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 Erinnerungen
 

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Aus "schwarzer" Zeit...

Meine Großmutter hat ebenfalls als Tagesmutter gearbeitet, um sich ein paar Pfennige dazuzuverdienen. Bei dem einen Jungen hat sich später herausgestellt, daß er schwul ist. Deswegen hat man ihn zu Hitlers Zeiten in ein KZ gebracht. Für einen großen Teil der Leute, ein Ort ohne Wiederkehr.
Und für alle die, satt und in warmen Häusern, die da meinen, das gab es nicht und sie müßten die alte "Zucht und Ordnung" wiederhaben, denen sei gesagt, wenn ihr sie hättet, würde es Euch ganz sicher nicht gefallen!!!! Redet mit den alten Leuten, hört was sie zu erzählen haben! Fragt den alten Mann aus Theresienstadt, der selbst dort war. Und ua. erzählte, daß die Häftlinge einen Swimmingpool für die Aufseher bauen mußten. Und wer nicht mehr konnte, wurde lebendig!!! einbetoniert.Wer mag schwimmen gehen?! Er war sehr oft den Tränen nahe und die Stimme stockte ihm, angesichts der Greueltaten. Fragt den damals 8 jährigen Jungen, der mit ansehen mußte, wie seine Mutter beim Bombenangriff auf Dresden verschüttet wurde und jetzt geistig behindert ist und kaum sprechen kann, weil er dies nicht verkraftet hat. Fragt eine Tante von mir, wie man sich im Luftschutzkeller, bei den Bombenangriffen auf Leipzig fühlt. Fragt den Soldaten, der entsetzt nach Hause geschrieben hat, daß er 800 polnische Frauen,Kinder und Alte erschießen mußte und der Teich am nächsten Tag blutrot war. Hinter ihnen standen Offiziere mit MP, hätte einer nicht geschossen, wäre er auch im Teich gelandet! Dann wäre ihm allerdings die Hölle von Stalingrad erspart geblieben, aus der er nicht mehr wiedergekehrt ist. Fragt den Soldaten, der in damaliger Zeit, 50 Mark für ein Glas Wasser bezahlt hätte. Wenn es noch möglich wäre, fragt meine andere Großmutter, die die Polen mit Mistgabeln vom Hof geprügelt haben, aus Haß über das, was die Deutschen getan haben. Sie hat einen Herzschaden davonbehalten und ist zeitig gestorben. Eine Frau, die 5 Kinder großgezogen hat und ihren ersten Mann im 1. Weltkrieg und den zweiten im 2. Weltkrieg verloren hat. Fragt die unzähligen Frauen, die vergewaltigt wurden, Einzelheiten, die zB. unsere ehemalige Nachbarin erzählte, sollen hier außen vor bleiben, wer sich die Grausamkeiten antun will, kann uns aber gerne schreiben. Frauen, die ihr einziges Kind im Krieg verloren haben und dies bis zu ihrem Lebensende nicht verwinden konnten. Es ist unmenschlich viel, was diese Frauen ertragen mußten. Wie besagte Nachbarin, erst kommt der einzige Sohn mit Hitlers U-Bootflotte ums Leben, dann muß sie fliehen, Heimat und Hof zurücklassen und wird auf der Flucht von Soldaten vergewaltigt. Jedes einzelne rechtfertigt jetzt, die Hilfe von Psychologen in Anspruch zu nehmen, diese Frauen mußten ganz alleine damit zurechtkommen. Wir bezweifeln, daß das je gelungen ist. Fragt, wenn es ginge, meinen Vater, der als Feldeisenbahner in Griechenland dienen mußte und den ein Offizier um ein Haar hätte vor das Standgericht gebracht hätte, nur weil er sich mit seinem griechischem Kollegen angefreundet hat und mit ihm Geburtstag gefeiert hat. Wie viele fahren von Euch jetzt nach Griechenland in Urlaub?!!! Mein Vater hatte übrigens schon den Marschbefehl nach Stalingrad. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben ihm die damals ausbrechenden Unruhen in Montenegro, das Leben gerettet. Wir könnten die Liste noch eine ganze Weile fortsetzen...die Schilderungen betreffen fast ausschließlich unsere Familie und Bekanntenkreis. Wie viele Familien, denen es ähnlich erging, gibt es?!!!
Und das wollt ihr wiederhaben?!!! Vom Hunger garnicht zu sprechen!!! So dumm kann man doch garnicht sein!!! Fragt, solange es noch jemand gibt, der etwas erzählen kann! Bald wird da niemand mehr sein!!!

Wir möchten hiermit auch von Herzen unsern Eltern und der schon etliche Jahre verstorbenen, ehemaligen Nachbarin, sowie allen andern, für ihre Offenheit danken und das sie uns dies alles erzählt haben. Es ist, auch solange danach, durchaus noch nicht selbstverständlich, darüber zu sprechen. Und leider immer noch ein Tabuthema. Es ist auch an der Zeit, das dieses Thema endlich auf den Tisch kommt und zwar alles! Nicht nur das, was der jeweiligen Seite gerade in den Kram paßt. Wenn dies nicht passiert, wird der unterschwellige Haß und die Ablehnung, das es durchaus noch gibt, noch sehr lange in den Herzen der Menschen bleiben. Wir wollten hiermit zeigen, was für Unheil Krieg anrichten kann und wie lange das nachwirkt. Leider scheinen die Menschen ja nicht daraus zu lernen. Man hat ja erst kürzlich gesehen, was für Macht einige Politiker und die hinter ihnen stehende Industrie haben. Sie wollen erst Waffen verkaufen und dann wieder aufbauen. Und machen damit Milliardengewinne! Und dann ist es wie jetzt in Deutschland, daß sie sich vor Gericht um ein paar Mark Entschädigung für die wenigen, noch lebenden Zwangsarbeiter streiten. Beschämend!!! Es zeigt aber deren Charakter.

Nachsatz: Meine Schwester wurde 1946 geboren und hatte als ganz kleines Kind eine schwere Wanderlungenentzündug. Sie wäre fast daran gestorben. Grund: Medikamentenmangel und Mangelernährung (die einzigen, die Milch hatten, waren die reichen Bauern und die haben sich jeden Tropfen teuer bezahlen lassen. Da nach dem Krieg die meisten nichts hatten, gab es auch keine Milch). Wie sich die Bilder doch gleichen. Ein Grund, warum wir Krieg, egal wo!, nicht mögen!
   
   
   
   
 

 

 

 
     

 

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