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Es folgen einige Erinnerungen aus der Kinderzeit, sowie kleine Episoden, die mir meine Mutter (83) über sich und von meinen Großeltern erzählt hat. Sie beschreiben gut das Leben, welches die Menschen früher geführt haben...
Wir möchten mit einer Geschichte von mir anfangen, Die Geschichte vom Apfelbaum
Im Garten meiner Eltern stand und steht ein Apfelbaum.Er ist schon ziemlich alt,die Apfelsorte gibt es längst nicht mehr,er trägt aber noch jedes Jahr. Er gehört zu meiner Kindheit. Im Sommer Schattenspender, wenn wir mit Nachbars Kindern im Garten spielten und im Herbst gab es dann die duftenden, schönen, rotbäckigen Äpfel, die kühl gelagert, auch noch auf dem Weihnachtsteller lagen. Vielleicht deswegen mag ich das Gedicht von Ludwig Uhland, "Einkehr" so gern, das wir auch auf unsern Gedichtseiten haben.
Aus der Kindheit meiner Großmutter, die 1896 geboren wurde...
Man muß da vorausschicken, dass meine Urgroßmutter 13 Kinder geboren hat und Kinderreichtum in der Zeit zwar üblich, aber keinen (finanziellen) Reichtum, sondern bittere Armut bedeutete. Um zu sichern, dass wenigstens etwas zu essen da war, mußten die Kinder nach der Schule auch mit arbeiten. In dem ländlichen Gebiet bedeutete das, dass sie auf den großen Gütern mit ihren Eltern zB. zum Rübenverziehen gingen. Nahmen sie eine (lange) Reihe, die Güter hatten damals schon große Felder, bekamen sie 20 Pfennig und wenn sie zwei auf einmal nahmen, dann 25 Pfennig. Was ja mehr als Ausbeutung war. Vom zeitigen Frühjahr bis zum 1. Frost im Herbst, gingen die Kinder barfuß. Nur im Winter gab es Holzpantoffeln, in denen sie oft, auch bei strengen Frost, barfuß gingen. Meine Großmutter erzählte, dass sie, weil ihnen so kalt war, sich hingekauert und auf ihre Füße uriniert haben. Was natürlich zur Folge hatte, dass es wegen der Flüssigkeit nachher noch kälter war. Schulbrote o.ä. gab es sehr oft nicht. Oft steckte ihnen ihre Mutter nur schnell etwas Dörrobst in die (damals übliche) Schürzentasche. Meine Großmutter sagte allerdings, dass ihre Kindheit trotzdem glücklich war. Was wohl die Kinder von jetzt sagen würden, wenn es ihnen so erginge. Ich hätte nicht tauschen wollen.
Auch in der Kinheit meiner Mutter (1920 geboren)...
gab es noch nicht so viel mehr. Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise, der großen Arbeitslosigkeit. 5 Kinder wollen ernährt werden, wenn der Vater arbeitslos ist. Dank der Kochkünste meiner Großmutter mußten sie wohl zwar nie hungern und es gab immer etwas wohlschmeckendes, aber sicher war oft "Schmalhans" Küchenmeister. Ein Stück Garten war da sehr wichtig, wo ein kleines Zubrot, das man nicht zu bezahlen brauchte, angebaut wurde. Wie meine Mutter erzählte, wenn die damals noch zahlreichen Pferde ihre Äpfel fallen ließen, lagen die nicht lange. Das war guter Dünger (auf den sich so mancher Hobbygärtner vielleicht wieder besinnen sollte, wäre "biologischer" Anbau) und die Kinder sind schnell mit Schaufel und Besen gesaust, um sie aufzukehren. Im Sommer ging mein Großvater oft mit den Kindern in den Wald, um Heidelbeeren und im Herbst um Pilze zu sammeln. Das gab dann schöne Marmelade auf's Brot oder ein gutes Mittagessen.
Die Schüssel
Meine Mutter besitzt eine Schüssel, zu der folgende Geschichte gehört: Da sich die Leute früher keine Schlagsahne leisten konnten, gab es, wenn es gebraucht wurde, "Griessahne". Sie wurde aus Magermilch (das ging nur mit Magermilch)und Gries gemacht. Meine Mutter hat als Kind dann oft auf der Kellertreppe (weil es dort am kühlsten war) gesessen und in der Schüssel Griessahne geschlagen.Wenn sie jetzt die Schüssel benutzt, muß sie immer daran denken. Manche Dinge sind wertvoll, weil Erinnerungen dran hängen. Wie an zwei Bildern, die ich habe. Eigentlich würde man sie, wenn man sie so sieht,vielleicht als Kitsch bezeichnen. Aber dazu hat meine Mutter erzählt, daß sie sie sich schon als Kind gern angesehen hat. Als ich dann bei meiner Großmutter war, habe ich sie ebenfalls sehr geliebt und immer wieder angesehen. Sie dürften inzwischen an die 100 Jahre alt sein und sie sind so mit meine "wertvollsten" Stücke, die ich bei einem Umzug stets mit als erstes eingepackt habe, um sie ja nicht zu vergessen.
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