Mumia Abu-Jamal - Eine Analyse
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Der Fall

Mumia Abu-Jamal wurde im Juli 1982 für die Ermordung des Polizisten Daniel Faulkner in Philadelphia zum Tode verurteilt. Trotzdem dies mittlerweile 24 Jahre zurückliegt, befindet sich Mumia Abu-Jamal noch immer in der Todeszelle. Selbst für amerikanische Verhältnisse ist dies ein ungewöhnlich langer Zeitraum. In den Jahren bis 1989 wurde der Instanzenweg innerhalb des Bundesstaates Pennsylvania beschritten, zwischen 1995 und 1997 folgten Anhörungen aufgrund eines Gesetzes, welches zum Tode verurteilten Häftlingen eine zusätzliche Möglichkeit bietet, entlastendes Material vorzubringen (PCRA Post Conviction Relief Act), und danach wurden Berufungsverhandlungen vor Bundesgerichten geführt. Gleichzeitig wurden auch noch zusätzliche Beweisanträge im Gericht von Philadelphia eingereicht.
Mumia Abu-Jamals Anwälte konnten bei diesen Verhandlungen ihre Standpunkte zumeist nicht durchsetzen. Eine Ausnahme bildet die Entscheidung des Bundesrichters William H. Yohn vom 18. Dezember 2001, welcher für den östlichen Bezirk Pennsylvanias zuständig ist. In dieser Entscheidung wird zwar der Schuldspruch aufrechterhalten, die Strafbemessung aber wegen eines formalen Fehlers innerhalb der Anweisungen für die Geschworenen aufgehoben. Deshalb soll die Strafbemessung in einem eigenen Verfahren erneut durchgeführt werden. Weiters hat er die Behauptung, die Auswahl der Geschworenen wäre rassistischen Motiven gefolgt, für berufungsfähig erklärt. Beide Seiten haben gegen sein Urteil Berufung eingelegt. Die Berufungsverhandlungen wurden vorübergehend bis zum 29.6.2004 ausgesetzt, da die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten in einem anderen Fall (Beard gegen Banks[1]) abgewartet werden mußte, welcher sich unmittelbar auf die Aufhebung der Strafbemessung auswirken könnte. Seither ist das Verfahren wieder in Bewegung.
Mittlerweile hat sich der Fall Mumia Abu-Jamal jedoch schon längst von einem rein juristischen Streit zu einem Politikum entwickelt. Der in der Öffentlichkeit wohl aktivste und lauteste Führsprecher Mumia Abu-Jamals war sein ehemaliger Anwalt Leonard Weinglass. Die öffentlich vorgebrachten Argumente zur Befreiung Abu-Jamals sind beinahe identisch mit seinen Behauptungen. Die Gegenargumente sind fast identisch mit den während der Hauptverhandlung vorgebrachten Beweisen. Beide Seiten sind in vielen Bereichen äußerst fragwürdig. Man darf aber nicht vergessen, daß es in diesem Essay nur zum Teil um den Fall Mumia Abu-Jamal geht. In der folgenden Darstellung der Beweismittel versuche ich auch den Fall Daniel Faulkner darzustellen. Beide Fälle sind nicht zu trennen. Erst die Arbeit von Leonard Weinglass hat daraus einen Fall Mumia Abu-Jamal gemacht, in dem das Hauptaugenmerk auf dem behaupteten Fehlverhalten der Behörden liegt. Hier sollen jedoch die Beweise für und gegen Mumia Abu-Jamal analysiert werden, um festzustellen, ob er Daniel Faulkner getötet hat oder nicht.

Ergänzung 2006: In der Zwischenzeit ging das Verfahren an das Bundesberufungsgericht für den dritten Gerichtsbezirk der Vereinigten Staaten. Dieses Gericht ging in seiner Entscheidung vom 6.12.2005 deutlich weiter als Richter Yohn.[2] Es erklärte zwei weitere Punkte für berufungsfähig. Diese beiden Punkte betreffen die Bemerkungen von Staatsanwalt McGill während seines Schlußplädoyers und die behauptete Voreingenommenheit Richter Sabos während der PCRA-Anhörungen. Diese Punkte werden zur Zeit bearbeitet. Der Ausgang ist noch ungewiß. Weiters hat die Verteidigung zusätzliche Beweisanträge an das Gericht in Philadelphia gestellt. Auch diese Anträge laufen noch.


[1] Der Fall Beard gegen Banks hängt von der Auslegung des Falles Mills gegen Maryland ab. Im Fall Mills wurde das Todesurteil aufgehoben, weil die Anweisungen für die Geschworenen bezüglich der Berücksichtigung mildernder Umstände unklar waren.
[2] Order of the United States Court of Appeals for the Third Circuit, 6.12.2005


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