Das ständig wechselne Licht- und Schattenspiel der Wolken ist ein charakteristisches Merkmal der Heide, das deutlich zur magischen Stimmung, die über dem Land liegt, beiträgt. Regen ist sehr häufig: im Sommer wechseln sich viertelstündige Perioden von Sonnenschein und Nieselregen mit beinahe derselben Regelmäßigkeit ab, wie die Figuren der mechanischen Uhr auf dem Havener Praiostempel herauskommen und den Gong schlagen.
Frühling und Herbst bringen oft tageweise Regen, aber auch durchgehend sonnige Tage. Die Blütenpracht des Frühlings ist übrigens bei weitem nicht so eindrucksvoll wie der Farbenreichtum des Herbstes, wenn der Travia und später Boron die Heide in den unwahrscheinlichsten Farben bemalen.
Der Winter ist geprägt von viel Schnee. Gerade hier am Eingang zum Abagund, wo das Gelände ansteigt, fällt Firuns Gabe oft meterhoch. "Der Belemann will über den Kosch klettern, da läßt er vorher alles da, was ihm zu schwer zu schleppen ist." sagt eine Drausteiner Redensart. Erfreulicherweise ist der Winter dennoch meist nicht so streng wie in zentralen und nördlichen Teilen des Reiches. Kaum jemand muß fürchten, daß ihm in der Hütte nachts der Nachttopf zufriert, wie man sich das aus Weiden erzählt. Auch dauert der Winter meist nicht sehr lang, Ende Tsa hat sich der Schnee meist schon verflüchtigt.
Eine Eigenheit des Drausteinischen Klimas ist der Franscati, ein seltener,warmer und recht trockener Süd- oder Südwestwind, der über die Windhagberge herabfällt. Der Franscati bringt mit sich eine überragende Fernsicht, allerdings auch bei so manchem ein dumpfes Pochen in den Schläfen und eine allgemeine Fahrigkeit, als hätte jeder vom Bockbier genascht. Gerade bei dieser Witterung (entgegen dem was ihr Name vermuten lassen würde) sieht man über den Bergen die schlanken Westwinddrachen Windhags ihre eleganten Kreise ziehen, doch selten sieht man sie aus der Nähe - der letzte gemeldete Verlust an Weidevieh durch Drachenfraß liegt 80 Jahre zurück.
"Albernia ist das Land des Wassers: Nicht nur der Große Fluß (welcher sich an Wasserreichtum beinahe mit unserem Yaquir comperieren kann) durchfließt es, nicht nur rinnt von jedem Hügel eine Vielzahl von winzigen Bächlein, die allesamt weder Namen noch festes Bett haben, nein, auch der Wind trägt ohn' Unterlaß Wolken heran, die er dann einzeln nacheinander auswringt. Es reminisziert mich an das Lied vom "Unfolgsamen Scholaren", der die Wassergeister conjuriert und sie dann nicht beherrschen kann. Kein Wunder also, daß es dem Lande schließlich zuviel wird, daß es schließlich den Fluß nicht mehr in sein Bett zwingen kann, so daß er sich an der Küste nahtlos mit dem Land verbindet und alles in eine braune Suppe verwandelt, wo kein Vernünftiger wohnen wollte, und siehe: mitten dort im tiefsten Morast, da bauen sie sich ihre Capitale! Ein seltsames Volk fürwahr." (Ulessio Canzini, Adeptus der Halle der Metamorphosen zu Kuslik, Reiseberichtnotizen, 12 Hal)