Syndikalismus im "Ländle"

 

Die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD)

in Württemberg 1918 bis 1933

 

von Helge Döhring

ISBN 3-936049-59-9

Veröffentlichung im April 2006


 

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Syndikalismus im Ländle

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Syndicalism and Anarcho-Syndicalism in Germany. An Introduction.

 

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09.12.2007

Rezensionen

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Nelke: Der Terror des Kapitals. Eine rätekommunistische Streitschrift, Syndikat A, 256 S., 12,90 Euro, ISBN 3-00-015468-X.

Den roten Faden dieses Buches benennt schon der Titel. Und dieser zieht sich durch den Privat- und Staatskapitalismus gleichermaßen, wozu wir hier durch die halbe Welt und verschiedene historische Epochen geführt werden. Eingeführt wird dabei zunächst in das Wesen kapitalistischer Herrschaft und damit auch in ein entscheidendes Charakteristikum, nämlich die Krisenerscheinungen. Diese verdienen in diesem Buch ein großes Extrakapitel zur „Dialektik des Krieges“. Und hierin liegt neben der allgemeinen Übersicht und Beschreibung kapitalistische Herrschaftsformen das eigentliche Verdienst dieses Buches. In einer kapitalistischen Weltwirtschaft bedingen Krieg und Frieden einander. Der Frieden dient der Vorbereitung von Kriegen, genauso wie Kriege helfen, den kapitalistischen Frieden wieder profitabel herzustellen:

„Krieg und Frieden sind nicht voneinander zu trennen, sie sind Bestandteil des Kapitalismus und ergänzen sich. Während des Friedens wird der Krieg vorbereitet (Aufrüstung, Militarisierung, Forschung), um während des Krieges den Nachkrieg zu planen. (...) Für das Kapital sind sowohl Kriegs- als auch Friedenszeiten Zeiten, in denen die menschliche Arbeitskraft verwertet (wird) und Profite zählen. Der eine Zustand ist Voraussetzung des anderen, denn ohne Aufrüstung kein Krieg und ohne Krieg kein Wiederaufbau. Geschäfte macht das Kapital sowohl mit Feinden als auch Freunden, mit dem Leben und dem Tod.“

Daraus folgert Nelke: „Wer gegen den Kriegsterror konsequent kämpfen will, muß vor allen Dingen gegen die asoziale Gewalt des bürgerlichen Friedens kämpfen.“ Die Abgrenzung zur bürgerlichen Friedensbewegung ist hier offensichtlich.

So treffend die Ausführungen im Einzelnen sind, so ungenügend fallen etliche andere Kapitel aus, da sie entweder mangelnde Quellenkenntnisse des Autoren offenbaren und/oder die einseitig materialistische Vorgehensweise andere Erkenntnismethoden wie beispielsweise die Sozialpsychologie verdrängt oder generell die kulturellen Entwicklungen außer acht läßt. Auch der Sprachduktus des Autoren erinnert an die kommunistische Mottenkiste der 70-er Jahre. Hier erstarrt jeder Geist, sobald es über die einfache Analyse der Ökonomie hinausgeht, sosehr der Autor auch bemüht ist, darüber hinaus Licht ins Dunkel zu bringen. In seinem Anspruch, möglichst viele Gesellschaftsverhältnisse darzustellen, übernimmt sich der Autor deutlich. Der marxistische Charakter des Geschriebenen ist durch derartig schematische Züge gekennzeichnet, die unfähig sind, gesellschaftliche Wirklichkeit zu fassen und zu deuten. Das wenige, was davon abzuweichen scheint, ist oft eine Ansammlung von Zitaten, bestenfalls einiger rätekommunistischer Denker wie Brendel, Huhn, Pannekoek oder Mattick, oftmals dagegen mit „zit.n.“ aus Pampleten neotrotzkistischer Provenienz, wie SAV oder Linksruck. Im Gegensatz zu anarcho-syndikalistischer Literatur fehlt ein entscheidendes Gegensatzpaar völlig, das von Zentralismus und Föderalismus, stattdessen widerspricht sich der Autor im vorliegenden Werk mehrmals in seinen Ausführungen an Sachverhalten, die nicht mit dem strengen Muster des historischen Materialismus in Einklang zu bringen sind.

Sollte der Inhalt dieses Buches den heutigen Rätekommunismus repräsentieren, so basierte dieser auf einer äußerst dürftigen theoretischen Grundlage, von Praxis ganz zu schweigen. Statt dem eigenen Anspruch nach einen „nachmarxistischen Kommunismus“ zu kreieren, haftet diesem Buch all jene stupide Einseitigkeit an, die den Marxismus bis heute ausmacht. Und dieser Ideologie getreu werden in den anderen Kapiteln alle anderen gesellschaftlichen Verhältnisse zurechtgebogen. Da fällt dann auch ein fehlendes Literaturverzeichnis nicht weiter ins Gewicht.

Helge Döhring