Mumia Abu-Jamal - Eine Analyse
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War Kenneth Freeman am Tatort?

Die Summe der Beweise belegt ohne Zweifel, daß nur Mumia Abu-Jamal der Schütze gewesen sein kann. Wie aber verhält es sich mit der Anwesenheit Kenneth Freemans? Er könnte tatsächlich am Tatort gewesen sein. William Cook behauptet, er wäre im Volkswagen gewesen. Laut David Lindorff hat er dies seinem Anwalt auch schon kurz nach der Tat gesagt. Angesichts der Tatsache, daß Cook und Freeman gemeinsam einen Verkaufsstand betrieben haben, wäre dies nicht einmal ungewöhnlich. Robert Choberts Aussage, ein Mann den er für den Täter hielt wäre davongelaufen, könnte ebenfalls daher stammen, daß er jemand fliehen sah. Er glaubte zunächst, dieser sei davongelaufen, und paßte danach die Aussage seinem Wissensstand an. Vielleicht hat er, nachdem er sein Taxi verlassen hat, wirklich jemanden in beträchtlicher Entfernung gesehen. Schließlich will auch Dessie Hightower jemanden fliehen gesehen haben. Er war zwar weiter entfernt als Albert Magilton und konnte den Tatort erst nach diesem überblicken, war sich aber seiner Sache auch noch nach Jahren absolut sicher.
Veronica Jones und Deborah Kordansky sind wesentlich weniger geeignet, um diese Frage zu beantworten. Veronica Jones sah zwei Personen, und in ihrer ersten Vernehmung wurde sie gefragt, wie nahe diese beiden Personen dem liegenden Polizisten gekommen sind. Sie meinte „nicht sehr nahe“ und drückte damit eindeutig aus, daß diese sich auf Daniel Faulkner hinbewegt haben. Am ehesten trifft ihre Beschreibung noch auf Dessie Hightower und Robert Pickford zu. Erst später änderte sie ihre Aussage dahingehend, daß die beiden Personen geflohen sind. Schiffmann meinte dazu, Jones hätte sogar zwei solche Personen gesehen, als ob dies die Aussagekraft verdoppeln würde. Des weiteren spricht gegen ihre Aussage, daß Freeman direkt auf sie zugelaufen sein müßte. Deborah Kordansky wiederum hat stets darauf bestanden, erst dann zum Tatort hingesehen zu haben, als bereits weitere Polizeifahrzeuge am Tatort eingetroffen waren.
Singletarys und Harmons Erklärungen zum Tatablauf möchte ich hier nicht heranziehen, da beide nichts weiter als Märchen erzählt haben. Auch Arnold Howards Behauptungen, er habe Freeman seinen Führerschein geborgt und er habe im Polizeigebäude gesehen, wie Cynthia White Kenneth Freeman als Täter identifiziert hat, geben nichts her. Dies liegt nicht nur an den übrigen Märchen die er erzählt hat. Laut Polizeibericht hat er den Führerschein als verloren gemeldet. Am Tatort hat Daniel Faulkner nur eine Person - William Cook - untersucht, kann den Führerschein also nur von diesem erhalten haben. Kein Zeuge hat etwas von einer weiteren Person gesagt. Auch hätte die Zeit - vom Ende des Funkspruchs Faulkners bis zum Beginn des Schußwechsels standen maximal 30 Sekunden zur Verfügung - nicht ausgereicht um auch noch Freeman in das Geschehen einzubinden. Noch weniger plausibel ist die angebliche Identifizierung Freemans durch White. Wenn diese Gegenüberstellung, an der Abu-Jamal verletzungsbedingt nicht teilnehmen konnte, tatsächlich stattgefunden hätte, hätte die Polizei damals noch einen anderen Mann verdächtigt, obwohl die so oft propagierte Verschwörung zu diesem Zeitpunkt schon längst in vollem Gange gewesen sein müßte. Ganz im Gegenteil hat sich die Polizei gegen eine solche Identifizierung gesträubt, da das Risiko zu groß war, während Angeklagte generell bei einer Gegenüberstellung bessere Chancen haben als im Gerichtssaal. Ein Zeuge im Gerichtssaal weiß wer der Angeklagte ist, während er bei einer korrekt durchgeführten Gegenüberstellung zwischen mehreren ähnlich aussehenden Personen auswählen muß.
Wir werden die Wahrheit über Kenneth Freemans Aufenthaltsort zum Zeitpunkt der Tat wohl niemals erfahren.
William Cook hatte das Unglück, seine eidesstattliche Erklärung 2001 unter dem Eindruck des Geständnisses Arnold Beverlys gemacht zu haben. Dieses erschien zuerst 1999, und die Anwälte Kamish und Grossman versuchten 2001 das Geständnis als Beweismittel einzubringen. Dementsprechend machte er auch Andeutungen über die Bewaffnung Freemans und über eine Verschwörung gegen Daniel Faulkner. Diese Verschwörungstheorie ist unsinnig. Um das Aufeinandertreffen des gedungenen Mörders und seines Opfers zu gewährleisten, hätte William Cook Teil der Verschwörung sein müssen. Ansonsten hätten sich Cook und Faulkner mit Leichtigkeit verfehlen können. Dies ist so abwegig, daß es nicht einmal in Wettlauf gegen den Tod behauptet wird. Statt dessen meint der Autor, Freeman wäre von der Situation wohl ebenfalls überrascht gewesen. Wieder einmal wird selektiv zitiert und selektiv ignoriert.
Die Beweisführung gegen Freeman scheitert an jedem einzelnen Punkt. Falls er trotzdem anwesend war, dann lediglich als unbeteiligter Zuseher der gerade noch rechtzeitig die Flucht ergriffen hat. In diesem Fall kann er Abu-Jamal nicht entlasten, sondern bringt durch sein Schweigen ein weiteres Indiz gegen diesen ein. Schließlich war er ein langjähriger Freund der Familie Cook, von dem sich Mumia Abu-Jamal Hilfe in der Not erwarten durfte.



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