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Wir können etwas bewegen! Ein nachahmenswertes BeispielMelanie schrieb mir folgendes:
Ich hatte im letzten Jahr zwei Fehlgeburten und wurde von meinem Frauenarzt nach der ersten auch direkt zur Ausschabung geschickt. Deine Homepage habe ich erst einige Tage später entdeckt und fühlte mich betrogen. Versuche mit ihm darüber zu sprechen sind gescheitert. Ich bin schon ein kleines bißchen Stolz auf uns beiden!
Melanies Brief: Lieber Herr Dr. Z, ich schätze Sie als Arzt sehr und habe mich bei Ihnen immer gut aufgehoben gefühlt, auch wenn ich mich erst an Ihre wortkarge Art gewöhnen musste. Sie haben auch ein ganz tolles Team, zu dem man Ihnen echt gratulieren muss!
Wie Sie vielleicht noch wissen, hatte ich im letzten Jahr zwei Fehlgeburten. Als ich am 06.02.2007 bei einer Kontrolluntersuchung erfahren habe, dass das Herz von meinem Baby nicht mehr schlägt, habe ich Sie gefragt wie es jetzt weiter geht. Sie haben gesagt, dass es heute schon zu spät wäre; ich würde in der ambulanten Klinik jetzt niemanden mehr erreichen. Ich sollte morgen früh nüchtern bleiben, mich bei der ambulanten Klinik telefonisch anmelden und dann zur Ausschabung dort hin fahren. Das habe ich gemacht. Einige Tage später bin ich im Internet auf die Seite einer Frau gestoßen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, darüber zu informieren, dass nach dem Tod in der Frühschwan-gerschaft auch oft eine „kleine Geburt“ möglich ist und dass eine Ausschabung nicht zwingend sofort oder direkt am nächsten Tag gemacht werden muss (ein Auszug dieser Seite und das Faltblatt liegen bei). Heute sehe ich das anders – deshalb dieser Brief. Vor kurzem hatte eine gute Bekannte von mir auch eine Fehlgeburt und ich wollte ihr das Buch „Gute Hoffnung – jähres Ende“ von Hannah Lothrop – welches mir damals von vielen Seiten empfohlen wurde, leihen. Als ich noch mal einige Passagen durchgelesen hatte, musste ich wieder an die Gespräche mit Ihnen denken. Wie Sie in den beiliegenden kopierten Seiten nachlesen können, bin ich keine „sonderbare Frau, die alles immer ganz natürlich machen will“, sondern einfach jemand, der gerne selber nach entsprechenden Informationen, den für sich passenden Weg gewählt hätte. Ich habe im letzten Jahr von mehreren Frauen gelesen, die sowohl eine Ausschabung sowie eine „kleine Geburt“ in der frühen Schwangerschaft erleben mussten. Alle berichteten, dass sie den Tod ihres Babys nach der „kleinen Geburt“ besser verarbeiteten konnten. Ich hätte mich bei meiner dritten Schwangerschaft auch dafür entschieden, aber leider sprach zu der Zeit etwas anders dagegen. Aber es war meine Entscheidung und das war ok so. Ich hatte vier Tage um zu begreifen was wieder passiert war und um mich zu verabschieden. Bei der ersten Fehlgeburt im Februar war ich an einem Tag noch schwanger und himmelhoch jauchzend und am nächsten Tag war mein Bauch leer.
Sie haben mir auch mal als „Gegenargument“ gesagt, dass es Frauen bei denen Sie den Tod ihres Babys an einem Freitag feststellen, oft unerträglich erscheint, bis Montag mit der Ausschabung zu warten. Auch das ist, wie Sie ebenfalls nachlesen können, eine ganz normale erste Reaktion. Ich habe von etlichen Frauen gelesen, die nach der schrecklichen Diagnose so geschockt waren dass das, was der Arzt ihnen anschließend gesagt hat, gar nicht durchdringen konnte. Vielleicht wäre es hilfreich ein Infoblatt mit den wichtigsten Informationen zu erstellen und mitzugeben. Ich hoffe sehr, dass Sie die Zeit finden, die beiliegenden Seiten in Ruhe zu lesen. Sie werden es nicht „richtig“ verstehen können, da Sie das Gefühl ein Kind zu verlieren, zu dem Sie von Anfang an eine starke Bindung fühlen, nicht kennen. Aber Frau Lothrop hat es sehr gut beschrieben. Sie sprach mir in vielen Dingen aus der Seele. Für alle Ihre Patientinnen, die noch ein Baby verlieren werden, wünsche ich sehr, dass Sie die Anregungen aufnehmen und umsetzen.
Viele Grüße, |