JACQUES BREL
Vivre ce n`est pas sèrieux, ce n`est pas grave.
C`est une aventure, c`est presqu` un jeu.
Il faut fuir la gravitè des imbèciles....
Jacques Brel wurde am 8. April 1929 in Brüssel geboren, wo sein Vater eine Kartonagenfabrik betrieb. Nach entsprechender Ausbildung arbeitete Brel zunächst im väterlichen Unternehmen (1200 Arbeiter), gab aber mit 24 Jahren 1953 seine bürgerliche Existenz auf, ließ seine Frau Therese und seine drei Töchter Chantal, France und Isabelle in Brüssel zurück und ging nach Paris. Schon 1948 hatte Brel begonnen, Chansons zu dichten, jetzt wollte er sich ganz mit revolutionärem Elan dieser Kunstrichtung verschreiben.
"Ich schmeiße die Fenster der Fabriken ein" sagte der junge belgische Sozialist damals, doch zunächst kümmerte man sich wenig um sein Auftreten in Bistros und Avantgardelokalen (L'Ecluse, Patachou u.a.) oder etwa im Theatre des Trois-Baudets (53/54).
"Ich habe lange debütiert, fünf Jahre lang" (darunter auch mit einer Randrolle schon im "Olympia") sagte er einmal. In diese Zeit fällt auch eine Tournee mit Sydney Bechet durch die Provinz und durch Nordafrika (55) und ein Auftreten in der "Alhambra" (57). Wieder im "Olympia" in Paris, gelang ihm 1958 endlich der Durchbruch; es folgten Erfolge in der anderen großen Music-Hall von Paris, dem "Bobino" (59). Seither gehört B. zur Weltklasse der Chansonsänger. Ein "Orkan namen Brel wie ihn der "Figaro" einmal nannte, versetzte Zuhörer in aller Welt in Begeisterung.
1960 wurden bereits 150 000 Kurz- und 50 000 Langspielplatten verkauft. 1961 kam er im "Olympia" schon besser an als Sacha Distel und Johnny Halliday. Auch 1964 und 1966 gastierte B. wieder im Pariser "Olympia", dazwischen und danach wieder in der französischen und belgischen Provinz, in Montreal, Tokio und Moskau, in London (Albert Hall) und New York (Carnegie-Hall).
Über seine Art zu singen schrieb der "Spiegel": "Emphatisch und ungestüm wie ein singendes Tier hat sich der Belgier Brel seinem Publikum dargeboten. Brel grimassierte und fuchtelte, wenn er vors Publikum trat, und er sang dabei mit pathetischem Elan, mal frivol und salopp, mal larmoyant, oft verhalten, meist aggressiv und bisweilen auch mit sehr viel Geschmack fürs Makabre von seinem flämisch-flachen Land, vom Amsterdamer Hafen, von den Armen, den Kumpels, der Verlassenheit und der "nächsten Liebe", von "Marieke", "Clara", "Titine" und "Mathilde". Er verhöhnte - immer in ausverkauften Häusern und oft unter Polizeischutz vor allzu stürmischen Brel-Fans - in seinen skeptischen "Psychodramen mitvorbeugender Wirkung" die flämischen Nationalisten,... die bigotten alten Weiber... den Snobismus, die Intoleranz und besonders gern die biederen Bürger.." Sein Programm war eine ungewöhnliche physische Leistung, oft 45 Minuten Nonstopgesang erschöpften Saenger und Publikum. Auch im Hörfunk ist B. als Rezitator aufgetreten, so im "Idiot" von Dostojewski, mit einer Serie "Lettres d'amour" und einer Sendung unter dem Titel "En attendant Madeleine".
Titel seiner wichtigsten Chansons: "Ne me quitte pas", "la Valse a mille temps", "les Paumes du petit matin", "la Statue", "les Bourgeois", "les Biches", "Mathilde", "les Moribond", "les Bonbons", "Amsterdam", "les Bigotes", "les Flamandes", "Ces gens-la", "le Cheval", "Jacky", "Mon enfance", "Fils de". Fuer das Theatre de la Monnaie in Bruessel schrieb er die Oper "Le voyage dans la lune".
Im Herbst 1966 verkündete B. nach einem Tourneeprogramm von 440 000 Kilometern (1965 reiste er durch die Sowjetunion), dem Tourneebetrieb Lebewohl sagen zu wollen. "Ich will kein alter Saenger werden", meinte er.
1968 stand er zum letzten Mal in seiner eigenen französischen Fassung des Musicals "Der Mann von La Mancha" auf der Bühne. Gefilmt hat er noch bisweilen. 1967 stand er in dem Film "Wir sind alle Mörder" (Regie Andre Cayatte) vor der Kamera. Weitere Filme: "Mont-Dragon" (71) und "Die Filzlaus".
Nachdem Brel 1975 alle Brücken zum Show-Geschäft abgebrochen hatte und sich in der Südsee in Atuona auf den Marquesas-Inseln niederließ, umgab ihn ein wahrer Nebel von Gerüchten, kritischen Arztberichten und verklärender Schilderungen seines Inseldaseins.
Unerwartet kehrte Brel im September 1977 in ein Pariser Tonstudio zurück und besang eine LP unter dem Titel "Brel" mit 12 Chansons. Melancholie wechselte mit scharfer Anklage (beleidigte Flamen machten die Platte im Brüsseler Parlement zum Debattenthema), Tristesse ueber den Verlust eines Freundes löst sich in den Träumen vom Gottdasein oder in der Karriere eines Musikers auf.
Die Plattenfirma Barclay preßte 1,8 Mio. Platten und hatte Recht, denn ganz Frankreich feierte erneut den zuweilen fast mythisch verehrten Chansonnier. Zu seiner Fernsehpräsentation bot das französische Fernsehen sogar Sozialistenfuehrer Mitterrand auf, der sich als beschlagener Kenner Brels erwies. 1978 kam seine letzte Platte heraus.
Am 9. Okt. 1978 ist Brel im Alter von 49 Jahren in einer Klinik in Bobigny bei Paris an den Folgen eines Lungenkrebses gestorben.
DISCOGRAPHIE
Olympia '66
Der Schauspieler Brel (Bilder)
Das lyrische Werk
Grand Jacques
Der Mann von La Mancha
Nach Bob Dylan die zweite Legende
OLYMPIA Music-Hall
Brels Grab auf Hiva Hoa
Marquesas Inseln
Jacques Brel Links im Web
Brel 2003
Brel - Seite mit vielen Links
Texte
Videos
Musical mit Brel Songs
Jacques Brel´s Platten sind erhältlich bei:
Amazon Frankreich
Alapage (Franz. Buch- und Plattenversand)

Einzige deutschsprachige Biographie
Seite erstellt am 11.11.1997
Seite editiert am 15.4.2003
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