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Teilchenphysik |
Kosmische
Leuchtspuren über der Pampa
Pressemitteilung Forschungszentrum Karlsruhe GmbH, Technik
und Umwelt, 14.09.2001
Von: Inge Arnold
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Erster Baustein des Pierre Auger-Projektes
geht in Argentinien in Betrieb In der argentinischen
Pampa entsteht zur Zeit auf einer Fläche von über 3000
km2 ein gigantisches astrophysikalisches Experiment. Das
Pierre Auger-Observatorium will den geheimnisvollen
hochenergetischen Teilchen der kosmischen Strahlung auf
die Spur kommen. Unter Federführung des
Forschungszentrums Karlsruhe wurde nun ein erstes
Etappenziel erreicht: Mit einem großflächigen
Spiegelsystem konnten "Leuchtspuren" der
kosmischen Strahlung nachgewiesen und damit die
Funktionsfähigkeit der Anordnung unter Beweis gestellt
werden. Kosmische Strahlung besteht aus Atomkernen, die
aus allen Richtungen auf die Erdatmosphäre treffen.
Bereits in großer Höhe lösen diese Atomkerne Schauer
von Elementarteilchen aus, die bis zum Erdboden
vordringen und dort nachgewiesen werden können. Einige
der in die Atmosphäre eindringenden Atome aus dem All
haben unvorstellbar hohe Energien: mehr als 10 hoch 20 eV
, das ist 100 Millionen mal mehr, als in den größten
irdischen Elementarteilchenbeschleunigern erreicht werden
kann. Die Energie eines von Boris Becker
aufgeschlagenen Tennisballs ist hier in einem einzigen
Atom konzentriert. Bis heute konnten die Forscher weder
aufklären, wie die Atomkerne im Weltall so große
Energien erreichen können, noch wie sie ungebremst zur
Erde gelangen. Teilchen so hoher Energie sind allerdings
extrem selten: Die Wissenschaftler erwarten weniger als
ein messbares Ereignis pro 100 Jahre und
Quadratkilometer. Um diese Teilchen trotzdem in
ausreichender Zahl (ca. 30 pro Jahr) zu messen, wird
derzeit in der argentinischen Pampa, einer weiten, fast
menschenleeren Grassteppe, in internationaler Kooperation
ein 3000 km2 großes Messfeld - das entspricht etwa der
Größe des Saarlandes - errichtet. An dem Projekt,
benannt nach dem französischen Physiker Pierre Auger,
der die hochenergetischen kosmischen Luftschauer erstmals
nachwies und richtig interpretierte, arbeiten 54
Forschungseinrichtungen aus 19 Nationen mit. Die
deutschen Beiträge werden von den Instituten für
Kernphysik und für Prozessdatenverarbeitung und
Elektronik des Forschungszentrums Karlsruhe sowie dem
Institut für Experimentelle Kernphysik der Universität
Karlsruhe geleistet. Das Pierre Auger-Experiment besteht
aus zwei aufeinander abgestimmten Teilen: Ein
Detektorfeld auf dem Erdboden besteht aus 1600
Wassertanks, die in Abständen von 1,5 km aufgestellt
werden. In der hochreinen Wasserfüllung wird mit
lichtempfindlichen Photomultipliern die so genannte
Cherenkov-Strahlung nachgewiesen, die beim Eindringen der
Teilchenschauer in das Wasser entsteht. Die Schauer
bestehen - abhängig von der Energie des einfallenden
Primärteilchens - aus hundert Milliarden Teilchen, die
in etwa zehn Tanks gleichzeitig Signale erzeugen. Den
zweiten Teil des Pierre Auger-Observatoriums bilden 4
Fluoreszenzdetektorstationen - drei am Rand und einer in
der Mitte der Beobachtungsfläche -, die in die
Atmosphäre über dem Messfeld gerichtet sind und dort
die "Leuchtspur" der Teilchenschauer verfolgen.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass diese Leuchtspuren
sehr schwach sind und nur einige millionstel Sekunden
lang dauern. Die Leuchtspur entspricht dem Vorbeiflug
einer 40 Watt Birne mit Lichtgeschwindigkeit in einigen
Kilometern Entfernung und ist mit bloßem Auge nicht
wahrnehmbar. Die Fluoreszenzdetektoren sind sphärische
Spiegelteleskope von jeweils 11 m2 Fläche aus
diamantgefrästen Aluminiumsegmenten und haben dank ihrer
Schmidt-Optik ein weites Gesichtsfeld von 30°x30°. Im
Fokus befindet sich eine elektronische Kamera aus 20x22
Photomultipliern, die die einfallende Strahlung
nachweisen. Die Leuchtspur wird in einem digitalen Film
von 10 Millionen Bildern pro Sekunde aufgenommen und zum
zentralen Rechner übermittelt. Jeweils 6 dieser
Fluoreszenzdetektoren werden in drei eigens errichteten
Beobachtungsgebäuden am Rand des Messfeldes
untergebracht und nach innen blicken. Das zentrale
"Auge" wird 12 Teleskope enthalten und eine
Rundumsicht erlauben. Zwei dieser Spiegelteleskope wurden
nun auf einem Hügel in der Nähe der argentinischen
Stadt Malargüe in Betrieb genommen und konnten dort die
ersten Leuchtspuren der kosmischen Strahlung am
Nachthimmel über der Pampa detektieren. Mit Hilfe von
Lasern, die in 26 km Entfernung in die Atmosphäre
schossen, konnte außerdem die Sensitivität der
Teleskope auf ca. 5x10 hoch 18 eV bestimmt werden.
"Damit haben wir einen sehr wichtigen Meilenstein
erreicht", erklärt Professor Dr. Hartmut Gemmeke,
Leiter des Instituts für Prozessdatenverarbeitung und
Elektronik im Forschungszentrum Karlsruhe. "Die
präzise Optik und die hochempfindliche Elektronik zur
Erkennung von Teilchenspuren in der Atmosphäre haben
ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis gestellt. Die dazu
notwendige Rechenleistung von 90 PC's pro Teleskop ist in
dafür speziell entwickelten Chips untergebracht und
beansprucht insgesamt nicht mehr Platz als ein PC."
Auch mehrere der Wasserdetektoren konnten inzwischen
eindeutige Signale kosmischer Schauer registrieren. Die
Anstrengungen der Wissenschaftler und Techniker
konzentrieren sich nun darauf, die Erfahrungen mit den
Prototypen auszuwerten und die Installation der 30
Teleskope und 1600 Wasserdetektoren in den nächsten drei
Jahren zu schaffen. Bereits ab Mitte 2003 soll das
Observatorium so groß sein, dass aussagekräftige
Messungen möglich sind. Am Aufbau der
Fluoreszenzdetektoren sind neben Deutschland auch Italien
und Argentinien beteiligt. Die Hermann von
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
unterstützt das Vorhaben als Strategiefondsprojekt mit
knapp zehn Millionen DM. Universitätsgruppen steht ein
neu eingerichteter Förderbereich
"Astroteilchenphysik" des BMBF offen. |
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