Liebe und Erotik im Mittelalter
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Die Legende von Aristoteles und Phyllis

Vom Mittelalter bis in die Renaissancen hinein war die Legende von Aristoteles und Phyllis ein beliebtes Motiv der Künstler. Die Legende stammt aus der Feder des Henri d'Andely ("Le Lai d'Aristote") und wurde im 13. Jahrhundert verfasst. Sie wurde in der Bildenden Kunst seitdem oft dargestellt, besonders in Form von Druckgraphiken. Als Warnung vor der verführerischen Macht der Frau war die Legende auch Thema von Predigten und fand Eingang in die Sakralplastik, z. B. beim Chorgestühl des Magdeburger Doms. Der Legende nach soll der Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) seinen Schüler Alexander den Großen vor der fleischlichen Liebe gewarnt haben, denn schöne, leidenschaftliche Frauen übten seiner Meinung nach einen negativen Einfluss auf Männer aus. Darüber auf Äußerstes verärgert, sann die schöne Geliebte Alexanders auf Rache. Phyllis betörte den armen Aristoteles so sehr, dass der alte Mann alles daransetzte, ihr nahe zu sein. Sie soll den Gelehrten dazu gebracht haben, dass er sich von ihr ein Zaumzeug anlegen ließ und ihr, auf allen Vieren kriechend, als Reittier diente, während sie die Peitsche schwang. Phyllis richtete es so ein, dass ihr Geliebter Alexander sogar Zeuge dieses Schauspiels wurde. Ihre Hoffnung, dass Alexander seinen Lehrer nun verachten werde, erfüllte sich aber nicht. Alexander war der Legende nach nämlich tief bestürzt und sah die Warnung seines Lehrmeisters vor der Macht der Frauen als bestätigt an. Schade eigentlich, denn der gute Alexander könnte so einiges verpasst haben (*grins*).