Dessie Hightower

Dessie (oder Desie) Hightower wurde als Zeuge der Verteidigung aufgerufen. Er war gemeinsam mit einem Mann namens Robert Pickford am Parkplatz hinter dem Club Whispers, als sich die Schießerei ereignete. Er war kein Augenzeuge des Vorfalls, sondern hörte die Schüsse und erreichte wenige Sekunden später eine Position, von der aus er den Tatort einsehen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war die Schießerei bereits zu Ende. Er sah allerdings noch wie eine Person, Mann oder Frau, in Richtung 12. Straße davonlief.[1] Auch beschrieb er das Verhalten der Polizisten gegenüber Mumia Abu-Jamal als grob. Eine ungewöhnliche Aussage betraf Daniel Faulkner. Als dieser zu einem Auto gebracht wurde, konnte Dessie Hightower sehen, daß die Dienstwaffe noch in seinem Halfter steckte, und er beharrte auf dieser Antwort während seiner gesamten Zeugenaussage.[2] Eine widersprüchliche Behauptung, da der sterbende Polizist seine Waffe mit Sicherheit nicht in das Halfter zurückgesteckt hat, nachdem er auf Abu-Jamal geschossen hat. Außerdem wurde seine Dienstwaffe auf der Straße liegend entdeckt[3] und der Polizist John Heftner behauptete, das Halfter wäre leer gewesen.[4] Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich dabei um eine falsche Erinnerung. Zumindest hat bislang nicht einmal die Verteidigung angezweifelt, daß tatsächlich Daniel Faulkner auf Mumia Abu-Jamal geschossen hat. Lediglich einige Kommentatoren benutzen diese Aussage Dessie Hightowers um entsprechende Zweifel am Verhalten der Polizei zu begründen.
Mit der Behauptung, er hätte eine Person vom Tatort weglaufen gesehen, ist seine Aussage jedoch noch nicht zu Ende. In seiner ersten Aussage gegenüber der Polizei am 9.12.1981 erklärte er, nachdem er die Schüsse gehört hat ging er in Richtung Tatort und sah einen Volkswagen mit einem männlichen Schwarzen mit jamaikanischer Frisur darin sitzen.[5] Dies könnte ein dritter Mann gewesen sein, aber von da an wird die Aussage verwirrend. Einige Zeilen weiter unten beschreibt er, wie die Polizisten einen Mann mit der gleichen Frisur aus dem Volkswagen gezerrt und in einen Polizeiwagen gesteckt haben.[6] Dies kann offensichtlich nur Mumia Abu-Jamal gewesen sein, welcher allerdings niemals im Volkswagen war. Auch behauptete er, William Cook sei auf der Beifahrerseite gesessen[7], was zumindest ungewöhnlich erscheint.
Insgesamt zeigte seine Aussage, daß er bei einigen Details seine Phantasie spielen lies. Seine Aussage über eine davonlaufende Person ist die mit Abstand deutlichste und glaubwürdigste aller derartigen Aussagen. Diese Aussage behielt er auch bei der PCRA-Anhörung im Jahre 1995 bei. Bei dieser Anhörung kam auch zur Sprache, daß er am 15.12.1981 einem Lügendetektortest unterzogen wurde.[8] Die gesamte Aussage vom 15.12.1981 dauerte etwa 5:40 Stunden, der Test mit dem Lügendetektor nahm knapp eine Stunde in Anspruch. Während der PCRA-Anhörung versuchte Staatsanwalt Charles Grant offensichtlich Dessie Hightower zu verwirren und bezichtigte ihn am Ende der Befragung bezüglich des Testergebnisses gelogen zu haben.[9] Am nächsten Tag erschien der Polizeibeamte, der den Test ausgeführt hatte und die Diskussion lief darauf hinaus, ob Dessie Hightower den Test bestanden hat oder nicht. Viel interessanter ist jedoch die Frage, warum nur dieser eine Zeuge zu einem solchen Test aufgefordert wurde. Cynthia White brachte es zu diesem Zeitpunkt bereits auf 38 Verhaftungen, und Robert Chobert verfügte über eine Polizeiakte wegen Trunkenheit am Steuer und wegen Brandstiftung gegen Bezahlung. Trotzdem wurden deren Aussagen unwidersprochen hingenommen.
Auch läßt die eine Frage, die er angeblich nicht wahrheitsgemäß beantwortet hat, Zweifel an der Richtigkeit des Ergebnisses aufkommen.[10] Als er behauptete, er hätte Abu-Jamal nicht mit einer Waffe in der Hand gesehen, zeigte der Lügendetektor eine Unwahrheit an, aber die gesamte Aussage Dessie Hightowers läuft darauf hinaus, daß er ihn nicht mit einer Waffe in der Hand gesehen haben konnte.[11] Ob er jemanden vom Tatort weglaufen sah, wurde während des Lügendetektortests nicht gefragt.