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Der paläs
ti-
nensische Staat
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Das Ende der
Pax Americana
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Wie in unserer letzten Nummer schon angekündigt,
ist der Schwerpunkt dieser Ausgabe der Konflikt in Palästina. Neben
einigen Hintergrundtexten, die die Fakten benennen sollen, wollen wir uns
auch an der Debatte um die möglichen Perspektiven für Palästina
beteiligen, die von der Zeitschrift "Intifada" schon angestoßen wurde.
Einige der hier veröffentlichten Beiträge sind schon in der "Intifada"
erschienen. Wir hoffen, dass diese Diskussion andauernd geführt wird
und beabsichtigen dafür, die verschiedenen Positionen nacheinander zu
Wort kommen zu lassen, wobei wir auf hetzerische Artikel keinen Wert legen.
In diesem Sinne hoffen wir auch für die Zukunft auf weitere und vor
allem engagierte Beiträge.
Die„israelische
Linke“
Die antiimperialistische Solidaritätsdele-
gationsprach in Betlehem mit Sergio Yahni, dem stellvertretenden Vorsitzen-
den desAlternative Information Center
Von Gregor Kneussel
Ein osteuropäischer Staat im Nahen Osten
Ich möchte kurz ausholen und mit einem historischen Überblick vom
Anfang des 20. Jahrhunderts beginnen. Die zionistische Bewegung war eineSiedlerbewegung
mit ganz besonderen Charakteristika. Sie war auf der Suchenach der Unterstützung
durch eine Kolonialmacht. Vor der Kolonialisierungund Ansiedlung in Palästina
war die zionistische Bewegung im Wesentlicheneine osteuropäische, jüdische
nationalistische Bewegung. Die Zionistenselbst sagen, sie wären eine
Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes,keine Siedlerbewegung –
so wie das Volk von Nicaragua das Recht aufnationale Befreiung hätte,
habe auch das jüdische Volk das Rechtauf nationale Befreiung, und daher
sei jeder Angriff auf dieses Recht desjüdischen Volkes antisemitisch.
Daher ist es wichtig, die Charakteristikadieser Siedlerbewegung – ihres
Ursprungs und ihrer Entwicklung –zu verstehen. Dieses Verständnis
ist unentbehrlich für eine Analyseder israelischen Gesellschaft, die
schließlich von dieser Bewegungdurch die Kolonisierung geschaffen wurde.
Die zionistische Bewegung in Osteuropahat viele Gemeinsamkeiten mit anderen,
ähnlichen Bewegungen wie derpolnisch-nationalistischen Bewegung von
Józef Pilsudski: Die Ideendes Nationalismus, Militarismus usw. waren
an diese Bewegung angelehnt, sogardie Struktur der Knesset mit ihren 120
Mitgliedern geht auf den polnischenSejm zurück, eben so die „Mischung
aus Sozialismus und Nationalismus“,und sogar der Text der israelischen
Staatshymne (‘Od lo avdah tiqwateinu– Noch ist unsere Hoffnung
nicht verloren) ist dem Text der polnischenHymne ähnlich (Jeszcze Polska
nie zginela – Noch ist Polen nichtverloren). Der Sejmismus war eine
osteuropäische Nationalbewegung, diemeinte, es gäbe keinen Platz
für die Juden in Europa, und sie solltenaus Europa in die biblische
„Heimat“ auswandern. Bereits 1887suchte die Bewegung nach einem
„Mutterland“, einem Staat, derdie Kolonisierung von Palästina
unterstützen und die nötigenmilitärischen und finanziellen
Mittel bereitstellen würde. Undso begann die Kolonisierung unter den
Auspizien verschiedener Kolonialmächte:anfangs Russland – gemäß
den Abkommen zwischen Russlandund der Türkei über koloniale Einflusssphären;
später(nach dem Ende des Ersten Weltkriegs) in viel größerem
AusmaßGroßbritannien. Die Absichten der Siedler unterschieden
sich deutlichvon denen in anderen Kolonien (z.B. der französischen,
britischen oderdeutschen Siedler in Afrika). Die nationalistisch-sozialistische
Ideologieschuf eine andere Basis für die Bewegung, die Siedler kamen
mit sozialistischenIdeen: Kibbuz, Histadrut etc. – und nationalistischen
Mythen. Als diesowjetische Rote Armee den Kaukasus eroberte und allgemein
erwartet wurde,sie würde in den Nahen Osten eindringen, fand eine Rebellion
russischersozialistischer Zionisten in einem kleinen drusischen Dorf in Galiläa
statt. Die Zionisten dort unterstützten die Rote Armee gegen den britischen
Imperialismus – eine leicht absurde Situation.
Die Kommunistische Partei
So war die Lage, als die Kommunistische Partei Palästinas – als
Abspaltung der radikalen Sozialisten von der zionistischen Bewegung –
gegründet wurde, als sie den Widerspruch zwischen Zionismus (Nationalismus)
und Sozialismus erkannten. (Palästinenser hatten damit nichts zu tun,
es war eine Diskussion unter Russen.) Po‘alei Zion (Arbeiter Zions)
war der Name der Sozialistischen Partei. Sie suchte um Mitgliedschaft inder
Dritten Internationale an. Karl Radek antwortete, sie hätten keineExistenzberechtigung
als separate Partei, und sie sollten sich den kommunistischenParteien der
jeweiligen Länder anschließen. (Die große Mehrheitder Mitglieder
zionistischer Organisationen, auch von Po‘alei Zion,lebte in Europa,
nicht in Palästina.) Als Reaktion auf Radeks Antwortspalteten sich die
Po‘alei Zion. In Palästina gründete derlinke Flügel
später die Kommunistische Partei Palästinas,der rechte Flügel
löste sich in der Kibbuz-Bewegung auf. Nach demBeschluss über die
Palästinisierung (Arabisierung) der Partei,der um 1936 in Moskau gefällt
worden war, und innerparteilichen Säuberungenlandeten viele ihrer Gründungsmitglieder
in sowjetischen Lagern.
Der Beschluss über die Arabisierung der Partei war grundsätzlich
positiv, aber die Durchführung geschah mit höchst fragwürdigen
Methoden. Daraus ergab sich später, dass die Kommunistische Partei einerseits
ein Teil in der palästinensischen Nationalbewegung wurde, andererseits
aber weiterhin Ideen der zionistischen Bewegung teilte: die Rolle der Histadrut
usw.; der Generalsekretär Meir Vilner-Kovner (er lebt noch) unterschrieb
die Unabhängigkeitserklärung Israels! Bis 1947 war die Kommunistische
Partei für einen binationalen Staat eingetreten. Diese Position wurde
von einem Tag auf den anderen geändert – nach der Rede von Andrei
A. Gromyko vor der UNO, in der er die Gründung des Staates Israel unterstützte.
Das führte zu einer Spaltung der Partei, in die Kommunistische Partei
Palästinas, die weiterbestand und für einen binationalen Staateintrat,
und die Kommunistische Partei Israels. Nach der Nakba, der Gründungdes
Staates Israel, wurde die Kommunistische Partei Palästinas besonders
verfolgt, die Schai (Informationsdienst – israelischer Militär-Geheimdienst)
befasste sich gesondert mit diesen Kommunisten. Die meisten wurden deportiert
bzw. konnten nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Die Kontinuität
war gebrochen. (Später wurde im Westjordanland wieder daran angeknüpft,
aber das war eine jordanische Initiative und ist eine andere Geschichte.)
Andererseits kämpften die Mitglieder der Kommunistischen Partei Israels
in der israelischen Armee! Dies ist die Geschichte der Linken in Israel vor
der Staatsgründung.
Der Palmach
Ein anderer Teil der Linken (der nicht-zionistischen Linken) kommt ebenfalls
aus der zionistischen Bewegung, aus dem Palmach (Stoßtruppe –
Kampfeinheiten der Kibbuz-Bewegung). Der Palmach hatte u.a. die Deportation
der palästinensischen Bevölkerung aus Ramla und Lidd (Lydda/Lod)
entlang der Straße nach Jerusalem durchgeführt. Hier brachen große
Widersprüche auf, denn insbesondere die jüngeren Kämpfer des
Palmach waren wirklich überzeugt, für Zionismus und Sozialismus
zu kämpfen. Sie „übersetzten“ die sowjetische Theorie
vom Aufbau des Sozialismus in einem Lande in den Aufbau des Sozialismus in
einer Nation – ein jüdischer Sozialismus für das jüdische
Volk. Sie erklärten, dass die Palästinenser zu rückständig,
unter der Führung der Feudalherren und noch nicht für den Sozialismus
bereit wären. Erst die zionistische Industrialisierung des Landes könne
eine palästinensische Arbeiterklasse schaffen, die reif für den
Sozialismus wäre.
Die Palmach hatte im Krieg an vorderster Front gekämpft und die meisten
Opfer zu beklagen. In der Vorstellung der Palmach-Kämpfer hatten sie
für die Errichtung eines sozialistischen Staats gekämpft (was selbstverständlich
ein höchst widersprüchliches Konzept war), ihr Vorbild waren die
Partisanen in Jugoslawien und die Rote Armee der Sowjetunion. Als sie nun
aus dem Krieg zurückkehrten, in den Staat, den der große Zyniker
David Ben-Gurion geschaffen hatte, erkannten sie, dass es ein proamerikanischer,
kapitalistischer Staat war. Dies stürzte die Generation der Palmachin
eine große Krise, und selbst in der Kibbuz-Bewegung gab es eineSpaltung,
eine Strömung sammelte sogar Waffen, um sich gegen Ben-Gurionzu erheben.
Ben-Gurion verglich die Situation mit den Ereignissen in derTschechoslowakei,
er gab vor, einen Staatsstreich des Palmach zu befürchten.Erinnern wir
uns – es geht hier quasi um einen osteuropäischenStaat im Nahen
Osten! Die „arabische Frage“ war für siesekundär. Als
nun die Palmach-Kämpfer aus dem Krieg in diesen kapitalistischenStaat
„zurückkehrten“, der keine Anstalten machte, sozialistisch
zu werden, näherten sie sich der Kommunistischen Partei an: Die Mapam
(Vereinigte Arbeiterpartei) spaltete sich, und ein Teil trat der Kommunistischen
Partei bei. Dies ist die Geschichte der Kommunistischen Partei Israels nach
der Gründung des Staats Israel. Ein Teil der Mitglieder stammte ausder
Organisation noch vor der Staatsgründung, ein kleiner Teil war arabisch,
ein Teil bestand aus ehemaligen Palmach-Kämpfer; sie waren mit der Gründung
des Staats verbunden. Die Kommunistische Partei Israels durfte aus eben diesem
Grund existieren – sie war mit dem Staat Israel verbunden. Sie wurde
für lange Zeit die nationale Partei der Palästinenser in Israel.
Jede andere nationale Aktivität wurde unterdrückt, z.B. die nasseristische
Sozialistische Partei.
Mazpen
Mazpen war eine Abspaltung junger Mitglieder der Kommunistischen Partei.Sie
entstand, als einige Mitglieder ohne Erlaubnis des Zentralkomitees eineKritik
am Staat Israel herausbrachten. Sie veröffentlichten ein wichtigesDokument
von 700 Seiten mit dem Titel „Friede, Friede und kein Friede“
(ein Bibel-Zitat). Nach dem Sinaikrieg 1956 wurden sie aus der Partei ausgeschlossen
– nicht auf Grund des Inhalts des Dokuments, sondern weil sie es ohne
Genehmigung des Zentralkomitees veröffentlicht hatten – eine sehr
stalinistische Vorgehensweise. Das Dokument ist deshalb so wichtig, weiles
das erste Dokument war, das die Kommunistische Partei nach der Staatsgründung
herausgab, in dem gesagt wurde, dass der Staat Israel selbst das Problemsei,
das nur durch eine sozialistische Revolution gelöst werden könne.
Die Autoren erklärten, Antizionisten zu sein. Nach dem Parteiausschluss
begannen sie eine Zeitung mit dem Titel „Mazpen“ ("Kompass")herauszugeben.
Es war stets nur eine kleine Gruppe. Sie kritisierte nichtnur den Staat Israel,
sondern auch die ideologischen Verrenkungen der KommunistischenPartei und
die Zwei-Staaten-Lösung. Sie erklärte, es handle sichum einen sozialen
Konflikt, der nur durch eine soziale Revolution gelöstwerden könne
– es gehe nicht darum, wie viele Staaten in Palästinageschaffen
würden, und die Teilung in zwei Staaten ist nichts Positives.Sie lehnten
den Zionismus als Kolonialbewegung, als Siedlerbewegung ab.
Zusammenarbeit mit der palästinensischen Befreiungsbewegung
Mazpen war eine jüdische Organisation. Sie hatten zwar arabische Mitglieder,
aber ihre Sprache war Hebräisch – dennoch: Es war das erste Mal,
dass eine solche Kritik auf Hebräisch geäußert wurde. Arabische
Nationalisten, arabische Sozialisten, arabische Revolutionäre hatten
schon lange ähnliche Kritik an Israel geübt, und ihre Schriften
waren auch z.B. auf Englisch erschienen. Es war aber das erste Mal, dassinnerhalb
der israelischen Gesellschaft eine solche Kritik geäußertwurde
und das Recht Israels zu existieren infrage bzw. in Abrede gestelltwurde.
(Das bedeutete natürlich nicht, dass das Recht der jüdischenBevölkerung,
hier zu leben, infrage gestellt wurde.) Mazpen begab sichsofort auf die Suche
nach arabischen Revolutionären, und sie trafenPalästinenser und
andere Araber, v.a. in Europa. Palästinenserleisteten wichtige Beiträge
für Mazpen, z.B. Jalal Nikula, einPalästinenser innerhalb Israels,
der wichtige Analysen der palästinensischenGesellschaft erstellte. (Er
starb einsam in England.) Mazpen arbeitete auchmit radikalen linken Organisationen
im Europa zusammen, v.a. mit Trotzkistenund Maoisten.
Das Schicksal von Mazpen war in gewisser Weise vorgezeichnet. Die israelische
Gesellschaft ist organisatorisch eng vernetzt, aufgespannt in einem Dreieck
aus den Kräften: Staat, Armee, und Histadrut. Die Histadrut ist derisraelische
Gewerkschaftsverband, dessen Ziel es war und ist, den jüdischenStaat
aufzubauen und die Macht und Kontrolle des Staats zu erhalten. Gesundheitsversorgung
wurde beispielsweise von der Histadrut zur Verfügung gestellt. OhneHistadrut-Mitgliedschaft
bekam man keine Arbeit. Ein Ausschluss aus der Gewerkschaftbedeutete daher
auch den Verlust des Arbeitsplatzes, und danach war es fastunmöglich,
wieder Arbeit zu finden. Die Histadrut ist also viel mehrals eine Gewerkschaft,
eher ein Parallelstaat: Sie besteht aus einem Bauunternehmen,einem Gesundheitswesen,
und die Gewerkschaft ist nur ein weiterer Teil diesesNetzwerks. Es war also
nicht nur eine Gewerkschaft, die (wie die europäischenGewerkschaften)
bürokratisiert war, sondern die Dienstleistungen fürihre Mitglieder
standen im Mittelpunkt. Diese „Gewerkschaft“war der zweitgrößte
Arbeitgeber des Landes!
Die Elemente, aus denen Mazpen hervorging, hatten ihren Ursprung letztendlich
ebenfalls innerhalb dieses Dreiecks Staat/Armee/Histadrut. Dieses Dreieck
wurde von der Arbeitspartei kontrolliert. Es war die erste revolutionäre
Opposition, die auch nach arabischen, palästinensischen Partnern für
das revolutionäre Projekt Ausschau hielt. 1967, unmittelbar nach dem
Krieg, veröffentlichten sie die erste Petition gegen die Besetzung.Mazpen
verband sich auch schnell mit der europäischen Bewegung, die1968 ihren
Höhepunkt hatte und suchte Verbindungen mit der palästinensischen
Bewegung herzustellen – nicht als Israelis, sondern als Revolutionäre,
mit dem Eintreten für die Revolution im Nahen Osten und anderswo als
Kriterium der Zusammenarbeit. Sie traten für eine Sozialistische Republik
Palästina ein und waren die erste Organisation, welche die palästinensische
Nationalbewegung vollkommen unterstützte. Das ist äußerst
wichtig, da vor 1974 in Israel nicht einmal die Kommunistische Partei die
PLO unterstützte. Mazpen kritisierte zwar die Politik der Fatah, allerdings
nur im Rahmen der generellen Unterstützung für die PLO. Die Diskussionen
waren Diskussionen zwischen Organisationen, die im Kampf gegen Israel auf
der gleichen Seite standen. (Später mussten sich Mitglieder von Mazpen
deswegen vor Gericht verantworten, u.a. in einem Prozess gegen das Alternative
Information Centre im Jahr 1987.)
1968 veröffentlichte die Demokratische Front für die BefreiungPalästinas
(DFLP) in „Le Monde“ einen Aufruf an Mazpen,eine gemeinsame Organisation
zu gründen. Dieser Aufruf spaltete Mazpen.Es gab drei Linien. Vor 1968
war die Zusammenarbeit eher eine theoretischeFrage gewesen. Nun kam da dieser
Aufruf: „Wir sind Revolutionäre,ihr seid Revolutionäre –
schließen wir uns zusammen.“Man muss im Hinterkopf behalten,
dass es sich um eine Organisation aus bloß30 Personen handelte –
andererseits war es die einzige Organisationin Israel, die gegen den Staat
Israel auftrat, ein wichtiger Faktor. Einekleine Anekdote: 1969 sollte der
israelische Botschafter in Bonn an der FreienUniversität Berlin eine
Rede halten. Die Studenten ließen diesnicht zu. Sie stellten die Bedingung,
dass der Botschafter Israels nur sprechenkönne, wenn auch jemand von
der Opposition, von Mazpen, sprechen dürfe.Die Uni-Verwaltung erklärte
also der israelischen Botschaft, dass derBotschafter nur zu Wort käme,
wenn auch ein Mazpen-Vertreter auftretenkönne. Die Antwort des Botschafters
war: „Ich verstehe nicht,warum sich die Leute für Mazpen interessieren,
die haben ja nicht einmal20 000 Mitglieder.“ Obwohl so enorm klein,
war es die einzige Stimme,die innerhalb und außerhalb Israels gegen
den Staat auftrat. Das israelischeAußenministerium gründete eine
eigene Abteilung, die sich mitMazpen befasste. Sie gaben Kurse für israelische
Studenten, wie siegegen Mazpen argumentieren sollten. Sie gaben eine Broschüre
mit demTitel „Die richtigen Antworten wissen“ heraus. Das Erziehungsministerium
gab eigene Vorschriften heraus, wie Lehrer mit Schülern, die Mazpenunterstützten,
umzugehen hätten. Die Armeeführung hatte eigeneVorschriften, was
zu tun sei, wenn ein Mazpen-Anhänger in einer Einheitentdeckt wurde
– all dies für eine Organisation von 30 Personen.Und 1968 richtete
nun die DFLP an diese Organisation den Aufruf „Los,kämpfen wir.“
Was sollten sie tun? Dieser Aufruf spaltete dieGruppe in drei Teile.
Der bewaffnete Kampf
Die einen sagten „OK, auf geht’s“, und begannen den bewaffneten
Kampf gemeinsam mit Palästinensern – in Israel – zu organisieren.
Sie wuchsen auf 60 Personen an und schickten Vertreter zu einem Treffen mit
palästinensischen Linken in Syrien. Als sie zurückkamen, wurden
sie verhaftet und verbrachten 20 Jahre im Gefängnis. Diese Strömung
wurde vom Schabak (Allgemeiner Sicherheitsdienst – israelischer Inlandsgeheimdienst)
zerstört.
Die zweite Strömung sagte genau das Gegenteil: Es sei unmöglich,
den bewaffneten Kampf zu beginnen, es sei unmöglich, mit der DFLP zusammenzuarbeiten,
da die DFLP im Untergrund operiere etc. und Mazpen hingegen nur 30 Mitglieder
habe, die dem Geheimdienst genau bekannt seien. Sie hielten den bewaffneten
Kampf für unmöglich, betrachteten die anderen als kleinbürgerliche
Radikale und beschlossen, in der israelischen Arbeiterklasse zu arbeiten.
Das taten sie auch. In gewisser Weise leisteten sie gute Arbeit in ärmeren
Stadtvierteln, in Betrieben, usw., aber sie isolierten sich völlig von
der palästinensischen Bewegung, und beschrieben diese als Bewegung der
Mittelklassen und als keineswegs revolutionär. Diese Arbeit wurde durch
den Oktoberkrieg (1973) und die darauf folgende nationalistische Stimmung
in Israel zunichte gemacht. Ein weiteres Problem war, dass sie die nationale
Frage nie diskutiert hatten und ihre Kader in dieser Frage nicht vorbereitet
waren. All das schwächte diese Gruppe sehr. Während des Aufstands
der Palästinenser in Israel 1976, am Tag des Bodens, glaubten sie, die
Revolution wäre ausgebrochen. Sie gingen in den Untergrund, und 1982
verschwanden sie vollkommen.
Die dritte, die mittlere Strömung sagte: „Nun, wir sind nur 30.
Es gibt politische Differenzen. Setzen wir die Diskussion fort und überlegen
wir, wie wir zusammenarbeiten können. Wir in Israel können nicht
mehr sein als eine Propagandagruppe.“ Diese dritte Strömung führte
weiter den Namen Mazpen. Sie identifizierte sich grundsätzlich mit der
nationalen Befreiungsbewegung, mit der PLO, sie sah sich als Teil des palästinensischen
Kampfs um Befreiung. Wenn sie Kritik übten, war es eine interne Kritik.
Sie hielt den Kontakt mit der PLO aufrecht und führte u.a. Diskussionen
über die nationale Frage im Kontext des Nahen Ostens, den Klassencharakter
des Staats Israel, die „israelische Arbeiterklasse“. Die Leute,
die heute noch politisch aktiv sind, sind alle dieser dritten Gruppe zuzurechnen.
Nun, das bedeutsame Erbe dieser Organisation – jenseits der Probleme,
jenseits der Spaltungen – ist die Vorstellung, dass es gemeinsame Werte
gibt, ungeachtet der Tatsache, ob man Israeli oder Palästinenser ist:
Werte der gesellschaftlichen Veränderung. Nur durch tief greifende gesellschaftliche
Veränderungen, nur durch eine Revolution kann in diesem Land Platz sowohl
für Israelis als auch für Palästinenser geschaffen werden;
und das ist der einzige Weg, durch den die nationalen Ziele der Palästinenser
erreicht werden können.
Verhandlungen
Im Jahr 1974, mit der Khartum-Resolution, akzeptierte die PLO eine Zwei-Staaten-Lösung,
rief zur Gründung eines palästinensischen Staats nur im Westjordanland
und im Gazastreifen auf, anerkannte de facto den Staat Israel und wurde in
die UNO aufgenommen. (Die Position zuvor war für die Errichtung eines
säkularen, demokratischen Staats in ganz Palästina gewesen.) Das
eröffnete neue Perspektiven für das Verhältnis zwischen Israelis
und der PLO. Innerhalb des zionistischen Lagers gab es bereits 1974 einzelne
Persönlichkeiten (wie Uri Avneri und Nathan Jalin-Mor) und Gruppen,welche
die Bedeutung dieser Resolution begriffen und Vertreter der PLO inEuropa
trafen. Diese Personen vertraten natürlich niemanden, währenddie
PLO auf der anderen Seite mit Fug und Recht die Palästinenser vertrat.
Diese Israelis versuchten den Palästinensern klar zu machen, dass sie
um das Vertrauen der Israelis zu gewinnen, den Staat Israel nicht infrage
stellen dürften. Diese Treffen hatten einen großen Einfluss auf
die Positionen der PLO, denke ich. Die Kommunistische Partei Israels anerkannte
erstmals die PLO als Vertretung des palästinensischen Volks, und auch
andere israelische Organisationen, die mit dem zionistischen Establishment
enger verbunden waren, traten für Verhandlungen mit der PLO ein. Sowurde
ein neues Verhältnis zwischen Israel und den Palästinensernhergestellt:
Verhandlungen. (Für Mazpen stellte Khartum ein gewissesProblem dar.
Es gab auch auf palästinensischer Seite Gegner der AnerkennungIsraels,
die „Front der Zurückweisung“, bestehend aus derpalästinensischen
Linken – PFLP, DFLP –, und Mazpen hatteengere Beziehungen mit
diesen Organisationen.)
Die Israelis, die in Europa mit PLO-Vertretern Verhandlungen über ein
zukünftiges Abkommen führten, waren in Wirklichkeit Linke, dieniemanden
vertraten als sich selbst, sie waren noch weniger repräsentativals Mazpen.
Manche kamen von der zionistischen Linken – aber die Zionistenanerkannten
die PLO erst 1988. Dennoch: Es gab Verhandlungen. (Das hat natürlich
nichts gemein mit dem Verhältnis zwischen palästinensischen und
israelischen Revolutionären.) Diese Verhandlungen waren in gewisserWeise
eine Vorbereitung für Oslo.
Das Alternative Information Center
Das Alternative Information Centre (AIC) war ebenfalls ein Ergebnis dieser
Gespräche. Für das AIC war die Haltung kennzeichnend, dass seine
Vertreter nicht mit den Palästinensern verhandeln, sondern gemeinsam
mit ihnen für bestimmte Werte kämpfen wollten, und das AIC warauch
das Resultat einer praktischen Zusammenarbeit mit palästinensischenOrganisationen.
Ideologisch war das AIC einerseits die praktische Schlussfolgerungdieser
Zusammenarbeit, andererseits eine Anerkennung der politischen Realität
auch jenseits der Linken: Es war eine Antwort auf die Realität, dieder
Krieg im Libanon schuf. Während des ersten Kriegs gegen den Libanongab
es in Israel erstmals große Mobilisierungen gegen den Krieg –
Demonstrationen von 100 000 Leuten; andererseits war der Krieg im Libanon
der Auslöser für die Gründung von Volkskomitees, Jugendorganisationen,
etc. im Westjordanland und in Gaza.
Vor dem Krieg im Libanon hatte sich die nationale Befreiungsbewegung fast
ausschließlich außerhalb Palästinas befunden. Die Vorstellung
war, dass die Befreiung von außen kommen könnte – aus Jordanien,
später aus dem Libanon. Abu Leila (einer der Führer der DFLP) nannte
den Südlibanon vor dem Krieg „das Nordvietnam von Palästina“.
Die Palästinenser in Palästina waren damals von einer aktiven Rolle
im Befreiungskrieg ausgeschlossen, außer sie nahmen am bewaffnetenKampf
teil. Dieses Modell wurde durch den Krieg im Libanon aus verschiedenenGründen
überwunden: Die PLO wurde im Libanon angegriffen und schließlich
gezwungen, den Libanon zu verlassen; Teile der israelischen Armee, die in
den 1967 besetzten Gebieten stationiert war, wurden in den Libanon verlegt
– dadurch wurden die Bedingungen für politische Arbeit in Palästina
günstiger. Diese zwei Faktoren bilden den Hintergrund für das Entstehen
einer starken Volksbewegung.
Noch 1972 hatte Scharon quasi problemlos Flüchtlingslager im Gazastreifen
zerstören und Konzentrationslager für die Familien von Aktivisten
– als Geiseln – im Sinai einrichten können. Das sind nicht
Tatsachen, die er heute verleugnet: Im Gegenteil, er ist heute noch stolz
darauf, dass er Familienangehörige durch die Wüste marschierenließ
und deportierte. Den Leuten wurde – wenn sie Glückhatten –
eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt, und sie wurdenzu Fuß
durch die Wüste nach Jordanien geschickt; Familienangehörigevon
Aktivisten, wohlgemerkt, nicht die Aktivisten selbst. Unter diesen Bedingungen
war ein konsequenter bewaffneter Kampf nicht möglich. Der bewaffnete
Kampf wurde zwar fortgesetzt, aber auf niedrigem Niveau. Es war ebenso unmöglich,
die Bevölkerung in Massenorganisationen oder -mobilisierungen zu mobilisieren.
Dies bildete den Hintergrund für die Taktik, den Widerstand außerhalb
Palästinas aufzubauen und über die Grenzen von außen hineinzutragen.
Dieser Kampf von außen war natürlich problematisch. Erst der Krieg
im Libanon eröffnete politisch-militärisch die Möglichkeiten
für eine Massenbewegung in Palästina selbst.
Nach Beirut waren das palästinensische Interesse fast ausschließlich
auf die militärischen Aspekte konzentriert, auf die Fortschritte imKrieg,
die Probleme innerhalb der PLO im Libanon (eine sehr traurige Angelegenheit)
und diplomatische Aspekte. Unsere Einschätzung in Mazpen, sowie dieEinschätzung
der palästinensischen Linken war, dass sich die Situationnach dem Krieg
im Libanon durch die Volksbewegung, die Massenbewegung ändernwürde.
Das AIC wurde 1984 von Mazpen und der palästinensischenLinken gegründet,
um dieser Volksbewegung eine Stimme zu verleihen undsowohl die öffentliche
Meinung im Ausland zu beeinflussen als auch dieFriedensbewegung in Israel
zu informieren; ein weiteres – nicht wenigerwichtiges Ziel –
war es, die Palästinenser über die politischeund gesellschaftliche
Situation in Israel am Laufenden zu halten. (Mazpenexistierte weiter bis
1994, frühere Mitglieder von Mazpen arbeiten bisheute im Alternative
Information Center mit.)
Die israelische Gesellschaft
Es ist in gewisser Weise nicht gelungen, eine israelische Gesellschaft aufzubauen.
Der Kolonialismus hat zwar die Rahmenbedingungen – den Staat –
geschaffen, aber die israelische Gesellschaft ist sehr inhomogen: Es gibt
ethnische Trennungslinien durch die verschiedenen Einwanderungsschübe.
Anfangs handelte es sich vor allem um Einwanderer aus Osteuropa. In den ersten
15 Jahren nach der Staatsgründung kamen die meisten Einwanderer ausdem
Nahen Osten und Nordafrika. Die ersten ethnischen Spannungen traten aufzwischen
den Osteuropäern und diesen Juden, die sich arabisch kleideten,Arabisch
sprachen, arabisch kochten und aßen. Sie wurden einem Prozessder zwangsweisen
Dearabisierung unterworfen und bildeten die israelischeArbeiterklasse. Das
wichtigste Element war die Vermittlung der neuen Sprache,Hebräisch;
bald schämten sich diese Einwanderer, Arabisch zu sprechen;dazu kam
eine umfassende Kontrolle einerseits durch die Ansiedlung in neuenDörfern
z.B. im Naqab (Negev) und in Galiläa und andererseits durchParteibürokraten
der Mapai (Arbeitspartei), sowie durch die Kontrolleder neuen Einwanderer
in den Moschavim (landwirtschaftliche Kooperativen).Die Stimmen für
den Likud-Block waren nicht Stimmen gegen den Frieden,sondern Stimmen gegen
Mapai und gegen die Osteuropäer, welche die Oberschichtbildeten. Anfangs
war es einfach: Die politischen Parteien der Regierungskoalitionteilten die
neuen Einwanderer in den Lagern untereinander auf: Mapai, Mapam(Vereinigte
Arbeiterpartei), Nationalreligiöse, usw. Wenn man z.B. 250Einwanderer
unter seiner Kontrolle hat, weiß man, wie sie wählen;und wenn
sie nicht so wählten, wie die jeweilige Führung es verlangte,bekamen
sie Schwierigkeiten. Die Kontrolle wurde durch zwei Aufständevon Immigranten
aus den arabischen Ländern gebrochen. Einer fand 1959in Wadi Salib (Haifa)
statt, ein Mann wurde getötet; der zweite Aufstandwurde 1969 von den
Schwarzen Panthern – orientalischen Juden, Israeliszweiter Generation
– geführt. Die Schwarzen Panther sagten: „Wirarabische Juden
sind die Schwarzen Israels. Wir haben keinen Zugang zu Bildung,zu qualifizierter
Arbeit – wir sind nur Arbeitssklaven für dieeuropäischen
Zionisten –, wir sind von der israelischen Gesellschaftausgeschlossen.“
Die beiden Aufstände änderten die Situation, und das Selbstbewusstsein
der arabischen Juden in Israel. Der erste Aufstand begann sehr spontan. Der
zweite Aufstand war eine organisierte Bewegung. Mazpen arbeitete auf einer
praktischen Ebene eng mit den Schwarzen Panthern zusammen, nahm an der Bewegung
teil und machte Propaganda, ideologische Diskussionen liefen eher im Hintergrund.
Die beiden Aufstände zerstörten die Kontrolle der Parteien (Mapam,
Mapai) über die arabischen Juden. Letztendlich brachten sie den Likud-Block
an die Regierung. Als der Likud an die Regierung kam, traten Teile der Schwarzen
Panther der Partei bei und versuchten in diesem Rahmen, Sozialprogramme durchzusetzen.
Das war mit der populistischen Ideologie des Likud bis zu einem gewissenGrad
vereinbar. Andere Teile traten der Arbeiterpartei bei oder der extremenLinken.
Mazpen und später das Alternative Information Center versuchten gegenüber
den Palästinensern Analysen zu liefern, zu erklären, warum gerade
die unterprivilegierten Schichten der arabischen Juden Likud wählten.
Der Hintergrund für dieses Phänomen ist nicht, dass diese Schichten
gegen die Palästinenser wären, sondern der ethnische Konflikt bzw.
Klassenkonflikt innerhalb der israelischen Gesellschaft. Die „linken
Positionen“ der Arbeitspartei sind ein Mythos, in Wirklichkeit repräsentierte
sie die aschkenasische Elite Israels, und der Erfolg des Likud war im Wesentlichen
ein Ausdruck des Widerstands gegen diese Elite.
Es gibt auch (bis heute) eine Misrachi-Linke, eine arabisch-jüdische
Linke, Individuen und eher intellektuelle Organisationen wie der Misrachi
– Demokratischer Regenbogen, die mit der radikalen Linke insgesamtzusammenarbeiten.
Es gibt viele innerisraelische Probleme, die man ausnutzenkann und für
die man Lösungen anzubieten haben muss. Die ethnischenSpannungen innerhalb
der israelischen Gesellschaft sind keine Erfindung,sondern ein reales Problem,
das die Klassenspaltung der Gesellschaft widerspiegelt.Es gibt scheinbar
sehr widersprüchliche Phänomene, etwa dass esviele Leute gibt,
die schwanken zwischen eine Unterstützung fürSchas, die sefardisch-orthodoxe
Partei, und für die Kommunistische Partei– das sind Protestwähler
gegen das zionistische Establishment.Es ist wichtig, den sozialen Hintergrund
zu verstehen – nicht nur fürdie israelische radikale Linke, sondern
auch für die palästinensischeNationalbewegung ist dies von Bedeutung.
Die Positionen der Sefarden gegenüber den Palästinensern sind vielfältig
und widersprüchlich. Die Struktur der Schas (Sefardische Thora-Wächter)
ähnelt der Struktur der israelischen fundamentalistischen (ultraorthodoxen)
Parteien. Die Parteibürokratie ist stark, sie haben 17 Knesset-Abgeordnete.
Schas trachtet danach, den Sozialstaat zu zerstören, damit staatliche
Mittel direkt den sozialen Einrichtungen, die Schas betreibt, zufließen
können und so die Parteibasis und die Partei selbst ökonomischund
politisch gestärkt werden. So bauen sie ein Klientelwesen auf, dasvon
den Rabbinern geführt wird. Die Führung ist religiös,ultraorthodox,
aber die Wähler nicht. Sie sind unterprivilegiert undSefarden. In dieser
Hinsicht gibt es Ähnlichkeiten mit der islamistischenBewegung. Die Basis
und die Führung sind sefardische Juden, einerseitsrebellisch gegen den
aschkenasischen Staat, andererseits bindet der Klientelismusdiese Menschen
an den Staat. Die Positionen gegenüber den Palästinensernreichen
von extremem Rassismus bis zur Bereitschaft zu einem Übereinkommen,völlig
inkohärent. Selbstverständlich muss man auch zwischenden Positionen
der Führung und denen der Basis unterscheiden. Es gibtauch Siedler unter
ihnen, aber man muss verstehen, dass der Großteilder Siedler aus ökonomischen
Gründen in Siedlungen im Westjordanlandlebt, weil das Leben dort vom
Staat subventioniert wird.
Die Arbeiterklasse in Israel setzt sich zusammen aus diesen orientalischen
Juden und natürlich Palästinensern mit israelischer Staatsbürgerschaft,
den Einwanderern aus der Sowjetunion, Äthiopiern sowie nichtjüdischen
Arbeitsmigranten aus der ganzen Welt, vor allem aus Asien. Die aschkenasische
Führung versucht natürlich auch, diese ethnischen Bruchlinien innerhalb
der Arbeiterklasse auszunutzen. Es gibt in Israel heute 250 000 nichtjüdische
Arbeitsmigranten, ein sehr hoher Anteil also, im Vergleich zum Anteil der
Arbeitsmigranten an der Bevölkerung in Westeuropa. Die Hälfte von
ihnen ist illegal in Israel. Israel hat sehr gut überwachte Grenzen,
und sie reisen legal ein – als Pilger beispielsweise, oder über
israelische Firmen und Agenturen, die Arbeitskräfte zum Beispiel aus
Thailand und China „importieren“ und „weitervermieten“.
Diese Firmen behalten Tickets, Reisepässe und einen Teil des Gehalts
ein, viele Immigranten verschulden sich bei diesen Firmen, um nach Israel
zu gelangen etc. Dies ist der legale Teil. Die Lebensumstände dieser
Immigranten sind denkbar schlecht; 15, 20 Menschen in einem Raum, etc. Viele
Immigranten versuchen, diesen Menschenhändlern zu entkommen und ihre
Arbeitskraft auf dem „freien Markt“ zu verkaufen. Am Beginn dieses
Prozesses war das kein großes Problem, denn die israelische Wirtschaft
wuchs und konnte diese billigen Arbeitskräfte leicht absorbieren. Jetzt
gibt es das Problem, dass viele dieser Firmen nur damit Geld machen, dass
sie diese Leute nach Israel holen. Sie kümmern sich nicht darum, obsie
dann auch Arbeit für sie haben.
Wenn es den Konflikt mit den Palästinensern nicht gäbe, müssten
die Zionisten ihn erfinden, um die israelische Gesellschaft zusammenzuhalten.
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Der palästinensische Staat – ein Konzept der Befreiung oder der
Kollaboration?
Plädoyer für eine Rückbesinnung auf die eigenen
Wurzeln als Basis möglicher Schritte in der Zukunft
Von Alfred Klein/Internationale Leninistische Strömung
Jahrzehntelang war das wichtigste und entscheidendste Ziel der palästinensischen
Befreiungsbewegung die Errichtung eines demokratischen Staates in ganz Palästina.
Doch nach der historischen Niederlage der arabischen und palästinensischen
Bewegung 1967, die zur Besetzung des Westjordanlandes, der Golanhöhen
und der Sinaihalbinsel führte, erschütterte eine Serie von weiteren
Niederlagen den palästinensischen Standpunkt. Während des Schwarzen
September 1970 wurde der palästinensische Widerstand durch einen vereinigten
haschemitisch-zionistischen Angriff blutig niedergeschlagen. Ägypten,
das führende und mächtigste arabische Land, erkannte 1979, alsspäte
Folge des Debakels von 1967, Israel als Staat an. 1982 besetzteIsrael den
Libanon und nahm dem palästinensischen Widerstand somit seineletzte
Rückzugsmöglichkeit. Unter dem Eindruck dieser Ereignissestieß
die Position von Arafats Fatah-Bewegung, Israel anzuerkennenund auf die Gründung
eines Staates in den 1967 besetzten Gebieten hinzuarbeiten,nicht nur bei
der palästinensischen Bourgeoisie, sondern auch im Volkauf wachsende
Unterstützung. Noch mehr mit der Implosion der UdSSR undder totalen
globalen Hegemonie der USA schien das Ziel eines demokratischenStaates mit
einem Mal in unerreichbare Ferne gerückt. Unter der Vorgabeder Errichtung
eines palästinensischen Staates wurden 1993 die Friedensverträge
von Oslo unterzeichnet. Heute, fast ein Jahrzehnt später, ist der versprochene
palästinensische Staat durch die zionistische Kolonialisierung palästinensischer
Gebiete, die sich seit Oslo nicht nur fortgesetzt, sondern sogar noch verstärkt
hat, weiter entfernt als je zuvor. Doch bedeutet diese Entwicklung auch,dass
die Zwei-Staaten-Lösung somit obsolet und die Forderung nach einemdemokratischen
Staat in ganz Palästina wieder auf die Tagesordnung gesetztwird?
Position der Schwäche
Es ist offensichtlich, dass die allmähliche Verlagerung der palästinensischen
Widerstandsbewegung hin zur Zwei-Staaten-Lösung durch die wachsendeÜberlegenheit
des zionistischen Feindes verursacht wurde. Zunächstlag es im Interesse
der palästinensischen und arabischen Bourgeoisie,die Aussöhnung
mit Israel anzustreben und dafür die Ansprücheder Palästinenser
auf die 1948 besetzten Gebiete aufzugeben. Doch währenddie verschiedenen
arabischen bürgerlichen Regime danach trachteten,den Konflikt, wegen
dem sie von der einen Seite her durch Zionismus und Imperialismusund von
der anderen Seite her durch ihre eigene Bevölkerung unter Druckstanden,
so schnell wie möglich zu lösen, musste die palästinensische
Bourgeoisie, die sich in der gleichen Zwickmühle befand, zusätzlich
noch um ihre nackte Existenz bangen. Dies ist, in einer langen Reihe vonhistorischen
Belegen, eine weitere Bestätigung dafür, dass diearabischen Bourgeoisien
weder fähig noch willens sind, gegen den Imperialismuszu kämpfen,
selbst wenn er ihnen ihr Land raubt. Sie strebten immerdie Aussöhnung
mit dem Imperialismus an, die schlussendlich nur in weitereNiederlagen führte.
Arafat konnte somit seinen Rechtskurs rechtfertigten, indem er auf den Verrat
der arabischen Regime hinwies. Sich auf eine eigene, vom Hegemoniestreben
der panarabischen Regime vernachlässigte, palästinensische Identität
berufend, argumentierte er für einen selbstständigen palästinensischen
Staat und benutzte somit die legitime Enttäuschung der Massen gegenüber
den arabischen Regimen, um die Aussöhnung mit Israel zu rechtfertigen,
die erst recht im Interesse dieser Regime war. Während Arafat die arabischen
Regime für die Niederlage verantwortlich machte, gab er jedoch zugleich
den Kampf gegen diese auf, der eine konsequente Interpretation des arabischen
Nationalismus nach sich ziehen würde. Somit schüttete er das Kind
mit dem Bade aus.
In dem Maße, in dem den breiten Volksmassen immer mehr die Unmöglichkeit
der Zerstörung Israels zu Bewusstsein kam (was umso deutlicher wurde,
als Israel nicht nur weiterhin die massive Unterstützung des Imperialismus
genoss, sondern auch die antiimperialistische Bewegung weltweit besiegt war),
wurden auch sie zunehmend von der Idee eines palästinensischen Staates
in Westjordanland und Gazastreifen überzeugt. Ihre Intention war jedoch
nicht die strategische Allianz mit dem Zionismus, sondern, zumindest bissich
die internationalen Kräfteverhältnisse ändern würden,
schlicht und einfach ein Ende der Besatzung, um in Sicherheit und stabilen
Verhältnissen leben zu können. Während die Bourgeoisie eine
Rolle als gedungener Verbündeter anstrebte, verlangten die Volksmassen
nach einem souveränen, demokratischen Staat.
Das Ausmaß des politischen Niedergangs der palästinensischen Befreiungsbewegung
spiegelt sich in der Tatsache wider, dass sogar die historische Linke, angeführt
von der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) ihre Position
lockerte, und ein Friedensabkommen akzeptierte, wenn auch nicht in dem Ausmaß,
wie es schließlich in Oslo ausgehandelt wurde.
Die Rechnung ohne den Wirt gemacht
Andererseits hatte auch der Imperialismus Interesse an einem Friedensabkommen,
da er nur so die Lüge der Neuen Weltordnung, die weltweit für Friede,
Demokratie und Wohlstand sorgen sollte, aufrechterhalten konnte. So glaubte
Washington das Ende der Geschichte verkünden zu können. Das Konzept
der Integration besiegter Befreiungsbewegungen, wie es bereits in Mittelamerika
und Südafrika erfolgreich angewendet worden war, sollte nun auch imNahen
Osten zu Ehren kommen, um die Herrschaft des Imperialismus, die davor20 Jahre
lang ständig bedroht war, ein für alle Mal außerFrage zu
stellen. Die USA wollten ihre Hegemonie, die sie mit dem Krieg gegenden Irak
neuerlich gefestigt hatten und die nur noch durch die Palästinafrage
bedroht wurde, sichern, da diese ein unberechenbares Pulverfass darstellten,
das ihnen jederzeit die ganze Architektur ihrer Herrschaft in der Regionüber
den Haufen werfen könnte.
Auch auf die israelische Gesellschaft hatte die Neue Weltordnung Auswirkungen:
Die aschkenasischen Mittelklassen – immer noch unter dem Schock des
Libanon-Debakels – strebten eine Demokratisierung, die eine gewisse
Entzionisierung nach sich zöge, an, was auch eine Normalisierung des
Verhältnisses zu den Palästinensern bedeutet hätte. Doch während
die zionistische Bourgeoisie stets Vereinbarungen und ein normalisiertesVerhältnis
zu der arabischen Umgebung angestrebt hatte, um diese riesigenAbsatzmärkte
mit Produkten ihrer hoch entwickelten Industrie überschwemmenzu können,
war sie nie dazu bereit, einen palästinensischen Staat,der auch nur
die geringsten Anzeichen von wirklicher Souveränitätund Unabhängigkeit
aufwiese, zu akzeptieren. Sie hatte keinen Grund,ihren langfristigen Plan,
ganz Palästina zu erobern und zu kolonialisieren,aufzugeben, da sie
sich nur zu gut ihrer eindeutigen militärischen Übermachtbewusst
war.
Unter dem Druck der USA spielte sie zwar gezwungenermaßen das Friedensspiel
mit, hörte aber währenddessen nicht auf, weiterhin das Westjordanland
und den Gazastreifen zu kolonisieren, indem sie beide mit neuen Siedlungen
und Militärstraßen überzog. Sie strebte eine Bantustan-Lösung
an, da diese nicht nur die Unterstützung der so genannten internationalen
Gemeinschaft genoss, sondern auch jene der palästinensischen Führung
selbst gefunden zu haben schien. Sollte das nicht funktionieren, könnte
sie den Palästinensern immer noch die Schuld zuschieben, die in Oslo
einem Abkommen zu Glaubwürdigkeit verholfen hatten, das ihnen im Gegenzug
keinerlei Garantie für die Erfüllung ihrer Forderungen gab.
Der unvermeidliche Zusammenbruch von Oslo
Das einzige bedeutende Zugeständnis, das Israel in Oslo machte, wardie
Bildung der Palästinensischen Nationalbehörde (PNA). Im Gegenzug
für die Überwachung und die Kontrolle des palästinensischen
Widerstands sowie die Hilfstätigkeit für eine fast in großen
Internierungslagern lebende Bevölkerung erhielt die palästinensische
Bourgeoisie, repräsentiert und verkörpert von der PNA, vom Imperialismus
und seinen arabischen Handlangern gewaltige finanzielle Mittel.
Während die PNA unter Arafats Führung dazu bereit war, beinahealles
zu verkaufen, nur um ihre neu erworbenen Privilegien behalten zu können,
gab es trotzdem bestimmte Grenzen, die nicht überschritten werden konnten.
Sie konnte weder das Recht der Flüchtlinge auf Rückkehr aufgeben,
ohne dafür einen zumindest symbolischen Ausgleich vorweisen zu können,
noch konnte sie von Al Kuds (Jerusalem) als Hauptstadt des palästinensischen
Staates lassen. Und sie konnte auch nicht eine offenkundige Bantustan-Lösung
akzeptieren, die die Palästinenser nicht nur ihrer elementarsten demokratischen
Rechte beraubt, sondern ihnen auch jede Verdienstmöglichkeit nimmt und
sie somit finanziell von ausländischer Hilfe abhängig macht. Das
Überschreiten dieser Grenzen hätte zu einem Bürgerkrieg zwischen
der PNA und den breiten Volksmassen geführt, wodurch Israel noch weiter
gestärkt worden wäre – ein Szenario, das die PNA nicht riskieren
wollte. Deswegen konnte Arafat das Camp-David-Abkommen, mit dem die Bantustan-Lösung
signiert worden wäre, nicht annehmen.
Das Volk reagierte mit der zweiten Intifada, die Arafat ursprünglich
benutzen wollte, um seine Verhandlungsposition zu stärken.
Israel zog sich daraufhin jedoch vom Verhandlungstisch zurück und entfesselte
eine beispiellose Welle des Staatsterrorismus, die ein wahres Blutbad anrichtete.
Während der Zionismus einerseits die Führer der Intifada gezielt
tötet, versucht er andererseits die breite Bevölkerung mittelsKollektivbestrafung
einzuschüchtern. Arafat selbst ist, wie ein Kinddurch seinen Züchtiger,
unter Hausarrest gestellt. Da die PNA ihre erreichtePosition als Verbündeter
des Zionismus nicht verlieren will, beugt siesich immer mehr dem israelischen
Druck, wie zum Beispiel durch die Verhaftungislamischer und linker Führer
der Widerstandsbewegung.
Obwohl der Osloer Friedensprozess ganz offensichtlich gescheitert ist und
das palästinensische Volk nicht aufhört, mittels der Intifada dagegen
zu rebellieren, gibt es doch ein dreigestaltiges Interessensmoment, diesen
moribunden Friedensprozess so lange als möglich am Leben zu erhalten.
Die USA wollen den Nahen Osten nicht durch das Eingeständnis des Scheiterns
ihrer Befriedungsbemühungen destabilisieren, denn damit würdensie
den durch die von den USA diktierte liberalistische Politik ins Elendgestürzten
Volksmassen einen Kristallisationspunkt für ihre Rebelliongeben. Der
Zionismus, während er gegenwärtig die Palästinensermassakriert,
ist ebenfalls an einer Lösung der Palästinenserfragein Form von
Bantustans interessiert, jedoch mit internationaler Billigung,vorzugsweise
ohne einen nationalen Führer wie Arafat und stattdessenmit mehreren
regionalen Anführern. Und Arafat und die PNA schließlichversuchen
verzweifelt ihre Rolle zu behalten. Solange es zu keiner Änderungder
internationalen oder regionalen Kräfteverhältnisse kommt, wirdsich
an dieser Situation nichts Wesentliches ändern.
Der israelischen Gesellschaft fehlt das antagonistischeSubjekt
Israel ist eine rassistische, kolonialistische Gesellschaft, in der, im Vergleich
zu den unterdrückten und vertriebenen Palästinensern, jedes Individuum,
ungeachtet der durchaus vorhandenen sozialen Differenzierung, extrem privilegiert
ist. Solange mit imperialistischer Unterstützung für die große
Mehrheit der Bevölkerung ein Lebensstandard aufrechterhalten werdenkann,
der mit dem des Westens vergleichbar ist, wird die Einheit gegenüber
den unterdrückten Palästinensern bestehen bleiben, auch wenn es
natürlich Spannungen zwischen den herrschenden säkularen Aschkenasim,
die den Rassismus aus den westlichen kapitalistischen Gesellschaften mitgebracht
haben, und den religiösen, orientalischen Juden gibt.
In dem Maße, in dem das zionistische Projekt der Erschaffung einerNation
Erfolg hat, wird die Rückkehr der Siedler in ihre Ursprungsländer
– im Unterschied zu früheren Formen des Siedlerkolonialimus –
verunmöglicht, was ihre Loyalität zum Staat entscheidend stärkt.
Trotz der tiefen inneren Widersprüche schaffte es der Zionismus beispielsweise,
eine tote Sprache als Nationalsprache zu etablieren. Der Antisemitismus und
vor allem die Tragödie des Völkermords an den Juden dienen nach
wie vor als kraftvolle Rechtfertigung des Kolonialismus. Während der
Antisemitismus ein speziell europäisches Phänomen war, führte
die zionistische, kolonialistische Aggression zu einer breiten antijüdischen
Stimmung im Nahen und Mittleren Osten. So wurde es möglich, auch den
arabischen und orientalischen Juden den zionistischen Mythos zu vermitteln,
demzufolge der Antisemitismus die treibende Kraft der Geschichte sei. Dadurch
gelang es, den israelischen Staat auch gegenüber den arabischen undorientalischen
Juden zu legitimieren.
Die Kategorien „links“ und „rechts“ haben in Israel
keine Bedeutung, außer vielleicht um zwischen Säkularismus und
Religiosität zu unterscheiden. Tatsächlich bildet das, was gewöhnlich
als israelische Linke bezeichnet wird, das historische Rückgrat desZionismus.
Die Tatsache, dass es in der israelischen Gesellschaft kein antagonistisches
Subjekt geben kann, ist durch die Geschichte des Zionismus begründet.
Heutzutage scheint die Situation in den westlichen imperialistischen Ländern,
in denen das antagonistische Subjekt ebenfalls verschwunden ist, ähnlich
zu sein, doch während im Westen die Klassenunterschiede unter dem Druck
der sozialen Krise und der antiimperialistischen Befreiungsbewegung wieder
einen antagonistischen Charakter annehmen können, ist der kolonialistische
und imperialistische Charakter allen israelischen Klassen organisch innewohnend.
Ihr Schicksal ist untrennbar mit dem des Staates verbunden. Nur unter dem
Druck einer arabischen und palästinensischen Befreiungsbewegung, die
die Existenz Israels selbst bedroht, kann die kolonialistische Einheit aufgebrochen
werden. Der einzige Moment in der Geschichte Israels, in dem es eine nennenswerte
Opposition gegen die imperialistische Aggression gab (natürlich immer
noch weit davon entfernt, antagonistisch zu sein), war während des Kriegs
im Libanon, in dem die Widerstandsbewegung dem Eindringling beachtliche Verluste
zufügen konnte.
Revolutionärer arabischer Volksbefreiungskrieg
Es erscheint klar, zieht man die ungleichen Kräfteverhältnissein
Betracht, dass das palästinensische Volk auf sich allein gestelltniemals
in der Lage sein wird, sich von der zionistischen Okkupation zu befreien.
Seine hervorragende Rolle ist vor allem eine politische als Vorhut der arabischen
Befreiungsbewegung, die sich auf die Millionen von Proletariern sowie die
ländliche und städtische Armut der ganzen Region stützen muss.
Tatsächlich ist es nicht nur das palästinensische Volk, das unter
dem Zionismus leidet, sondern die Gesamtheit der arabischen Volksmassen.Diese
sind sich wohl der Tatsache bewusst, dass Israel als ein Stachel inihrem
Fleisch dient, der sie spalten und ihre Beherrschung durch dem Imperialismus
hörige Marionettenregime ermöglichen soll.
Die Lage der Volksmassen hat sich zusehends verschlechtert. Sie wurden in
schlimmstes Elend gestürzt. Die elementarsten demokratischen Rechtewerden
ihnen verweigert, genauso wie ihre Kultur mit Füßen getretenwird.
Die tiefen Klassengegensätze (wiewohl sich diese oft nicht alssolche
manifestieren) sind in letzter Konsequenz die treibende Kraft hinterden vielfältigen
Konflikten mit dem Imperialismus und in der Regionselbst. Früher oder
später müssen sie zur Explosion kommen.Die Volksmassen werden sich
allerdings nur massiv in Bewegung setzen, werdennur in den Gang der Geschichte
einzugreifen suchen, wenn eine Schwächedes Gegners, eine Spaltung in
seinen Reihen den Sieg über den Tyrannenals möglich erscheinen
lässt.
Es ist kein Zufall, dass der Imperialismus einen gewaltigen Militärapparat
im Nahen Osten konzentriert hat. Es kann nicht vorausgesagt werden, wannund
in welcher Form dieser Zusammenstoß kommen wird. Aber eine Sacheist
klar, er ist unvermeidlich. Indes ist es vorhersagbar, dass die USA undIsrael
ihre überlegene Militärmacht in vorausschauender und aggressiver
Art und Weise einsetzen werden, um jede Rebellion im Keim zu ersticken, bevor
sie sich auszubreiten vermag. Die Vorbereitungen des Imperialismus laufen
auf vollen Touren. Dazu wurde die Allianz mit der Türkei aufgebaut und
jene mit den Golfstaaten gefestigt, wobei gerade die letztgenannten Verbündeten
zunehmend an Stabilität zu verlieren drohen. Am Beispiel der Kriegedes
letzten halben Jahrhunderts können wir sehen, dass die zionistischeund
die imperialistischen Armeen in der ersten Phase vorrücken mögen,
da die bürgerlichen Regime zum notwendigen Widerstand weder fähig
noch willens sind. Dennoch lehrt das libanesische Beispiel, dass ein Volkskrieg
möglich und durchaus auch erfolgreich geführt werden kann.
Der Widerstand muss einen revolutionären Charakter annehmen, die armen
Klassen gegen den Imperialismus mobilisieren und dabei die heimischen Bourgeoisien
stürzen, die, wie die Geschichte zeigt, die nationale Befreiung immer
verrieten, um ihre Existenz zu erhalten. Die revolutionäre proletarische
Partei muss die Führung übernehmen, die anderen subalternen Klassen
und vielleicht sogar einige Teile der Bourgeoisie hinter sich versammeln.
Dabei ist es nicht entscheidend, ob das industrielle Proletariat soziologisch
gesehen signifikant oder ob es gegenüber den anderen armen Klassen sogar
privilegiert ist. Die entscheidende Frage ist, ob es eine entschiedene, kompromisslose
jakobinische Führung gibt, die in den Volksmassen fest verwurzelt und
dadurch befähigt ist, das revolutionäre Programm der Gesamtheit
der Gesellschaft aufzuzwingen. (Die Tatsache, dass die Ergreifung der Staatsmacht
erst der Beginn der Revolution ist und dass der Übergang zum Sozialismus
schwer wiegende Probleme aufwirft, die nur mittels der Verarbeitung der historischen
Erfahrungen gelöst werden können, wird hier nicht behandelt.)
Das historische Problem der revolutionären Führung
Die kommunistische Bewegung war (mit Ausnahme des Irak) in der arabischen
Welt besonders schwach. Das ist nicht so sehr der Klassenstruktur geschuldet
– es gab kommunistisch geführte Revolutionen in Ländern,in
denen es praktisch kein Proletariat gab – sondern hängt zualler
erst mit der Politik der kommunistischen Parteien selbst zusammen.Mitte der
dreißiger Jahre trat Moskau in eine strategische Allianzmit dem Entente-Imperialismus
gegen Nazi-Deutschland ein. Für die kommunistischenParteien dieser Länder
sowie ihre Kolonien hieß das, den revolutionärenKampf zu dämpfen
und zu einer Politik der „loyalen Opposition“überzugehen,
der auch der Kampf gegen den Kolonialismus zum Opfer fiel(siehe Algerien,
Ägypten oder Syrien). Entsprechend der kurzsichtigenund konservativen
Logik des Kreml war der Erhalt der Allianz wichtiger alsdie Förderung
der gerade erwachenden antikolonialen Bewegungen.
Doch der schmutzigste und eklatanteste Ausdruck des Verrats Moskaus sollte
noch kommen. Die Unterordnung der Interessen der Weltrevolution unter jene
der herrschenden Schicht führte die UdSSR dazu, Israel 1948 als erster
Staat der Welt anzuerkennen. In Moskau dachte man zu Beginn des Kalten Krieges,
man könnte die britische Kontrolle über den Nahen Osten dadurch
schwächen, indem man Israel unterstütze, das gegen den Willen der
ehemaligen Mandatsmacht errichtet wurde. Die unterdrückten arabischen
Massen spielten in den Überlegungen der russischen Führung keinerlei
Rolle. Die oft willkürlichen Schwenks der von Moskau diktierten Politik
der kommunistischen Parteien und ihr über weite Strecken opportunistisches
Verhalten gegenüber den lokalen Bourgeoisien behinderten entscheidend
ihr Wachstum. Die Kommunisten überließen dem arabischen Nationalismus
das Feld, der es schließlich schaffte, Millionen und Abermillionender
Volksmassen hinter sich herzuführen. Zwar führte dieser bedeutende
soziale Reformen durch und beschnitt die imperialistischen Interessen. Dennoch
vollzog weder der Nasserismus noch der Baathismus einen vollständigen
Bruch mit den bürgerlichen Klasseninteressen. Eine unabhängigepolitische
Organisation des Proletariats und der armen Volksmassen wurdeniemals zugelassen.
Die kommunistischen Kräfte hatten sich anzupassenoder wurden gewaltsam
unterdrückt.
In letzter Instanz ist die historische Niederlage des Nasserismus im Sechstagekrieg
1967 damit zu erklären, dass es ihm nicht gelang, die Kampfkraft der
Volksmassen sowohl in einem engeren militärischen Sinn als auch in einem
weiteren politischen Sinn zu entfalten und sich dann entsprechend auf sie
zu stützen. Nach dieser erniedrigenden Niederlage flutete die Volksbewegung
zurück. Demgegenüber stand die Linksentwicklung des Panarabismus,
vor allem unter den Palästinensern. Bereits nach dem Zusammenbruch der
meisten der Anciens Régimes und dem Aufstieg des Panarabismus versuchte
der Imperialismus eine ihm wohl gesinnte politische Kraft zu schaffen und
zu unterstützen, die auch über gewissen Einfluss im Volk verfügen
würde. Die Wahl fiel auf die konservativen islamischen Kräfte.Um
die weit verbreitete Enttäuschung nach dem Fall von Nasser zu kanalisieren
und die Gefahr des linken Nationalismus einzudämmen, wurde diese Linie
weiter akzentuiert.
Als Folge des Niedergangs und des Verschwindens des arabischen Nationalismus
und des Kommunismus blieb die islamische Bewegung die einzige Kraft, diesich
gegen das imperialistische Joch auflehnte, wenn auch oft nur rhetorisch.In
der ersten Phase mag die zunehmende Unterstützung für den Islamismus
mit dem Rückfluten der Bewegung und dem Rückfall in die Passivität
zu erklären sein. Dieser wurde unter dem Eindruck der weltweiten Niederlagen
der Befreiungsbewegungen vollzogen und fand seinen Höhepunkt im Fall
der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der UdSSR.
Doch bereits die islamische Revolution im Iran 1979 fungierte, trotz ihres
widersprüchlichen Charakters, als anspornendes Moment im antiimperialistischen
Kampf. Insbesondere nach dem Golfkrieg gegen den Irak 1991 und der darauffolgenden
Errichtung der Neuen Weltordnung wuchs das soziale Elend sowie die politische
und kulturelle Unterwerfung der arabischen Massen auf bisher ungeahnte Ausmaße
an. Da der Unmut und der Protest der Volksmassen keinen anderen Weg des Ausdrucks
mehr zur Verfügung hatte, bediente er sich der islamischen Organisationen.
Dabei kamen vielfach auch die Führungen derartig unter Druck, dass sie
sich von ihren ehemaligen Herren in Washington und Tel Aviv distanzierenmussten.
Als anschaulichstes Beispiel einer solchen Transformation kann diepalästinensische
Hamas dienen. Genauso nahm das Moment des religiösenEiferertums sowie
des Antikommunismus bei der libanesischen Hizbollah zuGunsten der Unterstützung
und Organisierung des Volkswiderstands gegendie zionistische Besatzung wesentlich
ab. Tatsächlich wurde sie zurführenden Kraft, die sich als zur
Kooperation mit anderen Kräftendes Widerstands bereit erwies. Dieser
teilweise antiimperialistische Schwenkunter dem Druck der Massen ebnete auch
den Weg zur Gründung neuer Organisationenwie beispielsweise des Islamischen
Dschihad in Palästina, der offenmit säkularen und kommunistischen
Kräften, die zuvor als Feindebetrachtet wurden, gegen den Imperialismus
kooperiert.
Indes sind das wohl paradigmatischste Beispiel die arabischen Afghanen Bin
Ladens und die ägyptische Gamaa, die im Al-Qaida-Netzwerk zusammenflossen.
Diese ursprünglich zutiefst antikommunistisch motivierte Bewegung der
reaktionärsten Kräfte der feudalen und kapitalistischen herrschenden
Klassen, die die massive Unterstützung der USA genoss, sah sich mitveränderten
internationalen Kräfteverhältnissen und der wachsendenUnterstützung
der Volksmassen für den Panislamismus konfrontiert.Mit dem Angriff auf
den Irak und dem westlichen Kreuzzug gegen den Islamismus,der nun nicht mehr
nur als religiöses Hirngespinst, sondern vor allemals akute politische
Gefahr betrachtet wird, stellte sich Bin Laden schrittweisegegen seine Herren.
Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 versetzteder Islamismus der
globalen Herrschaft der USA einen schweren Schlag vonhistorischer Bedeutung.
(Dabei ist es sekundär, wer der tatsächlicheUrheber der Aktion
ist, sondern es zählt einzig, wem er im Allgemeinensowohl von der westlichen
Öffentlichkeit als auch von den Volksmassender unterdrückten Welt
zugeschrieben wird – und das ist Al Qaida.)
Al Qaida ist aber auch beispielhaft hinsichtlich der Grenzen des politischen
Islam. Ihr Aufruf für einen globalen Dschihad der Muslime fand bisher
kein Gehör. Das kann zum Teil mit dem religiös idealistischen Charakter
ihrer politischen Ideologie erklärt werden, der das Verständnis
für die treibenden Kräfte der Geschichte abgeht. Noch expliziter
als der arabische Nationalismus lehnt der Islamismus den Klassenkampf ab.
Während Al Qaida und alle vom Wahabitismus beeinflussten Bewegungendie
arabischen Regime für ihren korrupten, volksfeindlichen und prowestlichen
Charakter vehement attackieren und damit zumindest indirekt durchaus diesozialen
Interessen der Volksmassen ansprechen, gehen ihre programmatischenVorstellungen
dennoch nicht wesentlich über eine moderate Wohltätigkeithinaus,
die ihre Mobilisierungskraft beschränken.
Die Bewegung des politischen Islam ist ein hochgradig widersprüchliches
Phänomen, das ohne eine konkrete Analyse des betroffenen Landes oder
der Region nicht beurteilt werden kann. Auf der einen Seite wurde die Geburt
dieser Bewegungen oft entschieden vom Imperialismus unterstützt, und
sie sind oftmals mit den reaktionärsten Fraktionen der lokalen Bourgeoisie
verbunden. Auf der anderen Seite gibt es Fälle, wo die Volksmassen unter
der Flagge des Islam ihre Interessen gegen den Imperialismus und seine Kompradoren
verteidigen. Mit dem wachsenden Widerspruch zwischen dem Imperialismus und
den arabischen Volksmassen sind innere Kämpfe und Spaltungen der islamischen
Bewegungen unvermeidlich – ein Prozess, der sich bereits vollzieht.
Einige der islamischen Kräfte werden schließlich offen die Bourgeoisie
und den Imperialismus unterstützen, andere mögen sich dem Lager
der antiimperialistischen Volksmassen anschließen. Das konkrete Ergebnis
dieses Kampfes wird nicht zuletzt von der Intervention der revolutionären
und kommunistischen Kräfte abhängen.
Die Kommunisten müssen für den Aufbau einer antiimperialistischen
Front der armen Klassen wirken, die um deren Interessen gegen die Bourgeoisie
und den Imperialismus kämpft – in politischer wie militärischer
Hinsicht. Dazu müssen ausnahmslos alle Kräfte mit diesem Anspruch
zur Zusammenarbeit eingeladen und aufgefordert und an den progressiven Momenten
sowohl des Panarabismus als auch des Panislamismus angeknüpft werden.
Ein Bündnis mit den Teilen der islamistischen Bewegung, die tatsächlich
gegen den Imperialismus kämpfen, ist heute von entscheidender Wichtigkeit.
Unter bestimmten Bedingungen kann eine solche Front selbst ein islamisches
Erscheinungsbild annehmen, wenn dies sich als nötig erweisen sollte,
um die Massen zu erreichen.
In diesem langen und schmerzhaften Prozess müssen die Kommunisten (die
das Vertrauen der Massen verloren haben) als die konsequentesten und unversöhnlichsten
Kräfte im Kampf um die Interessen des Volkes gegen den Imperialismus
erscheinen. Nur wenn sie ihre Kampffähigkeit praktisch unter Beweisstellen
können, werden sie schließlich fähig sein, die Führung
des Kampfes zu erobern, der früher oder später militärische
Formen annehmen wird. Und nur unter ihrer Führung kann der Sieg errungen
werden, denn alle anderen Kräfte neigen, wie uns die Geschichte lehrt,
zum Kompromiss. Daher sind Konflikte und Spaltungen in dieser Front ebenso
unvermeidlich.
Der Kampf um einen Palästinenserstaat als Übergang
zum Kampf um einen demokratischen Staat
Die friedliche Koexistenz des angestrebten palästinensischen Staates
mit Israel als exklusivem jüdischen Staat ist historisch unmöglich.
Israels Existenz selbst ist an den Imperialismus gebunden, dem dieser Staat
als strategische Waffe im Nahen Osten dient. Eine Entzionisierung, eine Demokratisierung
würde durch die Rückkehr der Vertriebenen nicht nur schnell zueiner
arabischen Bevölkerungsmehrheit führen, sondern müssteauch
deren Anspruch auf proportionale Repräsentation nachgeben. Dieszöge
aber den Verlust der Privilegien der großen Mehrheit derjüdischen
Bevölkerung nach sich, auf der die Hegemonie der zionistischenBourgeoisie
beruht.
In Südafrika wurde die Apartheid gerade zu dem Zweck abgeschafft, wenn
schon nicht die politische so zumindest die soziale Herrschaft der weißen
Bourgeoisie zu erhalten. Dazu kooptierte man die verbürgerlichte Vertretung
der schwarzen Massen. Jedoch war der Imperialismus weder von der militärischen
Kontrolle der Region durch die weiße Minderheit abhängig nochmusste
er bei einer Übergabe der politischen Macht an die schwarze Mittelschicht
um seine bloße Existenz zittern, da diese auf starken wirtschaftlichen
Fundamenten ruht. In Israel existiert im Gegensatz dazu keine solche vomimperialistischen
Zentrum verhältnismäßig unabhängigeBourgeoisie, der
es mehr um die Ausbeutung der Palästinenser ginge –die ein politisches
Arrangement zur politischen Stabilisierung erfordernwürde – als
um ihre Vertreibung. Israel ist zuallererst ein militärischerVorposten
des US-Imperialismus gegen die arabische Welt.
Daher kann unser historisches Ziel nur die Zerstörung des Zionismusund
seines Staates Israel als eines exklusiven jüdischen Staates unddie
Errichtung eines demokratischen, nicht auf religiös-rassischen Kriterien
basierenden Staatswesens sein. Zwar können die Palästinenser mit
vollem Recht auf die Errichtung eines arabischen Staates in ganz Palästina
bestehen, doch würde eine Garantie nicht nur für individuelle Rechte
für die jüdisch-hebräischsprachige Bevölkerung, sondern
auch das Angebot kollektiver nationaler Rechte der Niederringung des Zionismus
politisch dienlich sein. Die exakte Formulierung des Verhältnisses der
zwei Nationen zu einander wird wesentlich davon abhängen, wie sehr und
in welchem Ausmaß sich in der jüdisch-hebräischsprachigen
Bevölkerung die Bereitschaft zeigt und entwickelt, mit dem Zionismus
zu brechen und sich mit arabischen Befreiungsbewegung zu verbünden.Das
maximal denkbare Zugeständnis könnte ein binationaler Staatsein.
Die Rechte der jüdisch-hebräischsprachigen Bevölkerungkönnen
aber niemals so weit gehen, auch kollektive territoriale Ansprücheeinzuschließen.
Dies würde eine neue Form des Zionismus bedeutenund zu einer neuerlichen
Verbindung mit dem Imperialismus tendieren.
Nichtsdestotrotz ist die Periode dadurch gekennzeichnet, dass die überwiegenden
Mehrheit der Volksmassen für einen palästinensischen Staat in den
besetzten Gebieten von 1967 eintritt. Während die arabische und palästinensische
Bourgeoisie diese Forderung lancierte, um zu einem strategischen Ausgleich
mit Israel zu kommen, betrachten die Volksmassen die Parole im Angesichtdes
überlegenen Feindes als eine Minimalforderung, die den weiterenKampf
für die Befreiung ganz Palästinas offen lässt. Von einemsüdafrikanischen
Szenario auszugehen würde heißen, einenPalästinenserstaat
mit einer mehr oder weniger stabilen Herrschaft derBourgeoisie und Israel
im Rücken zu errichten – was wiederum einenschweren Rückschlag
für die Befeiungsbewegung bedeuten würde.Doch das ist höchst
unwahrscheinlich, denn nicht nur einige zionistischeFalken lehnen einen souveränen
palästinensischen Staat kategorischab, sondern die gesamte zionistische
Bourgeoisie mit der Unterstützungeines Großteils der Bevölkerung
setzt sich vehement dagegen zuWehr. Einzig eine lose Föderation palästinensischer
Bantustanserscheint akzeptabel. Doch selbst darüber, ob dieser nun das
Recht zukommt,sich Staat zu nennen oder nicht, ist ein heftiger Streit entbrannt.
Daher ist der Kampf für einen souveränen palästinensischen
Staat auch in den beschränkten Grenzen von 1967 fortschrittlich, daer
direkt gegen den Zionismus und damit in der Konsequenz auch gegen diekollaborationistische
palästinensische Bourgeoisie gerichtet ist. Ersteht mit dem Kampf um
einen demokratischen Staat in ganz Palästinain keinem Widerspruch, denn
auch ein palästinensischer Teilstaat kannnur auf den Trümmern Israels
errichtet werden.
Den Kampf für einen demokratischen Staat jenem für einen palästinensischen
Teilstaat kategorisch gegenüberzustellen bedeutet nichts anderes, als
die Massen der bürgerlichen Arafat-Führung zu überlassen.Die
Überwindung der versöhnlerischen Linie Arafats und seiner Clique
muss damit beginnen, den konkreten Kampf der Massen gegen ihn zu wenden,in
dem man auf den souveränen Charakter eines solchen Staates besteht.Dieses
Vorgehen wird schließlich den Weg für den abermaligen Aufstieg
des Kampfes um einen demokratischen Staat ebnen. Die Tatsache, dass die palästinensische
Linke der Forderung Deckung gab und sich dabei letztendlich hinter Arafat
stellte, hängt nicht notwendigerweise mit der Parole selbst zusammen
(wie es einige Linke behaupten), sondern mit ihrer opportunistischen Auslegung,
die ihren himmelschreiendsten Ausdruck in Oslo fand.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich für die revolutionäre Bewegung
eine solche Problemstellung ergibt. Erst kürzlich stellte sie sich in
Kolumbien. Die gesamten achtziger Jahre hindurch war sie für Zentralamerika
virulent. Schließlich führt sie uns bis in das Jahr 1918 zurück,
als das revolutionäre Russland gezwungen war, mit Deutschland einenhöchst
ungünstigen Friedensvertrag zu schließen. Wenn derFeind überlegen,
die Massen von ständigen Kämpfen erschöpftund die Avantgarde
isoliert war, trat in der revolutionären Bewegungimmer eine organische
Tendenz zum Nachgeben, zum Kompromiss, zur Kapitulationauf. Parallel dazu
erhob sich oft eine subjektivistische, ultralinke Strömung,die dafür
eintrat, die Konfrontation auf der Basis der reinen Willenskraftfortzusetzen.
Da ihnen jedoch die breite Unterstützung abgeht, wäredie Volksbewegung
unter einer solchen Führung für den Feind eineleichte Beute.
Wenn sich die Volksmassen nach Jahren oder gar Jahrzehnten des Bürgerkriegs
ein Ende der Auseinandersetzung wünschen, so kann dies von der revolutionären
Avantgarde nicht ignoriert werden, ohne dabei beträchtlich an Unterstützung
zu verlieren. Oftmals muss sie Friedensverhandlungen akzeptieren, im Verlauf
derer sie zeigen muss, dass es der Feind ist, der den Frieden unter Erfüllung
der elementaren Forderungen mit allen Mitteln verhindern will.
Die Kunst revolutionärer Politik ist es, unter solchen Umständen
einen Weg zurück zu finden, die Kräfte geordnet zurückzuziehen,
dem Feind einige Brocken hinzuwerfen, die ihn vorübergehend einhalten
lassen, um entscheidende Momente für die Konsolidierung und Stärkung
der revolutionären Kräfte zu gewinnen. Die Massen müssen Zeit
zum Verschnaufen und zur Erholung bekommen, ohne die politischen Ziele aufzugeben.
Im Gegenteil, die Massen müssen dadurch enger an die revolutionäre
Avantgarde gebunden werden, die erklärt, dass es sich nur um einen vorrübergehenden
Rückzug handelt, der nichts mit einer strategischen Zusammenarbeit mit
dem Feind zu tun hat, welche die proletarische Führung den kollaborationistischen
bürgerlichen Kräften unterordnen würde.
In diesem Sinn sind wir der festen Überzeugung, dass wir den palästinensischen
Kampf auf der Basis der vier entscheidenden Forderungen der breiten Volksmassen
unterstützen und um diese ein breites Bündnis aufbauen müssen:
Sofortiger Rückzug der zionistischen Truppen aus den
besetzten Gebieten!
Schleifung der israelischen Siedlungen!
Rückkehrrecht aller palästinensischen Flüchtlinge!
Für einen souveränen palästinensischen Staat im Westjordanland
und im Gazastreifen mit Jerusalem als Hauptstadt!
Diesen Kampf versuchen wir von innen heraus mit der historischen Forderung
des palästinensischen Befreiungskampfes zu verbinden, die aber erstdann
dominant werden kann, wenn ein verändertes Kräfteverhältnis
sie für die Massen erreichbar erscheinen lässt:
Für einen demokratischen säkularen Staat in ganz
Palästina!
Es ist klar, dass der Kampf für einen solchen Staat sowie auch dieser
selbst nicht nur mit dem heftigen Widerstand des Imperialismus und der Reste
des Zionismus zu rechnen haben wird, sondern auch mit jenem der verschiedenen
arabischen bürgerlichen Regime. Ein demokratischer Staat kann dahernur
im Rahmen einer demokratischen und antiimperialistischen Föderationdes
Nahen Ostens errichtet werden. Um den unvermeidlichen Krieg gegen denFeind
gewinnen zu können, muss sich der Kampf auf die breiten Volksmassenstützen
und ein Regime der revolutionären Volksmacht errichten.Die entscheidenden
Sektoren der Wirtschaft der Länder müssen derKontrolle des Imperialismus
und seiner Kompradoren entrissen und nationalisiertwerden. Die Revolution
wird nur dann überleben können, wenn siesich auf die Mehrheit zu
stützen weiß. Dazu sind die EntwicklungRichtung Sozialismus und
die Unterstützung der internationalen Revolutionvonnöten, mit dem
Ziel, den Imperialismus und Kapitalismus in seinenZentren selbst zu zerstören.
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ÜBERBLICK ÜBER DIE GESCHICHTE
Um die jetzige Situation in Palästina zu verstehen, ist es notwendig,
einiges über den historischen Hintergrund zu wissen – besonders
auf Grund des falschen Bildes, das seit der Entstehung des Staates Israel
durch die westlichen Medien erzeugt wurde, um die Identität eines Volkes
und den Namen eines Landes auszulöschen. Daher ist es unvermeidlich,
diese kleine geschichtliche Zusammenfassung voranzustellen.In Palästina
sind die ersten Zivilisationen der Welt entstanden. Alleine die Stadt Jericho
ist 9000 Jahre alt und gilt als die älteste Stadt der Welt. Mehrere
Völker vermischten sich in Palästina, und einige Zivilisationen
sind entstanden und untergegangen.Das Volk in Palästina ist ein Produkt
der Zusammenkunft mehrerer Völker und „Rassen“, wobei sich
die Religionen über die Zeit hinweg geändert haben. Am Ende des
6. Jahrhunderts stand die arabisch sprechende Bevölkerung unter der
Herrschaft des Oströmischen Reiches. Der Einmarsch des Islam von der
arabischen Halbinsel her galt als Befreiung von der Kolonialmacht. Die arabische
Bevölkerung Palästinas bestand seit damals aus Moslems, Christen
und Juden, die auf Basis von Toleranz und Koexistenz zusammengelebt haben.
Die erste europäische Kolonialisierungswelle kam mit den Kreuzzügen
(1095 bis 1270) und hinterließ ein Blutbad. Die arabischen Moslems,
Christen und Juden bekämpften gemeinsam die Aggressoren. Das durch die
langen Kriege zermürbte Gebiet fiel ab 1516 unter osmanische Herrschaft,
die bis 1916 dauerte. Schon am Anfang des 19. Jahrhunderts fingen die europäischen
Kolonialmächte an, sich Gedanken über die Aufteilung des veralteten,
schwachen osmanischen Reichs zu machen. Napoleon schlug nach seinem gescheiterten
Feldzug in Ägypten und Syrien die Implantierung eines jüdischen
Staats in Palästina vor.
1897: Der Zionistische Kongress beschließt in
Basel, an der Errichtung eines Staates für die Juden der Welt in Palästina
zu arbeiten. Es werden Kontakte mit den Kolonialmächten aufgenommen.
Die jüdische Einwanderung ins Land wird gestartet.
1916: Arabischer Aufstand gegen die osmanische Herrschaft.
Mit Hilfe Englands erheben sich die Araber gegen das damals mit Deutschland
alliierte Osmanische Reich, nachdem ihnen ein unabhängiger gesamtarabischer
Staat versprochen wurde. England, Frankreich und das zaristische Russland
führen jedoch Geheimverhandlungen, um das türkische Erbe unter
sich aufzuteilen.
1917: Ende der türkischen Herrschaft im arabischen
Nahen Osten. Arabische Regierung in Syrien. England besetzt Palästina,
Ostjordanien, den Irak und die Golfstaaten. England verspricht den Juden,
einen Staat für sie in Palästina zu schaffen, was später die
Balfour-Deklaration heißen wird.
1920: Konferenz von St. Rémo. Frankreich und
England teilen als Gewinner des Ersten Weltkriegs das Gebiet auf. Französisches
Mandat in Syrien und im Libanon, englisches Mandat in Palästina, Jordanien
und im Irak. Haganah, die militärische Untergrundorganisation jüdischer
Siedler, wird aufgestellt.
1920 – 1936: Zunehmende jüdische Einwanderung
aus Europa mit englischer Unterstützung.
1935: Issidin al-Qassam gründet die erste palästinensische
Untergrundorganisation. Er wird später in einem Zusammenstoß mit
der englischen Armee erschossen.
1936 – 1939: Großer Aufstand im ganzen
Land gegen die englische Besatzung und die steigende jüdische Einwanderung.
Die englische Besatzungsmacht reagiert mit massiver Repression gegenüber
den Arabern und bildet eine jüdische paramilitärische Organisation.
1939: Beginn des Zweiten Weltkrieges. Palästinenser
stellen den Aufstand nach englischen Versprechungen und arabischer Vermittlung
ein. Massive jüdische Einwanderung aus Europa als Folge des Holocausts.
1947 – 1948: Die englische Armee zieht ab. Zusammenstöße
zwischen Juden und Palästinensern. Die Zionisten erklären die Gründung
des Staates Israel. Die arabischen Armeen, die schwach bewaffnet und englisch
kontrolliert waren, ziehen ein. Zionisten verüben Massaker an der zivilen
Bevölkerung. Terrorisierte, unbewaffnete palästinensische Massen
ergreifen die Flucht. Das Ergebnis ist eine totale Niederlage der arabischen
Armeen und eine Million palästinensische Flüchtlinge in den Nachbarländern.
Der Staat Israel wird auf mehr als 75 Prozent von Palästina errichtet.
Das Westjordanland wird von Jordanien annektiert, und der Gazastreifen kommt
unter ägyptische Verwaltung. Die Flüchtlinge leben seit damals
in den Lagern, und ihre Anzahl ist bis heute auf 4,9 Millionen angewachsen.
1964: Die Arabische Liga gründet die PLO als
politische Vertretung der Palästinenser. 1965: Die Palästinenser
gründen die Untergrundorganisation Al Fatah. Beginn der palästinensischen
Guerillaoperationen.
1967: Der Sechstagekrieg: Israel erobert in einem
Blitzangriff das Westjordanland, den Gazastreifen, die Golanhöhen, Sinai
und Ostjerusalem.
1968: Palästinensische Guerillaorganisationen
erhalten Zulauf von der palästinensischen Flüchtlingsbevölkerung
in den Nachbarländern. Arafat wird zum Sprecher der Al Fatah ernannt.
Al Fatah übernimmt die Kontrolle über die PLO.
1970: Der Schwarze September: Palästinensische
Organisationen verlieren die Konfrontation mit der jordanischen Regierung.
Die PLO-Truppen werden aus Jordanien vertrieben.
1973: 4. Israelisch-Arabischer Krieg. Ein Teilsieg
für Ägypten und Syrien gegen Israel. Nach dem Waffenstillstand
stimmt der ägyptische Präsident Anwar Sadat einer politischen Lösung
zu.
1974: Arafat hält eine Rede vor der UNO. Der
erste palästinensische Auftritt bei der UNO. 1979: Ägypten erkennt
Israel an, und die israelischen Truppen starten ihren Abzug von der Halbinsel
Sinai. Israel lehnt Gespräche mit der PLO ab.
1982: Die israelische Armee stürmt den Libanon,
um die PLO-Truppen zu vernichten. 90 000 Tote, meist Zivilisten. Nach drei
Monaten Krieg verlassen 8000 palästinensische Kämpfer Beirut und
verteilen sich in verschiedene arabische Länder. Israelische Armee und
rechtsgerichtete libanesische Milizen verüben Massaker in den palästinensischen
Flüchtlingslagern. Ariel Scharon wird sogar vor einem israelischen Gericht
für das Massaker verantwortlich gemacht.
1987: 1. Intifada. Aufstand im Westjordanland und
Gazastreifen. Jugendliche und Kinder greifen zu den Steinen und demonstrieren
gegen die israelische Besetzung. „Wir werden ihnen die Knochen brechen“,
betonte der damalige israelische Verteidigungsminister Yitzhak Rabin. In
den folgenden 6 Jahren werden mehr als 1500 Menschen (meistens Minderjährige)
erschossen und Tausende verletzt.
1988: Arafat erklärt den Palästinenserstaat.
Israel lehnt Verhandlungen mit der PLO ab.
1991: Der Golfkrieg und der Zerfall der Sowjetunion
bringen eine große politische Niederlage für die PLO. Tausende
Palästinenser werden aus den Golfstaaten vertrieben. Erste direkte israelisch-palästinensische
Verhandlungen in Madrid. Parallel laufen Geheimverhandlungen in Oslo zwischen
der PLO und Israel.
1993: Oslo-Abkommen. Die PLO erkennt Israel an. Israel
erkennt die PLO als Vertreter der Palästinenser in den „Gebieten“
an. Autonomie für die Palästinenser in den besetzten Gebieten als
Übergangslösung. Einmarsch der PLO-Truppen in die Städte im
Westjordanland und in Gaza. Das Problem der Flüchtlinge, der jüdischen
Siedlungen und Jerusalem wurden dabei nicht diskutiert und auf die Endstatusverhandlungen
verschoben.
1994: Israel und die PLO unterzeichnen ein Abkommen
über die Autonomie im Gazastreifen und in Jericho, der radikale Israeli
Baruch Goldstein erschießt 29 Palästinenser in Hebron.
1995: Rabin und Arafat unterzeichnen ein Abkommen
über das Westjordanland.
1998: Wye-Abkommen zwischen Israel und Palästina.
Israels Premier Benjanim Netanjahu verzögert die Ausführung durch
immer neue Bedingungen.
1999: Arafat kündigt an, einen palästinensischen
Staat auszurufen.
2000: 2. Intifada Seit dem 28. September kämpfen
palästinensische Jugendliche und Kinder verzweifelt mit primitiven Waffen
gegen die größte Militärmaschinerie im Nahen Osten und fordern
den bedingungslosen Abzug der zionistischen Besatzungsmacht aus Palästina!
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Anfang vom Ende der Pax Americana im Nahen Osten
Al-Aksa-Intifada und das Abbröckeln
der Sanktionen gegen den Irak zeigen die Brüchigkeit der herrschenden
Ordnung
Von Alfred Klein/Internationale leninistische Strömung
Oslo – der tiefste Punkt
Wie überall auf der Welt versetzte der Zusammenbruch der UdSSR auch
der arabischen Befreiungsbewegung einen schweren Schlag. Dieser konnte aber
nur so verheerende Folgen haben, weil die Bewegung schon zuvor seit zumindest
zwei Jahrzehnten im Niedergang befindlich war und die Perspektiven verloren
hatte. Der Aufschwung des politischen Islam, der mit der Errichtung der Islamischen
Republik im Iran einen gewaltigen Anstoß bekam, war ein sicheres Zeichen
dafür, dass die arabische Linke die Hegemonie über die Volksmassen
verloren und eine historische Chance verspielt hatte. (Wie groß diese
Möglichkeiten wirklich waren und warum sie nicht genutzt werden konnten,
ist eine eigene Debatte wert, die für den nun anstehenden Neuanfang
unerlässlich ist.)
Die erste Intifada stand keineswegs im Widerspruch zu dieser Tendenz. Vielmehr
war sie ein Aufbäumen der palästinensischen Volksmassen in den
besetzten Gebieten, die nun begriffen hatten, dass ihre Hoffnungen auf arabische
Hilfe, Unterstützung von „außen“, wie es nun erschien,
vergeblich waren. Aber dieses „Außen“ bezog sich nicht
nur auf die arabischen Länder, auf die panarabische Bewegung, auf die
UdSSR oder andere Kräfte, sondern auch auf die politischen Organisationen
der Palästinenser selbst, neben der PLO und der sie führenden Fatah
auch diejenigen der palästinensischen Linken um die PFLP. Nachdem man
von allen verlassen wurde, konnte man sich in einem verzweifelten Akt der
Auflehnung nur mehr auf sich selbst verlassen. Die Intifada war eine starke
Bewegung, die von den Volksmassen getragen wurde und über eine feste
Organisation verfügte. Doch ihr fehlte schlicht die weiter gehende politische
Perspektive. Sie musste ihr auch fehlen, denn diese war und ist nur im gesamtarabischen
und internationalen Kontext zu entwickeln.
Daher gelang es Arafat, die ungeschlagene Intifada scheinbar bruchlos nach
Oslo zu führen. Die palästinensischen Massen waren des Kampfes
und des Krieges müde. Zu verlockend waren die Versprechungen von einem
umfassenden Frieden im Rahmen einer Neuen Weltordnung ohne Konflikte. Man
wollte einfach daran glauben, dass man mit Unterstützung der USA in
einem eigenen Staat Wohlstand und (eventuell auch Demokratie) erlangen konnte.
Man war selbst dazu bereit, den zionistischen Staat zu akzeptieren und seinen
kolonialen Landraub und seine Vertreibungen (im westlichen Pressejargon müsste
es eigentlich „ethnische Säuberungen“ heißen) nachträglich
hinzunehmen – alles in der Hoffnung auf einen eigenen Staat und dauerhaften
Frieden.
Freilich war diese Neue Weltordnung nicht so friedlich gekommen, wie sie
sich gab. Die pax americana wurde erst durch den Krieg gegen den Irak im
Frühjahr 1991 herbeigebombt, der die stärkste militärische
Macht des arabischen Ostens zerschlug. Die Niederhaltung und das Embargo
gegen den Irak rechtfertigte den Aufbau eines gewaltigen, wenn nicht des
weltgrößten militärischen Dispositivs, das sich gegen eventuelle
Bestrebungen zur Abschüttelung der imperialistischen Dominanz richtet
und weiterhin ständig ausgebaut wird.
Für die arabischen Massen waren die neunziger Jahre nicht nur ein verlorenes
Jahrzehnt, sondern vielmehr eine historische Katastrophe. Nicht nur haben
sie mit dem Neoliberalismus (um nicht vom Embargo gegen den Irak und die
palästinensische Wirtschaft zu sprechen) ein veritables soziales Massaker
gebracht, das eine noch nie dagewesene Verarmung weiter Bevölkerungsschichten
verursacht. Sie haben auch jede Möglichkeit der politischen Einflussnahme
verloren. Der Kreuzzug für die westlichen „demokratischen Werte“
hat prowestliche Regime entstehen lassen, die den Massen jegliche demokratische
Regung verbieten. Die ägyptische Diktatur von Mubarak kann da als Modell
angesehen werden. Doch was vielleicht am schwersten wiegt, ist die nationale
und kulturelle Demütigung der Araber. Noch nie war die nationale Zerstückelung
so unantastbar, noch nie wagten sich die westlichen Statthalterregime mit
der Anerkennung Israels, die bis zur Kooperation geht, so weit vor. Und noch
nie ist die amerikanische Kulturwalze so tief in die arabischen Länder
eingedrungen wie in den neunziger Jahren.
Die Al-Aksa-Intifada: „So kann es nicht weitergehen!“
Jahr um Jahr des „Friedensprozesses“ wurde immer deutlicher,
dass Israel die Formel „Land gegen Frieden“ nicht einhalten wollte.
Die zionistische Politik setzte sich in ihrer Brutalität auch nach der
Vertragsunterzeichnung bruchlos fort: Es wurde weiterhin arabisches Land
enteignet, die Siedlungspolitik fortgesetzt, die Zerstörung der arabischen
Wirtschaft und insbesondere der landwirtschaftlichen Grundlagen vorangetrieben,
das Wasser abgepumpt, die Bewegungsfreiheit der Palästinenser eingeschränkt
und die militärische Kontrolle über die 67er-Gebiete verstärkt.
Israel war nicht einmal bereit, eine Föderation palästinensischer
Bantustans, wie sie der Oslo-Vertrag vorsieht, die lediglich mit einer Scheinsouveränität
bedacht waren, anzuerkennen. Der einzige Unterschied zur Situation vor Oslo
schien darin zu bestehen, dass die PLO in Form der Palästinensischen
Nationalbehörde (PNA) nun zum direkten Erfüllungsgehilfen der zionistischen
Okkupationsmacht geworden war. Während sich ihre Angehörigen goldene
Nasen verdienten, darbten die palästinensischen Kämpfer und Oppositionellen
nun zu Tausenden statt in israelischen in PNA-Gefängnissen.
Der Ausbruch der Al-Aksa-Intifada im September vergangenen Jahres hat die
Jerusalem-Frage nur als Anlass genommen. Den Palästinensern selbst Ostjerusalem
und den Haram-al-Scharif mit seiner überragenden symbolischen Bedeutung
abzusprechen, war eine unerhörte Provokation. Es zeugt vom unübertrefflichen
Zynismus und der unglaublichen Arroganz Israels, der palästinensischen
Führung in allen wesentlichen Fragen ihren Willen aufgezwungen zu haben
und ihr dann noch das Symbol, das als Einziges das Gesicht Arafats hätte
wahren können, noch streitig zu machen. Jerusalem war also der Anlass
der neuen Intifada, aber im Grunde protestiert sie gegen die Lüge und
den Betrug des so genannten Osloer Friedensprozesses. Dem palästinensischen
Volk ist es nach zehn Jahren schmerzhafter Erfahrungen nun endgültig
klargeworden, dass Israel keinen Frieden und keine ernsthaften Zugeständnisse
machen will. Die Massen bringen mit der Intifada zum Ausdruck, dass sie die
Farce des Friedens nicht mehr zu akzeptieren bereit sind und um ihre Rechte
wieder kämpfen wollen, auch wenn das fortgesetzte Unterdrückung,
Unterwerfung, Demütigung, Vertreibung und Elend bedeutet. Die Mehrheit
hat sich somit gegen den ständig drohenden Ausverkauf der palästinensischen
Interessen ohne Gegenleistung ausgesprochen.
Dieses Signal ist in allen Ländern des Mashriq, des arabischen Ostens,
von den verarmten Massen stürmisch willkommen geheißen worden.
Die Massenmobilisierungen brachten nicht nur eine wieder entstandene Solidarität
mit den Palästinensern zum Ausdruck, sondern verbanden sich oftmals
mit der Forderung nach Aufhebung der Sanktionen gegen den Irak. In den meisten
Ländern hat die Bewegung gegen die Normalisierung mit Israel einen gewaltigen
Anstoß erhalten. Die Empfänglichkeit für die Botschaft der
Intifada hängt natürlich auch mit der elendigen sozialen Lage zusammen,
die nach Veränderungen ruft. Die Massen stellen mit ihren kämpferischen
Impulsen die gesamte imperialistische Machtarchitektur im Nahen Osten potenziell
infrage, denn diese richten sich in letzter Konsequenz auch gegen die vom
Westen gestützten und geschützten Regime. Wenn Oslo zusammenbricht
(und das ist in den Augen der Massen schon lange der Fall), dann steht auch
die Aussöhnung Ägyptens mit Israel in Camp David zur Disposition,
die schließlich die Grundlage von Oslo darstellt.
Angesichts der Kraft und Stärke dieser Bewegungen waren die meisten
arabischen Regime zu Lippenbekenntnissen gezwungen und mussten die Demonstrationen
zulassen – in der Hoffnung, genug Dampf ablassen zu können. Dies
war nicht nur in Ägypten und Jordanien der Fall, sondern selbst in vielen
Golfstaaten erschien es als notwendig.
Auch das Abbröckeln des Embargos gegen den Irak vor allem durch die
arabischen Länder, aber auch Russland, Indien und selbst Frankreich
zeigt die Brüchigkeit der amerikanischen Machtkonfiguration –
aber gleichzeitig auch ihre Zähigkeit, denn die USA und ihre engsten
Verbündeten scheinen fest entschlossen, die Sanktionen noch über
eine längere Zeit aufrechtzuerhalten.
Die Gebäude der Macht stehen also noch, auch wenn sie kräftig unterspült
werden. Die Niederlage ist noch nicht überwunden, und noch immer kommt
es in der Region zu Tiefschlägen, wie beispielsweise die Kapitulation
der kurdischen Nationalbewegung. Das von den USA installierte militärische
Dreieck Israel/Türkei/Golfstaaten sitzt fester denn je. Und auch die
globale Vorherrschaft der USA und Nato steht noch nicht vor dem Zusammenbruch,
auch wenn sie immer wieder infrage gestellt wird und daher immer offener
tyrannische und gewalttätige Züge annehmen muss.
Ein neuer Krieg Israels
Oslo war keine israelische Idee, sondern eine amerikanische, die dem Zionismus
aufgezwungen wurde. Im Rahmen der Globalisierung nach dem Fall der Berliner
Mauer freundete sich aber auch ein Teil der israelischen Mittelschichten
und Intelligenz mit Oslo an, die sich dadurch eine Verwestlichung und eine
gewisse Entmilitarisierung, im Ansatz vielleicht sogar eine Entzionisierung
der israelischen Gesellschaft erhofften. Die bürgerliche Elite erhoffte
sich von der Normalisierung mit der arabischen Welt profitable Geschäfte.
Dennoch konnte sich diese Tendenz gegen den übermächtigen Zionismus
nicht durchsetzen. Die Tatsache, dass die Palästinenser nun offen gegen
den an ihnen versuchten Betrug rebellieren, hat das Blatt endgültig
gewendet. Hinzu kommt noch die russische Masseneinwanderung in den neunziger
Jahren, welche die Expansion zu legitimieren hilft. Israel kann eben nur
als zionistischer Staat gegen die Palästinenser existieren.
Für eine aggressive zionistische Politik tritt nicht nur das westlich-aschkenasische
militärische Establishment ein (das sowohl Arbeitspartei als auch Likud
umfasst) sowie die traditionell mit ihm im Block befindlichen orientalisch-sefardischen
Unterschichten, sondern auch die russischen Einwanderer. Die zionistische
„Linke“ um Gusch Schalom wurde völlig marginalisiert. Da
zwischen Likud und Arbeitspartei kein qualitativer Unterschied besteht und
beide Repräsentanten der Armee-Bourgeoisie darstellen, wenn auch mit
unterschiedlicher Klientel, stand bei den vergangenen Premierwahlen nichts
als ein aggressiver Zionismus zur Wahl. Denn Barak unterscheidet sich nicht
grundlegend von Scharon.
Noch versuchen die Herrscher in Washington, den Friedensprozess künstlich
am Leben zu halten. Da müssen sich auch ihre zionistischen Diener unterordnen.
Doch in dem Maße, in dem die von der Pax Americana etablierten Machtverhältnisse
in Nahost brüchig werden und einzustürzen drohen, wird auch in
Washington die Zustimmung für präventive militärische Abenteuer
des israelischen Verbündeten wachsen, die man – wie man in der
Geschichte sieht – sowieso immer akzeptiert und unterstützt hat.
Israel wird nicht warten, bis sich ein für es bedrohliches Potenzial
aufgebaut haben wird. Es wird dann zuschlagen, wenn es günstig erscheint.
Neuralgische Punkte
Doch an welchen Punkt ist das amerikanische Gebäude am schwächsten?
Sicher ist einer der neuralgischen Punkte wieder einmal der Iran. Die Periode
der Islamischen Republik, wie sie aus der Revolution 1979 hervorgegangen
ist, neigt sich unweigerlich ihrem Ende entgegen. Den Islamisten ist es letztendlich
nicht gelungen, den Lebensstandard der breiten Massen zu heben. Diese verlangen
aber nicht nur eine Verbesserung ihrer materiellen Lage, sie fordern auch
Demokratie und das Recht auf politische Betätigung, die ihnen systematisch
verweigert werden.
Allerdings ist die Bewegungsrichtung des Regimes und der persischen Gesellschaft
noch nicht entschieden. Teile der Mittelschichten und der Bourgeoisie versuchen
ganz offensichtlich den Druck von unten zu nutzen, um sich dem Westen zu
öffnen und sich dem Imperium wieder einzugliedern. Doch noch ist die
Erinnerung an die westliche Diktatur des Schahs wach, und sowohl Teile der
Massen als auch des islamischen Regimes werden die gegenüber dem Westen
errungene Selbstständigkeit nicht kampflos aufgeben, denn der politische
Islam wird eine wichtige Strömung bleiben, umso mehr als er nicht unbedingt
mit dem diskreditierten islamischen Regime gleichzusetzen ist. Hinzu kommt
noch die geopolitische Konstellation, in der Russland an einem Bündnis
mit dem Iran gegen den Westen interessiert ist und dies die einzige Möglichkeit
scheint, die Selbstständigkeit des Landes, die im Denken der Intelligenz
und der Massen eine überragende Bedeutung hat, gegenüber den USA
zu wahren. Alles strebt also mittelfristig auf einen Bürgerkrieg hin,
dessen Ausgang mehr als ungewiss ist und in dem der Imperialismus sicher
seine Finger im Spiel haben wird. Die große Unbekannte dabei ist die
kommunistische Bewegung, die zwar historische Wurzeln in der persischen Gesellschaft
hat, die aber heute am Boden liegt.
Eines ist jedoch sicher: Die iranische Krise wird den politischen Islam in
den arabischen Ländern in Konvulsionen stürzen und ihn zwingen,
Farbe zu bekennen. Ein Teil wird mit den antiimperialistischen Kräften
gehen, und ein anderer wird sich offen auf die Seite der Reaktion stellen.
Für die antiimperialistische und kommunistische Bewegung werden sich
große Chancen eröffnen, auf deren Nutzung sie sich vorbereiten
muss. Eine Veränderung im Iran wird auf die ganze Region, insbesondere
auf den Irak, gewaltige Auswirkungen haben, die das imperialistische Gebäude
ins Wanken bringen kann.
Ein anderes Schlüsselland ist Ägypten, das arabische Zentralland.
Der ägyptische Ausgleich mit Israel 1979 in Camp David war eines der
wichtigsten Elemente des Niedergangs der arabischen Befreiungsbewegung, und
nach wie vor sichert das Mubarak-Regime den USA die Stabilität der Region.
Doch mit den neoliberalen Reformen, der schrittweisen Rücknahme der
nasseristischen Agrarreform, der rapiden Verstädterung und der jahrzehntelangen
systematischen Kooperation mit den USA und Israel staut sich in Ägypten
ein soziales und politisches Pulverfass auf, das unweigerlich zur einer Explosion
führen wird, die den gesamten Nahen Osten zu erschüttern vermag.
Noch sitzt die Diktatur Mubaraks fest im Sattel und spielt das ewig gleiche
Spiel, die linke gegen die islamische Bewegung und vice versa zu benutzen,
um schließlich beide im Schach zu halten. Doch vertieft sich die soziale
Krise weiter, verändern sich die internationalen Rahmenbedingungen und
findet die Linke endlich einen Weg, den Islam für sich nutzbar zu machen,
so wird auch der Tropfen nicht lange auf sich warten lassen, der das Fass
zum Überlaufen bringt.
Doch eine antiwestliche soziale Revolte und noch mehr ein politischer Umsturz,
der die Camp-David-Abkommen für null und nichtig erklärt, wird
unweigerlich die USA und Israel, die ihre Herrschaft über die Region
damit hochgradig gefährdet sehen, auf den Plan rufen. Ein Angriffskrieg
ist durchaus wahrscheinlich.
Aber auch die zionistische Konzeption von Eretz Israel, das zumindest den
Südlibanon, die fruchtbaren Gebiete des heutigen Jordaniens und den
Sinai umfasst, kann Israel zu einem neuerlichen Krieg treiben – wenn
es sich günstige Bedingungen für einen Überraschungsschlag
ausrechnet.
Volkskrieg und Revolution
Die imperialistische Dominanz über den Nahen Osten, der nicht nur auf
Grund der Ölreserven eine hervorragende Bedeutung für das Imperium
hat, wird unweigerlich vom Widerstand der Massen infrage gestellt werden.
Der Imperialismus muss früher oder später mit Krieg antworten.
Krieg ist also besonders im Nahen Osten unvermeidlich.
Doch Kriege sind bekanntlich auch der Stoff, aus dem Revolutionen gemacht
werden. Wo immer der Imperialismus soziale Revolten und antiwestliche Regime
niederzuschlagen versucht, steht er vor dem Problem des Krieges in dicht
besiedelten Gebieten, insbesondere Städten. Heute ist er bestrebt, die
Konflikte mittels des hoch technisierten Luftkrieges zu lösen, wie dies
gegen den Irak und Jugoslawien geschehen ist. Doch das ist nur sehr begrenzt
möglich und kann den Gegner nur schwächen, aber nicht wirklich
besiegen. Auch darüber legen der Irak und Jugoslawien Zeugnis ab. Doch
wo immer wirklich die Macht erobert werden soll, müssen massenhaft imperialistische
Soldaten auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden, wie zum Beispiel in Vietnam
oder im Libanon. Und das bietet den Unterworfenen die Möglichkeit des
Widerstands.
Vielfach wird daran gezweifelt, dass der Imperialismus sich in solche Kriege
wird einlassen müssen. Tatsächlich versucht er das sorgfältig
zu vermeiden. Doch sollten soziale Revolten und Revolutionen seine Herrschaft
substanziell gefährden, dann wird ihm letztendlich nichts anderes übrig
bleiben, auch wenn er wie in Vietnam oder heute in Kolumbien versucht, den
Krieg so lange als möglich über lokale Agenten zu führen.
Die bürgerlichen arabischen Regime, auch jene, die versuchen, eine gewissen
Selbstständigkeit gegenüber dem Westen zu wahren, sind zu solchen
Verteidigungskriegen nicht fähig – das hat die Geschichte schon
hinreichend bewiesen. Diese können nur wie im Libanon gegen die israelische
Besatzung als Volkskriege, gestützt auf die Masse der Bauern, Arbeiter
und städtischen Armut geführt werden. Der Volkskrieg wird aber
gleichzeitig zum Motor der Revolution, in dem er die verarmten Massen in
den Kampf für ihre sozialen Interessen nicht nur gegen den Imperialismus,
sondern auch seine lokalen Statthalter und Kompradoren führt. Richtig
konzipiert, bewaffnet er sie, politisiert sie und organisiert sie in Volksmachtorganen
– alles Grundlagen, auf die sich ein siegreiches revolutionäres
antiimperialistisches Regime der Bauern, Arbeiter und städtischen Armut
stützen wird können.
Notwendige Vorbereitungszeit
Die Massen werden gegen ihre unerträgliche Situation früher auf
den Plan treten, als es uns lieb ist – genauso wie der Krieg früher
kommen wird als erwartet. Es geht darum, die verbleibende Zeit zu nutzen,
um die Bedingungen für den Sieg zu schaffen. Dabei müssen vor allem
aus den vergangenen Niederlagen Lehren gezogen werden: Über die beschränkte
Rolle der Bourgeoisie im nationalen Befreiungskampf gegen den Imperialismus,
die zwar durchaus in Konflikt mit ihm kommen kann, aber sich letztendlich
immer gegen die Massen wendet. Die Führung im Kampf müssen die
Volksmassen aus Arbeitern, Bauern und städtischer Armut haben, der sich
eventuelle antiimperialistische Strömungen des Kleinbürgertums
und der Bourgeoisie unterzuordnen haben. Die revolutionäre antiimperialistische
Bewegung muss sich auf der Basis der eigenen nationalen Kultur entwickeln.
Sie muss den Islam als Teil der kulturellen Identität der Volksmassen
in Rechnung stellen und wird nur so in der Lage sein, die antiimperialistischen
Elemente der islamischen Bewegung für sich zu gewinnen, während
sie deren reaktionäre Führungen überwindet.
Die arabische Nation muss einschließend konzipiert werden, das heißt,
sie muss ihrer kulturellen, nationalen und religiösen Vielfältigkeit
Rechnung tragen und nicht nur den nationalen Minderheiten Autonomie, sondern
auch den Minderheitenkonfessionen Freiräume zugestehen, ohne allerdings
die Einheit gegenüber dem Imperialismus infrage zu stellen. Entfremdet
man sich dieser Minderheiten unnötig, so können sie vom Feind als
Werkzeug benutzt werden. Der Nationenbegriff muss einen revolutionären
Inhalt erlangen, das heißt, die demokratische Volksmacht und die soziale
Gleichheit einschließen.
Dabei darf natürlich die Debatte um die Fragen des Übergangs zum
Sozialismus und der Gründe des Niedergangs aller bisherigen Versuche
nicht vergessen werden. Dazu bedarf es einer allarabischen leninistischen
Avantgardepartei, welche die ergebensten Intellektuellen mit den Avantgardeelementen
der verarmten Massen zu einer politisch-militärischen Kampforganisation
verschmilzt. Denn die antiimperialistische und revolutionäre Energie
der Massen kann noch so groß sein, ohne eine Partei kann sie nie zum
Sieg kommen – das hat das letzte halbe Jahrhundert nur zu tragisch
bewiesen.
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