Mumia Abu-Jamal - Eine Analyse
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Die fehlenden Einschußkerben im Gehsteig

Der letzte Akt des Dramas bestand aus zwei oder drei aus unmittelbarer Nähe abgegebenen Schüssen. Die Beweisführung zur Entlastung Mumia Abu-Jamals sieht eigentlich ganz einfach aus. Die Beschreibung des Tatablaufs sei „physikalisch unmöglich“. Da aber Scanlan, Chobert und White sehr ähnliche Beschreibungen abgegeben haben, müßten alle drei Beschreibungen im Zuge einer Verschwörung fabriziert worden sein. Der Leser sollte sich hier nicht von Beschreibungen wie „physikalisch und ballistisch unmöglich“ beeindrucken lassen. Der Autor von Wettlauf gegen den Tod hat einen Hang zu starken aber zumeist leeren Worten, sowie zu Beleidigungen und Unterstellungen. Es gibt keine Beweise, welche die Theorie der Staatsanwaltschaft als unmöglich darstellen. Was existiert sind lediglich Ungenauigkeiten und kleinere Lücken, welche vielleicht als Indizien bezeichnet werden können. Diese Indizien reichen äußerstenfalls aus um die Wahrscheinlichkeit verschiedener Szenarien zu beschreiben. Es sind diese Wahrscheinlichkeiten die ich hier diskutieren möchte.
Wie bei fast jedem Kriminalfall sind die Beweise spärlich und interpretierbar. In diesem besonderen Punkt ist der angebliche Beweis sogar naturgemäß besonders schwach, da es sich um etwas handelt, was nicht vorhanden ist. Wenn aufgrund einer Theorie etwas nicht vorhanden sein darf und es wird trotzdem gefunden, läßt sich diese Tatsache im allgemeinen relativ einfach nachweisen. Hier ist es aber gerade das Gegenteil. Wie sehen die Indizien zugunsten Mumia Abu-Jamals aus?
Die Zeugen sahen unabhängig voneinander, wie der Täter mehrmals auf den am Boden liegenden Daniel Faulkner geschossen hat. Die Anzahl der Schüsse wird von Unterstützern Abu-Jamals entweder mit vier oder einfach mit „mehrere“ angegeben. Da nur einer der Schüsse den Polizisten getroffen hat, müssen alle anderen danebengegangen sein. Jedoch wurden auf den Fotos keinerlei Einschußkerben entdeckt, und da diese zwingend vorhanden sein müßten, muß das geschilderte Szenario erlogen sein. Soweit die Theorie. Können diese Behauptungen einer Überprüfung standhalten? Eine positive Überprüfung muß mehrere Kriterien erfüllen. Darüber hinaus muß sie zumindest sehr wahrscheinlich erscheinen, um das Gewicht der Zeugenaussagen aufzuwiegen.
Zunächst einmal muß die Anzahl der auf den am Boden liegenden Polizisten abgegebenen Schüsse eingegrenzt werden. Die Spuren im Bereich von Locust 1234 belegen zumindest zwei, wahrscheinlich aber sogar drei Schüsse. Damit verblieben nur noch zwei Patronen in Abu-Jamals Waffe mit fünf Patronenkammern. Da ein Projektil in Daniel Faulkners Kopf gefunden wurde, bleibt nur ein einziger Fehlschuß übrig. Dies deckt sich auch mit Michael Scanlans Aussage. Die Beweisführung müßte daher auch einen einzigen Fehlschuß in den Betonboden ausschließen. Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein:

  • Der in Betracht kommende Bereich des Tatorts muß vollständig auf den Fotos erscheinen, da die Spuren der Einschüsse ansonsten im abgedeckten Bereich liegen können.
  • Das Fehlen der Einschußkerbe(n) muß deutlich genug hervorgehen. Dies bedeutet, die zu erwartenden Einschußkerben müssen so groß sein, daß sie sich deutlich von Unregelmäßigkeiten im Boden abheben würden.
  • Die Aufnahmen des Tatorts müssen so detailliert sein, daß die Unterscheidung zwischen unregelmäßiger Oberflächenstruktur und Einschußkerbe gemacht werden kann, falls eine solche Kerbe vorhanden ist.
  • Es dürfen keine Hinweise darauf erkennbar sein, daß Daniel Faulkner doch im Liegen erschossen wurde.
Die Notwendigkeit des letzten Punktes ist vielleicht nicht sofort ersichtlich. Die Forderung wird benötigt, um die Situation als eindeutigen Gegenbeweis betrachten zu können. Ansonsten wäre die Theorie lediglich ein diskutierbares Szenario welches im Vergleich mit den Zeugenaussagen zwar Ungenauigkeiten aufzeigt, diese aber nicht widerlegt. Die Zeugen waren sich in der zeitlichen Zuordnung der Schüsse generell unsicher. Michael Scanlan konnte sich während des letzten Teils der Tat an zweifaches Mündungsfeuer erinnern. Wenn der Polizist während des ersten dieser beiden Schüsse noch nicht vollends am Boden gelegen ist, kann der Schütze auch unter einem flacheren Winkel auf ihn geschossen und ihn dabei verfehlt haben. Das Projektil würde daraufhin zu weit vom Tatort entfernt eingeschlagen sein, so daß niemand danach gesucht hat. Die Absperrung der Polizei lag wenige Meter hinter dem Kopf Daniel Faulkners und hat damit den Suchbereich stark eingeschränkt. Eine Beschreibung in welcher der erste Schuß schräg nach unten abgegeben wurde und der zweite Schuß den Kopf des liegenden Polizisten traf, würde den Zeugenaussagen noch immer hinreichend gerecht werden. Erst dann, wenn keiner der Schüsse auf den am Boden liegenden Daniel Faulkner abgegeben werden konnte, lassen sich die entsprechenden Zeugenaussagen in Zweifel ziehen.
Interessanterweise beschreibt Schiffmann die von Freeman abgegebenen Schüsse in ähnlicher Weise wie die Zeugen. Eine Kugel - eventuell die tödliche Kugel - traf Daniel Faulkner als er noch stand. Dieser brach daraufhin zusammen, fiel auf sein linkes Knie (es wies eine Verletzung auf) und die zweite Kugel wurde nach unten abgegeben, traf nur seine Jacke und ging verloren. Der Autor will wahrscheinlich andeuten, daß der zweite Schuß schräg nach unten abgegeben wurde und deshalb den Betonboden in deutlicher Entfernung traf, wenngleich er es nicht ausdrücklich beschreibt. Das Szenario ist widersprüchlich. Ein tödlich getroffener Mann bricht sofort zusammen. Er würde nicht zuerst auf ein Knie fallen um dann vollständig zu kollabieren. Faulkner wäre in Sekundenbruchteilen am Boden gelegen. Zwischen beiden Schüssen muß aber in jedem Fall ein gewisser Zeitraum gelegen sein, da der Treffer in den Jackenkragen in einer merklichen Entfernung vom Kopfschuß einschlug und Freeman daher etwas Zeit brauchte um die Waffe nachzuführen. Wenn Freeman einen zweiten Schuß abgefeuert hätte nachdem Faulkner bereits tot war, hätte Freeman direkt nach unten schießen müssen. Damit müßte aber wieder die fehlende Einschußkerbe im Boden erklärt werden. Das Szenario wäre sogar so nahe an den Zeugenaussagen, daß diese damit nicht widerlegt wären, was doch der eigentliche Sinn der Übung war.
Blutfleck am Tatort
Die vorhandenen Beweismittel sind beschränkt da das vorhandene fotografische Material in der Tat sehr dürftig ist. Jedoch sind die Forderungen nach der Qualität der Fotos fließend, und notfalls kann man auch bei einer ungünstigen Aufnahme einige Schlüsse ziehen. Wenn die Aufnahmen nicht hinreichend detailliert sind, wird deren Aussagekraft geringer, verschwindet damit aber nicht vollständig.
Unter all den bislang veröffentlichten Fotos gibt es nur eine einzige Aufnahme vom großen Blutfleck vor dem Volkswagen. Dieses Foto ist offensichtlich die beste verfügbare Quelle von Informationen. Gäbe es ein besseres und detailreicheres Foto welches ebenfalls keine Schußspuren zeigt, wäre es mit Sicherheit veröffentlicht worden.
Es ist unmittelbar erkennbar, daß dieses Foto die Abmessungen des Blutflecks dokumentieren sollte, nicht aber die Beschaffenheit des Betonbodens im Bereich des Kopfes von Daniel Faulkner. Es lassen sich einige Details erkennen, der endgültige Beweis daß keine Schußspuren vorhanden sind kann aber nicht erbracht werden. Im Bild zeigt eine Markierung den Bereich an, in dem sich Daniel Faulkners Kopf befand. Das eingezeichnete Quadrat weist eine Breite von nur 20% der Bildbreite auf. Selbstverständlich ist diese digitale Version des Fotos sehr viel weniger detailreich als das Originalbild. Die verwertbaren Bildpunkte eines analogen Fotos sind durch Faktoren wie die Filmgröße (z.B. 24×36mm für Kleinbildformat), Qualität des Filmmaterials, Tiefe des Bildes, der Aufnahmewinkel, Lichtverhältnisse oder die Qualität der Kamera beschränkt. Gegen das Bild spricht die beträchtliche Tiefe der Aufnahme, der flache Winkel und die nach hinten abnehmende Ausleuchtung durch das Blitzlicht. Für das Bild spricht, daß es sicherlich von einem erfahrenen Fotografen mit einer erstklassigen Kamera aufgenommen wurde. Verglichen mit dem Informationsgehalt eines Digitalbildes kann die Breite des markierten Quadrats kaum mehr als einigen Hundert Pixel entsprechen. Schußspuren müßten also schon eine beträchtliche Größe haben um erkennbar zu sein. Unter den jüngst veröffentlichten Fotos von Pedro Polakoff befindet sich keine Aufnahme mit einer größeren Darstellung des fraglichen Bereichs. Ganz im Gegenteil sind diese Aufnahmen sogar deutlich ungenauer. Selbst auf den digitalisierten Bildern sind Unreinheiten und helle Flecken erkennbar, die von Reflexionen wie z.B. Tropfen auf der Linse herrühren können. Allein auf dem weiter unten diskutierten Foto mit einer Gesamtaufnahme aller Blutspuren sind mindestens vier bis sechs Lichtreflexionen und eine große Zahl unterschiedlich großer Unreinheiten erkennbar. Die Suche nach Einschußspuren im Betonboden ist auf diesen Fotos von vornherein unmöglich. Wahrscheinlich wurden deshalb auch keine Vergrößerungen dieser Fotos veröffentlicht.
Detail des Blutflecks
Hier kommt aber der nächste Punkt zum Tragen. Wenngleich der Blick auf den Blutfleck im oben abgebildeten Foto nicht behindert wird, verhindert dessen Ausdehnung, daß der Boden des Gehsteigs sichtbar ist. Schußspuren im Bereich des Blutflecks können nur dann erkennbar sein, wenn sie eine große Tiefe aufweisen. Ansonsten wären sie mit Blut gefüllt und würden verschwinden. Dies ist besonders wichtig, da sich der Blutfleck in der Nähe des Kopfes des Opfers befindet und damit den wahrscheinlichsten Bereich für die zu suchenden Einschußkerben abdeckt. Ein weiteres Problem bei der Suche nach Einschußkerben sind Flecken auf dem Foto. Der hier markierte helle Fleck erscheint seltsam. Er befindet sich etwa 50 cm vom Ausgangspunkt der Blutspuren entfernt und ist daher wahrscheinlich nicht das Ergebnis eines Schusses. Ansonsten hätte der Schütze sein Ziel aus nächster Nähe sehr weit verfehlen müssen. Das weiter unten beschriebene Foto zeigt an dieser Stelle keine Markierung. Die Natur des Flecks ist bislang ungeklärt und zeigt, daß es nicht nur schwierig ist auf diesem Foto nach kleinen Details zu suchen, sondern auch, daß die Ergebnisse einer solchen Suche stets unterschiedlich bewertet werden können. Des weiteren handelt es sich beim Gehsteig um einen typischen Betonboden mit rauher Struktur. Die hellen und dunklen Flecken unterschiedlicher Größe erschweren das Erkennen von Schußspuren.
Auf Schiffmanns Internetseite stehen mehrere englischsprachige und eine deutschsprachige Version seines Buches als PDF-Dateien zur Verfügung. Bei einem Vergleich dieser Versionen mußte ich feststellen, daß das Foto vom Blutfleck in allen englischsprachigen Versionen den oben erwähnten hellen Fleck zeigt. Auch andere Quellen wie z.B. David Lindorff, Killing Time, oder Daniel Williams, Executing Justice, zeigen diesen Fleck. In der deutschsprachigen PDF-Datei wurde er jedoch wegretuschiert. (Ich weiß nicht ob er in der gedruckten Version zu sehen ist, da ich nicht auf dieses Detail geachtet habe als mir das Buch zur Verfügung stand.)
Um Schiffmanns manipulierte Version mit dem Originalfoto zu vergleichen, habe ich das unverfälschte Bild mit Photopaint auf dieselbe Größe reduziert (498x325 Pixel). Das Bild unten zeigt das Ergebnis des Vergleichs. Der helle Fleck wurde in der deutschsprachigen Version der PDF-Datei überdeckt. Vielleicht war dieser Fleck für das Argument es wären keinerlei Spuren von Einschüssen zu sehen zu gefährlich, da dann dieses Argument durch das Foto nicht mehr unterstützt wird. Wenn die Beweise den Behauptungen widersprechen müssen selbstverständlich die Beweise geändert werden.

Manipuliertes Tatortfoto
links: manipuliertes Foto aus der deutschen Version von Wettlauf gegen den Tod (PDF-Datei); das Fadenkreuz zeigt an wo ein heller Fleck „verschwunden“ ist.
rechts: Foto des Blutflecks (unverändert; beide Bilder in 3-facher Vergrößerung); der ungeklärte helle Fleck ist deutlich sichtbar.

Es ist nicht möglich, daß der helle Fleck durch die Verkleinerung verschwunden ist. Der Fleck ist so groß, daß er erst bei einer sehr viel stärkeren Verkleinerung durch daneben liegende Pixel überdeckt worden wäre. Sogar bei eine Bildgröße von 150x100 Pixel wäre er noch erkennbar. Darüber hinaus zeigt das verfälschte Foto einen dunklen Bildpunkt an der Stelle des hellen Flecks. Dieser dunkle Bildpunkt ist ein deutliches Zeichen einer vorsätzlich durchgeführten Manipulation. Wahrscheinlich wurde mit einem Hilfsmittel wie dem Klon-Werkzeug von PhotoPaint eine dunklere Stelle über den hellen Fleck gelegt (z.B. die dunklen Bildpunkte am rechten Ende des Fadenkreuzes). Üblicherweise werden solche Bilder als gefälschte Beweise bezeichnet.
Um eine eventuell unterhalb des Blutflecks liegende Einschußstelle zu erkennen, müßte diese eine beträchtliche Größe und vor allem eine beträchtliche Tiefe aufweisen. Wie groß würde sie sein? Eine endgültige Antwort darauf kann nur eine Versuchsreihe liefern. Bislang hat noch niemand eine solche Untersuchung gefordert. Das Ergebnis hängt von mehreren Faktoren ab, und es wäre keine klar definierte Größe, sondern ein möglicher Größenbereich mit veränderlichen Wahrscheinlichkeitswerten. Die wichtigsten Kriterien sind die Härte des Untergrundes, die Verformbarkeit des Projektils und der Aufprallwinkel. Ohne eine entsprechende Versuchsreihe stehen nur die am Tatort aufgefundenen Projektile zur Verfügung um das Ergebnis abzuschätzen. Die Fragmente geben keinen Aufschluß über die Verformbarkeit der Projektile. Zwar belegt die bloße Tatsache der Zersplitterung, daß sie wesentlich weniger hart waren als das Hindernis von dem sie abgeprallt sind, aber dieses Hindernis war eventuell die Stange des Parkverbotszeichens. Solche Stangen bestehen aus Metall - Stahl oder Aluminium - und können daher wegen der sehr viel größeren Härte nicht mit dem Betonboden verglichen werden. Die beiden vollständigen Projektile eignen sich für einen Vergleich sehr viel besser.
Das erste vollständige Projektil blieb im Verputz neben der Tür stecken. Das zweite vollständige Projektil drang knapp neben der Nase in Daniel Faulkners Kopf ein, konnte den hinteren Teil des Schädelknochens aber nicht mehr durchschlagen. Beide wurden durch den Aufprall so stark verformt, daß eine eindeutige Zuordnung zu einer Waffe nicht mehr möglich war. Die Projektile erwiesen sich also als relativ weich, verglichen mit dem Verputz des Gebäudes und mit menschlichen Knochen. Auch war die Durchschlagskraft wie man am Beispiel des Kopfschusses sieht nicht allzu groß. Die Patronenhülsen im Abu-Jamals Waffe waren zwar von der Type Plus P, deren stärkere Treibladung war aber angesichts des kurzen Laufs nur beschränkt wirksam. Dieser kurze Lauf bewirkte, daß die Treibladung nicht genügend Zeit hatte um vollständig zu verbrennen. Deshalb wird solche Munition üblicherweise auch nicht für Waffen mit kurzem Lauf verwendet.
Der tatsächliche Effekt eines solchen Projektils auf den Beton des Gehsteigs ist sicherlich deutlich geringer als dessen Wirkung auf den Verputz einer Wand oder auf einen menschlichen Schädelknochen. Speziell der Beton eines Gehsteigs oder einer Straße weist - falls er alt genug ist - eine sehr hohe Abriebfestigkeit auf. Dies liegt an der Art und Weise wie Beton erhärtet und an der ständigen Benutzung. Zement bindet ab in dem er mikroskopisch feine Fasern ausbildet. Der grobe Zuschlagstoff, bestehend aus Kies oder anderen Gesteinskörnern, wird in diese Zementmatrix eingebettet. Dieser Erhärtungsvorgang läuft in den ersten Tagen und Wochen sehr rasch ab, dauert aber auch noch nach Jahren an. Typische Festigkeiten beginnen bei etwa 20 Mpa und liegen bei mehrere Jahre alten Bauteilen oft auch weit darüber. Wandverputze erreichen nur einen Bruchteil dieses Wertes. Gleichzeitig erzeugt der ständige Abrieb durch Fußgänger eine sehr harte Oberfläche. Die weniger harten Teile der Zementmatrix werden im Laufe der Zeit abgerieben, bis am Ende nur die härteren Teile wie die eingebetteten Gesteinskörner sichtbar werden. Die sichtbaren natürlichen Gesteinskörner verleihen dem Betonboden sein rauhes und mit Flecken übersätes Aussehen. Diese auf den Fotos deutlich sichtbare Oberflächenstruktur ist ein Zeichen dafür, daß der Beton tatsächlich schon alt war. Ein ähnlicher aber sehr viel deutlicher ausgeprägter Zustand wird auch oft künstlich bei vorgefertigten Fassadenplatten erzeugt. Das Ergebnis ist eine äußerst harte Oberfläche. Ein Stahlmantelgeschoß, wie es häufig für Militärwaffen benutzt wird, könnte noch immer beträchtlichen Schaden anrichten. Die tatsächlich verwendeten Geschosse zeigten jedoch, daß sie verformbar waren und bezogen auf harte Materialien nur über eine beschränkte Durchschlagskraft verfügten. Man kann auf diesem Betonboden daher auch nicht mehr als oberflächliche Markierungen erwarten. Keinesfalls kann man als gegeben voraussetzen, daß tiefe Krater entstehen würden und der Bereich daneben mit zersplittertem Beton bedeckt wäre. Daher kann man das Fehlen dieser Krater auch nicht als Beweis gegen die Aussagen der Zeugen anführen.
Das Foto zeigt sogar noch einen weiteren Beweis für die Richtigkeit der Zeugenaussagen. Wenn eine Kugel in einen menschlichen Körper eindringt, wird durch den schlagartig auftretenden Überdruck Blut herausgeschleudert. Dieses Blut wird je nach Einschußwinkel von der Druckwelle in eine bestimmte Richtung bewegt. Falls Daniel Faulkner den tödlichen Schuß tatsächlich erhielt als er noch aufrecht stand und er erst später zu Boden fiel, müßte das durch den Einschuß herausgeschleuderte Blut schlagartig in einer Höhe von mindestens 1,5 Meter ausgetreten sein und hätte sich in diesem Fall über einen großen Bereich verteilt. Es müßte noch als konzentrierte Ansammlung von Blutstropfen erkennbar sein. Das Blut in der Nähe seines Kopfes dürfte nur aufgrund des Drucks in den Blutgefäßen dorthin gelangt sein. Auf den Fotos von Pedro Polakoff sind zwar einige dunkle Flecken zu sehen, von denen zumindest ein Teil laut der Aussage Roy Lands Blutflecken sind, aber dies sind nur vereinzelte Tropfen ohne erkennbaren Zusammenhang.
Die einzige Blutspur, welche diese Kriterien erfüllt, ist im oben dargestellten Bildausschnitt sichtbar. Sie verläuft in östlicher Richtung und befindet sich unmittelbar oberhalb des Kopfes des liegenden Daniel Faulkner. Dieser etwa 50 cm lange gerade Blutfleck kann nur unter hohem Druck entstanden sein und ist ein eindeutiger Beweis dafür, daß Daniel Faulkner erschossen wurde, als er am Boden lag. Er ist auch so groß und auffällig, daß man ihn nur mit Vorsatz übersehen kann. In einer gewissenhaften Analyse kann er nicht übersehen werden. Er läßt sich auch nicht anders deuten. Der Gehsteig ist wie jeder Gehsteig dieser Welt zur Straße hin geneigt. Dadurch kann Regenwasser rasch abfliesen. Das zum Randstein fließende Blut beweist dies ausreichend. Dieser eine Teil des Blutflecks verläuft aber in eine andere Richtung und hätte nach oben fließen müssen um eine solche Form anzunehmen.



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