Am 1. Januar 1945 entstand aus dem PKWN eine provisorische polnische Regierung, die TRJN. [1] Darin waren jetzt nicht nur Kommunisten, sondern auch Mitglieder "rechter" Parteien, unter anderem Mikołajczyk, [2] vertreten, waren aber faktisch gänzlich machtlos; die eigentliche Macht war nämlich im Politbüro der PPR konzentriert.
Mitglieder der AK, der "rechten" Untergrundparteien und der Londoner Exilregierung blieben weiterhin von der Politik ausgesperrt. Sechzehn AK-Veteranen, allen voran "Niedźwiadek"-Okulicki, der letzte AK-Oberkommandant, [3] wurden vom NKWD verhaftet und von sowjetischen Gerichten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Hoffnung vieler Polen, dass auf die langen Jahre der Besatzung und Unterdrückung ein freier, demokratischer Staat entstehen würde, erfüllte sich nicht.
Auch zu freien Wahlen, wie sie die Westmächte forderten, kam es nicht: Die KRN wurde zum endgültigen Parlament (Sejm), und die Wahlen am 19. Januar 1947 wurden von den Kommunisten gefälscht. Somit verloren alle Nichtkommunisten jegliche politischen Mitspracherechte.
Die kommunistische Regierung nahm einen Wiederaufbau nach sowjetischem Vorbild in Angriff: Eine Landreform wurde durchgeführt, doch fast alles Land wurde verstaatlicht wie auch alle Industriebetriebe. Die Regierung richtete eine Planwirtschaft ein. Das nach dem Zweiten Weltkrieg völlig ruinierte Land, das unter Versorgungsproblemen litt, weil auch die meisten Verkehrsanlagen zerstört waren, musste binnen weniger Jahre wieder aufgebaut werden. Doch die "sowjetischen" Methoden erwiesen sich als wenig wirksam: So wurde die Rationierung der Lebensmittel erst Anfang der Fünfzigerjahre aufgehoben.
Auch die übrige Politik war stalinistisch orientiert: Die gesamte Kultur und Presse wurde der Partei unterstellt, und auch die Sicherheitspolitik erinnerte an sowjetische Vorbilder: Ab dem 7. Oktober 1944 kontrollierte der Sicherheitsdienst UB [4] das gesamte Land, verhaftete alle tatsächlichen, potentiellen und vermeintlichen Gegner des Stalinismus und verfolgte sogar Juden: Am 4. Juli 1946 fielen in Kielce 40 Juden einem Pogrom zum Opfer! [5]
Trotzdem baute sich rasch eine Opposition gegen die neuen Machthaber auf: Besonders der Klerus, der (wie in jedem kommunistischen Staat) hart verfolgt wurde, kämpfte gewaltlos, aber aktiv, und wurde zu einer Art Zufluchtsort für die Verfolgten. Daneben engagierten sich viele AK-Veteranen (z.B. in der Organisation NIE) [6] im Kampf gegen die Kommunisten. Eine Sonderstellung nahm die UPA [7] ein: Als faschistische Bewegung war sie nach dem Abzug der Deutschen entmachtet worden, führte aber ihre Terroraktivitäten weiter: Ein UPA-Funktionär ermordete den stellvertretenden Verteidigungsminister und früheren Oberkommandanten der 2. polnischen Armee in der UdSSR, Karol "Walter"-Świerczewski.
Die Rivalität zwischen vielen Mitgliedern der PPR (später PZPR) [8] war groß: Der Streit zwischen PPR-Chef Gomułka und dem KRN-Präsidenten Bierut gipfelte sogar in der Absetzung Gomułkas und dessen besten Vertrauten Marian "Turski"-Spychalski, eines AL-Funktionärs, der nun Generalstabschef des polnischen Militärs war und schließlich im Gefängnis landete.
1) Tymczasowy Rząd Jedności Narodowej = provisorische Regierung der nationalen Einheit [¶]
2) Mikołajczyk war früher Exilpremier in London (siehe Abschnitt 7.1.2). [¶]
3) siehe Abschnitt 6.1.2 [¶]
5) vgl. Dybkowska / Żaryn / Żaryn, Polskie dzieje, S. 311. [¶]
6) siehe Abschnitt 6.1.2 [¶]
7) siehe auch Abschnitt 6.1.2 [¶]
8) Polska Zjednoczona Partia Robotnicza = polnische vereinigte Arbeiterpartei [¶]
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