Mumia Abu-Jamal - Eine Analyse
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Weitere Indizien gegen Mumia Abu-Jamal

Wie schon für andere Autoren[1] gibt es auch für mich noch weitere Indizien, die mich von der Schuld Mumia Abu-Jamals überzeugen. Diese Umstände sind keine Beweise welche man vor Gericht verwenden kann. (Eine Zusammenfassung der Beweismittel für und gegen Mumia Abu-Jamal befindet sich im Kapitel Was übrig bleibt.)

Er hat beinahe 20 Jahre lang nicht gesagt, daß er Daniel Faulkner nicht getötet hat. Auch wenn immer wieder behauptet wird, Mumia Abu-Jamal habe stets seine Unschuld beteuert, hat er vor der Anfertigung seiner eidesstattlichen Erklärung vom 3.5.2001 zu keinem Zeitpunkt behauptet, er hätte Daniel Faulkner nicht erschossen. Am nächsten kommt dem noch ein Absatz seiner vor Gericht vorgelesenen Erklärung vom 3.7.1982, „Ich bin unschuldig bezüglich der Vorwürfe die gegen mich vorgebracht wurden.“[2] Gemessen an der Tatsache, daß er ein wortgewandter Journalist war, ist diese Unschuldsbeteuerung nicht besonders klar. Auch in seinen beiden Büchern „Live From Death Row“ (1995) und „Death Blossoms“ (1997) findet sich keine eindeutige Aussage. Im Vorwort zu „Live From Death Row“ schreibt er auf Seite 18 „Ich werde weiterhin gegen meine ungerechte Verurteilung kämpfen“.[3] Der einfache Satz „Ich habe Daniel Faulkner nicht erschossen“ fehlt jedoch.

Mumia Abu-Jamal hat während des gesamten Zeitraums seit der Tat sein Bestes getan, um die Aufklärung des Mordes zu seinen Gunsten zu verhindern. Obwohl er unbestreitbar während der Tat unmittelbar am Ort des Geschehens war, hat er niemals versucht, einen Beitrag zur Aufklärung der Tat beizusteuern. Er wartete beinahe 20 Jahre mit der Anfertigung einer eidesstattlichen Erklärung, und auch in dieser Erklärung hat er es vorsätzlich unterlassen, offene Fragen zum Tatablauf zu klären. Es ist schon schwierig ihm zugute zu halten, daß er nach dem Treffer in die Brust keine Erinnerung an das weitere Geschehen hat. Er weiß nicht mehr, wie er von der Straße um die Autos herum zum Gehsteig gelangt ist, und er kann sich an keine weiteren Schüsse erinnern, obwohl Daniel Faulkner offensichtlich erst erschossen worden sein kann, nachdem er selbst in die Brust getroffen wurde.[4] Selbst wenn man all dies seinem Schockzustand zuschreibt, kann diese Begründung nicht für die fehlenden Angaben zu seiner eigenen Waffe herhalten. Wann wurde die Waffe abgefeuert? Hat er sie bei sich gehabt oder hat er sie jemanden geborgt? Hat er eine leergeschossene Waffe in seinem Schulterhalfter mit sich geführt oder ist das Schulterhalfter von Anfang an leer gewesen? Diese grundsätzlichen Fragen zu seiner Waffe beziehen sich nicht auf die Sekunden während der Tat, sonder betreffen den Zustand vor dem Beginn der Tat. Die Antworten darauf konnte er auch nicht durch den Schock des Treffers in die Brust vergessen haben. Er erwähnt die Waffe mit keinem Wort, und da ihm die Bedeutung dieses Fragenkomplexes mit Sicherheit klar ist, hat er diese Erläuterungen eindeutig vorsätzlich ausgelassen. Seine eidesstattliche Erklärung soll nicht erklären, sondern verschleiern.

William Cook hat niemals für seinen Bruder ausgesagt. Er sagte weder am Tatort noch vor Gericht für seinen Bruder aus. Als Polizisten am Tatort eintrafen sagte er nicht etwa „der Mörder ist in diese Richtung geflohen“ oder „mein Bruder hat auch nichts getan“, sondern nur „ich habe damit nichts zu tun.“ William Cook war auch während der Verhandlung verfügbar. Richter Sabo hat ihn zusammen mit Abu-Jamals Zwillingsbruder Wayne zu 60 Tagen Haft wegen Mißachtung des Gerichts verurteilt. Auch 1995 war er verfügbar, erschien dann aber nicht zur Verhandlung. Die Begründungen sind vielfältig. Sein Anwalt soll ihm 1982 abgeraten haben, weil dann auch er wegen Mordes angeklagt werden würde. Anthony Jackson hätte ihn nie um eine Aussage gebeten. Weinglass behauptete, er wurde 1995 mit seiner Verhaftung bedroht, obwohl das Delikt laut Weinglass lediglich ein Vergehen war (leichter Diebstahl).[5] William Cook selbst sagte, Weinglass habe ihm von einer Aussage abgeraten. Soll man glauben, er wäre rebellisch genug den Richter zu beleidigen, aber zu ängstlich um auszusagen? Wieso sollte ihm sein Anwalt 1982 ein Märchen erzählt haben? War ihm das Leben seines Bruders so wenig wert? In Wirklichkeit sind das nichts weiter als Ausreden. Er kann doch nicht ernsthaft annehmen, dies wäre glaubwürdig. Er wurde nur deshalb niemals in den Zeugenstand gerufen, weil auch die Anwälte seines Bruders von ihm nichts erwartet haben. Seine zweifelhafte eidesstattliche Erklärung belegt dies zur Genüge. Genauso wie sein Bruder versucht er mit seiner eidesstattlichen Erklärung zu verschleiern anstatt aufzuklären.

Mumia Abu-Jamal verlangte die Abweisung der Klage, weil Mord nicht zu seiner Zufriedenheit definiert war. Dieser für mich aussagekräftige Hinweis entstammt der Verhandlungsmitschrift vom 1.7.1982. Nach einer Besprechung zwischen Anwalt Jackson und Mumia Abu-Jamal teilte Jackson dem Richter mit, „Die Vorwürfe gegen ihn [Abu-Jamal] sollen abgewiesen werden, weil Mord so wie er bisher von Gerichten definiert wurde, nicht zur Zufriedenheit meines Mandanten definiert ist.“[6] Diese Erklärung halte ich für die wirklichkeitsgetreue Darstellung des Verbrechens aus der Sicht Mumia Abu-Jamals. Er bestritt niemals, Daniel Faulkner getötet zu haben. Er hielt es nur nicht für einen Mord. Vielleicht war es für ihn Notwehr, vielleicht glaubte er, nur einen Unterdrücker im berechtigten Zorn getötet zu haben oder er hatte eine andere Rechtfertigung.


[1] Steward Taylor jr., The American Lawyer, “Guilty and Framed”
[2] Siehe Fußnote [13] im Abschnitt Weitere Zeugen während des Verfahrens von 1982
[3] “I continue to fight against this unjust sentence and conviction.”
[4] Mumia Abu-Jamal behauptet in Absatz 16 seiner eidesstattlichen Erklärung, ein uniformierter Polizist hätte auf ihn geschossen. Da Daniel Faulkner zu diesem Zeitpunkt der einzige uniformierte Polizist am Tatort war, muß dieser also noch am Leben gewesen sein. Deshalb muß nach dem Treffer in Mumia Abu-Jamals Brust die Schießerei noch weitergegangen sein (siehe auch den Abschnitt Die Zeugen - Mumia Abu-Jamal).
[5] Siehe Abschnitt Die Zeugen - William Cook
[6] Verhandlungsmitschrift vom 1.7.1982, Seite 44
(At this time Mr. Jackson conferred with his client off of the record.)
MR. JACKSON: My client --- I have been ordered to make a motion. The charges against him I would ask be dismissed on the grounds that murder as previously defined by the courts is not defined to the satisfaction of my client. My client wants to put on the record that he is making a motion for the definition of murder while the trial is still in progress and not after closing arguments. I would like to read that to you. He asked me to read that specifically in open court.


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