Hagia Sophia (griechisch: Heilige
Weisheit), Haupt- und Krönungskirche des Byzantinischen Reiches im einstigen
Konstantinopel (heute Istanbul). Der an der Stelle zweier Vorgängerkirchen zwischen 532
und 537 unter Kaiser Justinian I. von den Baumeistern Isidor von Milet und Anthemios von
Tralleis ausgeführte Bau sollte die unlösbare Verbindung von politischer und geistiger
Führung demonstrieren. Seine enorme Größe und die gewagten technischen Neuerungen
machten die Hagia Sophia zu einem der beeindruckendsten Bauwerke der damaligen Welt. In
den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche mehrfach restauriert, so etwa nach ihrer
Ausplünderung durch die Kreuzfahrer im Jahre 1206. Zuvor war nach einem Erdbeben im Jahre
558 die Kuppel neu aufgebaut und zugleich vergrößert worden, nach einem zweiten Erdbeben
im Jahre 989 wurde die Innenausstattung verändert. Mit der Eroberung Konstantinopels
durch die Osmanen (1453) erfolgte die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee. Hierbei
entstanden unter dem Hofarchitekten Sinan vier seitliche Minarette. Durch einen Erlass des
Staatsgründers Kemal Atatürk von 1934 wurde der ehemalige Kirchenbau zum Museum
erklärt.
Die Raumplanung stellt eine Zusammenfassung
sämtlicher Vorstellungen dar, die bis dahin im Kirchenbau Gestalt geworden sind. Die
unterschiedlichen Bautypen von Basilika und Zentralkuppel durchdringen sich zu einer
Kuppelbasilika. In der Längsachse steigt eine Kuppel über dem Scheitel der anderen auf,
eine Hauptkuppel dominiert in der Vertikalachse. Diese Hauptkuppel ist über einem
Grundquadrat aus vier Bögen und vier Pfeilern errichtet. An den Längsschiffen öffnen
sich Wände in zweigeschossigen Arkadengängen zu den Seitenräumen und nach außen.
Dieser Aufbau entspricht dem einer mehrschiffigen Basilika mit Seitenschiffen und Emporen
zum Mittelraum. Für diesen gesamten Aufbau ist die Zergliederung von Masse (Schubkraft
der Zentralkuppel) kennzeichnend: An die Stelle massiver Mauern tritt ein Gefüge von
verschiedenen Räumen.
Der Bau der Hagia Sophia bedeutete das Ende des
antiken Bauens, denn in dem gesamten Bauwerk gibt es keine selbständige Einzelform mehr.
Jeder Bauabschnitt ist auf das Bauganze bezogen.