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Jahreswechsel
2000/2001:
Drohungen und
rechte Gewalt
in der
Oberpfalz

Skinhead sticht im Streit Gesinnungsgenossen nieder

20jähriger aus Haselmühl mit Bajonett schwer verletzt / 20 Extremisten

VON UNSEREM REDAKTEUR ARMIN MAUS UND UNSEREM MITARBEITER JOSEF GRABINGER

DACHELHOFEN. Die Plattenparty zum Feuerwehrjubiläum im Schwandorfer Ortsteil Dachelhofen ist am späten Freitagabend von schweren Skinheadkrawallen überschattet worden. In deren Verlauf stach ein 21jähriger Rechtsextremist aus Schwandorf einen 20jährigen Gesinnungsgenossen nieder. Die Polizei griff mit starken Einsatzkräften ein. Die Feuerwehr zeigte sich entsetzt über den Aufmarsch der Schläger. Nach Übergriffen bei anderen Plattenparties der letzten Zeit waren Probleme allerdings befürchtet worden.

Rund 20 Skinheads aus Schwandorf, Amberg, Sulzbach-Rosenberg und Haselmühl hatten sich im Festzelt zunächst ruhig verhalten. Kurz vor Mitternacht kam es dann vor dem Zelt zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Skinheads. Erkenntnissen der Polizei zufolge brach offenbar ein alter Streit wieder auf. Nach MZ-Informationen gehörten die Kontrahenten rivalisierenden Gruppen an.

Der Krawall eskalierte, als der 21jährige Schwandorfer Extremist einen Baseballschläger aus dem Auto seiner Freundin holte und damit in der Nähe des Gasthauses Naabblick auf einen 23-jährigen Amberger einschlug. Der Amberger erlitt eine Platzwunde am Kopf und wurde mit einer Gehirnerschütterung ins Schwandorfer Krankenhaus eingeliefert.

Der Täter warf den Baseballschläger in ein nahes Gebüsch. Daraufhin stürzte sich der 20jährige Haselmühler auf ihn und warf ihn zu Boden. Im Verlauf des Kampfes zog der Schwandorfer ein 21 Zentimeter langes Bajonett aus seiner Jackeninnentasche und stieß es dem Haselmühler zweimal in den Rücken. Dabei verletzte er sich selbst am rechten Unterarm. Das Opfer erlitt einen Stich in die rechte Nieren- und einen Stich in die Lendengegend. Es wird im Schwandorfer Krankenhaus versorgt. Lebensgefahr besteht nach Polizeiangaben nicht.

Erst das Eingreifen der Polizei beendete die Auseinandersetzung. Der Täter wurde im Krankenhaus ambulant behandelt und nach zwei Blutentnahmen im Dienstgebäude der Schwandorfer Polizei in Arrest genommen. Inzwischen befindet er sich wieder auf freiem Fuß. Der Alkomat hatte einen Wert von 1,07 Promille ausgeworfen.

Die Tatwaffe hatte der 21-jährige noch vor Eintreffen der Polizei fortgeworfen. Beamte fanden sie am Samstagmorgen um 7.30 Uhr in der Nähe des Tatorts. Der Baseballschläger wurde ebenfalls sichergestellt.

Die Polizei war nach dem Anruf durch die Feuerwehr binnen Minuten zur Stelle. Zu Skinhead-Übergriffen war es auch bei Plattenparties unter anderem in Bubach und Klardorf gekommen. Deshalb behalten Polizeistreifen diese Parties vorsorglich im Auge. Knapp eine Stunde vor der Messerstecherei hatten Beamte eine kleinere Prügelei in der Schwimmbadstraße aufgelöst. Auch an dieser Prügelei war der Messerstecher laut Polizei beteiligt.

Der Dachelhofener Feuerwehrkommandant Albin Prell äußerte sich gegenüber der MZ besorgt, daß die Skinhead-Schlägerei ein schlechtes Licht auf das Fest werfen könnte. Allerdings könne ein Veranstalter kaum etwas gegen ungebetene Gäste tun.

Mittelbayerische Zeitung Schwandorf v. 2.8.1999 [Dachelhofen ist ein Stadtteil von Schwandorf]