Gegen das Vergessen

Bündnis gegen Rechts

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Jahreswechsel
2000/2001:
Drohungen und
rechte Gewalt
in der
Oberpfalz

Schwandorf/Regensburg, den 14.11.00

Kein Aufstand der Zuständigen –
Schwandorfer Stadtrat verhindert Mahnmal – Demonstration in Schwandorf

PRESSEMITTEILUNG
Heute, am 14.November 2000, legte die parteilose Stadträtin aus Schwandorf, Irene Maria Sturm, im Namen des Bündnisses gegen Rechts einen Dringlichkeitsantrag vor. Am 17. Dezember jährt sich der rassistische Brandanschlag von Schwandorf zum zwölften Mal. 1988 legte ein organisierter Neonazi im sog. Habermeierhaus Feuer, weil dort AusländerInnen wohnten. Fatma Can (44), Mehmet Can (12), Osman Can (50) und Jürgen Hübener (47) kamen damals in den Flammen ums Leben.

Irene Sturm forderte den Stadtrat von Schwandorf angesichts des breiten Protestes gegen den Rechtsextremismus in unserem Land auf, zwölf Jahre danach endlich ein „Zeichen gegen Rechts" zu setzten und ein Denkmal am Tatort zu genehmigen. Der Granitstein, der seit Jahren in einem Hinterhof auf seine Aufstellung wartet ist mit Spenden finanziert und trägt die Namen der Opfer des rassistischen Brandanschlages.

Trotz der aktuellen politischen Debatte lehnten sowohl die Vertreter der CSU-Mehrheit wie auch der Regierungspartei SPD, der Vertreter der ÖDP und der Freien Wähler die Behandlung des Antrages geschlossen ab (23:1). Unbeeindruckt von brennenden Flüchtlingsheimen und geschändeten Friedhöfen vertrat Oberbürgermeister Hans Kraus (CSU) die Meinung, „daß sich keine neue Fakten ergeben hätten". Die Vertreter der SPD glänzten durch Schweigen.

„Ich habe heute im Stadtrat zu Protokoll gegeben, daß ich dieses Abstimmungs- ergebnis für beschämend halte," so Irene Maria Sturm vom Bündnis gegen Rechts. „So also sieht der „Aufstand der Anständigen" aus und so werden die Appelle der CSU-Staatsregierung umgesetzt, die auch vom Staat und der Stadt fordert, im Kampf gegen Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Doch sobald jemand zuständig sein soll, ist alles vergessen!"

Das Bündnis gegen Rechts erneuert seine Forderung nach angemessener Würdigung der Opfer wie nötiger Aufklärung über nazistische Gewalt. Sturm erinnerte an die haarsträubenden Argumentationen, mit denen die CSU in den vergangenen Jahren die Errichtung des Gedenksteins abgelehnt hat:

Mit einem Mahnmal (...) schafft man indirekt Mordopfer zweier Klassen, und das setzt diesen armen Menschen, die auch einem Mordanschlag zum Opfer gefallen sind, sozusagen posthum noch einen Tritt; also so was Inhumanes sollte man auch im Schwandorfer Stadtrat nicht befürworten".
( Michael Kaplitz, CSU-Bürgermeister von Schwandorf )

„Wir dürfen Gewaltverbrecher, welcher Art auch immer, nicht glorifizieren und ihren abscheulichen Taten ein Denkmal setzen"
( Pressemitteilung der CSU Schwandorf)

Trotz der starren rechten Haltung der CSU und dem unverständlichen Schweigen der SPD wird das Bündnis gegen Rechts auch in diesem Jahr wieder eine Demonstration am Jahrestag des Anschlags organisieren. Die Demonstration wird vom Schwandorfer Marktplatz zum damaligen Tatort, dem Habermeierhaus führen. Die Demonstration beginnt um 16.00 Uhr.

Wie Michael Thumes vom Bündnis gegen Rechts feststellt, „ist die Beteiligung von CSU wie SPD an Aktivitäten wie den allerorten stattfindenden „Zeichen gegen Rechts" scheinbar nur ein Lippenbekenntnis. Es muß endlich Schluß sein mit dem Verschweigen nazistischer Gewalt in der Oberpfalz!"

Das nächste Vorbereitungstreffen des Bündnisses gegen Rechts zur Vorbereitung der Demonstration am 16.12 findet statt am Dienstag, den 28.11.2000 um 19.30 Uhr in der Gaststätte Schützenheim, Schwandorf.

mit freundlichen Grüßen und der Bitte um Veröffentlichung,

( m. thumes )