Gegen das Vergessen

Bündnis gegen Rechts

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Jahreswechsel
2000/2001:
Drohungen und
rechte Gewalt
in der
Oberpfalz

Demonstration 1999

Rede 4

Liebe Freunde, verehrte Anwesende.

Wieso wehrt sich die Mehrheit des Schwandorfer Stadtrats seit 11 Jahren dagegen, daß einer der folgenschwersten neofaschistischen Brandanschläge in der Geschichte der Bundesrepublik als Mahnung in Erinnerung bleibt? Dies obwohl sie sich von dem mörderischen Anschlag distanzieren. Sie wollen darin die Tat eines einzelnen Wirrkopfes sehen und ihn einfach vergessen.

Ihre Distanzierung gilt jedoch nicht für die Motive des Täters und seiner neonazistischen Freunde. Sie gehen gleichzeitig auf Distanz zu unseren ausländischen Mitbürgern. Leider gilt dies mit unterschiedlicher Akzentuierung für die Mehrheit unserer sogenannten Volksvertreter auf allen Ebenen. So warnte der bayerische Ministerpräsident Stoiber vor einer durchraßten Gesellschaft. Anfang dieses Jahres heizten CSU/CDU mit einer Unterschriftenkampagne ausländerfeindliche Stimmungen an, und der Innenminister der rot-grünen Bundesregierung Schily will die Abschiebepraxis weiter verschlimmern. Sie tolerieren und fördern ausländerfeindliche Stimmungen, rassistische und neonazistische Hetzkampagnen. Wenn dies dann zu verbrecherischen Auswüchsen führt, versuchen sie zunächst politische Hintergründe zu vertuschen und wenn das nicht möglich ist, wie in Schwandorf, dann soll dies schnellstens vergessen werden.

Dieses Verdrängen paart sich mit der Verdrängung der faschistischen Verbrechen, die in diesem Land und von diesem Land aus in ganz Europa begangen wurden. In nationalistischem Größenwahn erklärten sich die Vorbilder der heutigen Brandstifter zu Herrenmenschen, überfielen alle umliegenden Länder, raubten und plünderten Rohstoffe und Kulturgüter. Sie verschleppten Menschen als Zwangsarbeiter und wer als rassisch minderwertig eingestuft wurde oder einfach nicht mehr arbeitsfähig war, wurde systematisch ermordet.

Nein! Weder OB Kraus aus Schwandorf, noch OB Scheidinger aus Regensburg haben damit etwas zu tun. Aber , nicht nur an Heldengedenktagen, tönen sie, wie viele andere, von den tapferen deutschen Soldaten, die im Kampf für ihr Vaterland ihr Leben gegeben haben. In Wahrheit waren auch sie Opfer der faschistischen Großmachtpolitik.

Man kann und darf dies alles nicht trennen von den erklärten Zielen deutscher Außenpolitik und davon, daß die Bundeswehr seit dem Frühjahr dieses Jahres wieder an einem Angriffskrieg beteiligt war und ist, der sowohl dem Völkerrecht, wie allen internationalen Verträgen widerspricht. Wenn in den "Verteidigungspolitischen Richtlinien" der Bundeswehr, der ungehinderte Zugang zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt als eine Aufgabe der Bundeswehr herausgestellt wird, dann ist das doch für die Rohstoffländer eine offene Kriegsdrohung.

Nationalistische Überheblichkeit war zu allen Zeiten fester Bestandteil jeglicher Kriegsvorbereitung. In Kriegszeiten wird diese zu den schaurigsten Greuelgeschichten ausgebaut. Wer erinnert sich nicht an die angeblichen Massengräber im Kosowo, die nach der Besetzung nicht mehr auffindbar waren, oder an Scharpings aufgeschlitzte Frauenbäuche, in die gebratene Föten wieder eingesetzt wurden. Beweise brauchte und braucht es nicht. Die unter den Augen der NATO-Besatzung durchgeführten Morde an Serben werden uns dagegen als unschöne aber verständliche Racheakte erklärt.

Die Außenpolitik der BRD hat seit 1990 alles getan, um nationalistische Vorurteile in Jugoslawien zu schüren. Ziel war es, das Land zu spalten, die einzelnen Teile in Abhängigkeit zu bringen und schließlich als Besatzungsmacht das Land und die Menschen zu beherrschen.

Deutsche Großmachtpolitik ist der Hintergrund nationalistischer Überheblichkeit und rassistischer Verhetzung. Dem entspricht im Innern die Praxis gegenüber unseren ausländischen Mitbürgern, denen gleiche Rechte nach wie vor verweigert werden. Dem entspricht die faktische Streichung des Asylrechts und die daraus folgernde unmenschliche Abschiebepraxis. Dem entspricht die Praxis über rassistische Verbrechen den Schleier des Vergessens zu breiten.

Kommunisten waren 1933 die ersten Opfer der Nazis. Als die Bundesrepublik nach dem Krieg wieder mit der Aufrüstung begann, wurden die Kommunisten verboten.

Kommunisten warnten 1932: Wer Hitler wählt, wählt den Krieg! Als 1990 fast alle ein Friedensperiode erwarteten, warnten Kommunisten: Die Kriegsgefahr ist gestiegen, da die Gegenkraft, das sozialistische Lager zusammengebrochen ist. Nach Jugoslawien und Tschetschenien wird der 3. Weltkrieg für alle sichtbar zur akuten Gefahr.

Laßt uns gemeinsam dagegen angehen! Hier, zusammen mit unseren ausländischen Freunden, und über alle Grenzen hinweg mit unseren Freunden dort.

 

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