3. Tag: Freitag, 31. Juli 1999

Marco’s Verletzungen sind zum Glück etwas abgeklungen, so daß wir weiterfahren können. Ein Tag Pause ist ohnehin nicht drin, da morgen ein Alpencrosslauf über den Scalettapaß stattfindet und der dann für Biker gesperrt ist, wie uns der Wirt beim Frühstück mitteilt. Außerdem sieht das Wetter nach heftigen Regenfällen in der Nacht vielversprechend aus: blauer Himmel so weit man sehen kann. Uns erwarten 40 km, 1500 Hm rauf über den Scalettapaß (2606 m: da wird die Luft dünn!) und 1100 Hm runter. Peter ist der Meinung, das sei etwas wenig und erweitert unsere Route um weitere 100 Hm (runter und wieder rauf), da er im Morgentran Probleme mit der Fließrichtung des Flusses auf der Karte hat (Flüsse fließen nach UNTEN!!!). Auf der Straße nach Davos, zunächst recht steil (6 km/h), dann etwas flacher. Von Davos-Wolfgang bergab nach Davos. Dort überfallen wir einen Bankautomat und setzen die Beute in Powerbars um. Auch hier haben wir keine Chance, einen Ersatzbremshebel für unsere drei Magura-Louise-Ritter zu besorgen (selbst ein absolut harmloser Sturz im Stehen könnte durch einen abgebrochenen Bremshebel verheerende Folgen haben: ein Downhill mit nur einer Bremse ist halt nur halb so lustig!). Die Teerstraße bringt uns über Dürrboden zum Scalettapaß. Unterwegs werden wir beim Mittagessen im „Teufi“ nach Tourimanier abgezockt. Wir wollen 4 große Apfelschorle. Statt je einer großen Flasche bekommen wir 4 kleine, die etwa 3 mal teurer sind als die erste Lösung. Spaghetti mit Tomatensauce ist nicht der Renner, aber OK. Ab Dürrboden geht’s auf Singletrail weiter. Zuerst noch fahrbar, die letzten 600 Hm bis zum Paß wird geschoben. Der Weg ist aber breit genug (ca. 1,5-2 m) und meist eben (ohne Felsbrocken), so daß wir nicht ständig den Pedalen ins Gehege kommen und das Schieben vergleichsweise einfach ist. Nach Überqueren einiger Schneefelder kommen wir in zunehmend dünnerer Luft am Scalettapaß auf 2606 m bei Sonnenschein an. Der Weg ist sehr gut markiert, da ja morgen der Alpencrosslauf hier stattfindet. Kurz vor dem Paß überholt uns ein Verrückter, der den Schotterweg seit Dürrboden mit kurzen Unterbrechungen fährt. Hat zwar nur wenig Gepäck, muß aber trotzdem entweder ein ziemliches Tier sein oder er ist erst in Dürrboden losgefahren und macht nur einen Tagesausflug (so unsere Hoffnung!). Ich habe zunehmend Schmerzen im linken Knie: falsche Sitzposition? Abfahrt vom Scaletta ist meist fahrbar, unterbrochen von ein paar Schneefeldern. Zuerst auf Singletrail, dann auf Schotterpiste. Macht tierisch Spaß! Die Gegend ist absolut traumhaft idyllisch! Zum Abschluß geht es durch eine Art weite Klamm, wo moosartige Pflanzen wachsen und alles in tiefem satten Grün erstrahlt. Bei einem Natur-Genuß-Halt entdecken wir Schießscharten im Fels, das auf einen Militärposten zum Bewachen des Passes hindeutet. Wir erreichen nach dieser Genußabfahrt Sausana in der Abendsonne und gönnen uns in dem verträumten Kuhdorf einen leckeren Apfelstrudel mit Kaffee in der Sonne. Hier ist die Welt noch in Ordnung: Gänse, Enten und Katzen laufen hier kreuz und quer herum. Uns fällt es schwer, diesen gemütlichen Ort zu verlassen, aber es sind nur noch weniger Hm runter nach S-Chanf, unserem heutigen Etappenziel. Wir beziehen unser Quartier "Stailer". Wir schlafen (wie bisher immer) direkt unter dem Dach. Nach dem Duschen geht’s zum Abendessen in die Dorfkneipe, wo wir die Dorfjugend beim Wochenendtreff beobachten. Auch heute weit und breit keine „Agenten“ gesehen. Wir vermuten, daß sie eine Etappe abgebrochen haben und nun in einem anderem Rhythmus Quartier beziehen.
Fazit: 52 km, >1650 Hm bergauf, Schnitt: 9,4 km/h, 52 km/h max, Luftdruck abends 19:30 Uhr: 879 hPa

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