Abschnitt 7.2.2

Die "Patrioten" in Moskau

Während des Septemberfeldzuges schlugen sich viele polnische Kommunisten in die Sowjetunion durch. Manche von ihnen wie Władysław Gomułka oder der (aus einem Gefängnis geflüchtete) Marceli Nowotko wurden politisch ausgebildet und später nach Polen eingeschleust, um die AL und die PPR zu einer Moskau gegenüber hörigen Organisation auszubauen und nach Kriegsende die Macht in Polen zu übernehmen. [1] Andere (z.B. Bolesław Bierut) kämpften in sowjetischen Partisanengruppen, und wieder andere wurden nach Moskau geholt, um in der KPdSU mitzuarbeiten.

Im Januar 1943 gründete die Schriftstellerin Wanda Wasilewska, eine überzeugte Stalinistin und seit 1941 Mitglied der KPdSU (!), den "Polnischen Patriotenverband" (ZPP) [2] aus polnischen Stalinisten, die nach Moskau geflüchtet waren. In der "Ideenerklärung" (Deklaracja Ideowa) vom Juli 1943 heißt es aber:

"Der Polnische Patriotenverband in der UdSSR ist entstanden, um für die Kriegszeit die Polen auf sowjetischem Gebiet ohne Rücksicht auf ihre politische, soziale oder religiöse Einstellung in einem politschen Lager für den Kampf mit dem Hitlerismus zu vereinigen.
[...]
Diese Vereinigung hat... zum Ziel: der polnischen Nation bei der Befreiung der Heimat vom Joch des Nationalsozialismus zu helfen,... für den Aufbau eines demokratischen Systems in einem freien Polen zu kämpfen und die freundschaftlichen Bindungen zwischen der polnischen Nation und den Völkern der Sowjetunion zu verstärken." [3]

Die erwähnte polnisch-sowjetische "Freundschaft" war in Wirklichkeit eine totale Abhängigkeit von der Sowjetunion. Anders als die Exilregierung in London [4] hatte der ZPP keinerlei Einfluss auf die polnischen Kommunisten; diese wurden nämlich direkt von den Sowjets befehligt.

Die Exilpolen in der Sowjetunion waren bedeutende Wegbereiter der kommunistischen Diktatur in Polen. [5] Wurden sie früher als "Befreier" gefeiert, herrscht heute die These vor, sie hätten Polen an die Sowjets "verkauft" und sich dadurch zu Verrätern gemacht.

1) siehe Abschnitt 6.1.3 [¶]

2) Związek Patriotów Polskich [¶]

3) zit. in: Siergiejczyk, Historia 4, S. 183. [¶]

4) vgl. Abschnitt 7.1.2 [¶]

5) siehe Abschnitte 8.2.1 bis 8.2.4 [¶]