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::: Das omega-Meson in Kernmaterie
Diese Arbeit hat die Untersuchung der Eigenschaften des
omega-Mesons in Kernmaterie zum Gegenstand. Die Erforschung der
Modifikationen von Teilcheneigenschaften im nuklearen Medium ist
ein aktuelles Thema kernphysikalischer Forschung und liefert
wichtige Informationen über die Eigenschaften der starken
Wechselwirkung, eine der vier fundamentalen Kräfte der Natur, die
Quarks in den Nukleonen zusammenhält. Die geringe Zahl an
experimentellen Hinweisen zur Thematik läßt weiterführenden
Experimenten eine hohe Bedeutung zukommen.
Es wurde versucht, das omega-Meson in photonuklearen Reaktionen
an Kohlenstoff, Calcium und Blei zu erzeugen und über den
Zerfallskanal omega->pion+gamma zu identifizieren.
Dieser Kanal besitzt im Vakuum ein Verzweigungsverhältnis von
8,5%. Photonukleare An-regungen von Nukleonenresonanzen
und die daraus resultierende Emission von Mesonen ermöglichen die
Untersuchung der freien und gebundenen Nukleonen. In einer
derartigen Reaktion verbleibt der Kern auf der für
Teilchenproduktionen relevanten Zeitskala im wesentlichen im
Grundzustand bei normaler Kerndichte und verschwindender
Temperatur; sie ist daher geignet, Teilcheneigenschaften im
nuklearen Medium zu analysieren.
Das Experiment gliedert sich in eine Serie von photonuklearen
Experimenten ein, die am Beschleuniger Mainzer Mikrotron mit dem
Photonenspektrometer TAPS durchgeführt wurden. Der Photonenstrahl
wird über die Bremsstrahlung des quasimonochromatischen
Elektronenstrahls erzeugt. Dabei werden die Photonen mit einem
Tagging-Spektrometer bezüglich ihrer Energie markiert. Die am
Mainzer Elektronenbeschleuniger zur Verfügung stehenden Energien
von 883 MeV reichen nicht aus, um omega-Mesonen am freien
Nukleon erzeugen zu können. Erst eine Modifikation des omega im
nuklearen Medium ermöglicht eine Produktion an Kernen mit
experimentell zugänglichen Wirkungsquerschnitten. Die Arbeit
untersucht Vorhersagen eines hadronischen Transportmodells, das
die Berechnungen von photon-induzierten Reaktionen ermöglicht und
bei Veränderungen von Teilcheneigenschaften, wie z.B. der
Modifikation der Masse und der Kollisionsbreite, signifikante
Erhöhungen des Wirkungsquerschnittes vorhersagt.
Die Analyse der experimentellen Daten ergibt nur wenige
Ereignisse, die dem omega-Meson zuzuordnen sind. Nach
ausführlichen Untersuchungen des Untergrundes und durch Vergleiche
mit Simulationen konnte eine obere Grenze für den
Wirkungsquerschnitt ermittelt werden. Vergleiche mit dem
Transportmodell zeigen, daß die Daten deutlich unter den
Vorhersagen für eine In-Medium-Stoßverbreiterung des
omega-Mesons und einer Massenverschiebung von 15% liegen,
einer Größenordnung, wie sie im Brown-Rho-Scaling postuliert
wurde. Eine große Modifikation des omega-Mesons im nuklearen
Medium kann somit ausgeschlossen werden.
Weiterführende Experimente müssen in Betracht ziehen, daß die
Mediummodifikationen nicht so groß sind, wie durch das
Brown-Rho-Scaling angenommen wird. Es genügt demnach nicht, die
Experimente bezüglich einer goßen Massenverschiebung zu planen.
Sie erfordern eine sehr hohe Sensitivität gegenüber Modifikationen
im nuklearen Medium und müssen dementsprechend mit hoher
Genauigkeit und hohen Auflösungen durchgeführt werden.
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