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Jahreswechsel
2000/2001:
Drohungen und
rechte Gewalt
in der
Oberpfalz

Neonazis feiern Josef Saller als"politischen Gefangenen"

29jähriger ohne Schuldeinsicht / Keine vorzeitige Haftentlassung

Von unserem Redakteur Andreas Braun

SCHWANDORF. Seit zehn Jahren sitzt Josef Saller wegen seines rechtsradikal motivierten Brandanschlages im Gefängnis. Seine Schuld scheint er aber bis heute nicht einzugestehen. Wie Recherchen der MZ ergaben, unterhält der inzwischen 29-jährige offensichtlich weiterhin Kontakte zu rechtsradikalen Organisationen.

Auch zehn Jahre nach der Tat bleibt Saller seinem politisch wirren Gedankengut treu. Von der Justizvollzugsanstalt Straubing aus pflegt er den Kontakt mit Gleichgesinnten. Und Neonazis feiern ihn als Helden. So steht sein Name samt Anschrift der JVA Straubing im "Thulenet", einem rechtsradikalen Internet-Netzwerk, auf einer Liste der "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene."

Braune Gesinnungsgenossen werden darin aufgefordert, den"inhaftierten Kameraden" mit Briefen "die schwere Zeit in der Gefangenschaft ein klein wenig schöner zu gestalten". Hingewiesen wird auf der Internetseite auch darauf, "jedem Brief ausreichend Rückporto" beizulegen.

Wie Franz Gruber, Pressesprecher des Bayerischen Verfassungsschutzes, auf Anfrage sagte, verberge sich hinter dieser "Hilfsorganisation" eine "rechtsextremistische Vereinigung". Ziel sei es, sogenannte "politische Gefangene" zu betreuen und nach ihrer Haftentlassung wieder "ins rechte Lager" einzugliedern.

Doch das wird im Fall Saller noch zwei Jahre dauern. Denn der Schwandorfer muß seine volle Haftstrafe von zwölf Jahren und sechs Monaten absitzen. Das letzte Drittel seiner Haftzeit wurde ihm nicht entlassen. Einen entsprechenden Antrag Sallers lehnte das Gericht ab.

Das könnte auf ein nicht ganz unproblematisches Verhalten hinter Gitter hindeuten. Denn eines der Kriterien für eine Haftverschonung ist nach den Worten von Gerhard Zien, Pressesprecher im Bayerischen Justizministerium, daß bei dem Häftling aufgrund seiner Einstellung, seines Verhaltens in der Anstalt und seiner Persönlichkeit eine günstige Sozialprognose zu erwarten sei.

Daß dies bei Saller offensichtlich nicht der Fall ist, hat der Häftling bereits in einem Interview 1993 mit dem inzwischen eingestellten Magazin "Wiener" zu verstehen gegeben. In einer Geschichte über junge Neonazis im Knast gab der 29jährige seinen größten Wunsch preis: Ein "besatzer- und ausländerfreies Deutschland in germanisch-preußischer Tradition in den Grenzen von 1938, ein Europa ohne Neger, Rote und Hakennasen"

Mittelbayerische Zeitung Schwandorf v. 10.12.1998