Abschnitt 5.1.2

Die Gettos

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Zur Vorbereitung der "Endlösung der Judenfrage" sollten die Juden auf einem möglichst engen Bereich konzentriert werden, damit künftige Deportationen in KZ-Lager [1] schneller durchgeführt werden können. Vorerst wurden die Juden aus den angegliederten Gebieten jedoch ins GG gebracht; [2] diese Deportationen begannen am 12. Februar 1940, und acht Monate später wohnte im Gau Danzig-Westpreußen kein einziger Jude mehr.

Doch bereits Mitte 1940 begannen die Nazis, sämtliche Juden in abgesperrten Zonen in polnischen Städten, den Gettos, anzusiedeln. [3] Diese Gettos wurden ausschließlich in Orten auf ehemals polnischem Gebiet eingerichtet; das größte von ihnen entstand in Warschau: [4]

"Das Warschauer Getto ist das erste, das mit einer großen Sperrmauer versehen wird... Im Warschauer Getto, in dem sich jetzt [Ende April 1941; J.R.] rund 1 500 000 Menschen befinden, herrschen Epidemien und Hungersnot. Vor der Auflösung des Gettos beträgt die Monatsration 1 Kilogramm Brot, 250 Gramm Zucker, 100 Gramm Marmelade und 50 Gramm Fett pro Person." [5]

Zehntausende Gettobewohner waren obdachlos. Die Juden waren zwar anfänglich durch einen Judenrat vertreten, und für die Ordnung sorgte eine jüdische Ordnungspolizei. Aber sehr oft kam es zu Konflikten zwischen diesen Organen und der SS, die die Gettomauern bewachte.

Trotz der hoffnungslosen Überfüllung wurden die Juden zu Tausenden in die Gettos deportiert, und ab dem 16. Dezember 1941 wurde jeder Jude, der im GG außerhalb eines Gettos von den deutschen Behörden angehalten wurde, auf der Stelle getötet.

Trotz strenger Bewachung der Gettomauern und -tore und sogar der Kanäle, die aus dem Gettogelände heraus führten, kam es häufig zu Ausbruchsversuchen von Gettobewohnern, denen Kämpfer von Widerstandsgruppen sowohl auf jüdischer, als auch auf "arischer" Seite zuhilfe kamen. Ein solcher Flüchtling, der als Kind vor dem drohenden Abtransport ins Vernichtungslager Treblinka [6] aus dem Warschauer Getto entkam, Bronisław Geremek, ist heute Vorsitzender der Unia Wolności, der größten liberalen Partei Polens.


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1) siehe Abschnitt 5.1.3 [¶]

2) siehe auch Abschnitte 4.1.2 und 4.1.3 [¶]

3) Das Vorbild für diese hermetisch abgeriegelten Judenviertel waren die Gettos, in denen im Mittelalter die Juden lebten. [¶]

4) Über die Lage der größeren Gettos gibt die Karte 2 im Anhang Auskunft. [¶]

5) Piekałkiewicz, Der Zweite Weltkrieg, S. 475-477. [¶]

6) siehe Abschnitt 5.2.3 [¶]


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