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Luftblasen und Kleberblasen sollten gar nicht erst entstehen, da es ein Haufen
Arbeit ist, sie zu beseitigen - zumal die Arbeit nicht immer von Erfolg
gekrönt ist. Nun entstehen Blasen aber nicht aus dem Nichts, sondern
sie werden gemacht, in der Regel durch nachlässiges Arbeiten oder aus
Unkenntnis um die beteiligten Materialien. Eine kleine Liste der Ursachen
gibt auch vorbeugende Gegenmaßnahmen an:
Ursache, Wirkung |
Vorbeugende Maßahme |
Hektk, unsaubere Arbeit |
Ausreichend Zeit für die Arbeit einplanen und auf Überraschungen
vorbereitet sein. Auf keinen Fall Arbeiten "nur mal schnell so" anfangen,
wenn nicht sicher ist, daß alle benötigten Materialien und Werkzeuge
bereitliegen. |
Schlechtes Hinterkleben des Latextuchs, Kräuseln des
Materials. |
Gut mit Papierstreifen und Holzleim hinterkleben |
Schlechtes Klebeband, Wellen im Material |
Anderes Klebeband verwenden oder mit Papier hinterkleben |
Klebeband unsauber aufgeklebt, Falten im Material |
Klebeand abziehen und neu faltenfrei aufkleben. Alternativ Papierklebtechnik
verwenden. |
Dicker Kleberauftrag, Kleberbatzen in der Naht eingeschlossen |
Kleber dünner auftragen bzw. vor der Verwendung geeignet
verdünnen. |
Dehnen oder Stauchen des Latextuchs, Falten in der Naht |
Dehnen durch Hinterkleben mit Papierstreifen verhindern. Werkstück
mit Vorsicht handhaben. |
Korrektur gegeneinander verschobener Werkstücke während
der Arbeit, Falten in der Naht |
Werkstücke gegen Verschieben sichern. Dazu mit Klebeband gegeneinander
fixieren oder Klemmvorrichtung (Brett, Schraubzwinge) verwenden |
Kleber beim Verbinden der Teile noch feucht, Blasenbildung
durch ausgasendes Lösungsmittel |
Kleber vor dem Verbinden der Teile ausreichend trocknen lassen. Naht
mit Kantenroller gut andrücken. |
Blasenbildung zwischen Klebeband und Latextuch, Blasenbildung
in der Naht |
Besseres Klebeband verwenden oder mit Latex mit Papier hinterkleben.
Kleber ausreichend trocknen lassen, um Ausgasen zu reduzieren. Naht mit
Kantenroller gut andrücken. |
Falls beim Zusammenfügen der Werkstücke Luftblasen eingeschlossen
werden, dann sollten sie sofort vorsichtig und mit wenig Kraft mit
dem Falzbein zwischen den Flächen herausgestreift werden. Hauptfehler,
die gemacht werden können:
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Zuviel Kraft bewirkt das Kleben der Umgebung der Blase - und sie ist noch
fester eingeschlossen
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Direkter Druck auf die Luftblase mit der Spitze des Falzbeins: die Luftblase
teilt sich und es gibt zwei kleine Luftblasen, die noch schwerer herauszuschieben
sind
-
Vorzeitiges Kleben mehrerer Ränder einer Klebfläche
Was aber, wenn das Herausstreifen mißlang? In diesem Falle ist es besser,
die Lufblase von der späteren nicht sichbaren Seite des Werkstückes
aufzustechen. Dies führt, wenn es richtig gemacht wird, nicht zur
Schwächung des Materials und der Gefahr späterer Risse. Dazu wird
mit einer Ahle oder größeren Stopfnadel die Luftblase flach seitlich
angestochen, so daß die Nadelspitze nicht die andere Stofflage
berührt. Mit dem Falzbein wird dann auf die Öffnung hinzu die Luft
herausgestreift und anschließend das Material sehr gut angedrückt.
In zwei Fällen führt dieses Verfahren nicht zum Erfolg:
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Eine der beiden Stofflagen hat keinen oder zuwenig Kleber erhalten. Hier
wird die Luftblase zwar flacher, aber sie verschwindet nicht, weil keine
Klebung erfolgen kann. Evtl. ist Abhilfe durch die Verwendung von
Vulkanisationslösung möglich - siehe
Anleitung.
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Es wurde zuviel Kleber verwendet und die "Luftblase" ist in Wirklichkeit
eine Kleberblase. Hierbei läßt sich der erhärtete Kleber
nicht durch die gestochene Öffbung herauszwängen.
In beiden Fällen besteht die geringe Hoffnung, noch mit Bügeleisen,
Druckklotz und kräftigem Pressen den Schaden zu mindern.
Gelegentlich werden beim Kleben Falten erzeugt oder Luftblasen lassen sich
nicht vollständig beseitigen. Auch dicke Kleberinseln ergeben unschöne
Oberflächen. Wenn alle anderen bekannten Methoden fehlschlugen, dann
kann zur Not der Versuch gemacht werden, diese Unschönheiten zu
bügeln. Teilerfolge sind meistens möglich, aber das Verfahren sollte
sehr vorsichtig angewendet werden, um den Schaden nicht noch größer
zu machen.
Meine Empfehlung: zuerst mit Abfallstücken experimentieren! Dieses
Verfahren ist grundsätzlich nicht anwendbar, wenn Latexstoff mit
Latexmilchkleber verbunden wurde!
Ich will hervorheben, daß nicht jede Falte, Luftblase oder
Kleberinsel beseitigt werden kann. Schaue Dir vor der Arbeit das
Werkstück genau an (alle Bilder im Querschnitt durch die Klebung):
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Eine so zusammengeschobene Falte oder Luftblase läßt sich
nicht beseitigen, da sie in sich bereits eine gute Klebung enthält.
Beim Bügeln wird nur die Klebung verbessert und die Falte noch dauerhafter. |

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Falten, die hoch aufgestellt sind, sind ebenfalls bedenkliche Kandidaten.
Das Ergebnis des Bügelns können zwei zwar kleine, aber nicht mehr
entfernbare Falten sein. |
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Flache Falten, Luftblasen oder Kleberinseln, die nur auf der Spannung
des Gummistoffes beruhen, können in der Regel relativ gut und nahezu
unsichtbar beseitigt werden. Die nachstehende Beschreibung geht
ausschließlich von diesem Fall aus. |
Benötigtes Werkzeug und Material
-
ein Bügeleisen (bevorzugt spezielles "Bastel"-Bügeleisen, da sich
manchmal heraustretende Kleberreste auf der Bügeleisensohle festsetzen
können. Da diese Reste nur mit unsanften Methoden und nicht immer
vollständig entfernt werden können, sollte nicht gerade das
Bügleeisen für's Business-Hemd herhalten LOL)
-
weißes Schreibmaschinen- oder Kopiererpapier (sauber und unbeschrieben,
keine Kopien darauf, kein Schmierpapier!)
-
ein Hartholzklotz, bevorzugt Buche, ca. 10cm x 6cm x 4cm groß; alle
Kanten sollten gut gerundet sein, alle Flächen gut und fein geschliffen
-
Ein Ärmelbrett oder stabiles Selbstbau-Bügelbret, falls an schwer
zugänglichen Flächen gebügelt werden soll
-
ggf. Unterlagebrett
-
Preßbretter und Schraubzwingen
Vorgehensweise
Bügeleisen auf Stufe II anheizen. Je nach Werkstoff und Kleber ist eine
etwas höhere oder niedrigere Temperatur nötig. Die später
sichtbare Seite des Werkstückes nach unten drehen und auf ein Unterlagebrett
legen. Dazwischen sollte ein Blatt Papier gelegt werden, um evtl.
herausquellenden Kleber festzuhalten. Luftblase flach anstechen. Arbeitsstelle
glattstreifen und ein Blatt Papier auflegen. Je nach Größe der
zu bearbeitende Stelle entweder mit der flach aufgedrückten Spitze des
Bügeleisens arbeiten oder mit der Sohle. Das Bügeleisen sollte
nicht in direkten Kontakt mit dem Stoff oder gar Kleberresten kommen.
Arbeitsfläche gut anwärmen, dabei das Bügelesen immer hin-
und herbewegen. Sobald die Fläche warm ist, Bügeleisen wegnehmen
und mit dem Hartholzklotz sofort sehr stark reibend anpressen. Nachdem
die Fläche handwarm abgekühlt ist, sofort Papiere abnehmen und
mit zwei frischen Papierblättern, Preßbretten und Schraubzwingen
einige Minuten sehr stark pressen.
Gefahren
-
Nicht die Finger verbrennen! Das Bügeleisen ist sehr heiß und
Werkstück, Andruck-Klotz und Unterlagen speichern die Wärme gut.
Insbsondere sollten keine heißen Kleberreste mit der Haut in Kontakt
kommen, was nachhaltige schmerzhafte Verbrennungen verursachen kann.
-
Nicht mehr als höchstens zweimal an derselben Fläche die
Bügelarbeit vornehmen! Das Risiko ist groß, daß Kleber und
Gummimaterial Schaden leiden. Als Folge davon rollt sich das Werkstück,
insbesondere an den Kanten ein.
-
Ein zu heißes Bügeleisen zersetzt den Kleber und evtl. das
Gummimaterial. Dies führt dazu, daß der Kleber zu kochen beginnt.
Die entstehenden Dämpfe führen zu "Luft"-blasen und Falten. Wenn
das passiert, kann der Schaden meistens nicht mehr behoben werden. Gelegentlich
mögliche Abhilfe: Bei Gummistoff kann die betreffende Stelle erweitert
und mit etwas Bügeleisenwärme getrennt werden. Dann ist die schadhafte
Stelle gut von Kleberresten zu reinigen und vorsichtig kalt neu zu kleben.
Hat aber auch das Gummimaterial Schaden genommen, ist keine Abhilfe mehr
möglich.
Wenn eine Luftblase dardurch entstand, daß zuwenig Kleber verwendet
wurde, kann der Versuch unternommen werden, die Schichten nachträglich
zu kleben. Dazu wird benötigt:
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dünnflüssiges Kaltvulkanisationsmittel ("Tip Top")
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Injektionsspritze
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Tapeten-Kantenroller
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sauberes Schreibmaschinenpapier
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Bügeleisen
-
Andruckklotz
-
Unterlagebrett
Grundgedanke der Arbeit ist, die Luftblase mit Kleber zu versorgen und
anschließend zu glätten. Vorgehensweise:
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Etwas Kleber in die Injektionsspritze füllen und Luft herausdrücken
-
Ein Blatt Papier auf das Unterlagebrett legen und darauf das Werkstück
mit der später sichtbaren Seite nach unten
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Luftblase im Latextuch seitlich mit der Injektionsspritze anstechen und eine
kleine Menge Kaltvulkanisationsmittel injizieren.
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Sofort mit dem Kantenroller das Vulkanisationsmittel verteilen und die Tuchlagen
zusammendrücken.
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Sobald die Klebewirkung gut einsetzt, Paier auflegen und wie
oben beschrieben vorsichtig bügeln und andrücken
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