inschriften mit kleinen, dekorativen
Motiven. Weitere wichtige Keramiken aus dem Iran jener Zeit sind Gabrigefäße, bei
denen der Hintergrund oder die Verzierung eingraviert ist, um einen Reliefeffekt zu
erzielen, und Gefäße mit Sgraffitto. Beide Techniken sind der Metallbearbeitung
entlehnt.
Unter den ägyptischen Fatimiden wurden viele
bemalte und andere Töpferwaren in Fustat hergestellt. Im seldschukischen Iran waren
dünne Fayencegefäße in Nachahmung der chinesischen Originale und lüsterbemalte
Keramiken und Fliesen aus Rayy und Kashan beliebt. Einige dieser Gefäße, vor allem die
in siebenfarbiger Emailkeramik hergestellten Gefäße, sind mit Motiven aus der Literatur
verziert, die der persischen Miniaturmalerei gleichen.
In den Jahren vor dem
Mongoleneinfall war Rakka das Zentrum im Irak, wo unterglasurbemalte Keramiken hergestellt
wurden. In der osmanischen Türkei wurden in Iznik und Kütahya bis weit ins 18. Jahrhundert hinein bedeutende Keramiken
hergestellt. Viele dieser Produkte wurden vom blauweißen Porzellan aus China beeinflusst,
aber Gefäße wurden auch mit den für die Türkei charakteristischen floralen Mustern in
Türkis, Grün, Lila, Braun und Schwarz hergestellt. Die safawidischen Töpfer im Iran,
die ebenfalls durch chinesische Erzeugnisse beeinflusst waren, schufen blauweiße
Keramiken, die nach Westen ausgeführt wurden. Auch hier wurde die Erzeugung von
mehrfarbigen und lüsterbemalten Töpferwaren bis ins 18. Jahrhundert hinein fortgesetzt.
Glaskunst
Fatimidisches
geschliffenes Glas, lüsterbemaltes Glas und stempelverziertes Glas hatte eine
außerordentlich hohe Qualität. Das Emailglas aus dem Syrien des 12. Jahrhunderts, das
vor allem in Form von Kelchgläsern und Lampen vorkommt, ist von großer Schönheit. Die
Verzierungen sind mit denen auf zeitgenössischen Bronzearbeiten zu vergleichen. Die Syrer
behielten ihre Meisterschaft in der Glasverarbeitung bei und sind aufgrund ihrer sich
verjüngenden Emailleampeln für Moscheen bekannt.
Holz- und Elfenbeinschnitzereien
Neben dem Gebrauch für die Inneneinrichtung von
Sakralbauten wurden ornamental gestaltete Holzarbeiten auch in weltlichen Bauten benutzt.
Herausragende Arbeiten, von denen figürliche Durchbruchpaneele mit Hofszenen erhalten
geblieben sind, waren in den fatimidischen Palästen angebracht. Einige dieser Werke sind
in einem Stil gefertigt, der an koptische Kunst erinnert. Elfenbeinschachteln und
beschnitzte Elefantenstoßzähne waren am fatamidischen Hof sehr beliebt, eine Tradition,
die sich im arabischen Sizilien fortsetzte.
Bronzearbeiten
Wegen der Geringschätzung von
Edelmetallen wurde Bronze zum meistverwendeten Metall. Anfangs wurden sassanidische Formen
den Bronzegegenständen angepasst, aber in der fatamidischen Zeit wurden einige der
kunstvollsten tierförmigen Gefäße der islamischen Kunst geschaffen. Im Osten des Iran
wurden wichtige Bronzearbeiten geschaffen, die graviert oder mit Kupfer und Silber
eingelegt waren. Die schönsten islamischen Bronzen wurden in den Werkstätten von El
Mawsil im Irak unmittelbar vor der mongolischen Eroberung hergestellt. Wasserkrüge,
Becken und Kerzenständer hatten Intarsien aus Gold und Silber und waren mit
Schmuckbändern verziert, auf denen abstrakte Muster, Figuren und Inschriften zu sehen
waren. Die kunstvollen Bronzearbeiten mit Intarsien aus Al Mawsil aus dem 14. Jahrhundert wie
Niello, tendierten dazu, rein dekorativ zu sein. In syrischen Werkstätten wurden jedoch
weiterhin figürliche Entwürfe verwirklicht.
Handschriften
In den frühesten Koranhandschriften wurde die
kufische Schrift verwendet, eine kunstvolle, winklige arabische Schrift, die auch für die
Steinbearbeitung geeignet ist. In dieser Schrift wurden die diakritischen Zeichen über
den Buchstaben manchmal in Rot gemalt. Zusammen mit den goldenen Verzierungen zwischen den
Suren (Korankapitel) ergaben sich Kontraste mit der schwarzen Schrift. In der
seldschukischen Periode wurde eine rundere, fließendere Schrift entwickelt. Diese beiden
Schriftarten wurden oft eingesetzt, um an Gebäuden und und anderen Gegenständen optische
Kontraste zu schaffen.
Malerei
Die islamische
Malerei ist gleichbedeutend mit der Buchmalerei. Die frühesten Beispiele islamischer
Malerei, die in nennenswerter Zahl erhalten blieben, sind Miniaturen, die der Illustration
griechischer wissenschaftlicher Texte dienten, die in die arabische Sprache übertragen
wurden. Dies sind die Fabeln des Bidpai (um 300) und das Makamen von Hamidi
(1054-1122), in dem von den Abenteuern eines Reisenden erzählt wird. Stilistisch haben
sich diese Malereien aus der Bagdader Schule der Buchmalerei des späten 13. Jahrhunderts
entwickelt.
Im iranischen Täbris des 14. Jahrhunderts blühte die persische
Miniaturmalerei im mongolischen Stil. Diese neue Schule war durch chinesische Einflüsse
in Details der Landschaftsabbildung, des Gefühlsausdrucks und der Vielschichtigkeit der
Komposition gekennzeichnet. Viele persische Epen wurden in diesem Stil illustriert. Das
bekannteste Beispiel ist die aus dem 14. Jahrhundert
stammende Handschrift des Schah-Name, einer Abschrift des großen Nationalepos, das
von Firdausi geschrieben wurde. Minaturmalerei entwickelte sich im 15. Jahrhundert unter timuridischer Förderung in Herat (im heutigen
Afghanistan) weiter. Bizhad, einer der bedeutendsten Miniaturisten, galt als Meister.
Viele seiner dramatischen Bilder lassen sich von formalen Grenzen nicht einengen.
Auch die osmanischen Herrscher
förderten die Kunst der Buchmalerei. Eine türkische Schule der Miniaturmalerei, die in
Täbris ansässig war, dokumentierte das höfische und militärische Leben des 14. Jahrhunderts auf
dekorative Weise. Die safawidischen Künstler schufen illustrierte Bücher und erweiterten
ihre Bandbreite mit der Aufnahme europäischer figürlicher Zeichnungen und Porträts.
Ein eigener Stil der Miniaturmalerei
entwickelte sich im muslimischen Indien vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Dieser Stil war stark von der heimischen indischen
Tradition geprägt und bildete oft einzelne Herrscher oder Zeremonien ab.
Textilien
Stoffe waren als Luxusgegenstände hoch geschätzt.
Die hochwertigsten Stoffe wurden in Werkstätten, den so genannten Tiras,
geschaffen, die vom Kalifat kontrolliert wurden. Das Tirassystem, vergleichbar mit
Institutionen im kaiserlichen Byzanz, wurde durch die Mongolenherrschaft beendet. Ein
Geschenk aus einem Tiras, oft eine beschriftete Ehrenrobe, wurde als wertvoller Besitz
betrachtet. Tiras (so wurden auch die Stoffe selbst bezeichnet) waren oft mit dem Namen
des Werkstätteninhabers und des Kalifen signiert.
In Ägypten waren viele dieser edlen
Stoffe aus Leinen gewebt und wurden später, unter den Fatimiden, mit seidenen
Schmuckbändern und Goldfäden verziert. Seidenstoffe wurden in weiten Bereichen der
islamischen Welt hergestellt, einige davon auch in Tiras. Seidenstoffe aus dem Iran,
Bagdad, Ägypten und dem Spanien des 11. und 12. Jahrhunderts zählen zu den kunstvollsten überhaupt. Diese Seidenstoffe
beeinflussten die spätere sizilianische und italienische Webkunst. Europäische
Stoffbezeichnungen wie Damast (von Damaskus) stammen aus der islamischen Kultur. Der
Krönungsmantel der römischen Kaiser wurde von islamischen Kunsthandwerkern in Sizilien
bestickt. Sizilianische Stickereien waren im 14. Jahrhundert von Bedeutung.
Der Einfluss chinesischer
Seidenstoffe auf die islamischen Webereien, der nach der Eroberung durch die Mongolen
einsetzte, zeigte sich in den ersten islamischen Goldbrokatstoffen und in dekorativen
Details. Die Osmanen schufen neue Arten großformatiger Seidenmuster, u. a. Nelken-, Tulpen-
und Palmblattmuster und das chinesische Wolkenbandmotiv.
Teppiche
Die frühesten
erhaltenen islamischen Knüpfteppiche stammen aus dem 14. Jahrhundert aus dem türkischen Konya. Diese Konyaläufer besitzen ein Vollmuster
aus natürlichen Formen, die Bordüre hat ein Inschriftenband. Andere, geometrisch
gemusterte Läufer wurden unter den Mameluken in den Farben Hellblau, Rot und Gelb
hergestellt. Es sind zahlreiche Teppiche aus dem 16. Jahrhundert
erhalten. Die Teppichweberei erreichte unter den Safawiden im Iran mit Jagdszenen und
Gartenmotiven ein hohes Niveau. Ein herausragender künstlerischer Teppich der mit der
Jahreszahl 1539-1540 datiert und signiert ist, weist ein Blumenmotiv auf, ist etwa zwölf
Meter lang und wurde für die Moschee von Ardabìl gewoben (heute Victoria and Albert
Museum, London). Safawidische Seidenteppiche, die in Pastelltönen mit goldenen und
silbernen Flächen gehalten sind, wurden speziell für den europäischen Markt
hergestellt.
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