|
Wähle hier:
email-Kontakt für alle Fragen an: |
Meditation Ich bin ein Raum. In mir ein Bett. Auf dem Bett mein Bewusstsein, aber in körperlicher Gestalt. Sigmund Freud lächelt mich an und fragt wie es mir geht. Mein Bewusstsein schaut ein wenig verdutzt und begreift nicht ganz, doch antwortete schnell und höfflich: „Danke gut.“ „Das glaube ich nicht.“ :mein Schweizer Therapeut scheint verärgert über meine Floskel. Seine Augen ziehen sich leicht in seinen Kopf zurück und verschwinden hinter seinen stark zusammengekniffenen Augenlidern. Ich glaube dabei seine Ohren wackeln zu sehen und kann mir ein gewisses Lächeln nicht verkneifen. Sicher macht ihn das nur noch mehr wütend denk ich, da schreit er auch schon los: „Was glauben sie eigentlich wo sie hier sind? Ich werde normaler Weise hochbezahlt für so etwas. Wenn sie glauben, dass das hier alles nur ein Spass ist, dann können wir das auch sofort beenden.“ Augenblicklich verschwindet jeder humorvoller Gedanke und macht dem ängstlichen, bedrückenden Gefühl platz. „Es tut mir leid. Ich glaubte wir wären in meinem Schlafzimmer und träumte nur.“ „Sie sind auch in Ihrem Schlafzimmer, in Ihrem eigenen, in das nie ein Mensch eintreten wird, es wundert mich sogar, dass ein so hoffnungslos oberflächlicher Mensch wie sie es geschafft hat hier her zu kommen.“ Unwillkürlich fährt mir die seine Theorie des Ödipuskomplex in den Kopf und wie sehr ich diese oberflächlich fand. Von den Beleidigungen und der arroganten Art des Herrn Freud angestachelt lasse ich meiner aufkommenden Wut freie Hand: „Jetzt passen sie mal auf, auch wenn sie nur wie Sigmund aussehen und in Wirklichkeit nur das Abbild meines Unterbewusstsein oder was auch immer sind, so haben Sie nicht das Recht mit mir in einem solchen Tone zu reden. Ist dass klar? Herr Freud!!“ „Sehr schön, ich denke wir verstehen uns.“ :antwortet er gelassen. `Scheiß Psychologenmasche!´ :denke ich. „Was sehen sie!“: fragt er nun in einem höfflichen, wenn auch therapeutischen strengen Ton. Ich ordne mich und schau mich um. Da ich mich in der Horizontalen befinde fällt mir natürlich die weiße Raufasertapete an der Decke als erstes auf. „Ich sehe eine weiße Raufasertapete, wie ich sie überall an jeder Decke finde. Ehrlich gesagt nervt mich diese Raufasertapete ziemlich stark. Wat´ ne Scheiß Raufasertapete. Kennen sie dass? Da sitzt man zum Beispiel beim Arbeitsamt, um ein Formular abzugeben und man lässt den Kopf in den Nacken fallen und denkt sich `Scheiße Raufaser!,. Oder beim Arzt, man ist schon krank und schaut mit verschwollenen Augen an die Decke und wieder ´Scheiß Raufaser´. Und sie wissen ja, an solchen Orten kann man Stunden verbringen, ohne dass jemand mit einem redet oder das etwas interessantes passiert.“ „Haben sie schon mal daran gedacht mit der Tapete zu reden, um ihre Aggressionen abzubauen?“ :fragt S.Freud und schreibt nebenbei auf einem Notizblock mit, obwohl ich das Gefühl habe, dass er eher Strichmännchen malt, weil er unterfordert ist mit meiner Psyche. „Ja, allerdings. Es ist mir zwar peinlich, aber als ich mal alleine Wachdienst über Nacht hatte, da kam es dazu. Stellen sie sich vor, einen kahlen Raum ohne Radio oder Fernseher oder irgendetwas interessantem. Ein Buch zu lesen, wäre eine Möglichkeit, aber dann wäre ich sofort eingeschlafen und meinen Job hätte ich gewiss verloren. Also was tun. Der Kopf schwer geworden vom dumpfen auf die Uhr starren. Sekunde für Sekunde verrinnt und wird länger und länger. Zwei Stunden Wache können da schon mal gefühlsmäßig eine Woche füllen, oder zwei. Mein Kopf also driftet wieder nach hinten in den Nacken und über mir RAUFASER. Also was tun? Ich sprech sie an. `Hallo liebe Raufaser. Weißt Du eigentlich, dass Du mir penetrant auf den Wecker fällst? Wieso kannst Du nicht einfach glatt sein. Du glaubst doch auch, weil Du ein paar Pickel hast, bist Du was besseres, als eine ganz normale Tapete. Ich sag es Dir Du bist kein Deut besser. Wenn Du wenigstes abwechselnd glatt und wellig wärst, aber so bist Du genauso langweilig, vielleicht noch viel langweiliger.´ Mein Auge fährt dabei immer schneller über die Maserungen hinweg und entdeckt keine Auflösung oder Veränderung an der sturen, mathematisch geordneten Form von aneinander gereihten Pickeln. Und was sagt die blöde Raufaser darauf? Nix. Gar nix. Zumindest war ich so wütend, dass ich für kurze Zeit nicht mehr müde war.“ Freud schaut mich mit einem gelangweilten und leeren Blick an. „Sehr interessant.“ |
©Elli Taile MMII |