Viele polnische Soldaten flüchteten während des Septemberfeldzugs aus Polen in die Nachbarländer (v.a. Rumänien) oder direkt in den Westen. [1] Diejenigen, die nicht interniert wurden, kämpften in den Reihen der britischen und der amerikanischen Truppen weiter gegen Hitlerdeutschland. Meist bildeten sie eigene Kampfgruppen (Operationsgruppen, Korps), die wiederum den alliierten Kommandos unterstanden.
Die wohl berühmtesten polnischen Einheiten im westlichen Exil waren die Selbständige Podhale-Schützenbrigade, die im Mai 1940 vor Narvik gegen die Wehrmacht kämpfte, die Fliegerdivisionen 302 und 303, die an der Luftschlacht um England teilnahmen, und verschiedene Marineeinheiten: Dem U-Boot »Orzeł« [2] gelang es am 8. April 1940, vor Lillesand [3] den deutschen Truppentransporter »Rio de Janeiro« zu versenken, und Ende Mai 1941 beteiligte sich der Zerstörer »Piorun« am Kampf mit dem deutschen Schlachtschiff »Bismarck«.
Eine besondere Stellung nimmt das 2. polnische Korps ein: Es entstand nach dem Abkommen der Sowjetregierung mit der polnischen Exilregierung in London vom 14. August 1941 aus frei gelassenen Soldaten in der Sowjetunion, [4] wurde gegen den Willen Stalins in den Mittleren Osten evakuiert und Ende 1943 dem süditalienischen Kriegsschauplatz zugeführt. Schließlich kam es vor Monte Cassino (ca. 120 Kilometer südöstlich von Rom) zum Einsatz: Das unwegsame Gelände und die starke deutsche Abwehr vereitelten in den ersten Wochen die Erstürmung der vermeintlichen deutschen Festung. [5] Erst am 18. Mai 1944 gelang es den Polen unter dem Oberbefehl von Gen. Władysław Anders, nach der Eroberung einiger umliegender Hügel den Berg zu erstürmen. Ein polnischer Unteroffizier schildert die Erstürmung:
"Etwas griff an die Kehle, als durch das Echo des Kanonendonners die Melodie des Hejnal [sic; richtige Schreibung: Hejnał] aus der Abtei drang... Diese durch zahlreiche Kämpfe abgehärteten Soldaten, vertraut mit dem Übermaß des Todes an den Hängen des Monte Cassino, weinten wie Kinder, als sie nach so vielen Jahren des Herumirrens nicht aus dem Radio, [6] sondern aus der bis jetzt uneinnehmbaren deutschen Festung die Stimme Polens, die Melodie des Hejnal [sic!], hörten..." [7]
1) vgl. Abschnitt 3.3.3 [¶]
2) Über die Vorgeschichte informiert Abschnitt 3.3.2. [¶]
3) Ort an der norwegischen Südküste [¶]
4) siehe auch Abschnitt 4.3.2 [¶]
5) Das Benediktinerkloster auf dem Monte Cassino war vor dessen Zerstörung durch die Alliierten ohne nennenswerte deutsche Besatzung. [¶]
6) Anmerkung des Verfassers: Der Hejnał, eine mittelalterliche polnische Kampfmelodie, wird zu jeder vollen Stunde vom Turm der Krakauer Marienkirche auf einer Trompete gespielt und täglich um 12 Uhr mittags von Radio Warschau übertragen. [¶]
7) zit. in: Piekałkiewicz, Die Schlacht von Monte Cassino, S. 267. [¶]
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