Am 19. November 1939 entstand das ZWZ als universelle Widerstandsarmee, die die Besatzer nicht nur politisch und propagandistisch, sondern auch militärisch bekämpfen sollte. Dessen erster Oberbefehlshaber war der im September 1939 nach Frankreich geflüchtete General Kazimierz Sosnkowski. Das ZWZ erhielt seine Befehle vom Oberkommando der polnischen Exiltruppen.
Alle Mitglieder des ZWZ waren Soldaten: Sie wurden in militärische Einheiten eingeteilt und erhielten Pseudonyme. Das Gebiet des ehemaligen Polen wurde in sechs Bezirke eingeteilt, die sowohl eine militärische als auch eine politische Einteilung darstellten. [1] Das ZWZ war als einheitliche und überparteiliche Widerstandsbewegung konzipiert, doch die Kommunisten, die ebenfalls Widerstandsgruppen gründeten, [2] traten dem ZWZ nicht bei; trotzdem kommunizierten das ZWZ und die kommunistische Widerstandsbewegung über das PKP-Komitee, [3] eine Organisation des ZWZ.
Im Juni 1940 wurde Stefan "Grot"-Rowecki Oberbefehlshaber des ZWZ, und im Februar 1942 befahl der Oberkommandant der polnischen Exiltruppen, Gen. Władysław Sikorski, [4] die Umwandlung des Verbandes in eine reguläre Untergrundarmee mit angeschlossener Zivilregierung: Die Armia Krajowa (AK) war entstanden.
Die AK strebte die Wiedererrichtung eines unabhängigen polnischen Staates an. Dabei halfen der AK verschiedene kleinere Organisationen wie die Bauernbataillone (BCh) [5] sowie das britische Special Operations Executive (SOE), das die Aktivitäten aller Widerstandsgruppen in Europa koordinierte; polnische SOE-Mitglieder wurden als cichociemni [6] per Fallschirm nach Polen eingeschleust und agierten als strategische Spezialisten.
Das außenpolitische Ziel der AK war die Wiederherstellung Polens, wobei die Westgrenze um einige Territorien erweitert werden sollte:
"Der entstandene polnische Staat wird sich in seiner Außenpolitik auf ein enges Bündnis mit Großbritannien, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Frankreich und der Türkei und auf enge Zusammenarbeit mit den übrigen assoziierten Ländern stützen. Auf die selben Grundlagen will Polen seine Verhältnisse zu seinem östlichen Nachbarn, der Sowjetunion, stützen unter der Bedingung, dass sie das Vorkriegsterritorium der Republik voll anerkennt und in deren Innenpolitik nicht eingreift.
[...]
An die Republik sind anzuschließen: Ganz Ostpreußen,... Danzig,... die Länder zwischen der Noteć und der Warthe und schließlich Mittelschlesien..." [7]
Die AK war genauso organisiert und geführt wie eine reguläre Armee: Das höchste Amt war das des Oberkommandanten, dem ein Generalstab zur Seite stand. Neben der eigentlichen Streitmacht gab es noch Verwaltungsorgane und eine Untergrundregierung, [8] und zur AK gehörten auch Organisationen wie Jugendverbände:
"In dem Maße, wie sich die AK von einer Organisation, die militärisch ausgebildete Leute zusammen fasste, in eine mit vor der Wehrpflicht stehende Jugend im Alter bis zu 17 Jahren gesättigte verwandelte, nahm sie den Charakter einer 'Jugendorganisation' an...
[...]
Gewaltig wurde die Rolle der Anführer, die oft genauso jung waren... Meist wurden sie zu geistlichen Anführern der jungen Soldaten. Ihre Autorität war groß.
[...]
Für diese jungen Leute war die Armia Krajowa mehr als ein Untergrundverband, als eine Armee. Sie war der Inhalt und der Sinn ihres Lebens." [9]
Weitere AK-Abteilungen waren Spionage- und Sabotageeinheiten sowie das Propagandabüro (BIP). [10]
Zu den Hauptfeinden der AK gehörten nicht nur die SS und die Gestapo, sondern auch litauische (©aulis) und ukrainische (UPA) [11] Faschisten, die mit den Nazis kollaborierten und sogar an deren Aktionen teilnahmen. Mit der Zeit wuchs auch der Gegensatz zwischen den bürgerlich-demokratischen und den kommunistischen Gruppen: Auf Befehl Stalins verbreiteten manche linksrevolutionäre Vereinigungen sogar die Behauptung, die AK würde mit den deutschen Besatzern zusammenarbeiten!
Auch bei den Sowjets war die AK nicht willkommen: Zu einer Zusammenarbeit kam es nie, weil die Sowjets den gesamten polnischen Untergrund Moskau unterstellen wollten. Als die Rote Armee in Ostpolen einrückte, [12] wurden AK-Soldaten vom NKWD verhaftet. Trotzdem gab es auch gemeinsame Aktionen des rechten und des linken Untergrunds wie die Befreiung des Weichselbogens nordöstlich von Krakau, die von Einheiten der AK, der BCh und der AL [13] gemeinsam durchgeführt wurde.
Die Sowjets wollten die AK und ihre Untergrundregierung nicht dulden, sondern ließen nur moskautreue Mitglieder des kommunistischen Untergrunds in die neue Staatsregierung. [14] Die AK und ihre Verbündeten wurden in die Illegalität abgedrängt, und am 19. Januar 1945 erteilte der letzte Oberkommandant der AK, Leopold "NiedĽwiadek"-Okulicki, den Befehl zu deren Auflösung. Antistalinistische Kämpfer gründeten jedoch bald die Organisation NIE, [15] die den aussichtslosen Kampf gegen den Stalinismus aufnahm.
1) siehe Abschnitt 6.2.5 [¶]
2) siehe Abschnitt 6.1.3 [¶]
3) Polityczny Komitet Porozumieniawczy = Politisches Verständigungskomitee [¶]
4) siehe Abschnitte 7.1.1 und 7.1.2 [¶]
6) poln.: cichy = leise, ciemny = dunkel [¶]
7) zit. in: Siergiejczyk, Historia 4, S. 193-194. [¶]
8) siehe Abschnitt 6.2.5 [¶]
9) Jaremczak, "Z dziejów AK", S. 3. [¶]
10) Biuro Informacji i Propagandy = Informations- und Propagandabüro [¶]
11) Ukraińska Powstańcza Armia = Ukrainische aufständische Armee [¶]
12) siehe Abschnitte 8.1.1 und 8.1.2 [¶]
13) Armia Ludowa = Volksarmee [¶]
14) siehe Abschnitt 8.2.3 [¶]
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