Am 4. Februar 1945 begann im Kurort Jalta auf der Krim eine Konferenz zwischen Churchill, Franklin D. Roosevelt und Stalin sowie deren Außenministern und Militärführern über Schritte in Europa nach dem Krieg. Hier trug Stalin erstmals seine Absichten gegenüber Polen vor: Er wollte Gebiete Polens bis zur Curzonlinie [1] an die Sowjetunion anschließen und dafür das südliche Ostpreußen, Pommern und Schlesien (bisher deutsch) Polen zusprechen. Als Vorwand diente ihm dabei die Tatsache, dass Ostpolen mehrheitlich von Litauern, Weißrussen und Ukrainern bewohnt war, doch die Curzonlinie war fast völlig deckungsgleich mit der Grenze, die er mit dem Dritten Reich am 28. September 1939 vereinbart hatte. [2] Überdies ist es gar nicht möglich, nach ethnischen Kriterien eine exakte Grenze zu ziehen, denn die Wohngebiete von Volksgruppen sind praktisch nie scharf von einander getrennt. Der Anschluss von Teilen des Deutschen Reichs an Polen (und an die Sowjetunion - nämlich das nördliche Ostpreußen) wurde von Roosevelt abgelehnt, weil er -völlig zu Recht- ein katastrophales Schicksal der doort lebenden Volksdeutschen befürchtete. [3] Doch schließlich gab er nach, wie die folgende Erklärung der "Großen Drei" (Churchill, Roosevelt und Stalin) zeigt:
"Wir haben uns zur Krimkonferenz versammelt, um unsere Meinungsverschiedenheiten bezüglich Polen zu schlichten... Das erreichte Abkommen lautet wie folgt:
[...]
Die Chefs der drei Regierungen meinen, dass die Ostgrenze Polens entlang der Curzonlinie... laufen soll. Sie erkennen an, dass Polen im Norden und im Westen einen wesentlichen Gebietszuwachs erhalten soll." [4]
Bei der Konferenz von Jalta war kein einziger Vertreter Polens eingeladen, auch nicht bei der Gründungskonferenz der UNO in San Francisco im April 1945. Alle Beschlüsse erfolgten ohne Teilnahme Polens und führten zu Protesten, besonders bei der polnischen Exilregierung in London. [5] Bei der Potsdamer Konferenz (17. Juli - 2. August 1945) wurden die Entscheidungen von Jalta in die Tat umgesetzt. Dazu kam noch, dass sich Stalin an die Vereinbarung, dass das neue Polen ein unabhängiger und demokratischer Staat werden solle, nicht hielt. [6]
1) 1920 schlug der britische Außenminister George Lord Curzon eine Ostgrenze für Polen aufgrund ethnischer Grenzen vor. [¶]
2) siehe Abschnitt 4.1.1 [¶]
3) siehe auch Abschnitt 8.1.2 [¶]
4) zit. in: Siergiejczyk, Historia 4, S. 118-119. [¶]
5) siehe Abschnitt 7.1.2 [¶]
6) Genau so verfuhr er mit fast allen anderen Staaten, die von der Roten Armee besetzt waren. [¶]
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